Letzte Aktualisierung: 1.3.2024

Vitamine und Mineralstoffe

nützlich oder überflüssig?
»Vitamine und Mineralstoffe sind gesund«, das weiß man. Gemeint waren damit ursprünglich die Vitamine und Mineralstoffe, die natürlicherweise in unserer Nahrung enthalten sind. Soweit ist dem nichts hinzuzufügen.

Vitalstoffe

Gesunde, frische Lebensmittel enthalten die gesamte Palette der bisher bekannten Vitamine, Mineralien in Form von Mengen- und Spurenelementen; und die pflanzlichen Lebensmittel darüber hinaus auch noch jede Menge der so genannten »sekundären Pflanzenstoffe«, deren genaue Wirkungsweisen teilweise noch gar nicht abschließend untersucht worden sind. Alle diese Substanzen werden unter dem Begriff »Vitalstoffe« zusammengefasst. Diese wertvollen Nährstoffe sind – zumindest nach westlicher Lehre – für die Gesundheit unverzichtbar, denn alle Stoffwechselvorgänge benötigen Vitalstoffe. Keine Funktion eines lebenden Organismus kann auf Dauer ohne diese Stoffe ordnungsgemäß ablaufen und mit den anderen Prozessen des Lebens ineinandergreifen.
 
Mangelerscheinungen

Fehlen einzelne Vitamine oder Mineralien oder sind sie nur in unzureichender Menge vorhanden, folgen früher oder später Mangelerscheinungen, die teilweise sogar lebensbedrohliche Ausmaße annehmen können.

Nehmen wir als Beispiel den Vitamin C-Mangel: Wir erinnern uns an die Erkrankung der Seeleute, die sich in früheren Zeiten nur von Schiffszwieback ernährten. Am Ende der Reise wurde die Besatzung schwach und krankheitsanfällig, das Zahnfleisch begann zu bluten, und die Zähne fielen aus. Diese Krankheit heißt Skorbut, die im Extremfall sogar zum Tode führen kann. Sie wird durch einen Mangel an Vitamin C hervorgerufen. Da wir heute den Zusammenhang kennen, kann diese Mangelerkrankung mit dem Verzehr von frischem Gemüse und Obst verhindert werden.

Ein weiteres Beispiel ist der Eisenmangel: Nicht nur das Blut, das u.a. für den Transport von Sauerstoff aus den Lungen zu allen Körperzellen und natürlich auch zum Gehirn verantwortlich ist, kann bei Eisenmangel dieses Gas nicht mehr in ausreichender Menge transportieren, da Eisen ein Hauptbestandteil der roten Blutkörperchen ist. Neben daraus resultierendem Leistungsabfall, Müdigkeit, Belastungs-Kurzatmigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten treten vielfältige weitere Symptome auf wie Haarausfall, brüchige Nägel, Schleimhautdefekte und viele andere.

Die Liste dieser Beispiele ließe sich beliebig weiterführen, denn jeder Vitalstoff – bekannt oder noch unerforscht – ist für eine ganze Reihe von Funktionen verantwortlich, und ihre fein aufeinander abgestimmte Zufuhr ist unbedingt erforderlich, um gesund und leistungsfähig zu bleiben.
 
Synthetische Vitamine

Nach der Erfindung der synthetischen – also künstlichen – Vitamine und der Isolierung der Mineralstoffe hat sich mittlerweile eine umfangreiche Industrie gebildet, die uns eine Vielzahl von Präparaten mit Vitaminen und Mineralstoffen anbietet. Dabei machen sich die Hersteller nicht nur den oben erwähnten Grundsatz zunutze, Vitamine und Mineralstoffe seien gesund und unverzichtbar. Für jede Krankheit bzw. für deren Vorbeugung werden Mittel angeboten, und Vitamine und Mineralstoffe sind – im wahrsten Sinne des Wortes – in aller Munde. Auch unsere eigene Bequemlichkeit unterstützt diese Entwicklung: Es erscheint vielen einfacher, rasch eine künstliche Pille einzunehmen, als eine gesunde Mahlzeit zuzubereiten.
 
Nahrungsergänzungsmittel

Schauen wir uns einmal genauer an, wie es in der derzeitigen Wirklichkeit aussieht: In jeder Apotheke, Drogerie und sogar in jedem Supermarkt werden mannigfaltige Nahrungsergänzungsmittel (NEM) mit Vitaminen und/oder Mineralstoffen angeboten – als Brausetablette, als Kapsel oder Kautablette, als Saft oder Pulver – Sie haben die große Auswahl. Diese Präparate sind im wahrsten Sinne des Wortes sehr reichhaltig! Lesen Sie ruhig einmal die Packungsbeilage, auf der die einzelnen Stoffe und der jeweilige Prozentsatz des (von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ermittelten) Tagesbedarfs aufgeführt sind. Eigentlich sollte es da doch nachdenklich machen, wenn ein bestimmtes Vitamin den Tagesbedarf nur zu 15% deckt, ein anderes im gleichen Präparat aber zu 400%! Man könnte meinen, dass hier willkürlich etwas in der »Giftküche« zusammengemischt wird, dessen Sinnhaftigkeit sich dem gesunden Menschenverstand aber nicht erschließt.

Weltweit werden jährlich viele Tausend Tonnen (einige Quellen sprechen von bis zu 200.000 Tonnen!) synthetische Vitaminpräparate produziert. Bereits dies ist ein großer Kuchen, von dem sich viele Hersteller ihren Teil abschneiden wollen – und der Kuchen kann scheinbar aufgrund der Leichtgläubigkeit des Verbrauchers immer noch vergrößert werden. Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Nahrungsergänzungsmittel – und welche Grundsätze gilt es zu beachten«.

 
Angereicherte Nahrungsmittel

Und nicht nur Nahrungsergänzungsmittel, sondern auch schon fast jedes »normale« Nahrungsmittel, das aus industrieller Herstellung stammt, ist heute mit Vitaminen und/oder Mineralstoffen angereichert, um den Absatz der Produkte zu steigern. Werbeslogans wie »enthält Vitamin C« oder »angereichert mit gesundem Kalzium« sollen den Kunden suggerieren, sie täten sich und ihrer Gesundheit etwas Gutes.

Zu allem Überfluss mischen viele Hersteller teilweise ein Vielfaches der auf den Etiketten angegebenen Vitaminmengen in ihre Produkte, weil sich Vitamine durch Licht und Luft abbauen und die Nahrungsmittel aufgrund gesetzlicher Bestimmungen auch noch beim Erreichen des Verfallsdatum die ausgelobten Mengen enthalten müssen. Verzehren Sie das Produkt jedoch frisch aus dem Werk, können da schon ganz erkleckliche Mengen zusammenkommen – insbesondere, da ja heute schon, wie erwähnt, fast jedes industriell hergestellte Nahrungsmittel solche Zugaben enthält – vom Saft über die Margarine bis hin zur Wurst und leider auch die extra für Kinder hergestellten Produkte. Sie laufen Gefahr, hierbei in der Summe viel mehr Vitamine und Mineralstoffe aufzunehmen, als Ihnen gut tut. Die Stiftung Warentest hat in der Ausgabe 3/2012 ermittelt, dass der Gehalt in einigen Multivitaminsäften so hoch ist, dass bereits mit einem Glas der Bedarf der ausgelobten Vitamine den Tagesbedarf deckt. Trinkt man zwei oder gar drei Gläser Saft, kann es schnell zu erheblichen Überdosierungen kommen – abgesehen vom Ungleichgewicht durch die in diesen Säften nicht enthaltenen Stoffe.
 
Healthclaims

Eine – eigentlich zum Schutze des Verbrauchers geschaffene – gesetzliche Vorschrift erlaubt es Produzenten nur dann, einem industriell hergestellten Nahrungsmittel einem gesundheitlichen Mehrwert zuzusprechen, wenn dieser wissenschaftlich bewiesen ist. Werden solche Nahrungsmittel mit Zusätzen versehen, deren Nutzen nicht bewiesen wurde, ist es verboten, dieses Produkte mit besonderen gesundheitlichen Wirkungen zu bewerben.

Mixt man jedoch einen einzigen Stoff bei, der wissenschaftlich erforscht wurde, darf man dem ganzen Produkt gesundheitsfördernde Eigenschaften andichten. Und hier bieten sich die Vitamine und Mineralstoffe in idealer Weise an: Einen Joghurt beispielsweise, dem man allein probiotisch wirkende Bakterien zugesetzt hat, dürfte man nicht damit bewerben, dass er gut für den Darm wäre (ob das so ist, lasse ich an dieser Stelle mal dahingestellt), eben weil der Nutzen des Probiotikums nicht wissenschaftlich bewiesen ist.

Fügt man jedoch ein wenig Zink hinzu oder Vitamine, die bereits wissenschaftlich erforscht sind, darf dieser Joghurt als förderlich für die Verdauung beworben werden. Dies eröffnet den Herstellern die Möglichkeit, die gesetzlichen Vorschiften elegant zu umgehen, das »gesunde« Produkt in der Regel flugs sehr viel teurer zu verkaufen und sich so die Gewinntaschen reichlich zu füllen – und den Verbraucher an der Nase herumzuführen.
 
Probleme durch Überdosierung

Eine Überdosierung von Vitaminen und Mineralstoffen kann in schlimmsten Fällen zu schweren Nebenwirkungen führen. Bei den Vitaminen sind es insbesondere die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K, die im Fettgewebe gespeichert werden und so auf Dauer Nebenwirkungen erzeugen können. Die wasserlöslichen Vitamine C und die Vitamine der B-Gruppe werden leichter ausgeschieden, können auf diesem Wege aber ebenfalls Organe schädigen. Auch überdosierte Mineralstoffe können teilweise sehr schädlich sein und den Organismus vergiften.

Auch für Probleme durch Überdosierungen möchte ich hier nur einige wenige Beispiele aufführen: Ein Zuviel an Vitamin C führt zu Durchfällen, überdosiertes Eisen günstigstenfalls zu Verstopfung. Das sind natürlich relativ harmlose Folgen, es gibt jedoch auch sehr viel gravierendere: Schon eine geringe Überdosierung beispielsweise von Vitamin A kann zu Missbildungen bei Ungeborenen oder auch zu einer Fehlgeburt führen – und es gibt diverse weitere sehr schwerwiegende Nebenwirkungen, die man nicht riskieren sollte.

Vor allem die Einnahme der so genannten »Multivitaminpräparate« oder der »A-Z«-Präparate, die alle Vitamine und Mineralstoffe enthalten, ist völlig überflüssig und fördert die Gesundheit nicht. Am besten vermeiden Sie deshalb auch den Verzehr von mit Vitaminen und/oder Mineralstoffen angereicherten Nahrungsmitteln, denn hier ist die Gefahr der Unausgewogenheit oder sogar einer Schädigung der Gesundheit zumindest nicht ausgeschlossen.

Insbesondere bei Lebensmitteln und Säften, die extra für den Verzehr von (Klein-)Kindern hergestellt werden, sollten Sie Produkte in den Regalen stehen lassen, die mit einem Zusatz von (künstlichen) Vitaminen und Mineralien beworben werden. Natürlich enhalten Konserven wie die »Gläschen«, die gerade berufstätigen Eltern eine Menge Arbeit abnehmen und Zeit sparen, weniger Vitalstoffe als schonend und frisch selbst gekochtes Essen. Mit der entsprechenden Mischung aus Gläschenkost und frischem Obst und Gemüse ist jedoch auch bei einem knappen Zeitbudget eine gesunde Versorgung mit allen natürlichen Nährstoffen gewährleistet.
 
Orthomolekulare Medizin

Unter der Bezeichnung »Orthomolekulare Medizin« greift seit einigen Jahren eine Praxis unter Ärzten und Heilpraktikern um sich, bei der Höchstmengen an Vitaminen, Mineralstoffen und bestimmten Proteinbausteinen (Aminosäuren) zur Behandlung von Krankheiten verabreicht werden. Besonders darauf hinweisen muss man dabei auch, dass die verabreichten Stoffe fast ausschließlich aus synthetischer Herstellung und nicht aus natürlichen Quellen stammen. Die auch als »Megavitamintherapie« bezeichnete Orthomolekulare Medizin wird insbesondere auch bei Krebserkrankungen eingesetzt, ist sehr kostenintensiv, muss vom Patienten selbst bezahlt werden und bringt dem Behandler viel Geld ein.

Diese Therapieform wird sehr kontrovers diskutiert und ist in keinster Weise anerkannt. Mit dem Wissen über Schäden durch Überdosierungen halte auch ich persönlich eine solche »Therapie« für höchst problematisch. Ich möchte jedoch im gleichen Atemzug betonen, dass die meisten Erkrankungen durchaus von einer guten Versorgung mit natürlichen Vitalstoffen profitieren.
 
Für und Wider

Trotz aller Bedenken kann der Einsatz von Nahrungsergänzungen mit Vitaminen und/oder Mineralstoffen aber in bestimmten Fällen berechtigt sein, und ich möchte an dieser Stelle einmal versuchen, das Für und Wider solcher Präparate zu beleuchten und abzuwägen, was sinnvoll und wirklich gesund ist und was nicht.

Vitamine und Mineralstoffe kann unsere Körper nicht selbst bilden, so dass wir diese Vitalstoffe mit der Nahrung aufnehmen müssen. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Das Vitamin D kann unser Körper – zumindest zum Teil – selber bilden. Hierzu aber ist Sonnenlicht erforderlich, das in ausreichender Menge und unter bestimmten Voraussetzungen (u.a. der Einstrahlwinkel) in unserer Haut gebildet werden kann. In sehr sonnenreichen Gegenden (um den Äquator) reicht diese Bildung allemal aus, in sonnenärmeren Gebieten versorgt sich der Körper mit dem zusätzlichen Vitamin D aus der Nahrung. Nur bei ungünstigen Bedingungen (zu wenig Sonne, unzureichende Nahrung, Darmerkrankungen oder bestimmte Bekleidungsvorschriften) kann eine Ergänzung durch geeignete Präparate sinnvoll sein. Bitte lesen Sie hierzu unbedingt auch den Beitrag »Vitamin D und Sonne«.

Noch einmal zur Wiederholung und zur Bekräftigung: Vitamine und Mineralstoffe sind für eine gesunde Ernährung unverzichtbar. Wir hier bei uns sind in der glücklichen Lage, das ganze Jahr über auf ein riesiges Angebot der verschiedensten frischen Nahrungsmittel zugreifen zu können, die unseren Vitalstoffbedarf aus natürlichen Quellen in mehr als ausreichender Menge decken. Somit stellt sich normalerweise gar nicht die Frage nach einer zusätzlichen Zufuhr und Ergänzung durch Präparate!

Bei einer abwechslungsreichen gesunden Ernährung braucht man sich keine Gedanken um die Versorgung mit Vitalstoffen zu machen. Es ist auch völlig unnötig, sich mit Tabellen und der Frage zu beschäftigen, welches Vitamin oder welcher Mineralstoff in welcher Menge erforderlich ist und in welcher Menge diese Stoffe in welchen Nahrungsmitteln enthalten sind. Vertrauen Sie der Natur und stellen Sie Ihren Speisezettel am besten nach der Regel »5 Portionen am Tag« zusammen: Diese besagt, dass Sie jeden Tag 5 Portionen – jeweils eine Handvoll – frisches Gemüse oder Obst zu sich nehmen sollten – teilweise schonend gegart, teilweise aber auch roh. Die Auswahl ist riesig, folgen Sie hier Ihren Vorlieben (und beachten Sie ggf. Unverträglichkeiten und Allergien). Vermeiden Sie Einseitigkeit und essen Sie »bunt« – je vielfarbiger die Auswahl, desto gesünder ist Ihre Ernährung und desto sicherer können Sie sein, mit allen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt zu sein.
 
Wann ist die Einnahme von NEM sinnvoll?

Erst wenn bestimmte Krankheiten auftreten, die die Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung ganz oder teilweise verhindern, kann es erforderlich und empfehlenswert sein, einzelne Vitamine und/oder Mineralstoffe zu supplementieren (ergänzen). Hier sind u.a. die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder auch eine frisch diagnostizierte Zölikaie zu nennen, bei denen die Darmschleimhaut, die normalerweise für die Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung zuständig ist, nicht korrekt arbeitet und die Vitalstoffe teilweise ungenutzt ausgeschieden werden. Hier kann eine (vorübergehende) Zufuhr über Ergänzungsmittel sinnvoll sein, wird jedoch in solchen Fällen vom Arzt verordnet. Und dann selbstverständlich auch nicht alle Vitamine und Mineralstoffe »mit der Gießkanne«, sondern nur ganz gezielt die Stoffe, die wirklich fehlen.

Auch bei besonderen körperlichen oder auch seelischen Belastungssituationen kann es vorkommen, dass einzelne Stoffe supplementiert werden müssen – aber dies sollte immer nur in Rücksprache mit einem verantwortungsvollen Arzt geschehen. Nach der erforderlichen ärztlichen Diagnostik kann auch ein versierter Ernährungs- oder ganzheitlicher Gesundheitsberater den Patienten begleiten. Trotz aller aufgeführten Nachteile kann die Zufuhr von vernünftig dosierten, künstlichen Vitaminen somit in einzelnen Fällen ihre Berechtigung haben.
 
Selbstversorgung mit NEM

Sollten Sie selbst – also ohne ärztlichen Rat – einmal der Meinung sein, dass Sie zu Ihrer Nahrung noch zusätzlich Vitamine und/oder Mineralstoffe verzehren müssen – beispielsweise wenn Sie sich vorübergehend nicht ausgewogen ernähren können – greifen Sie am besten auf Produkte zurück, bei denen die Stoffe aus natürlichen Quellen stammen. Beispielsweise in Bioläden und Reformhäusern erhalten Sie Präparate, die Stoffe enthalten, die noch in ihrem natürlichen Verbund eingebettet sind, also auch die oben erwähnten, sekundäre Begleitstoffe enthalten. Präparate aus dubiosen Quellen sollten Sie unbedingt meiden, denn hier ist in keinster Weise klar, wie hoch Ihr Schaden – abgesehen vom finanziellen – sein kann.

Interessant zu wissen ist auch, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht nach dem Arzneimittelgesetz, sondern nach dem Futtermittelgesetz überwacht werden. Dies sollte ein Grund mehr sein, sich die Einnahme von NEM genau zu überlegen und bei Bedarf möglichst auf solche aus natürlichen Quellen von vertrauenswürdigen Herstellern zuzugreifen.
 
NEM und Magen-/Darmprobleme

Bei Magen- und Darmproblemen durch Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Allergien, chronisch entzündliche Darmerkrankungen und/oder das Reizdarm-Syndrom ist bei der Einnahme von Nahrungsergänzungen mit Vitaminen und Mineralstoffen besondere Vorsicht angebracht. Wie oben erwähnt, kann eine Überdosierung mit Vitamin C zu Durchfällen führen, zuviel Magnesium und Kalzium erzeugen u.a. Übelkeit, und ein Übermaß an Schwefel fördert Blähungen. Auch diese Liste lässt sich unschwer fortsetzen, aber allein diese Beispiele zeigen schon, dass eine unbedachte Einnahme von NEM zu vielerlei Symptomen führen kann, die die ohnehin schon bestehenden Probleme zusätzlich fördern.

Über die Fragwürdigkeit der beworbenen Inhaltsstoffe hinaus ist zu beachten, dass so gut wie alle NEM nicht unbeträchtliche Mengen an Hilfs- und Füllstoffen enthalten – u.a. meist verschiedene Zuckerarten und/oder Zuckeralkohole wie Sorbit oder Xylit, die nicht nur bei Menschen mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten häufig zu Verdauungsproblemen führen.

Oftmals kann dies zur Folge haben, dass man mit dem Grundproblem, das sonst durch eine angepasste Ernährungsform gut im Griff zu halten ist, nicht mehr fertig wird und ratlos ist, welche Nahrungsmittel man überhaupt noch essen darf, nicht bedenkend, dass nicht die Nahrungsmittel, sondern die Ergänzungsmittel die Ursache sind oder diese zumindest die Symptome verschlimmern.

Somit ist also bei bestehenden Darmproblemen immer eine ganz besondere Vorsicht angeraten – im Zweifelsfalle lassen Sie die Nahrungsergänzungsmittel weg oder lassen sich bei der Entscheidung von einem geeigneten Arzt, Ernährungs- oder Gesundheitsberater unterstützen.
 
Kritisches Abwägen

Mit Gesundheit zu werben, ist derzeit im Trend, denn die Verbraucher werden immer gesundheitsbewusster. Dies ist begrüßenswert, aber hier sollte man schon etwas genauer hinschauen und besonders wachsam sein.

Vitalstoffe in frischen, gesunden Lebensmitteln sind nützlich und gesund – ohne Wenn und Aber. Auch industriell hergestellte Präparate habe ihre Daseinsberechtigung, solange sie vernünftig ausgewählt und indikationsbezogen angewendet werden. Wegen des unsachgemäßen Gebrauchs allerdings mehren sich die Stimmen, die insbesondere vor synthetischen Präparaten warnen und Studien zitieren, die meinen beweisen zu können, dass die künstlichen Vitamine sogar schädlich und krankheitserzeugend seien – sogar von Todesfällen wird berichtet.

Und so beginnt – derzeit noch langsam und zaghaft – ein Umdenkungsprozess der Hersteller und Verkäufer – vielleicht auch angetrieben von der Gefahr, bei Folgeschäden in Regress genommen werden zu können. Sogar auf der online-Plattform der Pharmazeutischen Zeitung ist ein bereits im Jahr 2009 verfasster kritischer Beitrag zum Nutzen von Vitaminpräparaten zu lesen, wobei ich persönlich es von der Lobby der Pharmazeuten eigentlich zuletzt erwarten würde, sich die eigenen Einnahmequellen abzugraben (und ganz ketzerisch könnte ich mir deshalb vorstellen, dass diesem Artikel mit größter Wahrscheinlichkeit ganz andere Beweggründe zugrunde liegen).

Bleiben Sie deshalb immer kritisch und wachsam. Stellen Sie ihren Speisezettel mit gesunden, frischen, abwechslungsreichen Lebensmitteln zusammen, um so mit sämtlichen Vitaminen und Mineralstoffen in ausreichender Menge und vor allem in einem ausgewogenen Verhältnis versorgt zu sein. Übrigens: Selbst wenn Sie sehr viele und sehr vitalstoffreiche Lebensmittel verzehren, kommt es so gut wie nie zu Überdosierungen aus diesen natürlichen Quellen. Das könnte höchstens bei einer sehr einseitigen Ernährung passieren. In Sonderfällen – bei ernsthaften Erkrankungen oder auch bei einseitigen Diäten (die eigentlich nie zu empfehlen sind) – können vorübergehende Nahrungsergänzungen mit zusätzlichen Vitaminen und/oder Mineralstoffen sinnvoll sein – dies ist aber nicht die Regel.

 
Beratung

Gerne biete ich Ihnen eine individuelle Beratung an – auf Wunsch auch telefonisch oder per Zoom oder Skype.
Bitte informieren Sie sich unter dem Menüpunkt »Praxis«.





Bitte lesen Sie hierzu auch folgende Beiträge:
Nahrungsergänzungsmittel – und welche Grundsätze gilt es zu beachten
• Vitamin D und Sonne
• Zeitmanagement bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten

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