»Zucker ist ungesund«
»Honig ist gesund«
»Fruchtzucker ist gut bei Diabetes«
»Traubenzucker geht rasch ins Blut und steigert die Leistungsfähigkeit«
»Xylit ist gut für die Zähne«
»Süßstoff erzeugt Krebs«
»Stevia ist gesund«
Vorurteile über Süßungsmittel wie diese gibt es in zahlreichen Varianten –
was aber ist dran an diesen Äußerungen, was ist falsch und
was entspricht der Wahrheit?
Immer mehr Menschen wollen sich (auch) in Bezug auf Süßungsmittel bewusster
ernähren oder müssen wegen verschiedenster Verdauungsbeschwerden auf die Auswahl von Süßungsmitteln achten.
Deshalb werde ich immer wieder mit diesen Feststellungen konfrontiert
und gefragt, welches der vielen Süßungsmittel überhaupt oder unter welchen Bedingungen empfehlenswert
oder zumindest am empfehlenswertesten sei.
Die Gültigkeit der oben angeführten Zitate ist relativ rasch erklärt,
aber auf die Frage, welches Süßungsmittel am empfehlenswertesten ist,
gibt es keine allgemeingültige Antwort. Trotzdem möchte ich
einmal versuchen, die Gründe aufzuzeigen, die für oder gegen die
verschiedenen Süßungsmittel sprechen. Am Schluss dieser Seite lesen
Sie danach (m)ein
Fazit.
Lesen Sie bitte auch den Beitrag »
Krank durch Zuckergenuss? – wenn ja, warum?«
Mehr Informationenzu den einzelnen Zuckerarten finden Sie auch im
Lexikon
für Zucker und Süßungsmittel.
Zucker (Saccharose)
Beginnen wir mit dem eigentlichen »
Zucker«, der auch unter den
Bezeichnungen
Haushaltszucker,
Kristallzucker,
weißer oder
Raffinadezucker,
brauner Zucker und je nach Herkunft
Rüben-
oder Rohrzucker gehandelt wird. Er wird aus dem Saft von Zuckerrüben oder
Zuckerrohr gewonnen, danach mehr oder weniger gereinigt (raffiniert) und dann als
weißer oder brauner Zucker verkauft. Da der braune Zucker ein besseres Image
hat als der weiße, wird der weiße Zucker gerne auch mit dem
Herstellungsrückstand
Melasse ein wenig angefärbt, um ihn dann
als braunen Zucker und dessen »gesünderem« Ruf teurer zu verkaufen.
Die in der Melasse enthaltenen Mineralstoffe (die Vitamine sind durch die Erhitzungsprozesse
ohnehin so gut wie gänzlich zerstört) sind so gering, dass sie absolut nicht der
Rede wert sind. Lediglich der Verzehr der reinen Melasse wäre eine akzeptable,
mineralstoffreiche Alternative, sie enthält jedoch immer noch
einen mehr oder weniger großen Gehalt an Restzucker. Je nach diesem Gehalt
süßt die Melasse kaum noch, hat dafür aber einen deutlichen,
gewöhnungsbedürftigen, leicht bitteren Geschmack.
Zucker ist eine Verbindung aus je einem Baustein Glukose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker) und somit
ein Zweifachzucker (Disaccharid), der mithilfe des Enzyms Saccharase aufgespalten
werden muss, um durch die Schleimhaut des Dünndarms ins Blut bzw. die Leber
und anschließend zu den
Körperzellen bzw. in die Leber gelangen zu können. Die Glukose
kann dann direkt in den Zellen als Energie genutzt werden,
die Fruktose muss zunächst in der Leber umgebaut werden.
Die nicht benötigte, durch Zucker zugeführte Energie kann im
Stoffwechsel in Fett umgewandelt und in den ungeliebten Fettpölsterchen
abgelagert werden.
Vorteile: Zucker ist ein Stoff, der Speisen schmackhaft macht, denn bereits
im Säuglingsalter hat der Mensch eine Vorliebe für Süßes.
Haushaltszucker ist preiswert und gut zu verarbeiten.
Nachteile: Zuviel Zucker führt zu Übergewicht und ist für
Diabetiker möglichst gar nicht und für Menschen mit Fruktosemalabsorption nur eingeschränkt
und in Maßen empfehlenswert.
Süßkraft: Alle im Folgenden angeführten Vergleiche zur
Süßkraft beziehen sich immer auf den Haushaltszucker, dessen
Süßkraft mit 1 definiert wurde.
Vorurteil – wahr oder falsch? Die Aussage »Zucker ist ungesund« ist – sofern
der Zucker in größeren Mengen verzehrt wird, durchaus richtig.
Und leider wird der Zucker fast immer in zu großen Mengen konsumiert
und wird auch unbemerkt von der Industrie in viele Nahrungsmittel hineingemischt,
ohne dass wir dies direkt bemerken. Zucker in kleinen Mengen und nur
ab und an bewusst genossen, kann aber im Vergleich mit anderen
Süßungsmitteln durchaus eine akzeptablere Alternative darstellen
(siehe auch mein
Fazit).
Honig
Eines der ältesten Süßungsmittel dürfte der
Honig
sein, der von den Bienen aus dem aus den Blüten gesammelten Nektar in der
Honigblase gebildet wird. Während des Sammelvorgangs werden dem Nektar
verschiedene Drüsensekrete wie z.B. Enzyme hinzugegeben. Bei der Abgabe
des so aufbereiteten Nektars in die Vorratswaben wird er eingedickt, indem durch
Fächeln mit den Flügeln aus dem noch sehr dünnflüssigen Gemisch
Wasser verdunstet.
Honig enthält je nach Sorte (z.B. Rapshonig, Heidehonig, Lindenhonig etc.) ein Gemisch aus ca. 20-40% Fruktose und 20-40%
Glukose und Wasser. Weiterhin sind Pollen enthalten, die beim Sammeln
des Nektars mit aufgenommen werden. Auch verschiedene andere Zuckerarten,
Mineralstoffe und Vitamine sind im Honig enthalten.
Nach der »Ernte« durch den Imker wird der Honig gefiltert (in Fabriken
zum Erhalt eines gleichmäßigen Geschmacks häufig auch mit anderen
Sorten gemischt) und sorgfältig über einen längeren Zeitraum gerührt. Dabei
verbinden sich die Inhaltsstoffe gleichmäßiger, und der Honig wird dickflüssiger und sämiger.
Zum Schluss wird er in Gläser gefüllt. Wird er zu früh geerntet, enthält
der Honig noch zu viel Wasser. Große Honigproduzenten sind eher geneigt,
den Honig in kürzeren Abständen zu ernten, um so einerseits den Ertrag zu erhöhen und zum anderen
Honig mit einem höheren Wassergehalt zu verkaufen, weil das höhere Gewicht
mehr Umsatz bringt. Dieser wässrige Honig kann jedoch schneller verderben und gären.
Sorgfältig erzeugter Honig ist fast unbegrenzt haltbar, auch wenn der Gesetzgeber
die Angabe eines maximal 2jährigen Haltbarkeitsdatums vorschreibt. Es wurden aber
beispielsweise in den ägyptischen Pharaonengräbern Amphoren mit Honig gefunden,
deren Inhalt noch ohne Weiteres essbar gewesen ist.
Bei längerer Lagerung wird
jeder Honig im Laufe der Zeit fest – er kristallisiert. Das ist immer ein
Zeichen von Qualität. Nur Honig, der erwärmt wurde, bleibt flüssig,
dann sind jedoch die wertvollen Vitamine und Enzyme zerstört – der Honig
ist dann nur noch wenig mehr als Zuckersaft.
Vorteile: Honig ist – sofern es sich um hochwertigen Imkerhonig
handelt – ein wertvolles Naturprodukt, das neben Vitaminen und Mineralstoffen
auch Blütenpollen enthält. Es gibt sogar Versuche, mit dem vorsichtigen,
gezielten Verzehr von Honig aus der eigenen Umgebung eine Hyposensibilisierung
bei Pollenallergie anzustreben. Honig hat – je nachdem, aus welchen
Blüten er gesammelt wurde – ganz verschiedene Geschmacksrichtungen.
Ihn nur als reines Süßungsmittel zu betrachten, wäre zu kurz
gegriffen. Honig ist deshalb ein sehr vielfältiger Geschmacksstoff.
Nachteile: Auch Honig enthält viel Zucker. Es wäre deshalb
unüberlegt, Honig generell als »gesund« zu bezeichnen. Die
zugegebenermaßen wertvollen Zusatz-Inhaltsstoffe wie Pollen, Enzyme, Vitamine
und Mineralstoffe machen den Honig zwar etwas gesünder als
Zucker, aufgrund des hohen Energiegehalts sollte er trotzdem nur in Maßen
genossen werden. Für Menschen mit einer Fruktosemalabsorption ist Honig
wegen des hohen Fruchtzuckergehalts nicht empfehlenswert.
Süßkraft: Durch den hohen Fruktose-Anteil hat Honig mit
durchschnittlich rund 1,7 eine relativ hohe Süßkraft.
Vorurteil – wahr oder falsch? Genauso wenig, wie man den Zucker pauschal verteufeln sollte, kann man auch
nicht generell behaupten, »Honig sei gesund«
– auch dies muss man differenziert betrachten.
In Bezug auf den Gehalt von Mineralstoffen, Vitaminen, Pollen
und Enzymen ist der Honig auf jeden Fall gehaltvoller als
Hausahltszucker, aber er enthält eben auch zu einem sehr hohen
Anteil Trauben- und Fruchtzucker und ist somit keinesfalls ein uneingeschränkt
»gesundes« Süßungsmittel.
Wenn man den Verzehr von Honig jedoch bewusst dosiert und dieses
Lebensmittel beispielsweise aufgrund seines individuellen Geschmacks
in kleinen Mengen und gezielt konsumiert, ist er genauso zu bewerten wie Zucker.
In größeren Mengen eignet sich Honig ebenso wenig zum Süßen wie Zucker.
Fruchtdicksäfte und -sirupe
Dicksäfte (Fruchtsirupe) aus Früchten werden gerne insbesondere von Menschen,
die gesundheitsbewusster leben, zum Süßen von Speisen verwendet. Hier
sind z.B. der
Agaven-, Birnen-, oder Apfeldicksaft zu nennen (letztere auch
unter den Namen Apfel- oder Birnenkraut bekannt) und aus Kanada der karamellig schmeckende
Ahornsirup.
Zur Gewinnung von Dicksäften werden Fruchtsäfte oder (beim Ahornsirup)
abgezapfte Baumsäfte solange eingekocht, bis sie dickflüssig sind.
Hierbei wird das Wasser entzogen, und der Gesamtzuckergehalt steigt enorm an.
Nicht verwechselt werden dürfen die Fruchtsirupe mit den Sirupen, die industriell
aus Zucker, Wasser Farb- und Aromastoffen hergestellt werden und beispielsweise
als »Waldmeistersirup«, »Himbeersirup« u.ä. zu
Erfrischungsgetränken etc. verwendet werden.
Vorteile: Fruchtdicksäfte haben immer einen mehr oder weniger starken
Eigengeschmack und eignen sich daher nicht zum neutralen Süßen. Aber
gerade wegen ihres Eigengeschmacks werden sie ganz gezielt für bestimmt
Gerichte verwendet (beispielsweise der Ahornsirup zum Süßen von Pfannkuchen).
Nachteile: Trotz der natürlichen Herkunft enthalten die Fruchtdicksäfte
durch das lange Einkochen zum einen hohen Zucker- und damit Energiegehalt. Je
nach Art enthalten sie verschiedene Zuckerarten, in fast allen Fällen jedoch
einen hohen Anteil an Fruchtzucker. Somit eigenen sich die Dicksäfte weder
für Diabetiker noch für Menschen mit einer Fruktosemalabsorption. Trotz
der natürlichen Herkunft sind so gut wie keine Vitamine mehr vorhanden,
lediglich Mineralstoffe können enthalten sein.
Süßkraft: Die Süßkraft richtet sich nach der Sorte des
Dicksafts und auch nach dem Grad der Einkochung und kann deshalb nicht beziffert
werden.
Ein Sonderfall ist der
Reissirup, denn er wird nicht aus Früchten,
sondern aus Reis hergestellt. Hierbei wird gekochter Reis durch Hitze
fermentiert, wobei sich die Stärke in Zuckermoleküle spaltet.
Reissirup hat kaum Eigengeschmack, nur ein etwas karamellartiges Aroma.
Da er frei von Fruktose ist, eigent er sich besonders für Menschen
mit Fruktose-Malabsorption, hat jedoch – je nach Eindickungsgrad
nur eine relativ geringe Süßkraft.
Fruchtzucker (Fruktose)
Neben dem Haushaltszucker wird insbesondere der
Fruchtzucker gerne auch
zu Süßen verwendet, weil er vom Verdauungssystem insulinunabhängig
verstoffwechselt wird. Aus diesem Grunde wurde der Fruchtzucker früher als
»Diabetikerzucker« bezeichnet und speziell Produkten zugesetzt, die
für Diabetiker angeboten wurden. Dies ist heute jedoch nicht mehr erlaubt.
Vorteile: Fruchtzucker wird insulinunabhängig verstoffwechselt –
der Blutzucker bleibt nach dem Verzehr auf einem ausgeglicheneren Niveau als bei
Verzehr von Haushaltszucker.
Nachteile: Fruchtzucker ist für Menschen mit Fruktosemalabsorption
keinesfalls geeignet und führt bei übermäßigem Verbrauch
auch bei Menschen ohne Intoleranz zu Verdauungsproblemen. Als besonders
problematisch ist hier auch der aus Mais gewonnene (und für die
Nahrungsmittelindustrie billige)
HFCS (High Fructose Corn Syrup) zu nennen,
auch
Maissirup oder
Glukose-Fruktose-Sirup genannt, der verstärkt
vielen süßen Nahrungsmitteln beigesetzt wird, wodurch der Fruktoseverbrauch
soweit gesteigert wird, dass die Verträglichkeitsschwelle der meisten Menschen
dadurch überschritten wird.
Süßkraft: Wegen seiner im Vergleich zum Haushaltszucker wesentlich
höheren Süßkraft von rund 1,7 wird Fruchtzucker gerne Nahrungsmitteln
zugesetzt, die als so genannte »Lightprodukte« angeboten und beworben werden.
Vorurteil – wahr oder falsch? »Fruchtzucker ist gut bei Diabetes« ist eine nur bedingt korrekte
Behauptung. Richtig ist, dass Fruchtzucker insulinunabhängig verstoffwechslt wird.
Falsch ist jedoch, dass Fruchtzucker von Diabetikern (und auch von gesunden Menschen)
unbegrenzt verzehrt werden kann. Fruchtzucker ist zwar ein Einfachzucker, der
kein Enzym zur Aufspaltung benötigt. Er braucht jedoch Transportproteine – »GLUT5 und GLUT2«
– um durch die Darmschleimhaut des Dünndarms ins Blut geschleust zu werden.
Diese Transportproteine stehen bei allen Menschen nur mit einem
beschränkten Kontingent zur Verfügung. Ist dieses aufgebraucht,
gelangen die unverdauten Fruchtzuckerreste in den Dickdarm, wo sie
von Dickdarmbakterien unter Abgabe von ungesunden Gasen und Säuren
verstoffwechselt werden und die Darmflora und die Darmschleimhaut
belasten. Zudem muss der ins Blut geleitete Fruchtzucker
in der Leber umgebaut werden, bevor er als Energieträger genutzt werden kann.
Mit großen Fruchtzuckermengen ist jede Leber überlastet, und Anteile des
Fruchtzuckers werden zu Fett umgebaut und u.a. auch in der Leber abgelagert
– mit der Folge einer so genannten »Nichtalkoholischen Fettleber«.
Wird hier nicht rechtzeitig entgegengesteuert, kann daraus genauso wie
bei der alkoholbedingten Fettleber ein unumkehrbarer Abbau der Leberzellen
(Leberzirrhose) mit letzendlich auch tödlichem Ausgang folgen.
Darüber hinaus sind insbesondere bei Menschen mit Fruktosemalabsorption
bei unangepasstem Fruktoseverzehr sogar Depressionen möglich.
Lesen Sie hierzu bitte auch den Beitrag »
Depressionen
im Zusammenhang mit einer Fuktose-Malabsorption«.
Fruchtzucker als natürlicher Inhaltsstoff in Obst und Gemüse in vernünftigen und
bei einer Fruktosemalabsorption verträglichen Maßen genossen kann toleriert werden.
Im Übermaß ist er weder für Diabetiker noch für gesunde Menschen empfehlenswert!
Traubenzucker (Glukose)
Traubenzucker wird gerne als der Zucker verzehrt, der »sofort ins
Blut geht« und »sofort Energie liefert«. Als einer der
Einfachzucker muss Traubenzucker nicht mehr vom
Verdauungssystem aufgespalten werden, um über die Schleimhäute ins
Blut aufgenommen und mit diesem zu den Körperzellen transportiert werden
zu können, wo er direkt als Energie genutzt werden kann. Bereits im Mund
kann der Traubenzucker über die Mundschleimhaut absorbiert werden, der Rest
wird über die Dünndarmschleimhaut aufgenommen.
Vorteile: Diabetiker sollten immer
ein Stückchen Traubenzucker mit sich führen, um ggf. bei einem
Blutzuckerabfall im Notfall (!) den Wert rasch anheben zu können, bevor sie mit
dem gleichzeitigen Verzehr von langsameren Kohlenhydraten (z.B. Vollkornbrot) einen
gesünderen, dauerhafteren und gleichmäßigeren Blutzuckerspiegel
herstellen. Bei einer Fruktosemalabsorption kann die Beigabe von etwas Traubenzucker
helfen, Fruktose bekömmlicher zu machen, da der Traubenzucker
gerne auch das eine oder andere Fruchtzuckermolekül ohne Transportproteine
durch die Darmschleimhautzellen schleust.
Nachteile: Isolierter Traubenzuckerverzehr führt zu hohen
Blutzuckerspitzen und heftigen Blutzuckerschwankungen, da hohe Glukosewerte
zu einer vermehrten Insulinausschüttung führen. Dieses Insulin
wiederum drückt den Blutzucker schnell wieder weit nach unten, was einen
sehr niedrigen Blutzuckerspiegel zur Folge hat. Bei gesunden Menschen macht sich
dies als Heißhunger bemerkbar, Diabetiker jedoch können rasch in eine gefährliche
Unterzuckerung geraten. Auch kann Traubenzucker bei übermäßigem
Genuss Durchfall erzeugen. Der Verzehr von Traubenzucker sollte deshalb in Maßen
gehalten werden.
Süßkraft: Die Süßkraft ist gegenüber dem Haushaltszucker
kleiner, nämlich nur 0,75. Auch aus diesem Grunde eignet sich Traubenzucker
nicht zum Ersatz von Haushaltszucker.
Vorurteil – wahr oder falsch? Traubenzucker ist tatsächlich ein
»schneller« Zucker, der die enthaltene Energie rasch verfügbar macht.
Gesunde Menschen ziehen aber aus dem Verzehr von Traubenzucker keinen Vorteil,
denn genauso schnell, wie der Zuckerspiegel ansteigt, fällt er durch
die gleichzeitige Insulinausschüttung auch wieder ab. Mit Traubenzucker die
Leistungsfähigkeit länger als wenige Minuten steigern zu wollen, ist deshalb unmöglich.
Zuckeraustauschstoffe (Zuckeralkohole)
Als so genannte Zuckeraustauschstoffe werden die Zuckeralkohole
Sorbit
(Sorbitol/E420),
Xylit (Xylitol/ E967),
Erythrit (Erythirtol/E968),
Maltit (Maltitol/E965) und
Mannit (Mannitol/E421) bezeichnet. Es
gibt sie unter diversen Handelbezeichnungen, und sie werden gerade in letzter Zeit
heftig und vor allem als angeblich gesunde Zuckeralternativen beworben. Zuckeralkohole sind
natürlichen Ursprungs, das Sorbit beispielsweise ist auch in verschiedenen
Früchten wie Vogelbeeren (Sorbus aucuparia – daher der Name) und u.a.
Pflaumen, Birnen und Äpfeln enthalten.
Zuckeralkohole sind mit den so genannten E-Nummern versehen, d.h. sie sind lt.
Definition von der Europäischen Union als »unbedenklich« erklärt
worden. Trotzdem müssen Produkte, die mit Zuckeralkoholen gesüßt
wurden, mit einem Warnhinweis (siehe Nachteile) gekennzeichnet werden – das
ist für mich persönlich ein Widerspruch.
Vorteile: Zuckeraustauschstoffe werden bei der Verdauung langsamer als
Haushaltszucker (Saccharose) und weitgehend unabhängig von Insulin verwertet,
was sie für die Ernährung von Diabetikern interessant macht. Auch haben
sie einen geringeren Kaloriengehalt, weshalb sie gerne in den so genannten »Diät-
oder Lightprodukten« eingesetzt werden.
Nachteile: Zuckeralkohole führen in höherer Dosierung stark
abführend, aber auch schon bei geringer Dosierung zu Blähungen. Deshalb
ist auf allen Produkten, denen Zuckeraustauschstoffe zugesetzt wurden, folgender Warnhinweis
gesetzlich vorgeschrieben: »kann bei übermäßigem Verzehr abführend
wirken«. Die abführende Wirkung beruht auf der Tatsache, dass diese
Stoffe immer in den Dickdarm gelangen und dort von den Darmbakterien
unter Abgabe von ungesunden Gasen und Säuren verstoffwechselt werden.
Zuckeraustauschstoffe können zudem
die Mikrobiota (Darmflora) beeinträchtigen. Die genauen Zusammenhänge
sind noch nicht abschließend erforscht, möglich ist aber eine »Irreführung« der
Darmbakterien, die Süßes »erwarten« und doch nur weniger nährstoffreiche Stoffe
angeboten bekommen. Hinzu kommt die im vorigen Abschnitt erwähnte Überflutung mit Gasen und Säuren,
die das Milieu im Darm verändern. Scheinbar ausgenommen von diesem »Verdacht« ist wohl das Erythrit,
bei dem bisher keine negativen Auswirkungen auf die Mikrobiota beobachtet wurden. Trotzdem möchte ich aber auch
bei Erythrit vor einem übermäßigen Verzehr warnen.
Zuckeralkohole werden seit einiger Zeit in kristallisierten Formen angeboten,
die tatsächlich aussehen wie Zucker. Dabei wird geworben, die Produkte
(meist mit Mischungen verschiedener Zuckersorten) hätten »die gleiche
Süßkraft wie Zucker« und seien »eine gesunde Alternative zu
Zucker«. Durch Aussehen und Textur, die tatsächlich dem Zucker
angenähert sind, ist es nicht auszuschließen, dass der
Verbraucher Zuckeraustauschstoffe in gleicher Menge wie Zucker – mit den beschriebenen
Nebenwirkungen – verwendet.
Süßkraft: Die Süßkraft ist je nach Art unterschiedlich,
jedoch mit 0,6 – 0,9 geringer als die von Haushaltszucker, was bei isolierter
Verwendung zu einem höheren Verzehr verleiten könnte.
Vorurteil – wahr oder falsch? Und was ist dran an der Behauptung, »Xylit sei gut für die Zähne«?
Insbesondere Süßigkeiten, die mit Zuckeralkoholen wie u.a. Xylit gesüßt
werden, werden als »zuckerfrei« und/oder auch als »zahnschonend«
beworben. Sowohl der Hinweis auf die Zuckerfreiheit ist irreführend, weil
die Produkte sehr wohl ungesunde Leerkalorien enthalten, und der Hinweis auf die
Schonung der Zähne ist schlichtweg falsch, weil auch Zuckeralkohole einen
Nährboden für schädliche Bakterien bieten können. Und genauso, wie die Zuckeralkohole
im Darm unter Abgabe von schädlichen Säuren verstoffwechselt werden, werden sie
auch von den Mundbakterien verstoffwechselt. Die dabei entstehenden Säuren
greifen den Zahnschmelz ebenso an, wie dies beim Verzehr von »normalem«
Zucker geschieht.
Süßstoffe
Süßstoffe können aus natürlichen oder künstlichen
Grundsubstanzen hergestellt werden.
Folgende Süßstoffe sind in der EU zugelassen (Quelle: Wikipedia):
Acesulfam (E 950, Süßkraft 130-200)
Aspartam (E 951, Süßkraft 200)
Aspartam-Acesulfam-Salz (E 962, Süßkraft 350)
Cyclamat (E 952, Süßkraft 30-50)
Saccharin (E 954, Süßkraft 300-500)
Sucralose (E 955, Süßkraft 600)
Thaumatin (E 957, Süßkraft 2000-3000)
Neohesperidin (E 959, Süßkraft 400-600)
Neotam (E 961, Süßkraft 7000-13000)
Vorteile: Süßstoffe haben eine erhebliche Süßkraft
(bis zu 13000-fach) und dabei so gut wie keine Kalorien. Dadurch, dass sie keinen
nennenswerten Brennwert haben, wirken sie nicht karieserzeugend. Süßstoffe
gibt es als Tabletten, aber auch flüssig oder als Pulver, mit denen man
seine Speisen oder Kaffee oder Tee fast kalorienfrei süßen kann.
Nachteile: Süßstoffe haben teilweise einen typischen und als
unangenehm empfundenen Eigengeschmack, weshalb sie auch gerne als Gemische in
den Handel kommen. Menschen mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, insbesondere
mit Laktose-, Fruktose- und Sorbit-Unverträglichkeit sollten beachten, dass
Süßstoff-Zubereitungen Laktose enthalten und den Verstoffwechselungsprozess
von Fruktose und Sorbit beeinträchtigen können.
Über die gesundheitliche
Unbedenklichkeit von Süßstoffen gibt es unterschiedliche Bewertungen
– die genannten Süßstoffe sind zumindest von der EU als insbesondere
im Hinblick auf ein Krebsrisiko unbedenklich freigegeben und auch von der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung so beurteilt, obwohl es durchaus auch Studien
gibt, die zu einem anderen Urteil gekommen sind.
Süßstoffe können genauso wie die Zuckeraustauschstoffe
die Mikrobiota beeinträchtigen
und auch hier steht eine abschließende Erklärung für die Zusammenhänge noch aus. Aber allein ein
solcher Verdacht sollte dazu anregen, Süßstoffe, wenn überhaupt, nur in sehr geringem Maße zu konsumieren.
Süßkraft: je nach Art unterschiedlich (siehe oben)
Vorurteil – wahr oder falsch? Pauschal zu behaupten, Süßstoffe
würden Krebs erzeugen, ist sicherlich nicht richtig. Es schadet
mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, wenn
ab und an (!) eine Speise mit ein wenig Süßstoff verfeinert wird.
Aber ganz so unbedenklich, wie es die Zuteilung einer der so
genannten E-Nummern suggeriert, sind Süßstoffe keineswegs. Die
Verbraucherzentralen, die Listen über die Lebensmittel-Zusatzstoffe
herausgebracht haben, weisen dezidiert bei jedem Stoff auf die »duldbare, täglich
akzeptable Aufnahmemenge« (Acceptable Daily Intake = ADI) hin, d.h. es
ist auch ausschlaggebend für eine eventuelle Unbedenklichkeit, wie
viel man von diesem Stoff verzehrt. Nicht berücksichtigt wird bei dieser
Angabe, wie es wirken könnte, wenn man mehrere verschiedene Süßstoffe
gleichzeitig verzehrt – und sehr häufig sind ja insbesondere
in industriell bearbeiteten (Fertig-)Gerichten Gemische aus verschiedenen
Süßstoffen enthalten.
Weiterhin wird durch die E-Nummer glaubengemacht, dass es sich
grundsätzlich um unbedenkliche Stoffe handelt. Dies ist mit großer
Wahrscheinlichkeit nicht so. Man hat beispielsweise in Tierversuchen
nachweisen können, dass Cyclamat in hohen Konzentrationen Blasenkrebs,
verminderte Fruchtbarkeit und Zellveränderungen erzeugt hatte.
Nun sind weder diese Tierversuche 1:1 auf den Menschen übertragbar,
noch nehmen wir im Allgemeinen Süßstoffe in hohen Konzentrationen zu uns.
Trotzdem finde ich, dass eine gewisse Aufmerksamkeit und Vorsicht
mit diesem und auch mit den anderen Süßstoffen geboten
ist, solange nicht
zweifelsfrei bewiesen ist, dass Menschen auch
bei kleineren Verzehrmengen und über längere Zeitspannen schadenfrei bleiben.
Stevia
Die Bezeichnung »
Stevia« steht eigentlich nicht für das
mittlerweile hier bei uns stark in Mode gekommene Süßungsmittel, sondern
ist die Bezeichnung der krautigen Pflanze (Stevia rebaudiana, Süßkraut),
aus deren Blättern
ein stark süßender Extrakt gewonnen werden kann. Seit Jahrhunderten
benutzen vor allem die Völker Südamerikas diese dort beheimateten
Korbblütler zum Süßen ihrer Speisen. Das hier gebräuchliche
Süßungsmittel wird aus der chemisch isolierten Substanz Steviolglycosid
(E 960) hergestellt und hat eine sehr hohe Süßkraft und keine Kalorien.
Lange Zeit war Stevia in Deutschland nicht zum Verzehr zugelassen, obwohl die
Pflanze seit Jahrhunderten (nicht nur) in ihrem Heimatland ohne gesundheitliche
Beeinträchtigungen verwendet wird. Immer wieder wurde hier auch angeführt,
dass eine krebserregende und erbgutschädigende Wirkung nicht auszuschließen
sei. Ich persönlich könnte mir jedoch vorstellen,
dass diese langfristige Ablehnung vielleicht eher mit einer Blockadehaltung
der Zuckerindustrie zusammenhängen könnte, die dieses natürliche
Süßungsmittel als Bedrohung für ihren Profit ansehen könnte.
Aufgrund neuerer Studien aus dem Jahre 2010 durch die Europäische
Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) konnten diese Wirkungen
für Stevia jedoch nicht nachgewiesen werden, und seit November 2011 ist
Stevia nun endlich auch in der EU für Lebensmittel zugelassen.
Es gibt Stevia auch in Tabletten- oder Tropfenform, womit Sie Ihre Speisen
selbst süßen können. Man kann die (nicht winterharte) Pflanze auch
im Garten oder auf dem Balkon ziehen und die Blätter verwenden.
Vorteile: Stevia ist nach meiner Einschätzung ein unproblematisches
Süßungsmittel ohne Kalorien. Zudem wurde, auch wenn Stevia und Steviolglycosid wie
Süßstoff verwendet werden, für diesen Stoff keine nachteilige Wirkung auf die Mikrobiota beobachtet.
Nachteile: Stevia-Präparate haben bei Höherdosierungen einen
lakritzartigen, leicht bitteren Beigeschmack.
Süßkraft: Stevia hat eine sehr hohe Süßkraft (300 – 400)
und bei richtiger Dosierung so gut wie keinen Nebengeschmack.
Vorurteil – wahr oder falsch? Genauso wenig, wie
man pauschal aussagen kann, Süßstoff sei krebserregend, würde
ich behaupten, dass Stevia »gesund« sei.
Es scheint jedoch logisch, dass der moderate Verzehr von Stevia
wohl keine gesundheitlichen Schäden nach sich zieht, wenn diese
Pflanze in den Herkunftsländern seit Jahrhunderten ohne merkliche Folgen
konsumiert wird. Wie sich jedoch das isolierte Steviolglycosid auf
unseren Organismus auswirkt, ist keineswegs bewiesen. Somit kann ich
nur dazu auffordern, diese Substanz genauso wie einen Süßstoff zu
behandeln und nur ab und an und jeweils in kleineren Mengen zu verwenden.
Fazit
Grundsätzlich wird Süßes bereits vom Säuglingsalter an bevorzugt.
Somit ist es ein Grundbedürfnis, Speisen zu süßen. Früher
wurde mit Honig gesüßt, aber auch süßende Pflanzenextrakte
oder Obst und Trockenfrüchte konnten die Nahrungsmittel schmackhaft süß
machen.
Später dann wurde der isolierte »Zucker« erfunden, der mit damals
noch sehr teuren Verfahren hergestellt wurde. Somit war er nur den Wohlhabenden
vorbehalten. Deshalb galt es natürlich als erstrebenswert, (viel) Zucker zu
verzehren und mit daraus resultierender großer Körperfülle zu
demonstrieren, dass »man es sich leisten kann«.
Erst als sich »Zivilisationskrankheiten« wie Übergewicht und
Diabetes (Typ II) verbreiteten und diese offensichtlich auch mit einem hohen
Zuckerkonsum in Verbindung gebracht wurden, begann man über Alternativen
nachzudenken – Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe wurden entdeckt
und verstärkt verwendet. Gesundheitsbewusste Menschen verwendeten hingegen
weiterhin eher Honig, Trockenobst und Fruchtdicksäfte zum Süßen.
Der gesündeste Zucker ist definitiv immer der, der
nicht
gegessen wird, und es wäre grundsätzlich am besten,
die Speisen überhaupt nicht zusätzlich zu ihrem natürlichen
Geschmack zu süßen – aber das wird wohl heute kaum noch jemand
so dogmatisch handhaben wollen. Und wenn dann doch Süßungsmittel verwendet
werden? Welches ist/welche sind dann empfehlenswert?
Jedes Süßungsmittel hat Vor-,
aber auch Nachteile – und man kann nicht pauschal sagen, dieses oder jenes
Süßungsmittel sei für alle Menschen das Non plus ultra.
Es ist unbestritten, dass man sich auch in Bezug auf das Süßen
folgendermaßen ernähren sollte:
so gesund wie möglich
mit möglichst wenig leeren Kalorien
mit möglichst wenigen künstlichen Stoffen
Somit ist unter den aufgeführten Süßungsmitteln eigentlich keine
»eierlegende Wollmilchsau« dabei. Keines der Süßungsmittel
ist uneingeschränkt gesund und erfüllt alle geforderten Kriterien
gleichzeitig – erst recht nicht für alle Menschen unabhängig von
eventuellen verschiedenen Vorerkrankungen und/oder Unverträglichkeiten.
Eines ist jedoch für mich ganz klar: Sowohl die Süßstoffe als
auch die Zuckeraustauschstoffe sind in meinen Augen entbehrlich (außer
vielleicht für einen Diabetiker, für den sich u.U. Zuckeraustauschstoffe
als Ausweichalternative anbieten könnten).
Nach meiner persönlichen Meinung ist es für einen gesunden Menschen am besten, die Speisen
teils mit wenig (!) ganz normalem Haushaltszucker zu süßen und zu einem
anderen Teil (beispielsweise in Kaffee oder Tee) Stevia-Präparate zu benutzen.
Als leckeren Brotaufstrich oder zum aromatischen Süßen von
Süßspeisen können Honig oder Fruchtdicksäfte in Maßen genossen werden.
Für bestimmte Anwendungsgebiete (z.B. bei Fruktosemalabsorption oder
für den unterzuckerten Diabetiker) kann der moderate Einsatz von
Traubenzucker sinnvoll sein. Bei einer Fruktosemalabsorption kann auch Reissirup
eine akzeptable Lösung zu Süßen der Speisen sein.
Bei einer
FODMAP-armen Diät
sollte, wenn möglich, weitestgehend auf alle Zuckerarten verzichtet werden,
ggf. wäre hier Stevia eine akzeptable Möglichkeit, Speisen ein wenig zu süßen.
Wägen Sie also für sich ab, für welches Einsatzgebiet Sie welche
Zuckerart verwenden. Immer aber sollte es in Maßen und ganz bewusst sein!
Lesen Sie auch folgende Beträge:
Wird man von Zuckergenuss krank – und wenn ja, warum?
Lexikon der Zuckerarten und Süßungsmittel
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