Oftmals gleicht die Suche nach der Ursache von unklaren Verdauungsbeschwerden der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. In diesem Beitrag finden Sie
Hinweise zu Hintergründen und Zusammenhängen in Bezug auf geeignete Atemtests.
Verzehrtagebuch zur Ermittlung eines ersten Verdachts
Es ist nicht sinnvoll, ohne einen
begründeten Verdacht auf Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten oder eine Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO)
Atemtests durchzuführen. Erstens würden Sie hier viel Geld für eventuell sinnlose Tests ausgeben und zweitens – noch
viel wichtiger – Ihre Mikrobiota (Darmflora) mit u.U. überflüssigen Testsubstraten belasten. Deshalb ist es hilfreich,
immer zuerst ein
Ernährungs- und Symptomtagebuch zu führen, in dem Sie für ein bis zwei Wochen alles protokollieren, was Sie essen und trinken. Zusätzlich
werden alle auftretenden Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit oder Durchfall etc. eingetragen. Aus diesen Aufzeichnungen ergibt
sich oftmals schon ein Zusammenhang zu bestimmten Lebensmitteln und damit ein erster Verdacht.
Formular für einen Selbsttest
Auch mithilfe einiger gezielter Fragen und den entsprechenden Antworten kann sich bereits ein bestimmter Verdacht ergeben, ob eher eine
Nahrungsmittel-Unverträglichkeit, ein Reizdarm-Syndrom oder aber auch eine Dünndarmfehlbesiedelung der Grund für Ihre Beschwerden sein könnte.
Im
Downloadbereich finden Sie einen
Fragebogen zur Selbstdiagnose als PDF und Vorlagen für ein
Verzehrtagebuch (Ernährungs- und Symptomtagebuch) als Excel-Datei zum Eintragen direkt am PC oder aber als PDF zum Ausdrucken.
Hinweis zu dem Selbsttest: Bitte beachten Sie, dass der Selbsttest keinesfalls die Beratung durch einem Arzt ersetzt. Er kann Ihnen lediglich einen
ersten Anhaltspunkt geben.
Hinweis zum Ernährungs- und Symptomtagebuch: Da es bei der Auswertung Ihres Ernährungs- und Symptomtagebuchs nicht nur wichtig ist, eventuelle
Symptomauslöser zu erkennen, sondern auch, ggf. einen Zeitversatz zu berücksichtigen, biete ich Ihnen gerne meine Expertise im Rahmen einer
individuellen
Beratung an.
Karenz der verdächtigen Lebensmittel
Sie können nun versuchen, die verdächtigen Lebensmittel
testweise vom Speiseplan zu streichen. Schauen Sie, ob es Ihnen nach einiger Zeit besser geht.
Dies würde Ihren Verdacht bekräftigen. Wenn eine Karenz oder weitestgehende Reduzierung von
etwa zwei bis drei Wochen keinerlei Veränderung nach sich zieht,
liegen mit großer Wahrscheinlichkeit andere Gründe vor oder es kommen zu der einen vermuteten Ursache noch weitere hinzu.
Wichtiger Hinweis: Durch längeres Meiden oder Reduzieren mehrerer Lebensmittel oder Lebensmittelgruppen kann die
Diversität (Vielfalt) Ihrer Mikrobiota
beeinträchtig werden. Bitte grenzen Sie die Einschränkungen zu Testzwecken bitte auf einen möglichst kurzen Zeitraum von nicht länger als zwei bis drei Wochen ein.
Gluten
Sollten Sie
Probleme mit Gluten haben, wäre es auch wenn es Ihnen unter einer Reduktion dieses Klebereiweißes aus Getreide besser geht, nun an der Zeit, sich
zeitnah einen Termin bei einem Gastroenterologen zu besorgen, der mit einem Bluttest und – falls dieser positiv ausfällt – mit einer Magenspiegelung
überprüfen muss, ob eine
Zöliakie vorliegt. Bitte beachten Sie in diesem Falle, dass Sie
umgehend wieder Gluten verzehren
müssen, denn nur unter ausreichendem Glutenverzehr haben diese Tests eine belastbare Aussagekraft.
Erst wenn diese Tests negativ ausfallen, können Sie wieder auf das Gluten verzichten. Sollte es erneut zu einer Beschwerdebesserung kommen, liegt eine
Gluten-Sensitivität vor, also eine Unverträglichkeit des Glutens, die mit dem weiteren Glutenverzicht bzw. einer individuell
erforderlichen Reduzierung »behandelt« wird.
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
Wenn andere Lebensmittel wie z.B. Milch und Milchprodukte oder Obst und Gemüse in Verdacht stehen, ist es sinnvoll, mit dem jeweils entsprechenden Atemtest zu schauen,
ob Unverträglichkeiten auf
Laktose,
Fruktose oder Sorbit die Ursache sein
könnten. Sind es hingegen eher oder Zwiebeln, Kohl und Hülsenfrüchte, ist eine
Oligosaccharid-Unverträglichkeit naheliegend.
Hier gibt es leider (noch) keinen geeigneten Atemtest, hier hilft nur der Verzicht und ggf. das Abstellen von dafür verantwortlichen Ursachen (wie z.B. ein
Leaky Gut-Syndrom).
Dünndarmfehlbesiedelung
Wenn Sie anhand Ihrer Tagebuchaufzeichnungen feststellen, dass Sie »essen können, was Sie wollen« und
eigentlich immer Probleme haben, dann könnte eine
Dünndarmfehlbesiedelung die Ursache sein. Insbesondere ein aufgeblähter Bauch, dessen Umfang ab dem Morgen
oder Vormittag zunimmt und während der Nacht wieder flacher wird, kann auf eine solche Erkrankung hinweisen.
Atemtests
Um Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten oder aber auch eine Dünndarmfehlbesiedelung zu diagnostizieren, eignet sich ein Atemtest, bei dem entweder nur der Gehalt von
Wasserstoff (H2) oder – besser – auch der Gehalt an
Methan (CH4) im Atem gemessen wird. Verwendet werden jeweils
entsprechende Zucker als Testsubstrat. Diese Tests können in spezialisierten Hausarztpraxen, bei einem Gastroenterologen oder auch als ambulante Untersuchung in
einem Krankenhaus durchgeführt werden. Es gibt aber auch Sets für einen Heimtest, den Sie sich bei bestimmten Laboren bestellen und dann zu Hause machen können.
In seriösen Praxen und Krankenhäusern werden
Messegeräte benutzt, in die man pustet und an denen man sofort an einer Anzeige den entsprechenden Wert ablesen kann.
Für den Heimtests bekommen Sie mehrere
Röhrchen und ein Mundstück zugeschickt. Während des Tests wird in bestimmten Zeitintervallen jeweils in ein Röhrchen gepustet,
das ein wenig der Atemluft aufnimmt. Die Röhrchen müssen dann an das Labor zurückgeschickt werden, wo die enthaltene Luft dann mithilfe von Messgeräten analysiert werden kann.
Manchmal werden solche Testsets auch in den Arztpraxen verwendet, weil diese sich die recht teuren Messgeräte nicht leisten können oder wollen. Ich empfehle, dies
vorher im Gespräch abzuklären und ggf. eine besser ausgestattete Praxis aufzusuchen.
Ein wichtiger Hinweis: Zur Diagnose oder Ausschluss einer Unverträglichkeit oder Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO) reicht ein Atemtest allein nicht aus. Es müssen
immer auch
zahlreiche Begleitfaktoren wie u.a. die Art der Beschwerden und diese in ihrer tageszeitlichen Abfolge und Intensität hinzugezogen werden.
Auch das Stuhlverhalten, die Ernährung, andere Erkrankungen und ggf. Medikamente und Nahrungs-Ergänzungsmittel und die Lebensumstände müssen mit betrachtet werden. Für eine
belastbare Bewertung ist am besten ein spezialisierter Berater/in zu konsultieren, um keine falschen und/oder überflüssigen Therapien – insbesondere Antibiosen –
auf sich zu nehmen.
Hintergründe zu Atemtests
Wie oben beschrieben, wird bei den meisten Tests, die direkt mit einem Messgerät durchgeführt werden, nur der Gehalt von Wasserstoff (H
2) im Atem gemessen, weil
die Messgeräte, die beide Gase gleichzeitig detektieren können, um ein Vielfaches teurer sind als die reinen Wasserstoff-Messgeräte. In einer Arztpraxis oder Krankenhaus-Ambulanz
würde sich ein teures Messgerät für beide Atemgase kaum lohnen. Für die Heimtests, die zusätzlich den Methangehalt (CH
4) berücksichtigen, können sich in den Laboren
die teuren Geräte durch die zahlreichen eingeschickten Tests besser amortisieren.
Und warum ist es nun besser, einen
Wasserstoff- und Methantest durchzuführen als lediglich einen Wasserstoff-Test? Der Zusammenhang erklärt sich folgendermaßen:
Bei Menschen, die die betreffenden Zucker »ordnungsgemäß« verdauen können, werden diese im Dünndarm durch die entsprechenden Enzyme oder Transportproteine
bearbeitet und über die Darmschleimhaut ins Blut befördert. Fehlen diese Enzyme oder Transportproteine oder besteht ein Mangel, gelangen die Zucker in den
Dickdarm, wo sie von den Bakterien der Darmflora verstoffwechselt werden. Dabei entstehen u.a. Wasserstoff und Methan. Diese Gase gelangen über die Darmschleimhaut
und das Blut in die Lungen und werden dort abgeatmet (lesen Sie hierzu auch den Beitrag »
Atem und Verdauung«.
Wird also im Atem ein erhöhter Wasserstoff- und/oder Methangehalt festgestellt, ist die Diagnose einer Intoleranz auf den entsprechenden Testzucker so gut wie sichergestellt.
Bei einem Atemtest wird auf nüchternen Magen die erste Wasserstoff- und/oder Methankonzentration im Atem als
Referenzwert (Basis- oder Nüchternwert) gemessen. Danach muss
eine bestimmte Menge des in Wasser gelösten Testzuckers getrunken werden. Bei einem Verdacht auf eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit sollten dann über
mindestens 2,
optimalerweise sogar über 3 Stunden Messungen der Gaskonzentration(en) im Abstand von jeweils
20 – 30 Minuten vorgenommen werden. Aus dem
Anstieg der
Gasgehalte in der Atemluft und der Protokollierung und Bewertung der
Beschwerden während des Tests – wann und wie heftig treten Bauchgrummeln, Bauchschmerzen,
Blähungen, Durchfall, Übelkeit etc. auf – kann das Ergebnis zweifelsfrei ausgelegt werden. Übrigens: auch noch später auftretende Beschwerden können für den Diagnostiker
wichtig sein. Bitte teilen Sie solche Vorkommnisse auch noch nachträglich mit.
Falls ein Verdacht auf eine
Dünndarmfehlbesiedelung vorliegt, eigenen sich als Testsubstanzen entweder die Glukose oder die Laktulose. Mit beiden Stoffen muss aber in diesem
Falle unbedingt mindestens in den ersten beiden Stunden sehr viel engmaschiger gemessen werden, d.h.
alle 10 (maximal alle 15) Minuten, denn in dieser Zeit passiert die
Testsubstanz den Dünndarm, in dem sich ja in diesem Falle eine eventuelle Problematik abspielt.
In der dritten Stunde reichen dann Abstände von 20 – 30 Minuten.
Wasserstoffmessung oder Methanmessung?
Bei manchen – nicht allen – Menschen beherbergt die Darmflora zu wenige Bakterienarten, die bei der Verstoffwechselung von Zuckern Wasserstoff produzieren, und es
gibt mehr Methanproduzenten. Um diese sogenannten »
Nonresponder« mit zu berücksichtigen, ist ein gleichzeitiges Messen beider Gaskonzentrationen sinnvoll.
Würde nur der Wasserstoffgehalt gemessen, rutschen diese Menschen »durch das Raster«, und insbesondere bei Tests auf
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten werden dann
falsch-negative Diagnosen gestellt. Leider ist diese Tatsache (zu) wenigen Ärzten bekannt, die anschließend wenigstens einen geeigneten Test zum Detektieren dieser Besonderheit
durchführen könnten.
Wurde bereits in vorangegangenen Tests festgestellt, dass die Mikrobiota ausreichend Wasserstoffbildner enthält, würde theoretisch eine reine Wasserstoffmessung ausreichen. Da
jedoch bei kluger Auswahl der Testsubstrate und entsprechend engmaschigen Messintervallen auch gleichzeitig eine Dünndarmfehlbesiedelung miterfasst werden kann, rate ich auch
hier nach Möglichkeit zu einer kombinierten Wasserstoff- und Methanerfassung.
Vor allem aber zur Diagnose bzw. zum Ausschluss einer
Dünndarmfehlbesiedelung möchte ich dringend dazu raten, immer einen kombinierten Wasserstoff- und Methantest durchführen zu lassen,
da hier – insbesondere bei Menschen, die zu Verstopfung neigen – häufig auch Methan-produzierende Bakterien mit im Spiel sind. Die Bezeichnungen für diese beiden Formen
der Fehlbesiedelungen sind SIBO (bei überwiegenden Wasserstoffproduzenten) bzw. IMO (bei überwiegenden Methanproduzenten). Es gibt aber auch Menschen, die gleichzeitig an einer SIBO
und einer IMO leiden. Deshalb ist der kombinierte Atemtest immer der Königsweg.
Durchführung eines Atemtests
Unabhängig von der Methode, mit welcher gemessen wird, ist der Ablauf immer identisch:
Zuerst muss mit einem ersten Pusten ein Basiswert (Nüchternwert) ermittelt werden. Dieser sollte
möglichst nicht höher als 20ppm (Parts per Million), besser sogar nicht höher als
10ppm sein. Ist der Basiswert höher, sollte der Test abgebrochen werden, da die
Werte nicht wirklich belastbar sind.
Nach der Ermittlung des Basiswerts wird die Testlösung möglichst zügig getrunken.
Anschließend wird in den der gewünschten Diagnose entsprechenden Zeitabständen
erneut gepustet, um die weiteren Werte zu ermitteln.
Die Werte werden in eine Tabelle eingetragen und sollten dem Patienten zeitgleich
oder zumindest am Ende des Tests mitgeteilt und schriftlich ausgehändigt werden.
Bitte lassen Sie sich hier nicht etwa auf eine spätere Mitteilung vertrösten. Es
sind Ihre Werte, auf die Sie ein Anrecht haben! Es reicht auch keinesfalls, wenn
man Ihnen lediglich ein »Urteil« (Unterträglichkeit bzw. Dünndarmfehlbesiedelung
ja oder nein) mitteilt. Vielleicht möchten Sie Ihre Werte einem weiteren Diagnostiker
zeigen, von dem Sie eine Zweitmeinung einholen wollen.
Während der gesamten Testdauer ist zusätzlich zu protokollieren, ob und ggf. welche
Symptome wie z.B. Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfälle auftreten. Diese Symptome
sollten ebenfalls in die Tabelle eingetragen werden, denn sie geben dem Diagnostiker
ergänzende Hinweise zu den Atemgaswerten.
Vor- und Nachteile der beiden Messmethoden
Sowohl der Test mit einem Messgerät als auch der Heimtest mit den Röhrchen hat
seine ganz speziellen Vor- und Nachteile.
Vorteil einen Tests, bei dem die Werte direkt an einem Messgerät angezeigt werden,
kann u.U. in der Bewahrung vor unnütz durchgeführten Komplettests liegen.
Ist der Basiswert höher als maximal 20ppm, sollte die Testlösung nicht getrunken
werden und der Test zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden. Jede Testlösung
belastet die Darmflora. Muss ein Test wiederholt werden, bedeutet dies eine doppelte
Belastung.
Weiterhin können die Werte sofort abgelesen und dem Patienten günstigstenfalls
gleich die Auswertung und damit die Diagnose mitgeteilt werden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass bei dieser Art von Tests, die ja in der Regel in
einer Arztpraxis oder ambulant in einem Krankenhaus durchgeführt werden, die
Kosten von den Krankenkassen übernommen werden.
Nachteile sind, dass zum einen meist längere Wartezeiten für einen Termin in Kauf
zu nehmen sind und zum anderen diese Tests meist nur den Wasserstoffgehalt
berücksichtigen (siehe auch Abschnitt » «.
Ein weiterer Nachteil ist die leider erschreckend hohe Rate an fehlerhaft durchgeführten
Tests. Bitte sprechen Sie deshalb vor einem geplanten Test ausführlich mit dem Arzt
und klären Sie ab, ob in der Praxis alle entscheidenden Faktoren bekannt sind und
auch wirklich gewissenhaft beachtet werden. Bitte scheuen Sie sich nicht vor
qualifizierten und auf ausreichend Hintergrundwissen basierenden Fragen – es
geht schließlich um Ihre Gesundheit!
Auch bei Heimtests gibt es Vor- und Nachteile:
Vorteile sind, dass ein solcher Heimtest zum einen unkompliziert bei einem der
anbietenden Labore bestellt und zeitnah durchgeführt werden kann. Das Ergebnis
und meist auch einige Behandlungsvorschläge kommen dann innerhalb weniger Tage
mit der Post.
Die meisten Heimtests messen – wie die Tests mit den Messgeräten auch – nur
den Wasserstoffgehalt. Es gibt jedoch auch Tests, bei denen gleichzeitig in einem
einzigen Test sowohl Wasserstoff als auch Methan gemessen werden können. Falls Sie
einen Heimtest planen, sollten Sie auf jeden Fall einen solchen Test bevorzugen.
Ein entscheidender Nachteil eines Heimtests liegt darin, dass Sie erst nach der
kompletten Durchführung und der Auswertung im Labor den Basiswert erfahren. Lag
dieser höher als 20ppm, ist die Belastbarkeit der Diagnose fragwürdig und im Zusammenhang
mit vielen anderen Faktoren bei einer Bewertung und Diagnose genauestens zu hinterfragen.
Mit einer sorgsamen Vorbereitung und der Einhaltung aller erforderlichen Maßnahmen am Vortag
und am Testtag selbst kann dieses Risiko allerdings minimiert werden. Da auch bei der
weiteren Durchführung von Heimtests eine Menge Fehler gemacht werden können,
ist gerade bei Heimtests immer eine
bereits
vor der Durchführung
angeraten, um eben diese Fehler zu vermeiden und Risiken zu minimieren.
Beachten Sie unbedingt auch den Zeitpunkt zur Durchführung und zum Versand der
Teströhrchen. Am besten führen Sie den Test am Wochenanfang durch und senden die
Röhrchen danach sofort an das Labor. Keinesfalls sollten Ihre Proben über das
Wochenende oder gar über Feiertage in der Post liegen.
Ein weiterer Nachteil des Heimtests ist, dass Sie einen solchen auf jeden Fall
selbst bezahlen müssen. Leider übernehmen die Krankenkassen generell die Kosten
für diese Art Tests nicht.
Beide Testarten haben also sowohl Vor- als auch Nachteile. Wägen Sie bitte gut ab,
was Ihnen wichtig ist. Bei korrekter Vorbereitung und Durchführung sind die Ergebnisse
gleichwertig.
Typische Fehler bei Atemtests
Leider werden bei den Atemtests häufig viele Fehler gemacht, die die Verwertbarkeit
des Tests und die Belastbarkeit der Diagnose infrage stellen.
Zuerst einmal können Fehler gemacht werden bei den
Nahrungsmitteln, die am
Tag vor dem Test verzehrt werden. Ab Tag vor dem Test sollten isolierte Kohlenhydrate
in Form von Brot, Nudeln, Pizza, Getreidebreien, Cornflakes und Müslis, aber auch alle Arten von Zucker
in Form von Obst, Fruchtsäften und als Süßungsmittel wenn überhaupt, nur in sehr
kleinen Mengen verzehrt werden.
Am besten trinken Sie den Vortag über nur klares Wasser oder auch Mineralwasser, so
können Sie nichts falsch machen. Allerdings spricht nichts gegen eine Tasse Kaffee
oder Tee am Morgen des Vortags.
Auch müssen unbedingt Regeln in Bezug auf einen eventuellen
Alkohol- und Zigarettenkonsum
eingehalten werden. Bitte trinken Sie am Tag vor dem Test keinerlei Alkohol mehr
und auch mindestens 2 – 3 Tage vor dem Test sollten Sie alkoholschwangere Ausschweifungen vermeiden!
Das ist ganz wichtig, denn Alkohol kann den Basiswert von Wasserstoff und Methan erhöhen
und so den gesamten Test zunichte machen.
Falls Sie Raucher/in sind, dürfen Sie die letzte Zigarette spätestens am Vorabend
vor dem Test rauchen. Danach bitte keine mehr, denn auch dies kann ein belastbares
Testergebnis, das Sie ja anstreben, verfälschen.
Ganz wichtig ist es dann,
mindestens 12 Stunden vor dem Test nichts mehr zu essen,
also wirklich nüchtern zu bleiben. Klares Wasser dürfen und sollen Sie bis 2 Stunden vor dem Test
trinken, danach nichts mehr.
Beim
Zähneputzen am Testtag dürfen und sollen Sie die Zähne nur noch mit
der Bürste und Wasser putzen, jedoch keine Zahnpasta oder Mundwasser benutzen.
Sowohl die Pasta als auch das Mundwasser können Zuckeralkohole wie Sorbit oder
Xylit enthalten, aber auch Kräuter und vor allem Alkohol, die die Mundflora
beeinträchtigen oder von dieser verstoffwechselt werden und so ein Ergebnis verfälschen können.
Wenn Sie morgens
Medikamente einnehmen müssen, klären Sie bitte vorher mit dem Arzt
ab, ob Sie diese vor dem Test nehmen oder die Einnahme bis nach dem Test verschieben
sollten. Insbesondere insulinpflichtige Diabetiker müssen sich auch hier mit Ihrem
Arzt absprechen, um Unter- oder Überzuckerungen zu vermeiden.
Leider werden bei den Atemtests häufig viele Fehler gemacht, die die Verwertbarkeit
des Tests und die Belastbarkeit der Diagnose infrage stellen.
Menge der Testsubstanzen
Weitere Fehler werden häufig in Bezug auf die
Menge der Testsubstanzen gemacht.
Leider ist erschreckend vielen Behandlern nicht geläufig, wie die korrekten Mengen
aussehen, die sich von Testzucker zu Testzucker durchaus unterscheiden. Folgende
Mengen müssen verwendet werden:
50g Laktose (zur Ermittlung einer Laktose-Intoleranz)
25g Fruktose (zur Ermittlung einer Fruktose-Intoleranz)
10g Sorbit (zur Ermittlung einer Sorbit-Intoleranz)
50g – 80g Glukose (zur Ermittlung einer Dünndarmfehlbesiedelung)
20g Laktulose (zur Ermittlung einer Dünndarmfehlbesiedelung oder bei Nonrespondern)
Alle Testsubstanzen werden in jeweils
250ml Wasser gelöst. Alle anderen Mengen
verfälschen das Ergebnis.
Abweichende Mengen werden nur bei kleineren Kindern verwendet, wobei sich dann
die Menge nach dem Körpergewicht richtet.
Testintervalle
Und ebenso gravierend sind
Fehler bei den Testintervallen, die einen Test
im schlimmsten Fall unbrauchbar machen können.
Grundsätzlich gilt: je engmaschiger gemessen wird, desto belastbarer ist das Ergebnis.
Vor allem aber bei einer Diagnostik zu Ermittlung einer Dünndarmfehlbesiedelung
ist es unerlässlich, in der ersten Stunde genügend häufig zu messen. Wird hier zu
grobmaschig gemessen, ist die Testsubstanz eventuell bereits durch den
Dünndarm geflossen, so dass alle weiteren Messungen nur noch Werte aus dem Dickdarm
ermitteln, wo sie zumindest in Bezug auf die Dünndarmfehlbesiedelung nicht mehr
relevant sind.
Mit einem klugen Vorgehen in Bezug auf die Auswahl der Testsubstanz und die Messintervalle
kann man u.U. mehrere Erkrankungen mit einem einzigen Test gleichzeitig diagnostizieren.
Zwingende Voraussetzung hierzu ist es allerdings, dass sich der Arzt oder Berater
wirklich gut mit den Atemgastests und ihren Möglichkeiten auskennt, aber auch Ihre
Beschwerden genau kennt und so Art und Vorgehensweise beim Test optimal einsetzt.
Interpretationsmöglichkeiten der Messergebnisse
-->Interpretation der Wasserstoff-Messergebnisse bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
Kein oder nur ein geringer Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes im Atem während der gesamten Messdauer:
a) Es liegt keine Intoleranz gegenüber dem getesteten Stoff vor.
b) Non-Responder
Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird im Zeitraum von 60 bis 120 Minuten erreicht:
Es liegt eine Intoleranz gegenüber der Testsubstanz vor.
Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird bis ca. 60 Minuten erreicht
und fällt danach wieder ab:
Die Testsubstanz ist nicht bis zum Dickdarm gelangt. Im Dünndarm hingegen
besteht eine Besiedelung mit Bakterien, die die getestete Zuckerart verstoffwechseln
(Dünndarmfehlbesiedelung). Diese Erkrankung kann mit einem Wasserstoff-Atemtest
mit Glukose- oder Laktulose-Testlösung gesichert werden. Besser wäre es jedoch
gewesen, während des Tests von vorne herein in der ersten Stunde engmaschig zu messen,
so dass diese Problematik auch mit dem der Unverträglichkeit entsprechenden Testzucker
erfasst werden kann.
Je eine Spitze der Anstiegskurven in der ersten und in der zweiten Stunde
nach dem Trinken der Testlösung (unter der Voraussetzung engmaschiger Messungen in der ersten Stunde):
Es liegt sowohl eine Dünndarmfehlbesiedelung (Anstieg innerhalb der ersten Stunde)
als auch eine Intoleranz gegenüber der Testsubstanz vor (Anstieg innerhalb der zweiten Stunde).
Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird in der Zeit zwischen 120 und 180 Minuten erreicht:
Die Magen-/Darmpassagezeit ist stark verlängert.
-->Interpretation der Wasserstoff-Messergebnisse bei Dünndarmfehlbesiedelung
Kein oder nur ein geringer Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes im Atem während der gesamten Messdauer:
Keine Dünndarmfehlbesiedelung
Die höchste Wasserstoff-Konzentration von mindestens 12ppm über dem Basiswert
wird bis ca. 60 Minuten erreicht
Es besteht eine Dünndarmfehlbesiedelung
-->Interpretation der Wasserstoff-Messergebnisse bei Verwendung von Laktuloselösung
Laktulose ist ein künstlicher Zweifachzucker, zu dessen Aufspaltung keine Enzyme
im menschlichen Verdauungssystem vorhanden sind. Dieser Zucker gelangt immer und
auf jeden Fall in den Dickdarm und wird dort von Bakterien verstoffwechselt.
Kein oder nur ein geringer Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes im Atem während der gesamten Messdauer:
Non-Responder
Ein Anstieg der Wasserstoff-Konzentration von mindestens 12ppm über dem Basiswert
wird bis ca. 60 Minuten erreicht, ein weiterer Anstieg zeigt sich in der zweiten bis dritten Stunde.
Es besteht eine Dünndarmfehlbesiedelung, weiterhin ist der Patient kein Non-Responder
Qualifizierte Beratung vor dem Test
Für einen erfolgreichen Test sind folgende Fakten wichtig:
Welcher Test ist geeignet?
Wie wird der Test durchgeführt (Messgerät oder Röhrchentest)?
Welche Testsubstanz wird verwendet?
Wie ist die Menge der Testsubstanz?
In welchen Intervallen wird gemessen?
Sind die Zeitintervalle aufgrund der Praxisorganisation sichergestellt?
Welche Regeln sind vor dem Test zu beachten?
Es ist kaum zu erreichen, alle und jede Möglichkeit bei den verschiedenen
Voraussetzungen und für die verschiedenen Intentionen in einem Internetbeitrag
darzustellen, da neben allen allgemeinen Sachverhalten immer auch Ihre ganz
persönlichen Umstände mitberücksichtigt werden müssen.
Aus diesem Grunde ist es immer von Vorteil, sich
bereits vor einem geplanten
Test von spezialisierten Fachkräften beraten. Diese sollten ausreichend Zeit
haben, Sie über alle Hintergründe zu geeigneten Tests zu informieren, damit Sie
dem Arzt oder Heilpraktiker, der den Test durchführt, die richtigen Fragen stellen
können.
Ggf. kann in diesem Beratungsgespräch auch geklärt werden, ob eventuell sogar
überflüssige Tests vermieden werden können und so Ihre Darmflora nicht unnötigen
Belastungen ausgesetzt werden muss.
Bitte informieren Sie sich unter dem Menüpunkt
»Praxis«
Individuelle Test-Auswertung
Ein seriöser Arzt oder Heilpraktiker sollte nach dem Test das Ergebnis mit Ihnen
besprechen und Ihnen Tipps geben, welche Konsequenzen z.B. in Bezug auf Ihre Ernährung
die Diagnose hat. Unglücklicherweise können insbesondere Ärzte dies allein aus
zeitlichen Gründen nicht leisten und überweisen Sie bestenfalls zu einem Ernährungsberater.
Und leider reichen meist auch Ernährungstipps alleine nicht aus, um Ihre Beschwerden
zu mindern. Es sind in den meisten Fällen noch sehr viel mehr Faktoren im Leben
zu berücksichtigen.
Im Rahmen meiner Praxistätigkeit biete ich Ihnen gerne sowohl eine Vor- als auch
eine Nachbesprechung rund um den Test an. Wir überprüfen noch einmal gemeinsam die
Schlussfolgerungen aus dem Test, wobei ich Ihnen die Werte erkläre, damit Sie die
Zusammenhänge verstehen.
So können wir dann Ihre künftigen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten betrachten
und schauen, welche Änderungen nötig und möglich sind, damit Sie sich wieder so
richtig wohl fühlen.
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