Definition
Reflux bedeutet »Rückfluss« – und hier ist der Rückfluss von Magensäure
in die Speiseröhre gemeint. Da die Schleimhaut der Speiseröhre nicht wie der Magen
durch eine feste Schleimschicht geschützt ist, kann die aggressive Magensäure die
empfindliche Schleimhaut in der Speiseröhre reizen oder sogar dazu führen, dass
sie sich schmerzhaft entzündet. Diese Reizungen und Entzündungen werden als Brennen
hinter dem Brustbein wahrgenommen – dem so genannten Sodbrennen.
Ein wenig Anatomie
Bevor ich erläutere, welche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten es gibt, möchte
ich Ihnen zunächst einmal die anatomischen Gegebenheiten verdeutlichen. Am besten
schauen Sie sich das obige Bild an. Mit einem Klick gelangen Sie auf eine
größere und genauere Darstellung.
Die bei diesem Thema relevanten Organe sind die Speiseröhre (Ösophagus) und der
Magen (Gaster). In der
Abbildung
sind diese Organe mit den Nummern 2 und 7 gekennzeichnet.
Im Magen bildet sich der für die Verdauung wichtige Magensaft, der eine hohe
Konzentration an Salzsäure enthält. Je nachdem, ob der Magen leer ist oder Nahrungsbrei
die Säurekonzentration verdünnt, hat die Magensäure einen PH-Wert von 1 bis 3
(eine neutrale Flüssigkeit hat den PH-Wert 7).
Wenn der Magen leer, man also nüchtern ist, ist nur wenig Magensäure im Magen
vorhanden – es wird ja keine benötigt. Erst wenn Sie etwas essen –
oder genauer gesagt: bereits wenn Sie an Essen denken, es riechen oder anschauen
– läuft Ihnen das Wasser nicht nur im Mund zusammen, sondern es beginnt auch
schon die vermehrte Produktion von Magensäure, um sofort, wenn die Speise im Magen
ankommt, mit der Verarbeitung der Nahrungsbestandteile beginnen zu können.
Noch einmal zur Verdeutlichung: die Verdauung beginnt eben schon beim Gedanken
und dem Anblick der Speisen. Dann sollten Sie im Idealfall alles ausreichend kauen,
um den Speisebrei gut mit Speichel zu vermischen, der bereits erste Enzyme zur
Verarbeitung der Nährstoffe enthält.
Nach dem Hinunterschlucken kommt der Speisebrei mit der Magensäure in Berührung.
Sie hat mehrere Aufgaben: Zum einen werden am und im Essen vorhandene Bakterien
weitestgehend abgetötet, um eventuelle Krankheitserreger unschädlich zu machen.
Zum anderen aber leitet die Magensäure bereits erste Aufspaltungsvorgänge ein,
insbesondere die Aufspaltung von Nahrungsproteinen (Eiweißen). Zusätzlich wird in
Zusammenhang mit der Magensäure der so genannte Intrinsic Factor gebildet, der
für die Aufnahme des für die Nerven so wichtigen Vitamin B
12 in den Körper unerlässlich ist.
Sind die Nahrungsbestandteile so vorbereitet, gelangt der Speisebrei schlückchenweise
durch den unteren Schließmuskel, den Magenpförtner, in den oberen Teil des Dünndarms,
den Zwölffingerdarm (Duodenum, in der
Abbildung
mit der Nummer 8 gekennzeichnet).
Beim Übertritt wird die Säure aus dem Magen durch
die Zugabe von basischen Substanzen unverzüglich neutralisiert (abgepuffert). Dies
muss auch so sein, denn die
Dünndarmschleimhaut
ist sehr viel ungeschützter als die des Magens und würde durch stark säurehaltige
Nahrung verätzt werden. Im Zwölffingerdarm hat der Speisebrei dann einen PH-Wert von etwa 7.
Im Verlauf des 5 – 6 Meter langen Dünndarms und des Dickdarms werden nun nach
und nach alle Nährstoffe aus dem Speisebrei aufgenommen und dem Organismus als Energie
und Baustoff zur Verfügung gestellt. Der unverdauliche Rest wird dann als Stuhl
über den After ausgeschieden.
Was passiert bei Sodbrennen und Reflux?
Der Magen hat nicht nur an der Unterseite einen Schließmuskel, sondern auch am
oberen Übergang von der Speiseröhre in den Magen. Dieser Schließmuskel aber ist
wesentlich schwächer als der untere, so dass bei bestimmten Voraussetzungen durchaus
Mageninhalt wieder nach oben steigen kann – mit der Folge, dass die ungeschützte
Schleimhaut der Speiseröhre nun mit der Magensäure in Berührung kommt.
Wie sich dies anfühlt, können Sie vielleicht nachvollziehen, wenn Sie sich schon
einmal übergeben mussten: die Speiseröhre und auch die Mundschleimhaut fühlen sich
danach rau und gereizt an, und sogar die Zähne sind ein wenig pelzig. Dieses –
unabhängig von der Übelkeit – bestehende, unangenehme Gefühl rührt von der
mit dem Mageninhalt aufgestiegenen Magensäure. Sie sind bemüht, nicht nur den
schlechten Geschmack, sondern auch die Säure sofort mit Wasser auszuspülen.
In verschiedenen Situationen – es muss nicht das Übergeben sein – kann
ebenfalls Mageninhalt in die Speiseröhre aufsteigen: Wenn z.B. der obere Magenschließmuskel
generell geschwächt oder der Magen überfüllt ist, drückt das Volumen des Magens
den Inhalt nach oben. Auch wenn man abends zu spät, zu viel und zu schwer gegessen
hat und der Magen noch voll ist, wenn man sich zu Bett legt, kann durch die
waagerechte Lage saurer Mageninhalt zurückfließen.
Ab und an passiert dies bei jedem Menschen und ist meist nicht weiter schlimm.
Erst, wenn durch häufigeren Reflux die Schleimhaut der Speiseröhre dauerhafter
gereizt wird, wird dies als Problem wahrgenommen. Es beginnt zudem ein Teufelskreis,
denn eine vorgereizte Schleimhaut reagiert empfindlicher, wenn nun häufiger Magensäure
aufsteigt. Es kann dann eine Entzündung (Ösophagitis) entstehen, im Ernstfalle können
die Zellen sogar entarten und einen Speiseröhrenkrebs entwickeln.
Hiatushernie
Eine Besonderheit stellt die Hiatushernie (hiare = klaffen, lat.) dar. Eine Hernie ist ein Bruch in einer
Muskelschicht. Sie kennen vielleicht den so genannten Leistenbruch, bei dem ein
kleinerer oder größerer Durchlass zwischen den Muskelfasern der Bauchdecke teils
sogar Darmschlingen nach außen unter die Haut hindurch gleiten lassen kann. Bei
einer Hiatushernie liegt ein Bruch im Zwerchfellmuskel vor, der zwischen der Lunge
im Brustkorb und dem Bauchraum mit Magen, Leber und Darm liegt. Ein kleiner Durchlass
ist in diesem Atemmuskel immer vorhanden, denn die Speiseröhre muss ja durch das
Zwerchfell hindurch in den Magen münden. Tritt jedoch ein größerer Durchlass oder
auch Spalt auf, können insbesondere nach größeren Mahlzeiten Teile des oberen Magens
durch diesen Bruch gedrückt werden und dabei Sodbrennen und Reflux begünstigen.
Viele Menschen haben kleinere Hiatushernien, ohne dass sie Symptome bemerken.
Wenn Sie bei sich jedoch öfter belastende Probleme feststellen, sollten Sie von Ihrem Arzt
überprüfen lassen, ob diese durch eine Hiatushernie verursacht werden. Es gibt
hier im Ernstfalle verschiedene Operationstechniken, die die Symptome beseitigen,
aber durchaus auch weitere Probleme nach sich ziehen können. Eine Operation sollte
also nur eine letzte Möglichkeit sein. Lassen sich von einem spezialisierten Arzt
ausführlich beraten, welche Varianten zur Verfügung stehen, aber auch welche anderen
Maßnahmen ergriffen werden können. Holen Sie sich ggf. auch eine zweite Meinung ein.
Vorbeugende Maßnahmen
Aus den vorangegangenen Darstellungen ergeben sich einige sehr einfache Maßnahmen,
mit denen man Sodbrennen und einem Reflux vorbeugen kann:
Das wichtigste und einfachste Mittel ist eine Anpassung Ihrer Essgewohnheiten!
Versuchen Sie generell zu vermeiden, schwerer verdauliche Lebensmittel in großen
Mengen zu essen, sondern kombinieren Sie diese mit leichteren Beilagen, so dass
Ihr Magen weniger Mühe hat. Vermeiden Sie fleischlastige und fettreiche Speisen,
die länger im Magen liegen. Ggf. lohnt es sich, von drei großen auf mehrere
kleinere Mahlzeiten zu wechseln.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch den immer häufigeren Verzehr von Fastfood
und Fertiggerichten erwähnen. Was in diesen »Nahrungsmitteln« (ich setze
das ganz bewusst in Anführungszeichen) enthalten ist, ist in den meisten Fällen
eher unklar. Kochen Sie doch lieber selbst. Wählen Sie frische und reine Zutaten,
so dass Sie unbekömmliche Beimengungen u.a. der vielen Stoffe, die eine E-Nummer
tragen, vermeiden. Zudem macht Selbstkochen Appetit und regt Ihre Verdauungsdrüsen an
– und ist darüber hinaus auch meistens viel leckerer.
Wenn es sich einrichten lässt, machen Sie nach dem Essen einen Verdauungsspaziergang,
um den Transport des Speisebreis aus dem Magen in den Dünndarm zu beschleunigen.
Auch gezielte Atemübungen, bei der Sie mit Ihrem Atemmuskel, dem Zwerchfell, tief
in den Bauch atmen, optimieren die Verdauung und minimieren so die Gefahr eines
Rückflusses. Am besten ist es, den Spaziergang mit den Atemübungen zu verbinden,
so schlagen Sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
Es gibt bestimmt Akupunkturpunkte auf Ihrer Hautoberfläche, die Sie zur Beschleunigung
des Nahrungstransports gezielt drücken, klopfen oder massieren können. Bitte lassen
Sie sich hier von spezialisierten Fachkräften beraten, um diese Punkte, die
beispielsweise auf dem Brustbein oder dem Unterarm liegen, genau lokalisieren zu können.
Lesen Sie hierzu auch den Beitrag »
Akupressur
zur Beeinflussung von Magen-/Darmproblemen«.
Trinken Sie keine größeren Flüssigkeitsmengen direkt zum Essen, um das Volumen
nicht zusätzlich zu steigern. Ein kleines Glas Wasser allerdings ist völlig in Ordnung.
Ganz wichtig ist, dass Sie Ihrem Verdauungssystem zwischen Ihrer letzten Mahlzeit
und dem zu Bett Gehen ausreichend Zeit lassen. Je nach Art der verzehrten Lebensmittel
kann es drei bis vier Stunden dauern (bei schweren Fleischmahlzeiten teilweise
sogar bis zu sechs Stunden), bis sich der Magen leert und der Speisebrei weiter
transportiert wird. Aus einem leeren Magen fließt auch im Liegen nichts so leicht
wieder zurück in die Speiseröhre.
Wenn Sie bei einem abendlichen, geselligen Treffen mit Freunden gemeinsam essen,
wählen Sie möglichst leichte Speisen, die schneller verdaut werden können.
Bei solchen Gelegenheiten ist oft auch Alkohol im Spiel. Seien Sie sich bewusst,
dass Alkohol die Muskelspannung herabsetzt – also auch die Spannung der
Magenschließmuskeln. Belassen Sie es also bei solchen Gelegenheiten möglichst bei
einem kleinen Glas Bier oder Wein, um Ihre Muskelspannung nicht allzu sehr herabzusetzen
und einen Reflux zu riskieren. Übrigens kann auch Kaffee die Muskelspannung negativ
beeinträchtigen und zudem die Schleimhäute reizen – denken Sie daran, wenn
Sie nach dem Essen noch einen Kaffee bestellen wollen.
Stellen Sie sich das Kopfende Ihres Bettes ein wenig höher, da so der Mageninhalt
gegen die Schwerkraft fließen müsste und auf diese Weise nicht so einfach nach oben
steigen kann. Falls Sie keinen verstellbaren Lattenrost haben, können Sie ein Kantholz
oder Backsteine unter die oberen Bettbeine legen, um so eine leichte Erhöhung zu
erreichen.
Den Aufbau der Speiseröhre nutzen
Aus dem Aufbau der Speiseröhre, der den wenigsten bekannt ist, ergibt sich eine
weitere, einfache Möglichkeit, Sodbrennen und Reflux einzudämmen.
Durch die embryonale Entwicklung der Speiseröhre entsteht eine leichte Verdrehung,
d.h. die Speiseröhre ist nicht einfach nur ein gerader Schlauch, der in den Magen
mündet, sondern weist eine leichte Drehung auf. Sind wir entspannt oder sogar im
Oberkörper nach vorne gekrümmt, öffnet sich diese Verdrehung, und die Speisen können durch
den offenen Kanal nach unten gleiten.
Überdehnen wir unseren Oberkörper hingegen leicht nach hinten, zieht sich die
Speiseröhre ein wenig zu, und das Schlucken würde etwas schwieriger.
Nehmen Sie sich doch einmal einen Strumpf und verdrehen ihn etwas. Wenn Sie ihn
locker lassen, kann leichter etwas hindurch gelangen, als wenn sie ihn lang ziehen.
Übertragen Sie dies auf Ihre Speiseröhre, hängt diese bei einer leichten Krümmung
des Oberkörpers buchstäblich schlabberig und geöffnet im Brustkorb. Bei einer
aufrechten Haltung weist die Speiseröhre eine für das Essen optimale Form auf.
Wird jedoch der Oberkörper nach hinten überstreckt, schließt sich die Speiseröhre
und kann so einen Rückfluss von unten nach oben zumindest erschweren.
Beim Reflux, bei dem ja Mageninhalt von unten nach oben steigt, kann eine vorübergehend
bewusst eingenommene, nach hinten überstreckte Haltung bewirken, dass sich die
verdrehte Speiseröhre zuzieht und eine zusätzliche Abdichtung zm oberen Magenschließmuskel darstellt. Unterstützen
können Sie diesen Mechanismus, indem Sie den Kopf ein wenig nach rechts drehen
und etwas über die Schulter schauen – so wird die Drehung noch verstärkt.
Und wenn Sie dann noch tief in den Bauch atmen, dichtet das Zwerchfell zusätzlich
den Mageneingang ab.
Ich gebe zu, dass diese Haltung keine entspannte ist, und
Sie sollen auch nicht mit überstrecktem Rücken und verdrehtem Hals durch die Gegend
laufen. Aber es ist einen Versuch wert, mit dieser einfachen Maßnahme die Verschlussfunktion
Ihrer oberen Verdauungsorgane zu stärken, indem Sie ab und an – zum Beispiel,
wenn Sie am Schreibtisch sitzen und merken, dass Sie auch hier wieder den Oberkörper
nach vorne gekrümmt haben – für einige Momente eine grundsätzlich aufrechtere
Haltung trainieren.
Was tun bei Sodbrennen und Reflux?
Und was können Sie sonst noch tun, wenn Sie bereits an Sodbrennen oder Reflux leiden?
Sicherlich ist es gut, zur Abklärung der Ursachen einen Arzt einzuschalten. Hier
können verschiedene Erkrankungen ausgeschlossen werden, damit Sie sich sicher fühlen.
Vor allem sollten Sie ausschließen lassen, dass kein ein Herzproblem vorliegt,
das wie das Sodbrennen ebenfalls Schmerzen hinter dem Brustbein verursachen kann!
Achtung: Protonenpumpenhemmer
Zur schnellen Neutralisierung überschüssiger Magensäure gibt es verschiedene probate
Mittel wie z.B. das Bullrich Salz, das nichts anderes ist als Natron. Dieses
bereits seit Jahrzehnten bekannte Mittel kann im Notfall eine rasche Hilfe
darstellen und Magensäure binden. Ein Dauergebrauch ist aber trotzdem nicht angeraten,
denn – wie oben beschrieben – hat die Magensäure ja unverzichtbare
Funktionen, die nicht unterbunden werden sollten.
Unglücklicherweise empfehlen viel zu viele Ärzte viel zu häufig »modernere«
Mittel, die so genannten Protonenpumpenhemmer (PPI, Protonenpumpeninhibitoren),
die unter Namen wie Omeprazol oder Pantoprazol u.ä. gehandelt werden. Diese Mittel
neutralisieren die Magensäure nicht, sondern unterbinden deren Produktion. Sie
können für einige Tage (!) in bestimmten Fällen eine Erste Hilfe darstellen, sollten
jedoch unter keinen Umständen dauerhaft eingenommen werden.
Leider sind aus Kostengründen die PPI aus der Verschreibungspflicht und damit aus
der Erstattungspflicht der Krankenkassen genommen worden, und jeder kann sich diese
Mittel ohne Rezept besorgen. Da die meisten Menschen nicht bzw. nicht ausreichend
über die Nebenwirkungen aufgeklärt sind, nehmen sie diese Mittel leichtfertig über
längere Zeiträume und wundern sich dann, wenn Verdauungsstörungen wie Durchfälle
und/oder Verstopfung, aber auch Kopfschmerzen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen,
Schwindel oder Sehstörungen auftreten. Häufig beobachtet man auch Geschmacksstörungen,
und es können sogar Veränderungen der Leberwerte und Blutbildveränderungen
festgestellt werden. Da sich das stark veränderte Säuremilieu auch auf die Darmflora
auswirkt, kann sich bei vielen Menschen, die über längere Zeit Protonenpumpenhemmer
eingenommen haben, auch eine
Dünndarmfehlbesiedelung
entwickeln. Die meisten meiner Klienten, die sich mit dieser Problematik in
meiner Praxis beraten lassen, haben in der Vergangenheit PPI eingenommen.
Eine unkontrolliert lange Einnahme dieser Mittel kann außerdem einen Mangel des
für die Nerven so wichtigen Vitamin B
12 hervorrufen, da der Intrinsic Factor, der
für den Transport dieses Vitamins aus der Nahrung in den Körper in Zusammenhang
mit der Magensäureproduktion steht. Wird diese durch die PPI unterdrückt, fehlt
es auch an der ausreichenden Menge des Intrinsic Factor. Sie können dann noch so
viel Vitamin einnehmen, der Mangel kann nicht behoben werden. In diesen Fällen
muss das Vitamin B
12 von einem Arzt als Infusion verabreicht werden.
Weiterhin wird die Ausbildung einer Osteoporose durch die Einnahme von
Protonenpumpenhemmern begünstigt. Insbesondere ältere Menschen, deren Knochenaufbau
ohnehin oftmals zu wünschen übrig lässt, sollten diese Tatsache im Auge behalten.
Bitte beachten Sie: Wenn Sie seit längerer Zeit Protonenpumpenhemmer einnehmen
und dies nun ändern möchten, denken Sie bitte daran, dass Sie diese Mittel nie
einfach nur absetzen, sondern über eine Dauer von einigen Wochen langsam ausschleichen
sollten. Reduzieren Sie die Menge zunächst auf etwa ein Drittel bis zur Hälfte,
um dann nach und nach die Einnahme ganz zu beenden. Begleiten Sie dies mit den
unter dem Punkt »Verbeugende Maßnahmen« beschriebenen Möglichkeiten.
Achtung: COPD und Asthma
Mindestens jeder vierte Deutsche leidet an COPD oder wird im Laufe seines Lebens daran erkranken.
COPD (
chronic
obstructive
pulmonary
disease), eine Erkrankung der Lunge
mit chronisch entzündeten und verengten Bronchien, kann sich in Folge von Rauchen und/oder der
Verschmutzung der Atemluft (Umweltverschmutzung, berufliches Umfeld) entwickeln. In der Folge
kann sich ein Lungenemphysem, also eine dauerhafte Überblähung der Lunge, entwickeln. Die Symptome
sind anfänglich Husten und Atemnot, dann kommen Leistungseinschränkungen hinzu, und letztendlich
kann eine unbehandelte COPD sogar zum Tode führen.
Hinzu kommen etwa 5% der Bevölkerung, die an Asthma leiden. Auch hier können sich in bestimmten Situationen
– teils dauerhaft, teils unter Belastung oder in Verbindung mit bestimmten Allergenen –
die Bronchien krampfhaft verengen.
Der Lungenfacharzt verordnet bei beiden Erkrankungen meist ein (evtl. cortisonhaltiges) Spray, das inhaliert werden muss,
um der Entzündung und der Verengung entgegenzuwirken. Das Cortison wirkt hierbei entzündungshemmend.
Und da die Muskulatur, die die Verengung der Bronchien erzeugt, u.a. durch den Sympathikus (das
autonome oder unwillkürliche Nervensystem) gesteuert wird, greifen weitere Inhaltsstoffe genau
an dieser Stelle ein, um die Muskulatur zu entspannen. Da der Sympathikus aber auch große Teile
des Verdauungssystems versorgt, wirken diese Stoffe über den Blutkreislauf natürlich auch hier –
es wird z.B. mehr Magensäure gebildet. Viele Patienten, die solche Sprays benutzen, wundern sich
dann über Sodbrennen und Reflux. Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag
»
Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten«.
Da den wenigsten Betroffenen dieser Zusammenhang bewusst ist, berichten Sie den Arzt – in
diesem Falle dem Hausarzt, der vielleicht gar nichts von den Verordnungen des Lungenfacharztes weiß
– von ihren Magenbeschwerden. Dieser verordnet, wenn Sie Pech haben, einen Protonenpumpenhemmer
(
PPI), der die Magensäureproduktion unterbindet. Da die PPI
bis zu einer gewissen Konzentration frei verkäuflich sind, können Sie diese sogar von
»hilfsbereiten« Apothekern auch ohne Rezept gleich mit nach Hause nehmen.
Und nun sitzen Sie erst Recht in der Tinte: Wenn die für eine optimale Verdauung erforderlich Magensäure
fehlt oder in zu geringer Menge zur Verfügung steht, werden die Nahrungsbestandteile nur unzureichend verdaut.
Dies hat negative Auswirkungen auf die gesamte Verdauungsleistung, auf die optimale Zusammensetzung Ihrer
Darmbakterien und auf Ihre Darmschleimhaut – ein Teufelskreis beginnt, der vielleicht »nur«
zu mehr und mehr Unwohlsein führt, ggf. aber auch mit weiteren Medikamenten (und ihren Nebenwirkungen)
bekämpft werden soll.
Weitere hilfreiche Tipps
Neben den o.a. Mitteln stehen Ihnen weitere Hilfsmittel, Maßnahmen und
natürliche Präparate zur Verfügung, um Sodbrennen und Reflux zu reduzieren und
letztendlich zu verhindern.
Zuallererst sollten Sie – falls Sie Raucher sind – so schnell wie möglich
das Rauchen einstellen. Rauchen ist einer der schlimmsten Auslöser von Reflux und
Sodbrennen!
Wenn Sie z.B. nach einem Schlaganfall oder anderen Verschlusserkrankungen zur Vorbeugung
erneuter Probleme regelmäßig ASS (Acetylsalicylsäure/Aspirin) einnehmen müssen, kann es vermehrt
zu Sodbrennen oder auch Reflux kommen. Hier kann es helfen, wenn Sie die Tabletten mit dem Essen
(also weder vor noch danach, sondern »gut eingepackt« in Speisen) einnehmen. So kann
die reizende Wirkung des Mittels auf die Magenschleimhaut abgefangen werden.
Auch das übermäßige Trinken von Alkohol begünstigt – wie oben erwähnt –
die Beschwerden. Reduzieren Sie deshalb unbedingt einen eventuellen Alkoholkonsum.
Testen Sie doch einmal, ob ein völliger Verzicht nicht schon des Rätsels Lösung ist.
Kaffee wirkt, wie beschrieben, reizend auf die Schleimhäute. Ersetzen Sie Kaffee
ggf. durch (dünneren) schwarzen Tee, besser sind noch Kräutertees wie z.B.
Pfefferminz- oder Kamillentee.
Oftmals kann es schon Erleichterung bringen, die Magensäure durch Trinken eines
einfachen Glases Wasser etwas zu verdünnen.
Meiden Sie grundsätzlich kohlensäurehaltige Getränke, da die Kohlensäure zum einen
das Volumen im Magen vergrößert und zum anderen nach oben zum Ausgang drängt und
dabei auch Magensäure mitreißt.
Verzichten Sie auch auf scharfe Gewürze wie Pfeffer oder Chili. Verschwenderisch
hingegen dürfen Sie mit verdauungsfördernden Gewürzen umgehen, die die Produktion
der Verdauungssäfte fördern und deshalb bei der Verdauung der Speisen helfen.
Schauen Sie sich in der indischen Küche um: Curry und Kurkuma, Kreuzkümmel, Fenchel,
Anis, Kardamom und viele andere mehr haben teilweise sogar heilende Wirkungen.
Auch das Verzehren von vier bis fünf Haselnüssen, die man sehr gründlich kaut und
einspeichelt, bevor man sie hinunterschluckt, kann Sodbrennen reduzieren.
Mischen Sie geschrotete Leinsamen in Ihr Essen, auch das kann Ihnen Erleichterung
verschaffen. Speziell gezüchtete, gelbe Leinsamen, die besonders schleimbildend
wirken (Linusit), können mit diesem Schleim die Schutzfunktion der Schleimhaut
in der Speiseröhre unterstützen, so dass zumindest die aggressive Wirkung der Säure
etwas abgemildert wird.
Unter Umständen kann Kieselsäure, die sowohl das Bindegewebe als auch die Schleimhäute
stärken kann, helfen, Reflux und Sodbrennen zu reduzieren. Besorgen Sie sich im
Reformhaus ein speziell für Magen und Darm entwickeltes Silicea-Präparat. Sie können
morgens eine
Rollkur
durchführen, bei der Sie nach dem Schlucken der entsprechenden
Menge Gel auf nüchternen Magen zuerst fünf Minuten auf dem Rücken liegen und sich
anschließend jeweils für weitere fünf Minuten auf die linke Seite, auf den Bauch
und zum Schluss auf die rechte Seite legen. So wird die gesamte Schleimhaut in der
Speiseröhre und im Magen benetzt und auf diese Weise geschützt.
Silicea kann auch in homöopathischer Darreichung helfen, Muskulatur und Bindegewebe
zu stärken und damit den Schließmechanismus zu kräftigen. Nehmen Sie über einen längeren
Zeitraum von einigen Monaten Silicea D4 am besten in Form von Globuli, da hier weder
Laktose noch Alkohol enthalten ist. Die Saccharose als Trägersubstanz ist in den
Globuli nur in winzigen Mengen enthalten. Lassen Sie 3 – 5 mal pro Tag jeweils
5 Globuli unter der Zunge zergehen.
Wenn die Schleimhäute in Speiseröhre und Magen bereits angegriffen oder sogar
entzündet sind, sollten entzündungshemmende Maßnahmen ergriffen werden. Beispielsweise
können durch Präparate mit geeigneten
Vitalpilzen Entzündungen günstig
beeinflusst werden. Bitte wurschteln Sie hier jedoch keinesfalls auf eigene Faust
herum, sondern lassen Sie sich von auf diese Bereiche spezialisierten Fachkräften
geeignete Präparate empfehlen.
Auch Fischöl kann eine gute Hilfe darstellen, denn der hohe Gehalt an Omega-3-Fettsäuren
wirkt entzündungshemmend. Bitte wählen Sie hier nur hochwertige Präparate, denn
gerade bei solchen Produkten gibt es leider mehr als genug Mittel – insbesondere
aus dubiosen Quellen im Internet oder Supermarkt, deren Omega-3-Gehalt sehr viel
niedriger ist, als die meist vollmundigen Werbeversprechen erwarten lassen. Bitte
nehmen Sie auch hier eine kompetente Beratung in Anspruch, sonst werfen Sie u.U. Ihr Geld zum Fenster hinaus.
Vor allem aber ist kann ein sinnvolles Stressmanagement helfen, bei dem Stress
entweder vermieden oder zumindest aber durch Entspannungsübungen kompensiert wird.
Es ist leider viel zu wenig bekannt, wie verheerend sich Stress auf das gesamte
Verdauungssystem auswirkt.
Reflux-Gymnastik
Es gibt sogar verschiedene gymnastische Übungen, die helfen können Reflux und
Sodbrennen zu verhindern oder zu stoppen. Sämtliche Übungen, die das Zwerchfell
kräftigen, stärken auch den oberen Magenschließmechanismus und sind geeignet, den
Rückfluss von Magensäure einzudämmen.
Hierzu zählen zuerst einmal sämtliche Atemübungen, bei denen Sie tief und langsam
in den Bauch atmen. Sie wissen ja: Die beiden Lungenflügel selbst können nicht
atmen. Sie werden von den Rippenmuskeln und natürlich auch von dem großen Atemmuskel,
unserem Zwerchfell aufgezogen, wobei die Luft in die Lunge strömt. Werden die Muskeln entspannt,
fällt die Lunge wieder zusammen, wobei die Luft entweicht.
Je öfter Sie tief atmen, desto intensiver wird das Zwerchfell trainiert und gekräftigt.
Ein starker Zwerchfellmuskel kann dann auch die Speiseröhre besser abdichten, so
dass keine Magensäure aus dem Magen aufsteigen kann.
Eine weitere sehr wirksame Übung für das Zwerchfell ist das kräftige Atmen gegen eine bewusst verursachte Hemmung: Atmen Sie
zunächst ein paar Mal tief ein und aus, um sich mit ausreichend Sauerstoff zu
versorgen. Anschließend atmen Sie kräftig aus, so dass
die Lunge so weit wie möglich entleert wird. Schließen Sie nun den Mund und halten
Sie sich gleichzeitig die Nase zu. Jetzt versuchen Sie durch die Nase einzuatmen.
Sie bekommen natürlich keine Luft, weil Sie sich ja die Nase zuhalten.
Das Zwerchfell arbeitet bei dieser Übung gegen einen Unterdruck. Das ist für den
Muskel sehr anstrengend, und er wird auf diese Weise intensiv trainiert und gekräftigt.
Beenden Sie die Übung rechtzeitig, bevor Sie in Atemnot geraten.
Führen Sie diese Übung mehrmals am Tag für einige Male aus, damit Ihr Zwerchfell
und damit die Verschlussfunktion am Mageneingang gekräftigt wird.
In dem Buch
»Darmgymnastik – Bewegung & mehr
gegen Verdauungsbeschwerden« finden Sie diese und viele weitere wirksame Übungen,
weiterhin Akupressurpunkte, Hilfsmanahmen und Hilfsmittel, die Sie bei Reflux und Sodbrennen einsetzen können.
Schnüren Sie ihr persönliches Maßnahmenpaket
Wenn Sie an Reflux und Sodbrennen leiden, sollten Sie schauen, welche Verursacher
für Ihre Probleme verantwortlich sein könnten. Schalten Sie diese Verursacher nach
und nach aus – Sie werden sehen, dass schon jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit
eine deutliche Besserung eintritt. Unterstützen Sie lange bestehende Symptome mit
geeigneten Maßnahmen, Verhaltensweisen und ggf. Präparaten.
Vor allem aber geben Sie sich und Ihrem Körper Zeit, denn die Probleme haben sich
ja über einen längeren Zeitraum ausgebildet und verstärkt, so dass es auch einige
Wochen bis Monate dauern wird, bis Sie wieder vollkommen beschwerdefrei sind.
Ich wünsche Ihnen alles Gute!
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