Letzte Aktualisierung: 14.4.2018

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Facebookeintrag vom 12.2.2014

Genmais 1507 – Chance zum Farbe bekennen verpasst


Brüssel hat abgestimmt – über die Erlaubnis, den gentechnisch veränderten Mais 1507 in der EU anbauen zu dürfen. Das Ergebnis dieser Abstimmung: 1507 darf in Zukunft angebaut werden.

Deutschland hat sich bei dieser Abstimmung enthalten. In den Medien bedauern die meisten Politiker unserer Regierung diese Stimmenthaltung: »Man selber wäre selbstverständlich – wie ja auch die große Mehrheit der Bevölkerung (!) – gegen eine solche Anbaugenehmigung. Aber leider leider wäre es üblich, sich im Falle von Uneinigkeit enthalten ZU MÜSSEN«.

Zugegeben: Die 29 Stimmen der Bundesrepublik hätten »den Kohl auch nicht fett gemacht«, und das Ergebnis wäre auch mit einer Ablehnung von Deutschland nicht anders ausgefallen. Trotzdem ist wieder einmal die Gelegenheit verpasst worden, dass die von uns gewählten Vertreter so für uns gesprochen hätten, wie sie die Stimmen aus dem Volke laut und deutlich vernehmen.

Was kann wohl der Grund dafür sein, dass nicht Wohl und Wille der Bevölkerung – des Wahlvolks – entscheidend für diese EU-weite Entscheidung war? Wie leider immer wieder schmerzhaft zu erfahren, sind es offensichtlich eher die Begehrlichkeiten der Wirtschaft, die unsere Vertreter zu solchen Verhalten verleiten.

Und warum halte ich den Anbau von 1507 für bedenklich? Diese Maissorte ist mit Teilen des Genoms einer Bakterienart so verändert, dass er widerstandfähig gegen den Unkrautvernichter Glufonisat ist. Ich frage mich hier, ob es unschädlich für uns ist, wenn eine solche Chemikalie in unsere Nahrungskette gelangt – aber das war ja nicht Frage dieser Entscheidung. Außerdem ist 1507 giftig für die Larven des Maiszünzlers. Auch hier meine Bedenken, ob, was für den Maiszünzler giftig ist, für uns Menschen oder die Tiere, die diesen Mais (fr)essen, wohl so zuträglich oder zumindest unbedenklich ist. Das aber wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen, wenn Mensch und Tier als Versuchskarnickel den genveränderten Mais verzehren.

Neben den vielen Politikern, die angeblich gegen die Anbaugenehmigung von 1507 seien, seien es u.a. die Forschungsministerin und er Gesundheitsminister gewesen, die sich für eine Genehmigung ausgesprochen hätten. Dass eine Forschungsministerin gegen Beschneidungen für die »Fortschritte« der Wissenschaft ist, bedauere ich zwar, kann es aber in gewisser Weise noch nachvollziehen (was nicht heißt, dass ich das akzeptiere!). Dass aber unser GESUNDHEITSminister, der sich doch wenigstens der Unversehrtheit der ihm anvertrauten Menschen – genau genommen aber der GESUNDHEIT dieser Menschen – verpflichtet fühlen sollte, für das Rumfrickeln mit nicht kalkulierbaren Gesundheitsgefahren ausspricht, gibt mir sehr zu denken.

Und dass unsere Bundeskanzlerin, die allein durch die Stimmen der von uns gewählten Vertreter in ihr Amt gekommen ist, die »deutliche Stimme des Volkes« – des Volkes, für das sie Verantwortung tragen sollte – vom Tisch wischt, ist mehr als schade!

Leider haben wir diese Regierung mehrheitlich gewählt (ich zugegebenermaßen nicht – ich bekenne mich hier stolz und ausdrücklich zu meiner grünen Seele!) und müssen nun noch 3/12 Jahre damit leben. Aber die nächste Wahl kommt ja wieder. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass wir in Zukunft sorgsamer mit unserer Wahlstimme umgehen.

Unser Landwirtschaftsminister hat bereits verkündet, dass er den Anbau von 1507 ggf. im Alleingang für Deutschland stoppen will. Vorausgesetzt, er schafft dies wirklich, ist das ja ganz nett – ich denke aber, die Bienen, die die Pollen des in unseren Nachbarstaaten angebauten Genmais sammeln, an den Grenzen ebenso wenig Halt machen werden wie die Strahlung der in den dortigen Randgebieten stehenden störanfälligen Atommeiler. Und Handelsbeschränkungen für Genmais aus anderen EU-Staaten wird es sicherlich auch nicht geben. Ebenso wenig wie eine ehrliche Deklaration – das wird die Nahrungs- und Futtermittelindustrie schon zu verhindern wissen.

Trotzdem: Es wäre besser als nichts.

Lieber Herr Friedrich, ich wünsche Ihnen zu Ihrem Vorhaben von Herzen Mut und die Portion Durchsetzungsvermögen, die es bei ihrer dem Genmais sehr zugeneigten Chefin braucht. Meine Unterstützung haben Sie.

Herzliche Grüße
Doris Paas

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