Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) können ähnliche Beschwerden verursachen
wie Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten. Deshalb gehört zu einer korrekten Diagnose
von Nahrungsmittel-Intoleranzen auch immer der Ausschluss dieser schwerwiegenden
Erkrankungen.
Zu der Gruppe der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, bei denen schwere
Entzündungsherde an verschiedenen Stellen der Darmschleimhaut auftreten, gehören
Morbus Crohn, die Colitis ulcerosa und die Colitis indeterminata.
Wichtiger Hinweis: Alle Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
müssen immer von erfahrenen Fachärzten begleitet werden. Sowohl die Diagnose als
auch die Behandlung während akuter Schübe muss von einem Gastroenterologen durchgeführt
werden. Eine ergänzende Ernährungs- und ganzheitlich ausgerichtete Gesundheitsberatung
in Zusammenarbeit mit dem Mediziner ist jedoch sinnvoll und kann den Krankheitsverlauf
positiv beeinflussen.
Morbus Crohn
Der Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, bei der die
Schleimhaut des gesamten Verdauungstrakts vom Mund bis zum After befallen sein kann.
In den überwiegenden Fällen finden sich die Herde jedoch im Dünndarm und im Dickdarm.
Die Erkrankung tritt in Schüben auf, die dann jeweils heftige Beschwerden verursachen.
Dazwischen können wochen-, monate- oder sogar jahrelange beschwerdefreie Zeiträume
liegen.
Die Ursachen für Morbus Crohn sind noch weitgehend unerforscht, es liegt jedoch
eine Autoimmunkomponente vor, bei der sich Antikörper gegen die Zellen der eigenen
Schleimhäute richten und diese schädigen. Weiterhin ist eine erbliche Veranlagung
wahrscheinlich. Umwelt- und Ernährungsfaktoren können die Schübe auslösen, deren
Schweregrad und zeitliche Länge beeinflussen. Ebenso beeinflussen psychische
Komponenten den Verlauf der Erkrankung.
Die Hauptsymptome bei Morbus Crohn sind Bauchschmerzen und Durchfälle mit teils
blutigen und schleimigen Beimengungen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen.
Durch die Verdauungsstörungen bedingt treten häufig Gewichtsverlust und bei Kindern
eine Wachstumsverzögerung auf.
Bei Verdacht auf Morbus Crohn wird eine Ausschlussdiagnose durchgeführt, um andere
Erkrankungen, die ähnliche Symptome erzeugen, auszuschließen. Zusätzlich sichern
bildgebende Untersuchungsverfahren des gesamten Verdauungstrakts (Magen- und
Darmspiegelungen mit Biopsien, MRT, CT mit Kontrastmittel, Sonographie) das Ergebnis.
Bei akuten Schüben erfolgt eine symptomatische Behandlung, d.h. die Linderung der
einzelnen auftretenden Symptome mit Medikamenten und idealerweise begleitenden
ganzheitlichen Maßnahmen. Zwischen den Schüben wird mit der Behandlung ein mögliches
Hinauszögern eines nächsten Schubs angestrebt, wobei es hier noch keine schulmedizinisch etablierten,
anerkannten und bei allen Patienten wirksamen Mittel und Methoden gibt.
In schweren, nicht zu handhabenden Fällen können befallene Teile des Darms
entfernt werden – dies ist jedoch immer nur eine Notmaßnahme nach Fehlschlagen
aller anderen Therapieversuche.
Mit fortschreitenden, wissenschaftlichen Erkenntnissen wird deutlich, dass Patienten
mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen in den meisten Fällen über eine reduzierte
Darmflora verfügen, d.h. dass bei ihnen die Artenvielfalt der Darmbakterien eingeschränkt
ist. Entsprechnde Therapieversuche mit Probiotika stecken noch in den Kinderschuhen,
sehen aber vielversprechend aus.
Wichtiger Hinweis: Keinesfalls darf hier ohne fachliche Betreuung auf eigene
Faust mit Probiotika experimentiert werden. Ungeeingete probiotische Präparate
können – insbesondere bei einer geschädigten Darmschleimhaut – mehr
Schaden als Nutzen anrichten! Lassen Sie sich hier deshalb auf jeden Fall beraten.
Günstig bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wirken sich eine gesunde
Schonkost, ein möglichst schadstofffreies
Leben (Rauch- und Alkoholverzicht) aus, oftmals auch der Ersatz von Nahrungsfetten
durch die so genannten MCT-Fette. Ebenso vorteilhaft ist eine Stresskontrolle und
ggf. -reduktion, evtl. mit Hilfe von Entspannungsübungen und oftmals auch eine
psychologischer Begleitung.
Da wegen der Schleimhautschädigungen oftmals mit dem Morbus Crohn auch
Nahrungsmittel-Malabsorptionen einhergehen, ist hier eine gleichzeitige angepasste
Ernährungsweise unbedingt erforderlich.
Da sich ganzheitliche Methoden und eine insgesamt »gesunde Lebensweise«
auf den Krankheitsverlauf positiv auswirken, ist die Begleitung durch eine spezialisierte
Fachkraft, die mit den Medizinern zusammenarbeitet, auf jeden Fall günstig.
Colitis ulcerosa
Auch die Colitis ulcerosa zählt zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.
Befallen sind hier Mastdarm und Dickdarm, wobei sich die Herde immer vom Mastdarm
zum Dickdarm (von anal nach oral) ausbreiten. Befallen ist nur die Darmschleimhaut
(Mukosa und die Submukosa) nicht die Muskulatur.
Leitsymptome sind ständig wiederkehrende, starke Durchfälle und Schmerzen bis hin
zu Koliken und Darmblutungen.
Die Colitis ulcerosa tritt in Schüben auf, d.h. es gibt weitgehend symptomfreie
Zeiten und Phasen mit starken Beschwerden.
Die Diagnostik erfolgt analog zum Morbus Crohn mittels Ausschlussdiagnose und
den oben aufgeführten Verfahren. Die Behandlung erfolgt
im Akutschub mit entzündungshemmenden Medikamenten, und auch hier sollten begleitend
ganzheitliche Maßnahmen die medizinischen Therapien unterstützen. Letzte eignen
sich dann auch ganz besonders zur Vermeidung von Rezidiven (Rückfällen) bzw. zur
Verlängerung der schubfreien Zeiten.
Auch bei der Colitis ulcerosa muss ein besonderes Augenmerk auf die Lebensweise
und die Ernährung gelegt werden: Alles, was den Darm belasten oder irritieren könnte,
sollte vermieden werden, d.h. es sollte ein vernünftige Stressmanagement eingehalten
und eine bekömmliche Kost verzehrt werden.
Colitis indeterminata
Die Colitis indeterminata ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, bei der
mit der üblichen Diagnostik nicht eindeutig zwischen Morbus Crohn und Colitis
ulcerosa unterschieden werden kann (indeterminiert = unbestimmt, nicht festgelegt).
Die Behandlung erfolgt den Symptomen und den befallenen Darmbezirken entsprechend.
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