Letzte Aktualisierung: 14.4.2018

Das Laktose-Intoleranz Buch

Für Fachleute
Diese Seite richtet sich an medizinische Fachleute wie Ärzte oder Fachpersonal in Senioreneinrichtungen, aber auch an Ernährungsberater. Die Alaktasie (Laktose-Intoleranz) ist zwar als Ursache von Verdauungsstörungen inzwischen den meisten Ärzten bekannt, jedoch leider immer noch nicht ausreichend als mögliche Ursache diverser Beschwerden im Bewusstsein verankert. So wird die Diagnose »Laktose-Intoleranz« häufig erst viel zu spät gestellt. Die meisten Alaktasie-Betroffenen klagen über eine manchmal jahrzehntelange Odyssee, weil Flatulenz, persistierende Diarrhoe und andere Beschwerden nicht mit einer Milchzucker-Unverträglichkeit in Verbindung gebracht werden.

Das Fachpersonal von Senioreneinrichtungen wie Alten- und Pflegeheimen ist leider meist über diese Zusammenhänge viel zu wenig informiert, und die dort angebotenen Mahlzeiten enthalten viel Milch oder Milchprodukte oder sind aus milchzuckerhaltigen Convienence-Produkten hergestellt. Dies führt bei den Bewohnern regelmäßig zu abdominellen Beschwerden, die nicht mit der Laktosezufuhr in Zusammenhang gebracht werden, wobei die Differenzialdiagnose bei Senioren zu vermehrt auftretenden Motilitätsstörungen des Darmes nicht ohne weiteres möglich ist. Auch die weit verbreitete Praxis der pharmazeutischen Industrie, bei der Herstellung von Medikamenten Laktose zu verwenden, kann zur Verschlimmerung der Symptomatik führen, was bei der Pharmakotherapie alter Menschen beachtet werden sollte.

Ernährungsberater, die wegen der geschilderten Beschwerden aufgesucht werden, raten häufig zu einer Ernährungsumstellung gemäß den Grundätzen vollwertiger Ernährung, was prinzipiell bei Verdauungsproblemen hilfreich sein kann, jedoch wird auch in diesen Fällen meist aus Unkenntnis der Zusammenhang persistierender Symptome mit der auch bei Vollwertkost stattfindenen Milchzuckerzufuhr verkannt.

Aus diesem Grunde erscheint es wünschenswert, dass sich Fachleute mehr über die Laktose-Intoleranz informieren, denn zum einen sind die aus den Symptomen resultierenden Beeinträchtigungen für die Betroffenen sehr belastend und zum anderen ist die »Behandlung« sehr einfach.

Das Wort »Behandlung« steht hier ganz bewusst in Anführungszeichen, denn eine Milchzucker-Unverträglichkeit ist keine Krankheit. Etwa 90% der Weltbevölkerung sind laktoseintolerant, weil grundsätzlich nach dem Ende der Stillzeit der Verzehr von Milch entbehrlich ist und damit die Produktion der Laktase nicht mehr zwingend erforderlich ist. Die Natur sieht keinen Verzehr von Milch mehr vor, und die dann unwirtschaftliche Produktion des Laktase-Enzyms zur Spaltung des Disaccharides Laktose in die verwertbaren Monosaccharide Glukose und Galaktose wird eingestellt. Nur in den nördlichen, sonnenärmeren Regionen der Erde stellt die bis ins höhere Lebensalter persistierende Fähigkeit zur Laktaseproduktion einen Selektionsvorteil dar, da durch die Vitamin D-Zufuhr aus Milch und Milchprodukten die Erkrankungsrate an Rachitis vermindert wird. Dies ist der Grund, warum in den lichtärmeren, nördlichen Regionen weniger laktoseintolerante Menschen leben als in südlicheren, wo die Mehrzahl der Bewohner keine Milch vertragen.

Im fortschreitenden Alter, etwa ab dem siebten Dezenium, verringert sich jedoch auch bei den meisten zuvor laktosetoleranten Menschen die Laktaseproduktion, was bei vielen Senioren zu Beschwerden führt.

Bei uns gibt es wegen der genetischen Veränderung etwa 15-20% laktoseintolerante jüngere Menschen und wegen der im Alter naturgemäß nachlassenden Laktoseproduktion in deutlich höherem Prozentsatz ältere Menschen, was dazu führt, eine Laktose-Intoleranz als krankhaft anzusehen. Sie wird, wenn sie denn diagnostiziert wird, oftmals als Enzym-Defekt bezeichnet, was ein weit verbreiteter Irrtum ist. Die Betroffenen werden dadurch pathologisiert und ihr manchmal aufgrund einer oft verspäteten Diagnosestellung und der Vermutung einer psychogenen Genese der Symptome möglicherweise lädiertes Selbstbewusstsein untergraben.

Die »Behandlung« der Alaktasie beinhaltet hauptsächlich die Vermeidung der Milchzuckerzufuhr, was nur durch eine ausreichende Information der Berater und der Betroffenen möglich ist, denn Laktose verbirgt sich nicht nur in Milch und Milchprodukten. Die Nahrungsmittelindustrie schätzt die Wasser bindenden Eigenschaften der Laktose und hat sie darüber hinaus als Füllstoff erkannt, mit dem sich Nahrungsmittel mit geringem Finanzaufwand strecken lassen – aus Sicht der Hersteller gute Gründe für den Zusatz von Laktose.

Es ist möglich, den Enzymmangel mithilfe künstlich erzeugter Laktase zu substituieren und Tabletten, Kautabletten, Kapseln oder auch Pulver zu laktosehaltigen Mahlzeiten einzunehmen. Es leuchtet jedoch ein, dass die künstlichen Präparate nicht so intensiv wirken können, wie das in den Schleimhautzellen des Dünndarmes gleichmäßig verteilte, natürliche Enzym. Außerdem enthalten diese Mittel oftmals unverträgliche Zusatzstoffe, so dass auch längere Versuchsphasen mit unterschiedlichen Präparaten oftmals nicht den erhofften Erfolg bringen.

Darüber hinaus wird eine Alaktasie auch nicht selten von einem Reizdarm-Syndrom begleitet, das ohnehin eine Nahrungsumstellung und vor allem auch eine Änderung bestimmter Lebensgewohnheiten erfordert, um die dadurch hervorgerufenen Beschwerden zu bessern. Auch dieser Zusammenhang wird leider oft verkannt und nicht richtig diagnostiziert. Zu schnell wird eine psychische Ursache vermutet, die manchmal sogar mit Psychopharmaka behandelt wird. Hier würde eher die Erhebung der so genannten ROM-II-Kriterien zur korrekten Ursachenfindung und angebrachten Therapie verhelfen.

Die Diagnose der Laktose-Intoleranz erfolgt am einfachsten entweder mithilfe des H2-Atemtests oder mit einem Bluttest. Beim Atemtest wird nach Ermittlung eines Referenzwertes eine definierte Menge Laktoselösung getrunken und dann mehrfach in regelmäßigen Abständen der Anstieg der Wasserstoffkonzentration im Atem gemessen, da die Laktose verwertenden Dickdarmbakterien den Milchzucker teilweise zu Wasserstoff verstoffwechseln, der über den Atem abgegeben wird. Zusätzlich werden die bei Vorliegen einer Alaktasie auftretenden Beschwerden (Tenesmen, Flatulenz, Diarrhoe) ausgewertet.

Beim Bluttest wird nach Abnahme des Referenzwertes und Verzehr der Laktose in festgelegten Abständen der Anstieg des Blutzuckers gemessen. Bleibt ein signifikanter Anstieg aus (weniger als 20mg/dl Blut), so ist dies der Beweis, dass keine Aufspaltung der Laktose in Galaktose und Glukose stattfindet, die den Blutzuckerspiegel steigen lässt. Beide Diagnose-Methoden, besonders aber der Bluttest, sind einfach und schnell durchzuführen und erzielen ein sicheres Ergebnis.

Aus allen diesen Gründen empfehle ich Fachleuten – vor allem praktischen Ärzten – sich über die Laktose-Intoleranz zu informieren. Das Fachpersonal in Alteneinrichtungen sollte sehr genau beobachten, ob häufige Durchfälle oder Blähungen nicht mit der Milchzuckerzufuhr in Verbindung gebracht werden können, und ob durch die Eliminierung der Laktose aus Mahlzeiten und Medikamenten eine Besserung eintritt.

DAS LAKTOSE-INTOLERANZ BUCH bietet Ihnen als Experten ausführliche Informationen und ist daher für Ärzte, Pflegende und Ernährungsberater eine Hilfe in der Patientenbegleitung. Es informiert den Leser über alle Fakten zur Entstehung und die Lebensführung bei Laktose-Intoleranz. Darüber hinaus werden Hinweise zur praktischen Umsetzung in den Alltag der Betroffenen geboten.

Daher ist dieses Buch als Basisliteratur sowohl für die ärztliche Praxis, die Beratungstätigkeit von Ökotrophologen und nicht zuletzt zur Ausbildung in Pflegeberufen (Alten- und Krankenpflege) geeignet. Da es weitgehend frei von Fachausdrücken ist, wird es auch und vor allem für jeden Betroffenen selbst eine große Hilfe sein.

DAS LAKTOSE-INTOLERANZ BUCH wurde u.a. im Deutschen Ärzteblatt Jg. 105/Heft 26/27. Juni 2008, A1451 unter »Bücher Neueingänge: Medizin/Naturwissenschaft« vorgestellt (Deutsches Ärzteblatt).

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