Letzte Aktualisierung: 2.12.2022

Magen- und Darmbeschwerden

– ganzheitlich betrachtet
Grundsatz einer jeden ganzheitlichen Betrachtung ist es, die Ursache(n) einer Erkrankung zu ermitteln und möglichst zu beheben. Wenn dies nicht oder nicht in Gänze möglich ist, können Symptome einer Erkrankung behandelt werden. Aber auch, wenn eine ursächliche Behandlung vorgenommen wird, kann es erforderlich sein, begleitend während einer gewissen Übergangszeitspanne die Symptome der Erkrankung zu lindern, um Schmerzen oder sonstige unangenehme Begleiterscheinungen erträglich zu machen.

Diese Vorgehensweise unterscheidet die ganzheitliche Betrachtungsweise von der Schulmedizin, die häufig nur ein isoliertes Symptom sieht und dieses behandelt. Ganz oft bleibt die ursächliche und umfassende Betrachtung des Menschen als Ganzes unberücksichtigt oder erhält zumindest nicht immer das angemessene Gewicht.

So werden bei Magen- und/oder Darm-Beschwerden sehr oft lediglich eben nur der Magen oder der Darm betrachtet. Dass hier oft auch viele andere Zusammenhänge gesehen werden sollten – beispielsweise Fehlernährung und in den allermeisten Fällen auch Stress – wird häufig viel zu wenig beachtet. Somit setzen die ganzheitliche Betrachtung und die sich daraus ergebende Behandlung immer bei der Ermittlung möglichst aller in Frage kommenden Ursachen an – ist aber natürlich dadurch – zumindest auf kurze Sicht – auch sehr viel aufwändiger als die »rasche Verabreichung einer Tablette«.

Selbstverständlich kann eine Website nicht die Ursachensuche Ihrer individuellen Probleme übernehmen! Es können jedoch Anstöße gegeben werden, welche Bereiche Sie mit besonderer Aufmerksamkeit betrachten sollten, wenn Sie Magen- und/oder Darmbeschwerden haben.

Symptome

Die häufigsten Symptome von Magen- und/oder Darmproblemen sind folgende (alphabetisch geordnet):
• Abgehende Winde
• Aufstoßen
• Durchfall
• Erbrechen
• Koliken
• Krampfartige Magen- und/oder Darmschmerzen
• Magenschmerzen
• Sodbrennen
• Stuhldrang
• Übelkeit
• Versetzte Blähungen
• Verstopfung
• Völlegefühl
• Zu harter Stuhl
• Zu weicher (breiiger) Stuhl
 
Mögliche Ursachen

Ganz oben auf der Liste der möglichen Ursachen von Magen-/Darmbeschwerden jeder Art steht die Ernährung. Ungesunde Ernährung, einseitige Ernährung mit zu wenig Ballaststoffen, jedoch auch zu viele Ballaststoffe mit gleichzeitiger geringer Trinkmenge können problematisch sein. Aber auch der Verzehr von eigentlich gesunden und im Großen und Ganzen verträglichen Nahrungsmitteln kann zu ganz normalen Verdauungsbeschwerden führen, die allerdings aus gesellschaftlichen Gründen unterdrückt werden (müssen). Der Verzehr von Hülsenfrüchten führt bei den meisten Menschen zu Blähungen, die aber in der Öffentlichkeit (leider) nicht herausgelassen werden dürfen. Somit entwickeln sich schnell unangenehme Bauchschmerzen, wenn die Luft im Darm bleibt und diesen aufbläht.

Von Martin Luther kennen wir den Spruch »Ihr rülpset nicht, ihr furzet nicht – hat es euch nicht geschmacket?« Früher galt es also als Anerkennung der Köchin, wenn man die Luft hörbar herausließ. Heute zählt dies nicht mehr zum »feinen Benehmen« – man muss also eigentlich ganz natürliche Verdauungsvorgänge unterdrücken, was dann letztendlich richtige Beschwerden verursachen kann.

Zusätzlich zur Speisenauswahl können hektisches Essen zum Verschlucken größerer Luftmengen oder auch nachlässiges Kauen dazu beitragen, dass die Verdauung in Magen und Darm nicht reibungslos abläuft. Und natürlich spielt auch die Essenszeit eine große Rolle: Wenn spät abends noch schwere, große Mahlzeiten verzehrt werden, ist meist an einen guten Schlaf nicht mehr zu denken, weil das Essen »im Magen liegt«.

Auch Unverträglichkeiten oder Allergien der verschiedensten Nahrungsmittel können Ursache für Probleme sein, ebenso natürlich schwerere Erkrankungen wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Zöliakie, Divertikulitis oder aber auch bösartige Erkrankungen und viele weitere vom Arzt zu diagnostizierende Erkrankungen können belastende Probleme verursachen.

Und natürlich – und damit wären wir bei der ganzheitlichen Betrachtungsweise – kommen viele andere Bereiche in Frage, die das höchst empfindliche Verdauungssystem stören können: Hier sind vor allem seelische Belastungen zu nennen, Stress, der nicht ausreichend kompensiert werden kann, Zeitmangel auf der einen Seite genauso wie auf der anderen Seite Langeweile und/oder ein unbefriedigendes soziales Umfeld und viele weitere, für das seelische Gleichgewicht negative Faktoren. Das Verdauungssystem ist mit höchst sensiblen Nervenrezeptoren ausgestattet, die Störungen sofort weiter melden: Das so genannte Bauchhirn, also das Nervengeflecht rund um den Darm, registriert die verschiedensten Vorgänge und meldet diese an das Kopfhirn. Im besten Fall bekommen wir gar nichts von unseren Verdauungsvorgängen mit, aber wenn etwas aus dem Ruder läuft, nehmen wir die eigentlich völlig »im Dunklen« ablaufenden Abläufe wahr.

Bewegungsmangel ist eine weitere, sehr häufige Ursache von Verdauungsbeschwerden, denn wenn die äußere (Bauch-)Muskulatur nicht ausreichend bewegt und beansprucht wird, wird auch der Darm faul und kann seine Verdauungsarbeit nicht korrekt verrichten. Eine gute Verdauung basiert auch immer auf Bewegung: Der Darm ist ein muskulöser Schlauch, der sich rhythmisch bewegt, um so den Nahrungsbrei immer in Richtung Ausgang zu transportieren. Wird diese Muskulatur nicht (auch) von außen angeregt, stagniert die Darmperistaltik (Darmbewegungen) und der Darm »schläft ein«. Somit ist eine ausreichende körperliche Bewegung unbedingt erforderlich, um eine gesunde Verdauung zu gewährleisten.

Durch die körperliche Bewegung atmet man auch ganz automatisch richtig und tiefer, was eine bessere Sauerstoffversorgung zu Folge hat. Mangelnde Sauerstoffversorgung kann nämlich auch einer der Gründe für eine »schlechte« Verdauung sein.

Und ganz wichtig und nicht zu vergessen ist auch ein richtiges Trinkverhalten. Wenn Sie nicht genügend trinken – gemeint sind hier natürlich kalorienfreie oder -arme Getränke wie Wasser, Kräuter- und/oder Früchtetees oder auch Fruchtsaftschorlen – kann auch die Verdauung nicht richtig funktionieren. Bei einer unzureichenden Flüssigkeitsversorgung dürfen Sie sich nicht wundern, wenn der Stuhl hart und fest wird und Sie Verstopfung haben. Leider geht im Alter das Durstgefühl verloren, so dass gerade alte Menschen sehr häufig mit Verstopfungen zu kämpfen haben.

Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle auch der Missbrauch von Abführmitteln: Abführmittel führen immer zur Gewöhnung des auf diese Weise angetriebenen Darms. Nach und nach werden immer größere Mengen erforderlich, um die Verdauung auf diese Weise zu zwingen. Hier gibt es nur einen Rat: Finger weg von Abführmitteln! Eine gesunde, vollwertige Ernährung mit genügend Ballaststoffen, ausreichende Trinkmengen und ein vernünftiges Bewegungspensum reichen eigentlich immer aus, um zu einer gesunden Verdauung zu führen. Lediglich in ganz besonderen Ausnahme- und Krankheitsfällen kann die kurzfristige Gabe eines pflanzlichen Abführmittels auf Basis von Quellstoffen sinnvoll sein. Dies sollte ein verantwortungsvoller Arzt entscheiden. Einer Selbstverordnung von Abführmitteln sollte immer der Versuch der oben angeführten Ernährungs- und Verhaltensumstellung vorgezogen werden.

Auch Störungen im gesunden Gleichgewicht der Darmflora können rasch teilweise schwerwiegende Verdauungsprobleme hervorrufen. Insbesondere der Dickdarm ist von einer schier unbeschreiblichen Menge von Darmbakterien besiedelt – der so genannten Darmflora. Wenn also die verschiedensten Versuche erfolglos verlaufen, Verdauungsbeschwerden zu bessern, ist immer auch an eine Entgleisung der Darmflora zu denken, die dann mit geeigneten Mitteln saniert werden muss. Insbesondere kann dies der Fall nach einer Einnahme von Antibiotika sein, weil diese (an sich ja sehr segensreichen Medikamente) die Darmflora in Gänze stören oder sogar zerstören können. Nach einer solchen Therapie ist immer die Darmflora mit geeigneten Lebensmitteln und ggf. auch mit Nahrungsergänzungsmitteln (Probiotika) wieder zu sanieren.

Viele Medikamente führen sehr häufig zu Verdauungsbeschwerden. Schauen Sie immer auf die Packungsbeilage, ob dort unter den Nebenwirkungen Verdauungsbeschwerden angegeben sind. Wenn es sich um selbstverordnete Mittel handelt, sollten Sie genau abwägen, ob der Einsatz wirklich erforderlich und sinnvoll ist. Wenn es sich um eine Verordnung Ihres Arztes handelt, weisen Sie ihn beim nächsten Besuch auf Ihre Verdauungsbeschwerden hin und überlegen gemeinsam, ob hier eine Ursache liegen könnte und ob für das Medikament ggf. eine Alternative gefunden werden kann.

Warnhinweis: Häufig sind auch bakterielle Infektionen Ursache für Verdauungsbeschwerden, denn Bakterien können im Verdauungssystem Giftstoffe freisetzen, die den Darm zu heftigen Gegenreaktionen veranlassen. Jeder kennt mit Sicherheit »Montezumas Rache«, wenn man im Urlaub unsaubere Lebensmittel gegessen hat. Hier ist es ganz natürlich, dass der Darm versucht, diese schädlichen Stoffe schnellstmöglich und mit heftigen, teils wässrigen Durchfällen aus dem Körper zu entfernen. Diese »natürlichen Durchfälle« sind eine wichtige und richtige Reaktion des Körpers, die möglichst nicht unterdrückt werden sollte. Sie können jedoch versuchen, mit Aktivkohle oder Heilerde die Giftstoffe zu binden und unschädlich zu machen. Wenn jedoch – insbesondere bei Kindern – als Folge sehr heftiger Durchfälle die Dehydrierung (Austrocknung) und/oder Ausschwemmung von lebenswichtigen Mineralien droht, müssen sofort Gegenmaßnahmen getroffen werden. Solche Durchfälle gehören immer in die Hand eines Arztes.
 
Mögliche Behandlungsansätze

Es ist sehr häufig nicht einfach, einem bestimmten Beschwerdenkreis auch bestimmte Ursachen zuzuordnen. Oftmals können es die verschiedensten Ursachen sein, die ganz unterschiedliche Beschwerden auslösen. Manche Menschen reagieren auf ein und dieselbe Ursache mit ganz unterschiedlichen Symptomen, und das gleiche Symptom kann bei verschiedenen Menschen auch ganz unterschiedliche Ursachen haben. Somit können Sie Ihren Blick immer nur auf sich selbst richten und nur für sich selbst schauen, was eine mögliche Ursache für Ihre Beschwerden sein könnte, und welche Behandlungsmöglichkeiten für Sie die richtigen sind.

Aus dem Vorhergegangenen ergeben sich jedoch bereits viele mögliche Behandlungsansätze, aus denen Sie auswählen können, was Ihnen gut tut und was Ihnen vor allem auch Entspannung und Spaß bringt.
 
Führen eines Verzehrtagebuches

Wenn Ihre Verdauungsbeschwerden länger andauern, ist es hilfreich, ein Verzehrtagebuch zu führen. Sie können sich aus dem Downloadbereich kostenlos einen Vordruck herunterladen. Tragen Sie dann jedes Nahrungsmittel, alle Getränke und ggf. auch die Medikamente, die Sie einnehmen, in dieses Formular ein. Vergessen Sie nicht die kleinen Zwischenmahlzeiten und Snacks – alles muss protokolliert werden. Dazu vermerken Sie, zu welcher Uhrzeit und in welchen Mengen Sie gegessen oder getrunken haben. Sollten Beschwerden auftreten, tragen Sie diese bitte ebenfalls ein.

Beachten Sie bei der Herstellung eines Zusammenhangs zwischen Beschwerden und verzehrten Nahrungsmitteln, Getränken oder Medikamenten einen möglichen zeitlichen Versatz von 1/2 – 3 Stunden (ggf. sogar bis zu einem oder auch zwei Tagen).

Führen Sie dieses Tagebuch über einen Zeitraum von mehreren Wochen, damit Sie eine fundierte Grundlage für die Ursachensuche Ihrer Verdauungsbeschwerden haben. Auch bei einem Beratungs- oder Diagnose-Gespräch mit Ihrem Arzt kann dieses Tagebuch eine wertvolle Hilfe darstellen.

Denken Sie bei allen diesen Maßnahmen daran, dass Sie der/die Verantwortliche für Ihre Gesundheit und für Ihr Wohlergehen sind. Kein Arzt, Heilpraktiker, Ernährungs- oder Gesundheitsberater kann Ihnen diese Verantwortung abnehmen. Und es ist doch ein wunderbares Gefühl, dass Ihre Gesundheit in Ihren eigenen Händen liegt. Betrachten Sie Ihren Behandler als willkommenen Ratgeber – die Verantwortung und Entscheidungsgewalt liegt jedoch in Ihrer Hand. Somit sollten Sie natürlich auch alle Möglichkeiten und Instrumente nutzen, die Sie selbst haben. Das Führen eines Verzehrtagebuches und eine gründliche Selbstbeobachtung sind hier die vorrangigen Mittel, auf Grundlage derer Sie dann eine kompetente Beratung auf Augenhöhe einholen können. Entwickeln Sie dabei ein gutes Verhältnis und Vertrauen zu Ihrem eigenen Körper.
 
Abklärung organischer Ursachen

Bei länger andauernden Beschwerden – gleich welcher Art – sollte immer ein Arzt aufgesucht werden, der abklärt, ob schwerwiegende Ursachen vorliegen könnten. In den meisten Fällen wird er Sie beruhigen können, auch durch die Aussage, dass eben nichts »Schlimmes« vorliegt.

Immer hilfreich ist hier das Mitbringen eines Verzehrtagebuches, das Sie über einige Wochen geführt haben. Der Arzt kann hier wertvolle Hinweise finden, die ihm die Diagnose oder auch den Ausschluss von Krankheiten erleichtern.
Sollten tatsächlich schwerwiegende Erkrankungen vorliegen, wird der Arzt die schulmedizinisch erforderlichen Behandlungen vorschlagen und verordnen.

In der überwiegenden Mehrheit jedoch wird der Arzt keine schlimmen Erkrankungen diagnostizieren und Sie vielleicht mit mehr oder weniger allgemeinen Ratschlägen nach Hause schicken. Wenn Sie Glück haben, empfiehlt er Ihnen pflanzliche Naturarzneimittel oder Naturheilmethoden. Diese müssen Sie übrigens immer selber bezahlen, denn die Krankenkassen übernehmen keine Mittel gegen »Befindlichkeitsstörungen«, als die teilweise auch schwerere Magen-/Darm-Probleme eingestuft werden. Seltener wird der Arzt wirklich nach den Hintergründen forschen, somit bleibt die Suche nach den Ursachen Ihrer Beschwerden meist in Ihrer eigenen Hand.
 
Ernährung betrachten

Da eine der häufigsten Ursachen von Verdauungsbeschwerden eine unangepasste Ernährung ist, gilt es, Ihre Nahrung daraufhin abzuklopfen, ob und in welchem Umfang Ihre Lebensmittel für die Verdauungsprobleme verantwortlich sein könnten. Dazu ist es hilfreich ein Verzehrtagebuch zu führen (siehe oben). Mit diesem Aufzeichnungen werden Zusammenhänge rasch klar, und Sie können durch eine Umstellung Ihrer Ernährung austesten und letztendlich erreichen, beschwerdefrei zu werden.

Priorität bei der Auswahl der Kostform hat in den allermeisten Fällen eine gesunde, vollwertige Kostform mit möglichst vielen naturbelassenen, vollwertigen Lebensmitteln. Am günstigsten für eine gesunde Verdauung sind überwiegend pflanzliche Nahrungsmittel, teils schonend gegart, teils aber auch roh verzehrt. Zusätzlich können Fisch, Milch, Eier und ein wenig hochwertiges Fleisch wertvolle Eiweißlieferanten sein. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) propagierte Maxime »Fünf am Tag« hat ihre Berechtigung: Verzehren Sie jeden Tag neben anderen vollwertigen Nahrungsmitteln fünf Portionen (Hände voll) Obst und Gemüse – dies ist im Allgemeinen der beste Garant für Ihre Gesundheit und beschwerdefreie Verdauung.

Aber nicht immer ist hier die landläufig unter »gesunder Ernährung« verstandene Kostform das Richtige. Es gibt Fälle von Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten oder Nahrungsmittel-Allergien, wo eben gerade solche Nahrungsmittel Beschwerden verursachen. Um diese Fälle auszuschließen, lassen Sie sich im Verdachtsfall zu einem qualifizierten Gastroenterologen (Facharzt für Magen- und Darmerkrankungen) überweisen, der mit standardisierten Tests abklären kann, ob Unverträglichkeiten oder Allergien vorliegen. Auch hier gilt übrigens immer, dass ein zuvor geführtes Verzehrtagebuch sehr hilfreich ist.

Oftmals sind es jedoch nicht bestimmte Lebensmittel, die Probleme machen, sondern die Zubereitungsform oder auch die Menge, in der bestimmte Lebensmittel verzehrt werden. Auch kann die Tageszeit, zu der ein und dasselbe Lebensmittel gegessen wird, ausschlaggebend sein, ob und in welcher Ausprägung Beschwerden auftreten.

Auch bestimmte Vorlieben können (mit) verantwortlich sein, ob und wie Lebensmittel vertragen werden. Diese Vorlieben sind typabhängig, und nicht jeder mag alle als »gesund« geltenden Lebensmittel. Hören Sie in einem gewissen Rahmen auch auf sich und Ihren Appetit. Dabei ist es natürlich sinnvoll, aus der Palette der »gesunden« Nahrungsmittel zu wählen, jedoch darf auch ab und an eine »kleine Sünde« erlaubt sein. Auch das seelische Wohlbefinden muss gestreichelt werden, und jeder verkniffene Fanatismus (»das ist aber verboten!«) kann auch Verdauungsbeschwerden erzeugen. Schauen Sie jedoch genau hin, ob und in welchem Ausmaß eine solche vereinzelte, aber genossene »Sünde« Folgen nach sich zieht.

Entwickeln Sie ein Fingerspitzengefühl dafür, was Ihnen gut tut oder Ihnen Probleme bereitet und haben Sie Vertrauen in sich und Ihre Beobachtungsgabe. Kein Arzt kann Ihnen diese Selbstbeobachtung abnehmen.
 
Darmsanierung

Wie bereits oben erwähnt, gibt es in unserem Darm Millionen von Mitbewohnern: nützliche, aber auch krank machende Darmbakterien und Pilze, manchmal sogar unerbetene Würmer oder sonstige Parasiten. Für eine robuste Gesundheit und ein funktionierendes Immunsystem (80% unseres Immunsystems befindet sich im Darm) ist eine gesunde Balance zwischen den »guten« und den »bösen« Mikroorganismen erforderlich. Die guten sorgen dafür, dass die bösen nicht überhand nehmen, besetzen die Darmschleimhaut und verwehren den bösen den Durchtritt zwischen den Schleimhautzellen hindurch ins Innere des Körpers. Somit kann eine ausgewogene Darmflora verhindern, dass wir ernstlich erkranken.

Entgleist dieses Gleichgewicht und nehmen die schädlichen Keime überhand, hat dies ernsthafte Folgen für unsere Gesundheit. Leider sind die krankmachenden Keime wesentlich robuster als die gesundheitsfördernden – bei einer Antibiotikatherapie beispielsweise gehen vorrangig die nützlichen Keime zugrunde. Dann haben die schädlichen Keime »Oberwasser«: auch diese wurden zwar dezimiert, aber erstens nicht in einem angemessenen Maße und zweitens sind sie schneller in der Lage, sich aus eigener Kraft zu regenerieren. Auch verschiedenste Krankheiten können dafür verantwortlich sein, dass die Darmflora entgleist – bei Verdauungsstörungen sollte deshalb immer auch an die Darmflora gedacht werden.

Ein einmal entstandenes Ungleichgewicht zwischen guten und schlechten Mikroorganismen braucht lange Zeit sich zu regenerieren, d.h. bis die förderliche Balance einer gesunden Darmflora wieder hergestellt ist. Bitte lesen Sie hierzu die Beiträge »Pflege der Darmflora« und »Sanierung der Darmflora«.
 
Stress ausschalten oder kompensieren

Unser Darm ist ein höchst empfindlicher Empfänger für seelische Probleme: Kinder, die noch zu klein sind, Schmerzen oder Probleme genau zu beschreiben, haben immer »Bauchschmerzen«, und auch wir sprechen im übertragenen Sinne davon, dass uns ein Problem »Bauchschmerzen bereitet«.

Somit muss nicht immer die Ernährung oder eine Darmerkrankung daran Schuld sein, wenn wir Verdauungsprobleme haben. Stress – und damit ist der so genannte Disstress gemeint, also der schlechte Stress (im Gegensatz zu gutem Eustress, der uns Anregung und Anreiz ist) – kann sich ganz gewaltig auf unsere Verdauung und damit auf unser Wohlbefinden auswirken: »Wir machen uns vor Angst in die Hosen« ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie sich Angst auf unsere Verdauung auswirken kann. Aber nicht nur Durchfall oder zumindest Stuhldrang können Folge von Stress sein, auch Verstopfung oder eben Bauchschmerzen können Folgen von übermäßigem Stress sein. Nicht jede unangenehme, kurzfristige Überlastung muss gleich automatisch zu Verdauungsproblemen führen, bei lang andauerndem Stress jedoch ist dies sehr häufig der Fall.

Es ist deshalb sehr wichtig, auf sich zu achten, Stress nach Möglichkeit zu minimieren und erträglich zu machen. Falls dies nicht möglich ist, sorgen Sie dafür, größeren Stress zu kompensieren. Hier bieten sich diverse Entspannungstechniken an: Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Chi Gong (Quigong), Atemübungen und viele andere Techniken, die Sie beispielsweise in Volkshochschulkursen erlernen können, sind gut geeignet, Stress entgegenzuwirken.

Aber auch jede Art von Bewegung baut Stress ab: Spaziergänge, Radfahren, Schwimmen, (Nordic) Walking oder Joggen und viele andere Sportarten helfen, Stresshormone unschädlich zu machen. Aber denken Sie daran: Sport soll immer Spaß machen. Suchen Sie sich also »Ihre« Sportart aus und betreiben Sie diese moderat, denn Leistungssport oder Überanstrengung bewirken das genaue Gegenteil: noch mehr Stress.
 
Seelische Problemfelder betrachten

Neben Stress, der (zeitlich begrenzt) auf Sie und Ihre Darmgesundheit einwirken kann, gibt es auch seelische Belastungen, die – akut oder in der Vergangenheit – Spuren hinterlassen, die auch das Verdauungssystem beeinträchtigen. Hören Sie hier in sich hinein, ob solche Gründe vorliegen könnten und versuchen Sie, diese aufzuarbeiten, ggf. auch mit professioneller Hilfe. Schwere Traumata aus der Vergangenheit, u.U. tief in Ihrem Inneren vergraben, können sich ganz gravierend (auch) auf die Verdauung auswirken. Ziehen Sie eine solche Möglichkeit immer in Betracht und schämen Sie sich nicht, hier Hilfe einzufordern. Es ist nicht ehrenrührig, seelische Probleme zu haben und stellt Sie nicht in die »Psycho-Ecke«.

Schade wäre es nur, wenn Sie sich die Chance zur Aufarbeitung und damit zur Gesundung von Körper und Seele versagen würden.
 
Naturheilmethoden zur Linderung von Symptomen

Es gibt auch bei der ganzheitlichen Betrachtungsweise von Magen-/Darmproblemen Situationen, in denen eine ursächliche Behandlung nicht (gänzlich) möglich oder sofort wirksam ist. Somit kann es auch bei der ganzheitlichen Herangehensweise erforderlich sein, Störungen symptomatisch zu behandeln und zu lindern, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem die ursächliche Behandlung Wirkung zeigt.

Für diese Linderung von Symptomen sind viele Naturheilmethoden ganz hervorragend geeignet. Dabei muss natürlich die Art der Symptome betrachtet werden: Durchfall wird anders bekämpft als Verstopfung, und bei Bauchschmerzen sollten Sie genau in sich hinein hören, wo ein Grund liegen könnte: Haben Sie zuviel oder das Falsche gegessen oder haben Sie Blähungen, die die Darmwände dehnen und zu Schmerzen führen?

Es gibt einige probate Mittel, die Ihnen in vielen Fällen helfen können, wobei Sie immer nur das Mittel oder die Methode anwenden sollten, die Ihnen gut tut. Es gibt neben verschiedenen pflanzlichen Mitteln (Phytotherapeutika) auch Wärme- oder Kälteanwendungen, aber auch die Nahrungskarenz, also das vorübergehende komplette Weglassen von Nahrung kann in vielen Fällen eine Besserung bewirken. Und natürlich gibt es viele weitere Anwendungen, die die Symptome von Verdauungsbeschwerden lindern können.

Hinweis: Bei der Auswahl von homöopathischen Mitteln, die frei in Apotheken verkäuflich sind, kommt es immer auf die Begleitumstände und die genaue Konstitution an. Lassen Sie sich hier von einem spezialisierten Arzt oder auch einem Heilpraktiker beraten. Mit einiger Erfahrung ist es auch möglich zu versuchen, das »passende« Mittel selbst herauszufinden. Eine empfehlenswerte Website ist die www.homoeopathie-liste.de. Es gibt allerdings ein paar Standard-Mittel, die sich in vielen Fällen als hilfreich erwiesen haben. Legen Sie die hier gemachten Vorschläge am besten Ihrem Behandler vor.

Hinweis: Alle aufgeführten Naturheilmittel und -methoden sind nur zur vorübergehenden Linderung von Symptomen geeignet. Zur Dauerbehandlung und Therapie der Ursachen sind diese Mittel nicht gedacht. Bei länger andauernden Beschwerden suchen Sie unbedingt einen Arzt auf.

Im Folgenden werden einige Mittel vorgeschlagen und diese nach den bereits aufgeführten (alphabetisch geordneten) Symptomen sortiert:

Abgehende Winde
Phytotherapeutika: Tee von Fenchel, Kümmel und Anis
Sonstiges: Bewegung

Aufstoßen
Sonstiges: Nahrungskarenz, Heilerde

Durchfall
Homöopathika: Okoubaka D6
Sonstiges: Nahrungskarenz, Heilerde, Aktivkohle, viel trinken
Wichtig: Bei Ausbleiben einer Besserung zum Arzt gehen!

Erbrechen
Sonstiges: Nahrungskarenz, ggf. schluckweises Trinken von kaltem oder lauwarmem Wasser (je nach Verlangen), Wärmeanwendung auf dem Bauch, Ruhe
Wichtig: Bei Ausbleiben einer Besserung zum Arzt gehen!

Koliken
Homöopathika: Okoubaka D6
Sonstiges: Nahrungskarenz, Atemtechniken, Ruhe!
Wichtig: Bei Ausbleiben einer Besserung zum Arzt gehen!

Krampfartige Magen- und/oder Darmschmerzen
Phytotherapeutika: Kamillentee, Kümmel- uns/oder Fenchelsamen (als Tee oder gekaut), Pfefferminztee
Homöopatika: Atropinum sulfuricum D4, Magnesium carbonicum D6
Sonstiges: Nahrungskarenz, Wärmflasche, warme Leibwickel, ggf. sanfte Bauchmassage (immer im Uhrzeigersinn!)
Wichtig: Bei Ausbleiben einer Besserung zum Arzt gehen!

Magenschmerzen
Phytotherapeutika: Leinsamenschleim (Reformhaus), Kamillentee
Sonstiges: Warme Leibwickel, Wärmflasche, ggf. sanfte Bauchmassage, Heilerde

Sodbrennen
Phytotherapeutika: Haferschleim, Essen von 5 Haselnüssen, Leinsamenschleim (Reformhaus), Kartoffelpresssaft
Sonstiges: Wasser trinken

Stuhldrang
Sonstiges: Stuhltraining (immer gleiche Uhrzeit wählen und genügend Zeit lassen)

Übelkeit
Phytotherapeutika: lauwarmer, dünner Schwarztee (ungezuckert, schluckweise trinken), Ingwer (als Tee oder gekaut - Vorsicht, scharf!), Muskat
Homöopathika: Nux vomica D6
Sonstiges: Nahrungskarenz

Versetzte Blähungen
Phytotherapeutika: Fenchel-, Kümmel- und Anissamen (als Tee oder gekaut), Kurkuma, Muskat
Sonstiges: Bewegung, ggf. sanfte Bauchmassage

Verstopfung
Phytotherapeutika: Flohsamen, 1-3 ungeschwefelte Backpflaumen
Sonstiges: Bewegung, viel trinken, Bauchmassage, bei hartnäckiger Verstopfung Einlauf oder Soleklistier (Apotheke)
Wichtig: kein Abführmittel!

Völlegefühl
Phytotherapeutika: Artischockensaft, Enzianwurzeltinktur, Kurkuma
Sonstiges: Nahrungskarenz

Zu harter Stuhl
siehe Verstopfung

Zu weicher (breiiger) Stuhl
Phytotherapeutika: Flohsamen


 
Beratung

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Bitte informieren Sie sich unter dem Menüpunkt »Praxis«.





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