Zu Hause haben Sie Ihre Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und Ihre Verdauung im Griff – Sie wissen,
welche Lebensmittel Sie vertragen und welche Sie besser meiden sollten. Sie haben
Ihre Einkaufsquellen, wo Sie die Produkte bekommen, die Ihnen gut bekommen.
Auch wenn Sie zur Arbeit gehen, haben Sie einen Weg gefunden, sich mit verträglichen
Speisen zu versorgen, und selbst der eine oder andere Restaurantbesuch bereitet
Ihnen keine Probleme. So weit so gut!
Was aber, wenn Sie verreisen wollen? Für viele Menschen beginnen hier die Probleme.
Habe ich hier die Möglichkeit, mich so zu ernähren, dass ich keine Verdauungsprobleme
bekomme und mir einen Teil der wertvollen Urlaubstage verderbe?
Urlaubsgestaltung
Es gibt verschiedene Arten der Urlaubsgestaltung: Am einfachsten ist es, wenn Sie
in Länder verreisen, in denen Sie die Sprache beherrschen und sich auch weitestgehend
selbst versorgen können – beispielsweise in einem Ferienhaus oder einer
Ferienwohnung mit Kochgelegenheit – und einer Toilette für alle Fälle in Reichweite.
Verschiedene Lebensmittel können Sie mitbringen,
oder Sie schauen im Internet, ob Erfahrungen von anderen Betroffenen vorliegen,
welche Möglichkeiten zum Einkauf geeigneter Lebensmittel es in der Gegend gibt.
Lesen Sie hierzu auch den Beitrag »
Reiseberichte«.
Ebenfalls relativ einfach ist ein Urlaub in einem Hotel – hier kann man im
Vorfeld Kontakt aufnehmen und anfragen, ob und wie weit man dort auf Ihre
Bedürfnisse eingerichtet ist oder sich einrichten kann.
Auch ein Urlaub mit einer all-inclusive-Versorgung ist meist unproblematisch, weil
hier die Verköstigung in der Regel in Büffetform angeboten wird. Als erfahrener
Betroffener haben Sie sicherlich einen Blick dafür, welche Speisen »unverdächtig«
sind und welche Sie besser meiden sollten. Bei Schwierigkeiten steht aber auch
hier so gut wie immer Personal zur Verfügung, und man kann im Zweifelsfalle nachfragen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man selbst auf die Bedürfnisse bei einer Zöliakie
häufig eingerichtet ist, und entsprechende, glutenfreie Brötchen oder Gebäck gut und sicher verpackt
auf Nachfrage bekommen kann – hier empfiehlt sich aber immer die vorsorgliche Kontaktaufnahme.
Hinweis:
Auch wenn es zumindest in Deutschland seit 2014 vorgeschrieben ist, auch bei offenen,
sprich unverpackten Lebensmitteln die Allergene inkl. Laktose und Gluten zu deklarieren, ist
dies in anderen Ländern und erst recht nicht in Urlaubshochburgen immer an der Tagesordnung.
Im Zweifelsfalle sollten Sie lieber auf die eine oder andere Speise verzichten,
die Auswahl ist jedoch nach meinen Erfahrungen immer so gigantisch, dass man auch
so keinen Mangel leiden müsste.
Ein wenig komplizierter wird es, wenn man einen Urlaub mit Rundumverpflegung gebucht
hat – beispielsweise auf einer Kreuzfahrt – und keine Ausweichmöglichkeiten
hat. Aber auch hier kann man sich mit den Köchen und Küchenchefs gleich am Anfang
der Reise kurzschließen und besprechen, welche Regeln eingehalten werden müssen.
Je freundlicher Sie diesen Menschen begegnen, desto mehr Ehrgeiz legen sie in der Regel an den
Tag, um auch Ihnen die Mahlzeiten so bekömmlich und auch so lecker wie möglich
zuzubereiten. Und zum Abschluss der Reise freuen sie sich dann ganz besonders
über ein verdientes Trinkgeld.
Auf meiner Grönland-Kreuzfahrt hatte man die Möglichkeit, am ersten Reistag an einem
»Allergie-Treffen« teilzunehmen, an dem alle Betroffenen ihre Wünsche
äußerten, die dann in den Folgetagen grundsätzlich bei den Mahlzeiten berücksichtigt
wurden. Ich fand, das war schon damals ein toller Service. Und da die Verbreitung von
Unverträglichkeiten gefühlt zunimmt, passen sich auch die Reiseveranstalter
an, so dass sich solche Angebote immer mehr einbürgern.
Auf jeden Fall ist es immer gut, wenn Sie bereits im Vorfeld bei der Buchung Ihrer Reise
nachfragen, ob man auf besondere Wünsche eingehen kann. Besonders wichtig ist
dies natürlich bei Allergien und/oder einer Zölikakie, bei der auch gelegentliche
»Sünden« absolut tabu sind.
Man kann aber auch hier – trotz guter Vorbereitungen und Absprachen mit dem Reiseunternehmen
– auch mal Pech haben (siehe meinen Reisebericht von 2024 über die
Niederlande. Umso wichtiger ist es, im Vorfeld
lieber einmal zu viel als zu wenig nachzufragen.
Vorbereitung von An- und Abreise
Auch die An- und Abreise müssen Sie gut vorbereiten: Denken Sie bereits bei der
Buchung von Langstreckenflügen daran, geeignete Verpflegung mitzubuchen. Erst am
Flughafen Bescheid zu sagen, reicht nicht, denn die Speisen werden von langer Hand
von den Catering-Unternehmen zusammengestellt und sind bereits Stunden vor Ihrem
Einchecken vorbereitet. Trotzdem kann natürlich immer etwas schief gehen. Denken
Sie deshalb daran, am besten ein paar verträgliche Snacks mitzuführen. Vergessen
Sie dabei aber nicht die Sicherheitsvorschriften, damit Sie nicht
etwa Ihre mitgebrachten Lebensmittel wegwerfen müssen, bevor Sie in den Flieger
einsteigen dürfen.
Zeitplanung für den Stuhlgang
Ein weiterer Punkt zum Gelingen Ihrer Reise ist die Zeitplanung für Ihren
Stuhlgang:
Fast jeder, der von Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
oder -Allergien betroffen ist, hat »einen empfindlichen Darm« oder
sogar ein Reizdarm-Syndrom. Dies geht meistens damit einher, dass man dazu neigt,
sich immer darüber Gedanken zu machen, ob eine Toilette erreichbar ist.
Bei längeren Tagestouren in einer Reisegruppe werden zwar in mehr oder weniger
regelmäßigen Abständen »Pinkelpausen« eingelegt, deren (zu) große Abstände einem Betroffenen
aber schon mal den Schweiß auf die Stirn treiben können.
Hilfreich ist es hier, sich am Morgen möglichst viel Zeit zu lassen. Stehen Sie
ggf. eine Stunde früher auf nehmen Sie Ihr Frühstück in Ruhe ein. Wenn Sie danach
noch ein wenig Zeit bis zum allgemeinen Aufbruch haben oder sogar eine Runde
spazieren gehen, bewirkt der sogenannte »gastrokolische Reflex«, dass
sich Ihr Darm bereits vor dem Ausflug entleert, und Sie der Stuhlgang nicht unterwegs drängt
(siehe auch
FAQ und
Gesunde Verdauung).
Genussmittel im Urlaub
Im Urlaub wollen Sie es sich so richtig gut gehen lassen – und dazu gehören
für die meisten auch Genussmittel. Tagsüber ist besonders in den warmen Ländern
der Besuch der Eisdiele obligatorisch, am Straßenrand locken diverse Verkäufer mit Leckereien
und abends lässt man sich vielleicht gerne ein Glas Wein oder Bier schmecken
– jeder hat so seine ganz persönlichen Vorlieben. Das ist völlig in Ordnung.
Aber denken Sie bitte daran, dass alle Genussmittel auch einen Einfluss auf die
Verdauung haben – leider meist negative. Manche Genussmittel führen zu
weicherem, dünneren Stuhl, andere stopfen. Informieren Sie sich über diese Wirkungen.
Es ist klug, möglichst nicht über die Stränge zu schlagen, um sich den Urlaub
nicht durch unerwünschte Verdauungsstörungen zu verderben. Lesen Sie hierzu auch
den Beitrag »
Genussmittel bei Darmempfindlichkeit«.
Die Psyche spielt mit
Bei all den Zusammenhängen rund um die Verdauung spielt die Psyche eine sehr wesentlich Rolle –
und das zahlt im Urlaub oft auch auf der positiven Seite für Sie ein. Viele meiner Klienten berichten, dass
es ihnen im Urlaub sehr viel besser geht als zu Hause, obwohl sie sich deutlich mehr »erlauben«.
Das ist der wohltuende Einfluss unserer Psyche: wenn wir entspannt sind, arbeitet der Parasympathikus, der
unser »Entspannungs- und Verdauungs-Nerv« ist, deutlich intensiver und wird viel weniger vom
Sympathikus, dem »Stress-Nerv« gestört. Misstrauen Sie dieser wunderbaren Funktion nicht, sondern
genießen Sie das und lassen Sie es sich richtig gut gehen.
Und auch jede gute Vorbereitung trägt mit dazu bei, dass der Stress minimiert wird und der Parasympathikus
für eine entspannte psychische Verfassung sorgt. Je weniger »böse Überraschungen« drohen können,
desto weniger muss der Sympathikus in Aktion treten – das ist die beste Vorsorge für einen
beschwerdefreien Urlaub.
Reiseapotheke
... und noch ein Hinweis für die Reiseapotheke: Bedenken Sie bitte, dass Sie
(neben den für Sie erforderlichen und für alle üblichen Notfallmedikamenten) zwar
für wirkliche Notfälle durchaus ein Mittel mit
dem Wirkstoff Loperamid (z.B. Imodium) in Ihrer Reiseapotheke dabei haben können,
dass diese Mittel aber den Darm hemmen und keine Dauermedikation darstellen sollten.
Besser ist es, auch auf der Reise darauf zu achten, neben ausschließlich verträglichen
Lebensmitteln auch genügend Ballaststoffe
zu sich zu nehmen und vor allem auch ausreichend zu trinken. Weiterhin sorgt
Bewegung für regelmäßigen Stuhlgang. Bei vielen Touren mit Bussen oder anderen
Transportmitteln kommt die Bewegung oft zu kurz. Der Darm aber braucht diese Anregung
von außen, um normal funktionieren zu können. Nutzen Sie deshalb jede Pause
zu einem genüsslichen Recken und Strecken, zu tiefem Durchatmen und kleinen
gymnastischen Übungen – neben der Durchblutung Ihrer Beine und der Entlastung
der Rückenmuskulatur wird es Ihnen auch Ihre Verdauung danken, und einen beschwerdefreien
Urlaub steht nichts mehr im Wege.
Zusätzlich können Sie bereits rechtzeitig im Vorfeld Ihre Darmflora durch die Einnahme von geeigneten
Probiotika stärken, so dass diese weniger anfällig für Krankheitserreger wird. Bitte lesen
Sie hierzu den Beitrag »
Reisedurchfall (Reisediarrhoe)«.
Auch Ihre Nahrungsergänzungsmittel gehören in Ihre Reiseapotheke. Aber bitte nur die, die Ihr Bauch
schon kennt und mit denen Sie erprobterweise keine Probleme haben. Vermeiden Sie es bitte auf jeden Fall,
im Urlaub oder kurz davor neue Präparate einzuführen. Es sind auch bei diesen Produkten
immer unangenehme Nebenwirkungen möglich. Und damit wollen und sollen Sie sich Ihre Urlaubstage bestimmt
nicht vergällen.
Ggf. sollten Sie sich (nicht nur) vor einem Urlaub die Palette Ihrer Nahrungsergänzungsmittel noch einmal
anschauen. Ist wirklich jedes Präparat erforderlich? Zu Hause sind engmaschige Einnahmezeiten vielleicht
gerade noch zu handhaben. Aber wenn Sie unterwegs sind, kann es viel Stress bedeuten, die ganzen Fläschchen
und Packungen mitzuschleppen und die Mittel zu den richtigen Zeiten einzunehmen. Vielleicht ist jetzt eine
gute Gelegenheit, diese Auswahl zu »entrümpeln« und zu schauen, was wirklich ist und was entbehrlich ist.
Dies erledigen Sie aber sinnvollerweise ebenfalls rechtzeitig vor dem Urlaubsantritt, damit sich Ihr Bauch auf
die neuen Gegebenheiten einstellen kann. Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag
»
Grundsätze zu Nahrungsergänzungsmitteln«.
Darmgymnastik
Insbesondere auf Reisen, wenn man in Bus, Bahn oder Flugzeug zu viel und zu lange sitzt ist
grundsätzlich die kontinuierliche
Bewegung eine unverzichtbare Komponente. Hier und bei allen Verdauungsbeschwerden ist wichtig, dass der
Transport des Speisebreis durch den
Darm so gleichmäßig wie möglich abläuft, der ohne gezielte Maßnahmen stocken und zu Problemen führen würde. Dies wird am besten
erreicht mit einer kontinuierlichen Anregung der Verdauungsdrüsen und des Darms.
Dazu eignen sich in möglichst engmaschigen zeitlichen Abständen durchgeführte Atem- und Bewegungsübungen.
In dem Buch
»Darmgymnastik & mehr
gegen Verdauungsbeschwerden« finden Sie viele Anregungen dazu. Zusätzlich sind Akupressurpunkte aufgeführt, deren Stimulation bei allen
Verdauungsbeschwerden wirksam sind. Weiterhin werden zusätzliche Hilfsmaßnahmen und Hilfsmittel vorgestellt, die die Behandlung von
Verdauungsproblemen effektiv unterstützen können. Und last, but not least, gibt es ein Kapitel mit Fragen, die in meiner Praxis immer wieder
zu diesem Themenkomplex gestellt werden.
Lesen Sie auch folgende Beträge:
o Reiseberichte
o Reisedurchfall (Reisediarrhoe)
o Grundsätze zu Nahrungsergänzungsmitteln
Empfehlung:
Eine zusätzliche Hilfe bei der Ermittlung geeigneter Lebensmittel stellt die
»DorisPaas.de – Lebensmittel-Datenbank« dar.
Informieren Sie sich hier.
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