Sie fragen Sie sich, was ein gesunder Magen mit einer gesunden Verdauung zu tun hat?
Oder anders herum: Wie können Störungen des Magens zu Verdauungsproblemen
führen, die wir ja eigentlich immer im Darm angesiedelt sehen?
Magenfunktionsstörungen können sogar sehr häufig zu Verdauungsproblemen
führen, denn wenn die Nahrung, die in den Darm gelangt, nicht richtig vom Magen
vorbereitet wurde, kann sie auch im Darm nicht mehr richtig oder zumindest nicht
ohne Probleme verdaut werden – Verdauungsbeschwerden sind eine natürliche
Folge, die wahren Zusammenhänge werden aber häufig übersehen.
Aber eigentlich können Verdauungsprobleme noch viel früher anfangen
– nämlich im Mund. Wenn Nahrung nicht genügend gekaut und eingespeichelt
wird, kann auch ein normalerweise gut funktionierender Magen diese nur unter
erschwerten Bedingungen verarbeiten.
Funktionen des Magens
Der Magen hat verschiedene, wichtige Aufgaben: zum einen muss er die Nahrung
möglichst keimfrei machen, um zu verhindern, dass schädliche Mikroorganismen
weiter in den Körper eindringen können. Dazu schüttet
er Magensaft aus, der durch den hohen Gehalt an Salzsäure (PH-Wert 1,5 – 2)
einen Großteil der verschluckten Keime abtötet. Um die Magenwände
vor diesem ätzenden Magensaft zu schützen, sind sie mit einer Schleimschicht
überzogen, damit sich der Magen nicht selbst verdaut. Sobald der Nahrungsbrei
schlückchenweise nach einer der Zusammensetzung der Nahrung angepassten
Verweildauer durch den Magenpförtner in den Zwölffingerdarm abgegeben
wird, wird die Säurekonzentration durch an dieser Stelle hinzugegebene
Verdauungssäfte neutralisiert, wodurch die Darmwände vor Schäden
geschützt werden.
Magensäfte
Ist zu wenig Magenschleim vorhanden, werden die Schleimhäute von der
Magensäure angegriffen, was zu Magenschleimhautentzündungen oder sogar
zu Magengeschwüren führen kann. Das Mittel der Wahl sind hier nicht
immer die fast schon gießkannenmäßig verabreichten Säureblocker (Protonenpumpenhemmer, kurz PPI),
sondern eher schleimfördernde Maßnahmen wie das Trinken von Schleimbildnern
(spezielle Leinsamenzubereitungen) – am besten als
Rollkur – angewandt.
Der Magensaft enthält verschiedene Enzyme, die bestimmte Nahrungsbestandteile
vorverdauen und aufspalten können. Am bekanntesten ist das Pepsin, das
Eiweiße aus der Nahrung aufspaltet hilft. Und weiterhin ist im Magensaft
der so genannte Intrinsic-Faktor enthalten, der erforderlich ist, das mit der
Nahrung aufgenommene Vitamin B12 später im Darm verwerten zu können.
Der Magen ist ein starker Muskel, der die verschluckte Nahrung kräftig
durchknetet und mit den Magensäften durchmischt. Wird die Nahrung vor dem
Herunterschlucken nicht genügend gekaut, sind die Brocken zu groß,
und die Durchmischung ist wesentlich schlechter, die Vorverdauung damit um ein
Vielfaches uneffektiver. Außerdem wird die Nahrung beim Kauen gründlich
mit Speichel vermengt, der ebenfalls wichtige Enzyme zur Aufspaltung der Nährstoffe
enthält, was dem Magen die Arbeit erleichtert.
Gesundes Essverhalten
Oftmals wird gesagt, dass man es vermeiden sollte, zum Essen zu trinken, um die
Magensäfte nicht unnötig zu verdünnen. Dieser Rat gilt jedoch nur
für Menschen, deren Magensaftproduktion ohnehin schwach ist. Normalerweise
ist es günstig, nicht nur generell viel zu trinken, sondern auch ein Glas
Wasser zum Essen zu trinken, um den Nahrungsbrei geschmeidig zu machen. Eine schwache
Magensaftproduktion kann man durch das Verzehren von Bitterstoffen (z.B. Wermut-Tee
oder Artischocken-Presssaft) anregen.
Für einen gesunden Magen (und damit für eine gesunde Verdauung) ist es
also wichtig, langsam zu essen und die Nahrung gründlich zu kauen. Dadurch
wird der Magen entlastet und kann seine Aufgabe optimal ausführen.
Man sollte sich deshalb zum Essen Zeit und Ruhe gönnen und nicht »zwischen
Tür und Angel« essen. Dies führt meistens zu zu hastigem Essen mit der
Folge von vermehrtem Verschlucken von Luft, die dann zum Teil durch unangenehmes
Aufstoßen wieder entweicht. Ein anderer Teil gelangt in den Darm und bedingt
hier unangenehme bis sogar schmerzhafte Blähungen.
Und wir alle wissen ja auch: Das Auge isst mit. Somit sollten wir beim
genüsslichen Essen auch schauen, was wir essen – beim Essen auf der
Hand oder gar beim Autofahren ist dies schlecht möglich.
Da die Magenperistaltik (die Bewegungen des Magens) und die Sekretion der
Magensäfte durch Nerven gesteuert werden,
sollten wir schon durch den optischen Reiz, aber auch durch ausgiebiges Riechen
und Hinschmecken unsere Verdauung ankurbeln. Schon beim Anblick oder Geruch von
Speisen kann uns das sprichörtliche »Wasser im Munde zusammenlaufen«
– und nicht nur im Munde, sondern auch im Magen werden dadurch bereits die
erforderlichen Sekrete vorbereitet, damit die Nahrung beststens verdaut werden kann.
Störungen
Für eine reibungslose Verdauung ist es u.a. erforderlich, die Nahrungsmengen
zu beachten. Der Magen ist zwar ein sehr dehnungsfähiges Hohlorgan, jedoch
sind auch hier die Kapazitäten begrenzt. Hat man zu viel gegessen, ist der
Magen im wahrsten Sinne des Wortes überlastet – mit Folgen, die sicherlich
jeder von uns schon einmal verspürt hat:
Völlegefühl (das Wort
»Völle« leitet sich von »voll« her) oder sogar
Übelkeit.
Auch
Sodbrennen kann als Folge von zu üppigen Mahrzeiten auftreten: Dabei fließt
oder drückt Magensaft aus dem Magen in die Speiseröhre zurück.
Die Ursache kann hier ein »einfaches
Zuviel« sein, manchmal jedoch auch eine Schwäche des oberen
Speiseröhrenschließmuskels (Ösophagus-Sphinkter) sein (des Muskels,
der normalerweise eben dieses Zurückfließen verhindert und uns befähigt,
auch im Kopfstand schlucken zu können). Meistens jedoch ist es ein Zuviel und
oftmals auch ein zu spätes Essen, denn wenn der Magen noch voll ist, wenn
wir zu Bett gehen und uns hinlegen, wird die Kraft des Speiseröhrenschließmuskels
schlichtweg überfordert.
Der sogenannte »
Reizmagen« ist meist eine Folge der Missachtung aller
oder einzelner der beschriebenen Faktoren, die zu einer optimalen Funktion des
Magens erforderlich sind. Insbesondere aber sind es häufig auch zu schnelles
und zu hastiges Essen unter stressigen Bedingungen, weshalb ein Überdenken
gerade dieser Faktoren besonders wichtig ist, um einen Reizmagen mit all seinen
unangenehmen Folgen zu heilen.
Alle Verdauungsproszesse – angefangen im Mund bis hin zum Dickdarm –
sind optimal aufeinander abgestimmt. Ist in dieser Kette irgendein »Haken«
oder gehen wir zu sorglos mit unseren Körperfunktionen um, treten
Verdauungsprobleme auf, die teils an völlig anderen Stellen wahrgenommen
werden und damit oftmals nicht mit dem eigentlichen Ursprung in Verbindung gebracht
werden. Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag »
Die
Verdauungsdrüsen und ihre Bedeutung für die Verdauung«.
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