Ein gesunder Darm reinigt sich eigentlich von alleine. Mit jeder Entleerung werden
die unverdauten Nahrungsreste, abgestorbene Schleimhautzellen und Bakterien und
auch eventuelle Ablagerungen ausgeschieden. Entscheidend für diese Funktion ist
eine gesunde Verdauung, die sich durch verschiedene Komponenten ergibt. In
speziellen Fällen kann es erforderlich sein, eine Darmreinigung künstlich
herbeizuführen – im Normalfall ist dies jedoch nicht erforderlich.
Gesunde Darmentleerung
Ein gesunder
Stuhlgang setzt
eine gesunde Ernährung voraus. Ein Mensch, der sich
überwiegend von Fast Food mit einem hohen Weißmehl- und Zuckeranteil und wenig
Ballaststoffen ernährt, wird selten eine gesunde Verdauung haben können. Enthält
die Nahrung jedoch einen hohen Anteil an Gemüse und Obst und Vollkornprodukten
mit viel Ballaststoffe, garantiert dies meistens eine gute Verdauung. Wenn dazu
noch ausreichend getrunken wird, um dem Speisebrei eine optimale Konsistenz zu
geben und der Mensch sich ausreichend bewegt und dies mit einer korrekten, tiefen
Atmung unterstützt, kann sich der Darm mit größter Wahrscheinlichkeit regelmäßig
und problemlos entleeren.
Auch wenn
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
und/oder -Allergien vorliegen, ist durch eine
Ernährung, die nur angepasste Mengen dieser unbekömmlichen Stoffe enthält, ebenfalls eine
gesunde Verdauungsfunktion möglich.
Bereits im Dünndarm werden die meisten Nahrungsbestandteile aufgeschlossen und
können ins Blut übergeführt werden. Bestandteile, die in diesen oberen Darmabschnitten
nicht aufgespalten und verdaut wurden, gelangen in den Dickdarm, wo die meisten
Stoffe von der dortigen Mikrobiota (Darmflora) verstoffwechselt werden können.
Dies sind zum Beispiel die Zellwände von Vollkornprodukten, für deren Verdauung
im menschlichen Dünndarm kaum Enzyme vorhanden sind. Bei einer normalen, gesunden
Verdauung werden deshalb so gut wie keine unverdauten Nahrungsreste ausgeschieden
– höchstens gelegentlich auch von den Bakterien der Mikrobiota nicht
aufzuschlüsselnde Zellwände und Schalen (z.B. Schalen von Paprikaschoten etc.).
Auch eine gesunde
Darmschleimhaut (Mucosa)
mit jungen, prallen Zellen und einer
schützenden Schleimschicht sorgt dafür, dass sich der Darm selbst reinigt: Der
Speisebrei rutscht problemlos durch einen so ausgekleideten Darm. Eine lückenlose,
gesunde Besiedelung mit überwiegend nützlichen Bakterien sorgt ebenfalls für einen
optimalen Schutz und eine bestmögliche Selbstreinigung des Darms.
Es gibt zwei verschiedene Beweggründe, warum vermehrte Darmentleerungen und eine
Reinigung gewünscht werden könnten: dies ist zum einen eine Verstopfung (Obstipation)
und dadurch unbefriedigende Darmentleerung. Zum anderen können medizinische Gründe
eine künstlich herbeigeführte, gründliche Darmreinigung erforderlich machen.
Ernährungsgewohnheiten
Die häufigste Indikation für den Wunsch nach einer künstlich herbeigeführten
Darmreinigung ist die Verstopfung – wobei dies genaugenommen keine Darm
reinigung
sondern eher eine
Entleerung ist. Wenn der Mensch mehrere Tage keine spontane
Darmentleerung hatte, staut sich der Stuhl unangenehm im Dickdarm – man
fühlt sich aufgebläht, und der stockende Stuhlgang kann sogar schmerzen. Sogar
Missstimmungen und Kopfschmerzen können die Folge von länger andauernden
Verstopfungen sein.
Bevor hier zu drastischeren Mitteln gegriffen wird, sollte versucht werden, die
Darmentleerung mit gezielten gymnastischen Übungen, einer größeren Trinkmenge und
ggf. als abführend bekannten, natürlichen Substanzen wie z.B. eingeweichten
Backpflaumen zu provozieren.
In Zukunft sollte dann auf jeden Fall die Ernährung verbessert, die Trinkmenge
dauerhaft erhöht und die Bewegung optimiert werden. Auch das Erlernen einer
korrekten
Atmung
unterstützt regelmäßige Darmentleerungen, und Entspannungsübungen bzw. ein vernünftiges
Stressmanagement helfen
ebenfalls, die Verdauung günstig zu beeinflussen.
Für einen regelmäßigen Stuhlgang kann die Nahrung ggf. auch mit Quellmitteln wie
Flohsamenschalen oder Apfelpektin angereichert werden. Weitere »natürliche
Abführmittel« wie eingeweichte Backpflaumen, Leinsamen etc. können einen
trägen Darm ein wenig unterstützen.
Künstlich herbeigeführte Darmreinigung
In manchen Fällen kann eine bewusst herbeigeführte Darmreinigung erforderlich
werden, beispielsweise wenn die Verdauung aus verschiedenen Gründen (z.B. im
fortgeschrittenen Alter, Bettlägerigkeit, Krankheit, längerer Fehlernährung,
Medikamentennebenwirkungen) nicht korrekt funktioniert. Eine besondere Indikation
für eine künstlich herbeigeführte Darmreinigung besteht vor Operationen und als
Vorbereitung zum Fasten (lesen Sie hierzu auch den Beitrag
»
Fasten als Vorbereitung zur Karenz«).
Hierzu gibt es verschiedene Methoden, die ihre jeweiligen Berechtigungen durch das
verfolgte Ziel haben.
Abführmittel
Wenn trotz geeigneter Maßnahmen wie die Änderung der Ernährungsgewohnheiten, die
Steigerung der Trinkmenge und eine vermehrte Bewegung durch gymnastische Übungen
und/oder Sport die Verdauung unbefriedigend bleibt und feststeht, dass keine
krankhaften Befunde (z.B. Darmverschluss) vorliegen, kann die Einnahme eines
Abführmittels (günstigstenfalls auf Basis von Quellstoffen) eine
vorübergehende
Möglichkeit sein, den Darm zu entleeren und zu reinigen.
In den meisten Fällen ist es nicht nötig, Abführmittel über einen längeren Zeitraum
einzunehmen, wenn alle o.a. Maßnahmen beachtet werden. Abführmittel machen den
Darm auf Dauer träge und führen dazu, dass immer größere Mengen eingenommen werden
müssen (Gewöhnungseffekt).
Hinweis: Auch wenn diese Mittel rezeptfrei in der Apotheke zu bekommen sind,
sollte eine länger bestehende Problematik immer mit dem Arzt besprochen werden!
Einlauf
Um eine Verstopfung aufzulösen, kann man ggf. versuchen, einen sogenannten Einlauf
(Klistier) vorzunehmen (bzw. vornehmen zu lassen). Dabei wird, während man auf
der linken Körperseite liegt, ein Darmrohr in den After eingeführt und über dieses
etwa ein halber bis ein Liter lauwarmes Wasser eingeführt. Hierzu benutzt man ein Gefäß, einen
sogenannten Irrigator, der über einen flexiblen Schlauch mit dem Darmrohr verbunden
ist. Günstig ist, wenn als Zwischenstück ein Hahn angebracht ist, mit dem man ggf.
die Wasserzufuhr unterbrechen kann. Der Irrigator wird erhöht aufgehängt, um so
durch die natürliche Schwerkraft zu erreichen, dass das Wasser in den Darm laufen
kann. Wassermenge und Einlaufgeschwindigkeit kann man entweder mit dem Hahn oder
aber auch mit der variablen Höhe der Aufhängung regulieren.
Das Wasser sollte so lange wie möglich im Darm verbleiben, um den verhärteten
Stuhl aufzulösen. Danach wird das Wasser mit dem so gelösten Stuhl auf der Toilette ausgeschieden.
Eine Steigerung der Wirkung eines Einlaufs kann durch die Verwendung von salinen
Lösungen (käuflich zu erwerbenden Salzlösungen) erreicht werden. Solche Lösungen
gibt es auch als sogenannte »Mikroklists«, die eine konzentriertere
Lösung, dafür aber in kleinerer Menge enthalten.
Achtung: Einläufe – und schon gar nicht Einläufe mit salinen Lösungen –
sollten regelmäßig und in kurzen Abständen angewendet werden, denn sie schädigen
bei häufigerem Einsatz Darmschleimhaut und Darmflora. Sie sind allerdings für den Notfall ein
gute Alternative.
Colon-Hydro-Therapie
Die Colon-Hydro-Therapie (auch Darmspülung oder Darmbad genannt) ist eine Anwendung,
bei der – ähnlich wie bei einem Einlauf – durch den After ein Darmrohr
eingeführt, über das mehrfach große Mengen Wasser in den Dickdarm geleitet und wieder abgelassen werden.
Wechselweise wird Wasser unterschiedlicher Temperaturen eingeleitet (21°C bzw.
39-40°C), wodurch die Darmperistaltik (Eigenbewegung des Darms) angeregt werden
soll. Dieser Effekt wird noch zusätzlich durch eine Massage der Bauchdecke gesteigert.
Die Ausscheidungen werden durch ein gläsernes Sichtrohr vom Therapeuten beobachtet,
der so erkennen kann, ob, wann und wie viel feste Bestandteile noch ausgeschieden
werden. Erst, wenn das Wasser klar ist, wird der Darm als »sauber«
deklariert und die Behandlung beendet.
Mit der Colon-Hydro-Therapie soll der Darm von »Schlacken« befreit und
eine Steigerung der Gesundheit erreicht werden. Auch wenn die Ansichten darüber,
ob sich im Darm wirklich Schlacken anreichern und ablagern können, auseinander
gehen, kann es tatsächlich vorteilhaft sein, in größeren Abständen (ca. zwei Jahre)
oder bei deutlichem Unwohlsein im Verdauungstrakt mit häufigeren Verstopfungen
(die sich nicht durch eine Änderung der Lebensgewohnheiten verbessern lassen)
ein bis maximal zwei Behandlungen in Anspruch zu nehmen. Mehr Behandlungen am
Stück können wie auch zu häufige Einläufe dazu führen, die Mikrobiota im Dickdarm
zu schädigen.
Wichtiger Hinweis: Bitte keinesfalls mehr als drei bis maximal vier Behandlungen
vornehmen lassen. Die Colon-Hydro-Therapie ist keine Leistung, die die Krankenkassen
bezuschusst, und schwarze Schafe unter den Behandlern könnten diese teure
Behandlungsform nutzen, um Klienten Geld aus der Tasche zu ziehen.
Die Colon-Hydro-Therapie eignet sich nicht zur Vorbereitung vor Operationen oder
Darmspiegelungen, da die Reinigung mit dieser Methode nur den Dickdarm (Colon)
umfasst.
Glaubersalz
Glaubersalz oder Karlsbader Salz ist Natriumsulfat, das sehr schnell und extrem
stark abführend wirkt. Die Wirkweise ist osmotisch, d.h. das in Wasser gelöste
und getrunkene Salz bewirkt, dass über die Darmwand aus dem Blut Flüssigkeit in
den Darm angezogen wird, wodurch sich Volumen und Flüssigkeit des Speisebreis
enorm erhöhen. So wird bereits kurz nach der Einnahme (30 – 120 Minuten)
schlagartig der Darm entleert.
Achtung: Glaubersalz ist keinesfalls zur Regulierung des Stuhlgangs bei Verstopfung
geeignet. Die Anwendung von Glaubersalz entzieht dem Köper große Mengen an
Elektrolyten (wichtigen Mineralstoffen) und kann insbesondere bei empfindlichen
Menschen zu starken Kreislaufproblemen führen.
Die Hauptindikation von Glaubersalz ist die Vorbereitung zum Fasten. Die Einnahme
sollte eine einmalige bleiben, mehrfache Anwendungen innerhalb weniger Tage sind
sowohl für den Elektrolythaushalt als auch für die Darmflora schädlich.
Glaubersalz schmeckt sehr bitter. Die Einnahme wird aus diesem Grunde von manchen
Menschen als nahezu unmöglich betrachtet. Eine akzeptablere Alternative für dieses
Einsatzgebiet stellt das FX-Passagesalz aus der Apotheke dar.
Künstlich herbeigeführte Darmreinigung vor Operationen
Als Vorbereitung vor Operationen und Darmspiegelungen (Koloskopie) muss eine
Darmreinigung das gesamte Verdauungssystem vom Magen, über den Dünndarm bis
hinunter zum Dickdarm umfassen. Weder Abführmittel noch Einläufe oder die
Colon-Hydro-Therapie sind hierzu geeignet.
Die Mittel für die erforderliche Reinigung werden grundsätzlich vom behandelnden
Arzt verordnet. Dies ist zum einen ein Abführmittel, das am Morgen des Vortags
vor dem Eingriff/der Untersuchung eingenommen werden muss. Gegen Abend werden
dann eine spezielle Lösung zum Einnehmen (auf Basis vom Glaubersalz oder ähnlichen
Substanzen) und viel Wasser getrunken und der Darm auf diese Weise dazu bewegt,
den kompletten Inhalt von Dünn- und Dickdarm auszuscheiden. Am Morgen vor dem
Eingriff/der Untersuchung muss erneut eine Portion der gleichen Lösung getrunken
werden, um den Darm komplett zu spülen und zu säubern. Nur so können Eingriffe
am Darm oder auch optische Spiegelungen vorgenommen werden, denn es dürfen keinerlei
restliche Fäkalien im Darm enthalten sein.
Achtung: Solche drastischen Reinigungsmethoden sind keinesfalls auf eigene Faust
vorzunehmen. Sie können sowohl die Darmschleimhaut als auch die Darmflora
schädigen und beeinträchtigen den Elektrolythaushalt. Deshalb ist diese Form der
Darmreinigung ausschließlich nach ärztlicher Verordnung und unter ärztlicher
Aufsicht anzuwenden.
Bitte lesen Sie auch folgende Beiträge:
Stuhlgang
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
Darmschleimhaut
Atem und Verdauung
Entspannung und Stressmanagement
Fasten als Vorbereitung zur Karenz
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