Alle Jahre wieder …. In regelmäßigen Abständen taucht das Thema »Gewichtsreduktion«
auf – sei es in Frauenzeitschriften, aber auch allen anderen Blättern im Medienwald.
Gerade nach den Weihnachts- und Osterfeiertagen und bei Beginn der Urlaubszeit
sind die Zeitschriften voll mit großartigen Wunderdiäten, mit Werbung für
verschiedenste Präparate und natürlich auch mit Berichten von Menschen, die zig
Kilos auf diese Weise verloren haben wollen. Und wer kennt sie nicht, die vorher-
und nachher-Bilder, in denen diese Leute stolz zeigen, wie viel zu groß ihr Hosenbund
jetzt ist!
Nicht nur Firmen, die Abnehmwillige in verschiedenen Programmen und Kursen beraten
und betreuen, werben verstärkt in diesen Zeiten für sich, sondern auch die Hersteller
unzähliger kalorieneinsparender Tabletten und Pülverchen, die versprechen, dass
man schnellst und selbstverständlich immer ohne zu hungern die angefutterten Pfunde
wieder verlieren kann.
Was ist eigentlich dran an diesen Versprechungen und warum werben diese Firmen
gerade jetzt?
Zu den Feiertagen schlagen die meisten von uns essensmäßig über die Stränge, was
sich dann sehr häufig auch auf der Waage bemerkbar macht. Bei allen denjenigen,
die ohnehin mit ihrem Gewicht kämpfen, wird dann rasch eine Schallgrenze überschritten.
Und vor den Urlaubszeiten, in denen man sich öfters zum Baden oder Sonnen am Strand
aufhält, möchte man den Körper in Badekleidung von einer möglichst vorteilhaften
Seite zeigen.
Zeit und Anlass also, gerade jetzt und rechtzeitig die Pfunde wieder los zu werden.
Angefeuert von den überschlanken Models, die die neue Mode an ihren wunderbaren
Körpern präsentieren, fällt die Werbung bei uns auf einen fruchtbaren Boden.
Und wer will sich schon groß kasteien, wenn es doch so einfach und vor allem so
schnell geht? 20 Kilo in 14 Tagen? Und das ohne zu hungern? Einfach nur eine Tablette
vor dem Essen schlucken, und ansonsten so weiter essen, wie bisher? Zugegeben,
billig sind die Mittelchen nicht gerade, aber dafür, dass das sooo leicht gehen
soll, ist diese Investition sicherlich gerechtfertigt!
Zuerst einmal sollten wir schauen, ob es wirklich erforderlich ist abzunehmen.
Oftmals ist es nur der Vergleich mit den in Wirklichkeit teils klapperdürren Models,
die uns ein völlig falsches Idealbild vorgaukeln. Die Idealmaße sind nämlich auch
der Mode unterworfen: Galt noch zu Rubens Zeiten ein eher kräftigerer Körper als
schön, gab es auch Phasen, in denen uns Twiggy suggerierte, dass an Magersüchtigkeit
grenzende Körpermaße nachahmenswürdig seien. Ganz so schlimm ist es heute nicht
mehr, aber Körpermaße, wie sie heute in den Medien vorgeführt werden, bewegen meist
immer noch weit unter einem gesunden Limit. Wichtig ist, dass Sie Ihr persönliches
Idealgewicht finden und sich ohne zu schnaufen bewegen können. Das mag dann ein
Gewicht sein, das etwas von den propagierten Idealmaßen abweicht, mit dem Sie sich
aber so richtig wohl fühlen.
Und wenn Sie wirklich übergewichtig sind? Dann sollten Sie nach Möglichkeit rechtzeitig
die Reißleine ziehen, sodass die Pölsterchen nicht zu dick werden.
Wodurch kommt es überhaupt dazu? Grundsätzlich kommt bei allen an sich gesunden
Menschen Übergewicht nur durch eine negative Energiebilanz zustande. Dies bedeutet,
dass mehr Energie zugeführt wird, als der Körper mit seinem Grund- und Arbeitsumsatz
verbraucht.
Der Grundumsatz ist die Energiemenge, die der Organismus bei völliger Ruhe allein
fürs Überleben braucht: Für das Atmen, den Stoffwechsel, für die Aufrechterhaltung
der Körpertemperatur und die Ernährung der Gehirnzellen. Die Höhe des Grundumsatzes
richtet sich nach der Körpergröße und der Muskelmasse.
Der Arbeitsumsatz bezeichnet die Energiemenge, die zusätzlich zum Grundumsatz durch
Muskelbewegungen wie Laufen, Arbeit oder Sport verbraucht wird. Da wir in unserer
Überflussgesellschaft, die uns zudem mit Maschinen, Lifts und vielen Erleichterungen
einen großen Teil der Arbeit abnehmen, normalerweise nur noch sehr wenig körperliche
Arbeit verrichten und wir uns zudem reichlich aus einem großen Nahrungsangebot
bedienen, ist die Menge der aufgenommenen Energie häufig sehr viel größer als die
der verbrauchten. Und alles, was nicht verbraucht wird, speichert unser Organismus,
der leider immer noch so funktioniert, wie bei unseren Vorfahren, die um ihr Überleben
kämpfen mussten: jedes Gramm mühsam gesammelter Nahrung musste damals optimal
verwertet werden, verzehrte Energie für ganz sicher später kommende Hungerperioden
gespeichert werden. Das funktioniert auch bei uns noch nach diesem Schema, denn
unser archaischer Köper weiß nichts davon, dass zumindest wir in unserer Gesellschaft
großteilig im Überfluss leben, und es keine wirklichen Hungerzeiten mehr gibt.
Die einzige Möglichkeit, eventuell angefuttertes Übergewicht loszuwerden, ist, die
Energiebilanz umzudrehen und weniger zu essen, als der Köper braucht.
Wenn jetzt allerdings eine radikale Hungerdiät eingelegt wird, schaltet unser
Organismus, der wie gesagt noch vollkommen ursprünglich arbeitet, auf das
»Notzeit-Programm«: den Stoffwechsel weitestgehend reduzieren und so das
Überleben für Körper und Gehirn sicherstellen! So kann man mit sehr viel weniger
Energie sehr viel länger auskommen.
Tatsächlich kann Fasten ein guter Einstieg in ein Abnehm-Programm sein, sollte
aber nicht exzessiv und nicht ausschließlich um der Abnahme willen durchgeführt
werden. Einige Tage Fasten können mit der meist großen Gewichtsabnahme motivieren
und darüber hinaus auch den Geist reinigen. Bei einer längeren Fastendauer schaltet
der Körper auf das schon erwähnte Sparprogramm und geht sparsamer mit den
Nahrungskalorien um. Wenn dann wieder gegessen wird, braucht es längere Zeit, bis
auch die Nahrung wieder normal verarbeitet wird, und die abgehungerten Pfunde sind
flugs wieder auf den Hüften.
Die einzige wirklich nachhaltige Methode, dauerhaft ab- und nicht gleich wieder
zuzunehmen, ist ein Umlernen: Moderat weniger essen, aber davon das Richtige.
Kalorien dürfen (und sollen) zwar eingespart werden, aber es darf dabei kein
Vitalstoffmangel eintreten. Vitamine und Mineralstoffe dürfen nicht reduziert werden!
Der Körper braucht sie, egal, ob sie viel oder wenig essen.
Deshalb muss eine Reduktionsdiät immer besonders hochwertig sein. Mit Tabletten,
die Nahrungsbestandteile binden, laufen Sie Gefahr, dass auch die essentiell wichtigen
Bestandteile gebunden und ausgeschieden werden.
Alle Pülverchen, die mit angeblich wenigen Kalorien satt machen sollen, enthalten
viel zu viel Eiweiß, so dass dies unsere Nieren auf Dauer nicht verarbeiten können.
Sie sind zwar mit teils sehr viel mehr künstlichen Vitaminen und Mineralstoffen
angereichert – das alles ist aber nur Chemie!
Und alle Crash-Diäten, die in wenigen Wochen oder sogar nur Tagen sagenhafte
Gewichtsabnahmen garantieren sollen, enthalten viel zu wenig der benötigten Vitalstoffe,
so dass hier zwar tatsächlich manchmal innerhalb der ersten Tage eine nette Gewichtsabnahme
zu verzeichnen ist. Auf Dauer aber sind diese Vorschläge nicht geeignet, weil sie
in Bezug auf die Vitalstoffe eine mangelhafte Bilanz aufweisen.
So geht es tatsächlich:
Schauen Sie zunächst einmal, was Sie an Kalorien einsparen können, indem Sie auf
Naschwerk verzichten.
Meiden Sie alles, was künstlich gesüßt ist – egal, ob mit Zucker, Honig,
Zuckeraustausch- und Süßstoffen oder mit oder Zuckersirupen.
Verringern Sie übergroße Essensportionen.
Verringern Sie die Portionsgrößen von Getreideprodukten wie Brot und Nudeln und
bevorzugen Sie ggf. Vollkornprodukte.
Verringern Sie die Portionsgrößen von Beilagen wie Kartoffeln und Reis.
Ersetzen Sie fettes Fleisch durch mageres und beschränken Sie den Fleischverzehr auf
1 – 2 kleine Portionen pro Woche.
Essen Sie mehrmals am Tag Gemüse und Obst, wobei zwei kleine Portionen Obst genügen.
Gemüse darf ohne Mengenbegrenzung verzehrt werden.
Trinken Sie ausreichend und bevorzugen Sie Wasser, Kräuter- und Früchtetees.
Obstsäfte sind Genussmittel und nur in kleinen Portionen empfehlenswert.
Essen Sie abwechslungsreich und achtsam – das Auge isst mit!
Essen Sie langsam und kauen Sie gut. Das Sättigungsgefühl setzt erst nach 20 Minuten
ein – und in dieser Zeit können Sie entweder eine kleine Portion genießen
oder sehr viel hinunterschlingen.
Und – ganz wichtig: Bewegen Sie sich mehr. So steigern Sie den Arbeitsumsatz
Ihres Körpers, und die Pfunde werden umso schneller purzeln. Darüber hinaus führt
regelmäßige Bewegung zu einem Zuwachs an Muskelmasse, so dass gleichzeitig auch
noch Ihr Grundumsatz steigt.
Crash-Diäten mögen einen kurzfristigen Erfolg bringen, allerdings ist hier der
Rückfall vorprogrammiert. Gehen Sie deshalb behutsam vor und ändern Sie Ihre
Gewohnheiten nach und nach. Nur, wenn Sie dauerhaft Ihre Energiebilanz verbessern,
können Sie abnehmen und ein neues, gesundes Gewicht auch halten.
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