Letzte Aktualisierung: 19.12.2017

Depressionen

im Zusammenhang mit einer Fuktose-Malabsorption
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Viele Menschen, die an Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten leiden, sind häufig durch ihre Beschwerden besonders belastet und niedergeschlagen – insbesondere, wenn sie sich noch nicht so gut mit der erforderlichen Speisenauswahl auskennen. Verdauungsprobleme wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfälle und vieles mehr können es erschweren, sich ungezwungen in der Öffentlichkeit zu bewegen, ohne sich immer wieder zu vergewissern, wo die nächste Toilette ist. Das ist normal und gibt sich in den allermeisten Fällen, sobald die Betroffenen besser mit ihrer Diät zurechtkommen und sie Nahrungsmittel meiden, die Beschwerden verursachen oder deren Verzehr minimieren.

Wie wird Fruktose verdaut?

Im »Normalfall«, d.h. wenn Fruktose korrekt verdaut wird, wird dieser Zucker im oberen Bereich des Dünndarms, dem Zwölffingerdarm, durch die beiden Transportproteine GLUT 5 (auf der Darmseite) und GLUT 2 (auf der Blutseite) aus dem Speisebrei durch die Schleimhautzellen ins Blut geschleust. Ohne diese Transporter kann die Fruktose nicht aus dem Darm ins Blut aufgenommen und dann weiter in die Leber transportiert werden, wo sie umgebaut und dem Stoffwechsel als Energie zur Verfügung gestellt wird. Bei gesunden Menschen gibt es von diesen beiden Transportproteinen so viel, dass normal übliche Fruktosemengen problemlos verdaut werden können. Aber das Kontingent ist begrenzt: Verzehrt man zu viel Fruktose (und das ist heutzutage bei den industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln leider sehr schnell der Fall), kommt es auch bei Gesunden zu Verdauungsbeschwerden, weil die Fruktose, die nicht ins Blut transportiert wird, in den Dickdarm gelangt, wo sie von Bakterien verstoffwechselt wird. Dabei entstehen Gase und Säuren als Abfallprodukte, die dann zu den oben beschriebenen Verdauungsbeschwerden führen.

Menschen mit einer Fruktose-Malabsorption haben ein noch kleineres Kontingent vor allem an GLUT 5, wodurch es auch bei Verzehr »normaler« Fruktosemengen zu Problemen kommt, weil eben noch mehr unverdaute Fruktose in den Dickdarm gelangt – die Folge sind dann Blähungen, Durchfälle etc., wenn keine entsprechende Diät gehalten wird. Dass daraus eben eine besondere Belastung resultiert und die Betroffenen auch oft regelrecht niedergeschlagen sein können, ist verständlich.
 
Fruktose, Tryptophan und Serotonin

Bei Vorliegen einer Fruktose-Malabsorption kann es jedoch auch zu echten Depressionen kommen, die mehr oder weniger heftig ausgeprägt sein können. Hier gibt es jedoch eine gänzlich andere Kausalität: Die Ursache ist nicht die psychische Belastung durch die Angst vor »Unfällen«, sondern es gibt einen seit kurzen bekannten – und wissenschaftlich nachgewiesenen – Zusammenhang mit der nicht richtig verdauten Fruktose. Gelangt Fruktose durch einen GLUT 5-Mangel in den Dickdarm, verbindet sie sich mit Tryptophan, einer essentiellen Aminosäure, die mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Tryptophan ist bei der Synthese von Serotonin erforderlich – und Serotonin ist nicht nur ein Gewebshormon, sondern das »Glückshormon«. Ist also durch zu viel Fruktose im Dickdarm das mit der Nahrung aufgenommene Tryptophan in einem Fruktose-Tryptophan-Komplex fest gebunden, steht es für die Serotonin-Synthese nicht mehr zur Verfügung, was einen Serotonin-Mangel zur Folge hat.

Und dass eine der Ursachen von Depressionen (unter sicherlich noch vielen anderen) ein Serotonin-Mangel ist, ist bekannt. Übrigens können auch Schlafstörungen Folge eines Serotonin-Mangels sein – und Schlafstörungen und Depressionen gehen oft Hand in Hand und verstärken sich sogar gegenseitig.
 
Fruktose-Malabsorption und Depressionen

Somit lohnt es sich also bei einer Depression auf jeden Fall, hier auch einmal einen Test auf Fruktose-Malabsorption durchführen zu lassen. Und anders herum ist es unter diesen Gesichtspunkten auch einsehbar, warum es bei Fruktose-Malabsorption unbedingt wichtig ist, eine fruktosearme Ernährung einzuhalten, um eben nicht Gefahr zu laufen, an einer Depression zu erkranken.
 
Problem Fertigprodukte

Bei den heute besonders in Fertigprodukten und vor allem in Säften verwendeten großen Fruktosemengen, verschleiert oftmals durch Begriffe wie »Fruktose-Glukose-Sirup», »Mais-Sirup» oder Produktbezeichnungen wie »zuckerfrei« oder »keine Zugabe von Kristallzucker« etc, muss man noch nicht einmal an einer Fruktose-Malabsorption leiden, denn – wie oben erwähnt – steht auch bei gesunden Menschen das GLUT 5 nur in begrenzter Menge zur Verfügung. Gelangen allein durch einen dem natürlichen GLUT 5-Angebot nicht mehr angepassten Fruktoseverzehr nennenswerte Fruchtzuckermengen in den Dickdarm, entsteht der gleiche Mechanismus, so dass nicht mehr genügend Serotonin für ein gesundes Wohlbefinden gebildet werden kann. Die Folge kann dann auch bei Menschen ohne Fruktose-Malabsorption eine mehr oder weniger ausgeprägte Depression sein.
 
Problem Zuckeraustauschstoffe

Auch in Bezug auf Zuckeraustauschstoffe kann es Probleme geben. Zuckeraustauschstoffe sind Sorbit, Xylit, Erythrit und Mannit. Diese insbesondere bei Menschen mit Gewichtsproblemen beliebten Süßungsmittel, die keine oder sehr viel weniger Kalorien haben als normaler Haushaltszucker, besetzen bei ihrer Verstoffwechselung ebenfalls die GLUT 5-Transporter. Somit stehen diese bei zusätzlichem Fruktose-Verzehr nicht mehr (ausreichend) zur Verfügung, und es gelangt ebenso zumindest ein Teil des Fruchtzuckers in den Dickdarm – mit den beschriebenen Folgen für die Serotonin-Bildung. Der übermäßige Verzehr von Zuckeraustauschstoffen kann also nicht nur zu Verdauungsproblemen führen (wie auf den gesetzlich vorgeschriebenen Warnhinweisen angegeben), sondern darüber hinaus auch zu Depressionen.
 
Depressionen im Alter

Auch ältere Menschen etwa ab dem 6. Lebensjahrzehnt sollten übrigens auf diese Zusammenhänge achten, denn es ist völlig normal, dass im Alter die körpereigene Produktion aller Verdauungsenzyme – auch von GLUT 5 – geringer wird. Zusammen mit einer sich häufig einschleichenden Vereinsamung kann es dann sehr rasch zu Depressionen kommen, die bei älteren Menschen häufiger auftreten, als diese es zugeben. Eine angepasste Ernährung kann hier schon sehr viel bewirken.
 
Heißhungerattacken

Ebenfalls mit dem Serotonin-Mangel hängen die bei Fruktose-Malabsorption häufigen Heißhungerattacken zusammen: Fehlt dem Gehirn Serotonin, sendet es Signale aus, dass vor allem Süßes verzehrt werden soll, denn Zucker kann den Serotoninspiegel heben. Und hier setzt ein Teufelskreis ein, denn oftmals werden dann »gesunde« Süßigkeiten wie Obst verzehrt, und gerade dieses enthält häufig große Mengen Fruktose. Deshalb sollte Betroffenen der Zusammenhaqng klar sein und fruktosearme Obstsorten bevorzugt werden bzw. dem Heißhunger zumindest nicht mit dem Verzehr von Süßem begegnet werden. Besser sind schwerer verdauliche, vollwertige Nahrungsmittel, die zwar den Heißhunger nicht »auf die Schnelle«, aber zumindest nachhaltiger stillen.


 
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Empfehlenswerte Literatur:
Kurz und klar: Fruchtzucker-Unverträglichkeit

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