Dass Gesundheit sehr, sehr viel mit der Ernährung zu tun hat, ist mittlerweile eine Binsenweisheit.
Dass sich auch bestimmte Verhaltensweisen wie ausreichende Bewegung, ein gesundes Stressmanagement und
Achtsamkeit für sich selbst dazu gehören, weiß auch jeder (oder sollte es zumindest wissen).
Schauen wir uns einmal kurz die Entwicklung dieser für unsere Gesundheit so wichtigen Bereiche an, wobei
ich Sie ausdrücklich ermuntern möchte, diesen (zugegebenermaßen langen) Beitrag bis zum Schluss zu lesen:
Früher war alles besser (zumindest in Bezug auf die Ernährung)
Unsere Mutter bereitete Gerichte aus frischen Zutaten für uns, wir setzten uns zu den gemeinsamen Mahlzeiten
zusammen an den Tisch und wir nahmen uns Zeit zum Essen. Heute haben wir meist keine Zeit mehr für ein
gemeinsames Essen und erst recht nicht für aufwändige Vorbereitungen.
Früher musste man die Lebensmittel – wenn man sie nicht sogar selbst anbaute – einkaufen,
zusammenstellen, putzen, schnibbeln, kochen, würzen und abschmecken, anrichten und servieren. Danach folgten
der (zumindest in meinem Elternhause gemeinsame) Abwasch und das Aufräumen. Alles in allem erforderte die
Nahrungszubereitung mehrere Stunden am Tag. Ohne an dieser Stelle die Arbeitsbelastung und Rollenverteilung der
Geschlechter diskutieren zu wollen, war es jedoch Tatsache, dass das Essen aus frischen Zutaten bestand
und in den meisten Fällen sogar regionale und saisonale Produkte verwendet wurden. Zudem wurden die Mahlzeiten
wertgeschätzt, in Ruhe zu sich genommen und darüber hinaus auch für soziale Kontakte genutzt: die Kinder berichteten
über Erlebnisse in der Schule und die Eltern tauschten sich ebenfalls aus.
Zeit ist Geld!
Die Maxime »Zeit ist Geld« kennt jeder, und so bedeutete es schon eine große Zeitersparnis Convenience-Produkte
zu verwenden: Gemüse und Salat waren vorgeschnibbelt, Klöße gab es vorgeformt in kleinen Tütchen, Kartoffelpüree als Pulver,
das nur noch mit Wasser anzurühren war und vieles mehr.
Heute – wo meist Frauen und Männer berufstätig sind (sein müssen oder berechtigterweise sein wollen), nehmen
wir uns vor der Arbeit keine Zeit mehr für ein genüssliches Frühstück, sondern füllen im Bestfalle einen Kaffee in einen
Trinkbecher zum Mitnehmen oder kaufen den Coffee to go rasch auf dem Weg ins Büro (meist sogar in einem Papp- oder
Plastikbecher zum Wegwerfen). Für die »Gesundheitsbewussten« gibt es noch das Müsli to go dazu.
Auch für das Mittagessen ist gesorgt: Noodles to go, Salat to go – einige Lebensmittelketten springen auf diesen
lukrativen Zug und bieten hier eine reiche Auswahl. Auch »schlanke Mahlzeiten« oder sogar »gesunde
Mahlzeiten« gibt es in der To go-Variante.
All dies ist die Steigerung der großen Palette an Fertiggerichten, die es in Dosen, getrocknet oder tiefgekühlt in den
Supermarktregalen gibt. Hier allerdings muss man sich noch die Mühe machen, die Gerichte zu erwärmen, bevor man sie
verzehren kann. Und einen Teller und Besteck erfordert es auch noch. Welch ein Arbeitsaufwand! Das kann man mit den
To go-Gerichten schneller haben. Einfach im Laden ordern und los essen bzw. trinken. Das spart jede Menge Zeit
... und Zeit ist, siehe oben, Geld!
Dass in solchen industriell zubereiteten »Speisen« zum großen Teil kaum noch Vitalstoffe (Vitamine, Mineralstoffe
und sekundäre Pflanzenstoffe) enthalten sind, dafür aber haufenweise Zusatzstoffe, um die Produkte ansehnlich und vor allem
haltbar zu machen, versteht sich von selbst. Darüber hinaus sind jede Menge Zucker, Salz und Fett beigemengt – eine,
wenn man es recht bedenkt, nicht nur schreckliche Vorstellung. Vor allem aber sind diese Produkte mehr als ungesund.
Functional Food
Damit nicht auffällt, dass man von den Fertiggerichten – zumindest, wenn man sich überwiegend damit ernährt – krank
werden kann, gibt es seit einiger Zeit Nahrungsmittel mit »gesundheitlichem Mehrwert«. Ansatzweise hat unsere Regierung
inzwischen gesundheitsbezogene Aussagen (Health-Claims) in allzu unverschämter Art mit der Verordnung (EU) Nr. 1926/2006 verboten
(siehe auch
Verbraucherzentrale: Lebensmittel mit Gesundheitsversprechen).
Trotzdem finden, wie ich festgestellt habe, die Hersteller leider nach wie vor Schlupflöcher, um dem Verbraucher doch noch zu
suggerieren, wie toll und vor allem gesund ihre Produkte seien. Es wird halt so nah wie möglich am Rande des Erlaubten balanciert
und mit Formulierungen gearbeitet, die zwar de facto nicht verboten sind, die vom Verbraucher aber durchaus als eben diese
Gesundheitsversprechen verstanden werden (sollen).
Man muss sich schon – wenn man es denn will – genau informieren, um sich gegen solche Werbe- und
Verkaufsstrategien zu wappnen.
Nahrungsergänzungsmittel
Aber selbst wenn man von solchen Produkten die Finger lässt, gibt es ja noch die Nahrungs-Ergänzungsmittel!
Auch deren Hersteller dürfen oft nicht behaupten, dass ein Stoff eine gesundheitliche Wirkung hätte, aber es
finden sich hier ganz einfach Wege, dies zu umgehen. Darf ein Hersteller beispielsweise von irgendwelchem getrockneten
und zu Pulver verriebenen Obst und Gemüse nicht behaupten, das würde der Gesundheit förderlich sein, so ändert sich
das rasch, wenn ein Stoff, beispielsweise ein Vitamin, hinzugefügt wird, für das die Verordnung grünes Licht gegeben hat.
Und da die Hersteller diesen Trick kennen, wird flugs und ohne großen Aufwand aus jedem Mittel eines, von dem behauptet werden darf,
es fördere die Gesundheit. Und da diese Mittel in jedem Drogeriemarkt verkauft werden und zudem in Internetforen die Tipps für
bestimmte Produkte heiß gehandelt werden, meint der Verbraucher, sich hier etwas Gutes zu tun und sich ungehemmt bedienen zu können.
Statt einer vernünftigen Ernährung muss es also eine Tablette richten: Gesundheit to go!
Geiz ist geil
... ist die Devise leider oft auch beim Kauf von Nahrungsmitteln. Das wäre ja in Ordnung, denn frisches, regionales Obst
und Gemüse, aus denen man die leckersten und gesündesten Gerichte zubereiten kann, kann sich jeder leisten. Selbst wenn
ab und an ein kleines Stück gutes (!) Fleisch hinzukommt – wobei ab und an nicht öfter als 1 – 2 mal die Woche
meint – ist die Verpflegung für jeden erschwinglich.
Wenn man sich aber auch mit kleinem Portemonnaie jeden Tag Fleisch auf dem Teller leisten will, dann kann dies aus
Kostengründen eben nur Billigfleisch aus Massentierhaltung sein.
Zeit zum Umdenken
Alle diese Verhaltensweisen sind für unsere Gesundheit (und für Umwelt und Tierwohl) abträglich. Deshalb gilt es, sich
Gedanken zu machen, wie man dieser Entwicklung entgegentreten kann. Langfristig rächt es sich, sich keine Zeit für
ein gesundheitsbewusstes Leben zu nehmen – spätestens im Alter. Dann schließt man beinahe zwangsläufig Bekanntschaft
mit den »Zivilisationskrankheiten« wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gicht
und vielen anderen mehr.
Damit es nicht soweit kommt, ist es gut, einmal inne zu halten und zu überlegen, was Sie tun können. Nicht jeder geht
dabei am selben Startpunkt los und nicht für jeden ist jede Maßnahme die richtige. Am besten ist es, sich zunächst an
ein oder zwei der folgenden Punkte zu versuchen und dann nach und nach weitere hinzuzunehmen. Bereits vor Jahren, im
Newsletter Nr. 50 vom Januar 2020 sprach ich von der Strategie der kleinen Schritte –
diese ist auch hier angezeigt und nach wie vor aktuell. Nicht die »eierlegende Wollmilchsau« führt zum Ziel, sondern die Maxime
»Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen«.
Gesundheit ist nur möglich durch die Beachtung verschiedener Komponenten. Diese sind natürlich die
Ernährung,
aber auch
Bewegung – z.B. auch in Form von
Darmgymnastik
– und ein vernünftiges
Stressmanagement.
Ernährung
Unter Berücksichtigung der zeitlichen und finanziellen Ressourcen sollte man sich wieder ein wenig an den »guten alten Zeiten«
orientieren und möglichst viele Mahlzeiten aus frischen Zutaten selbst zubereiten (wobei es heutzutage natürlich nicht nur die Mutter
oder Frau sein muss, die kocht – die Männer dürfen sich gerne genauso versuchen). Nicht vergessen werden dürfen individuelle
Unverträglichkeiten – das ist aber beim Selberzubereiten und -kochen ein kleineres Problem, da man die Zutaten im Blick hat.
Der Hauptbestandteil einer jeden Mittags-Mahlzeit sollte Gemüse sein. Dieses darf dabei ruhig in größeren Mengen und möglichst saisonal
gekauft werden. Wer nicht täglich Zeit hat, kann Gemüse selbst schnibbeln und portionsweise einfrieren und es zu einem günstigen
Zeitpunkt entnehmen. So hat man trotzdem immer »frisches« Gemüse zur Verfügung. Teure Convenience-Produkte wie z.B. fertig
geschnibbeltes Gemüse, sind dann gar nicht erforderlich.
Fleisch, ein bis zwei Mal die Woche genossen wie der »Sonntagsbraten« unserer Eltern und Großeltern kostet sogar in der
Biovariante keineswegs mehr als tägliches Billigfleisch. Gerne kann es in der Woche auch die eine oder andere Fischmahlzeit sein,
wobei man hier auf jeden Fall zu nachhaltig gefangenen Fischsorten greifen sollte. Und last, but not least sind auch Eier eine gute
Proteinquelle. Bitte schauen Sie auf den Stempel: wenn ganz vorne eine Null steht, ist es ein Bioei. Alles andere sollten Sie in den
Regalen liegen lassen. Oder Sie kaufen die Eier direkt beim Bauern – erkundigen Sie sich aber auch hier nach der Haltungsform,
wenn Sie keinen Einblick in die Ställe haben. Manchmal kaufen die Bauern Eier hinzu, und auch hier sollte die Bioqualität
sichergestellt sein.
Als »Sättigungsbeilagen« sollte man abwechseln zwischen Kartoffeln, Reis, (Pseudo-)Getreide, Nudeln oder auch mal einer Scheibe
Brot und dabei so oft wie möglich (und verträglich) die Vollkornvariante wählen.
Ein Salat aus verschiedenen Salatsorten, Gemüse und Kräutern vervollständigt die Mahlzeit und gibt Ihnen eine Extraportion Vitamine und
Mineralien. Als Dressing verwenden Sie hochwertige, pflanzliche Öle – am besten natives Olivenöl – und Essig oder Zitronensaft,
dazu ein wenig Salz, Pfeffer und leckere frische oder tiefgekühlte Kräuter. Die gekauften Dressings strotzen nur so von minderwertigen Fetten.
Auch zum Frühstück müssen es nicht die zuckerklebenden Pops sein – versuchen Sie es doch mal mit reinen Cornflakes. Aber auch ein
Brei oder
Müsli mit Obst und verschiedenen Saaten oder frisches Vollkornbrot geben Ihnen
Kraft für einen gesunden Start in den Tag. Am
Wochenende probieren Sie Vollkornbrötchen – ein »echter« Bäcker, bei dem Sie diese bekommen ist neben den ganzen
Billigbackketten zugegebenermaßen nicht mehr leicht zu finden, aber auch im Bioladen und Reformhaus werden Sie an der Backtheke fündig.
Und wenn Ihnen das (noch) zu fremd ist, tasten Sie sich schrittweise an diese Backwaren heran. Gemüsestreifen, Käse, Eier, Biowurst und
vegetarische oder vegane Brotaufstriche vervollständigen nicht immer das tägliche, aber zumindest das Wochenendfrühstück.
Ein kleiner Einwurf zum Thema Veganismus: bei allem Verständnis zum leider sehr aktuellen Thema Tierwohl finde ich nicht, dass diese
Ernährungsform gesundheitsfördernd ist (bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag »
Vegane Ernährung
– wie gesund ist sie?«). Ich kann die Beweggründe teilweise nachvollziehen, empfehle jedoch eine vernünftige Ernährung im Sinne
des Vegetarismus (mit Fisch, Eiern und Milchprodukten oder den »Flexitarismus« mit wenig, dann aber gutem Fleisch. Vor allem aber
sollte auf Ersatzprodukte wie z.B. »veganes Fleisch« oder »veganer Käse« verzichtet werden, denn um diesen Notbehelfen den
gewünschten Geschmack und die »richtige« Konsistenz zu geben, bedarf es in der Regel einer Menge von Zusatzstoffen, die unserem
Verdauungssystem und damit unserer Gesundheit keineswegs zuträglich sind. Trotzdem ist gegen einzelne vegane Produkte wie z.B. Brotaufstriche,
die nur aus natürlicherweise veganen Zutaten wie Gemüse und Gewürzen hergestellt werden, gar nichts einzuwenden. Oder Sie bereiten Ihren Brotaufstrich
gleich selbst zu. Ein Beispiel – den
Avocado-Brotaufstrich – finden Sie
in Form eines Videos auf meiner Website. Es ist in wenigen Minuten zubereitet, schmeckt köstlich und enthält ein ganzes Paket an Vitalstoffen
und gesunden Fettsäuren.
Die Abendmahlzeit kann aus leckerem Vollkornbrot mit verschiedenen Belägen und Aufstrichen bestehen, oder Sie können – wenn Sie Zeit und
Lust haben, auch eine weitere warme Mahlzeit zubereiten, solange diese nicht zu schwer ist und Sie später nicht schlafen lässt.
Wenn eventuelle, persönliche Unverträglichkeiten und Ihr Verdauungssystem es zulassen, wählen Sie möglichst bei allen Mahlzeiten Vollkornprodukte
statt der weißen Variante. Unsere gesunden Darmbakterien brauchen Ballaststoffe, um sich davon zu ernähren, und wir essen heute im Allgemeinen
viel zu wenig Ballaststoffe. Wenn Sie allerdings Probleme damit haben und nach dem Verzehr von Vollkornbrot und Co. Bauchschmerzen und Blähungen
bekommen, reduzieren Sie zunächst die Menge, bis Sie beschwerdefrei sind. Danach können Sie schauen, ob Sie mit fein vermahlenem Vollkorn statt
der im Brot sichtbaren Körner besser zurande kommen und dann ganz behutsam die Menge wieder steigern.
Trinken
Zur Ernährung gehört auch das ausreichende und richtige Trinken. Meiden Sie bitte zuckerhaltige Getränke wie der Teufel das Weihwasser. Ein Glas
Limonade oder Cola darf ab und an als Genussmittel und ganz bewusst getrunken werden – zum Durstlöschen sind diese »Getränke« nicht
geeignet. Auch Milch zählt nicht als Getränk, sondern als Lebensmittel, und Milchmixgetränke gehören für mich schon gar nicht dazu. Sie sind
Süßigkeiten, weil randvoll mit Zuckern und Aromastoffen. Dass alkoholische »Getränke« auch keine Getränke sind, versteht sich von selbst.
Fruchtsäfte, die im Volksglauben das Etikett »gesund« tragen, sind, selbst wenn lt. Gesetzgeber keine Zuckerstoffe hinzugefügt werden
dürfen, sehr zuckerhaltig, weil die Früchte selbst ja durchaus große Mengen Zucker enthalten (nicht gemeint sind hier die sogenannten
»Fruchtnektare« oder »Fruchtsaftgetränke«, bei denen der Gehalt echten Fruchtsafts sehr gering, dafür der Gehalt aus zugesetztem
Zucker oder Zuckersirup umso höher ist). Und ein Glas Fruchtsaft, als Durstlöscher benutzt, ist ganz schnell ausgetrunken. Sie würden wahrscheinlich
gar nicht auf die Idee kommen, die gleiche Menge Früchte zu essen, wie in einem Glas Fruchtsaft stecken. Zumindest aber würde es deutlich länger
dauern, diese zu verzehren.
DAS Getränk der Wahl ist Wasser – entweder als stilles Wasser oder mit Sprudel. Trinken Sie ausreichend über den Tag verteilt – je
heißer das Wetter und je anstrengender Ihr Sportprogramm, desto mehr. Wenn Sie die Sprudelvariante vorziehen, möchte ich Ihnen dazu einen
Wassersprudler ans Herz legen, mit dem Sie aus Leitungswasser frischen Sprudel zubereiten können. Unser Leitungswasser ist das bestkontrollierte
Lebensmittel überhaupt. Sie müssen also nur einmal ein Sprudelgerät kaufen und können dann hierzu immer wieder die Gaspatrone tauschen. Eine Ausnahme
ist es, wenn Ihr Wasserwerk wegen bakterieller Probleme oder auch wegen Bauarbeiten am Wassernetz
Chlor zufügt.
Aber das werden Sie riechen oder können es auf der Website Ihres Wasserwerkes sehen.
Mineralwasser in Flaschen – schlimmstenfalls in Plastikflaschen – sollten Sie weitestgehend vermeiden. So sparen Sie die Schlepperei der
Wasserkästen und entlasten die Umwelt. Warum Wasser aus einer entgegengesetzten Region des Landes kaufen, das mit viel Sprit und Abgasen durch die ganze
Republik gekarrt wird, wenn Sie doch das beste Wasser frei Haus geliefert bekommen?
Um gelegentlich ein wenig Abwechslung in den Trinkplan zu bekommen, genießen Sie ab und an eine Fruchtsaftschorle oder fügen Sie dem Wasser
echte Fruchtstückchen bei.
Eine gute Möglichkeit, den Durst zu löschen, sind auch alle Arten von Kräuter- und Früchtetees. Die Palette ist riesig, wobei auch hier die individuellen
Unverträglichkeiten zu beachten sind.
Und wer die morgendliche Anregung braucht, darf gerne die eine oder andere Tasse (fair gehandelten) Kaffee oder Schwarztee genießen. Bitte nicht
kannenweise trinken, sondern jede Tasse ganz bewusst genießen.
Und wie oben gesagt: das gelegentliche Glas Limo oder Cola gehört genauso wie ein (!) Glas Wein(schorle) oder Bier in die Genusskategorie und
zählt nicht als Getränk.
Bewegung
Genauso wichtig wie die »richtige«, sprich: die für Sie geeignete Ernährung, ist ein ausreichendes Bewegungsprogramm. Im menschlichen
Organismus funktioniert jeder der zahlreichen Muskeln und Knochen nur korrekt und dauerhaft, wenn jedes dieser Körperteile aktiv bewegt wird.
Unterlassen wir das »Training« – beispielsweise, wenn ein Arm oder Bein wegen eines Knochenbruchs eingegipst und nicht bewegt
wird, werden die betroffenen Muskeln sofort dünner, und die Qualität des Knochens beginnt sich zu verschlechtern, weil der anregende Zug durch
die ansetzenden Muskeln unterbleibt.
Auch die Verdauung kann nur korrekt arbeiten, wenn wir uns bewegen und speziell die Bauchdecke immer wieder anspannen und entspannen. Nur so wird der
von Haus aus »faule« Darm von außen angeregt und kann so die Speisen kontinuierlich zum Ausgang befördern – die Verdauung
kommt mit dieser »
Darmgymnastik« im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung.
Aber auch die Lunge kann aktiver arbeiten und mit dem Gasaustausch mehr Abfallprodukte abatmen. Weiterhin arbeitet auch unser Gehirn wesentlich
besser, wenn durch die Bewegung mehr Sauerstoff aufgenommen wird.
Diese Liste ließe sich beliebig für unsere sämtlichen Organe und Körperregionen fortsetzen, aber man sieht allein schon an dieser kleinen
Auswahl, was Bewegung bewirken kann.
Sie selbst können für sich entscheiden, wie umfangreich Ihr persönliches Bewegungsprogramm sein soll und ob anstrengende, sportliche Übungen
dazu gehören oder ob sie es behutsamer angehen lassen wollen. Auf jeden Fall sollte die Bewegungsart zu Ihnen passen und sollte Ihnen vor
allem Spaß machen. Alles, zu dem Sie sich zwingen müssen, ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Und dann sollten Sie sich, falls
Sie bisher eher zu den Bewegungsmuffeln gezählt haben, langsam an ein Ziel herantasten. Bitte legen Sie die Latte zu Anfang nicht zu hoch,
wählen Sie »Einstiegssportarten« (wie z.B. Nordic Walking oder Radfahren oder sogar »nur« den einen oder anderen Spaziergang)
und steigern Sie je nach Trainingszustand nach und nach die Zeiten und Intensitäten.
Da man sich aber nicht den ganzen Tag über sportlich betätigen kann, dürfen Sie gerne über den Tag verteilt ab und an eine kleine Lockerungs-
oder Dehnungsübung einflechten oder auch eine Atemübung, bei der Sie langsam und tief ein- und ausatmen. Zahreiche Anregungen dazu finden Sie
in dem Buch
Darmgymnastik – Bewegung & mehr gegen Verdauungsbeschwerden.
Mit Bewegung kann man nicht nur die Gesundheit fördern, sondern sogar Krankheiten heilen bzw. sie gar nicht erst entstehen zu lassen. So kann
z.B. bei bestimmten Patienten mit Typ-2-Diabetes ein individuell ausgearbeitetes Bewegungsprogramm helfen, diese Erkrankung entscheidend zu
verbessern oder teilweise sogar gänzlich zu heilen. Es gibt eigentlich kaum eine Erkrankung, die nicht zumindest durch vernünftige Bewegung
deutlich gebessert werden kann. Viele Tabletten könnten eingespart und Nebenwirkungen minimiert werden, wenn die Patienten bereit wären, in
Bezug auf die Bewegung mehr für sich zu tun.
Aber es mag für viele zunächst »einfacher« erscheinen, die Gesundheit mit einer Tablette einzunehmen – hier ist er wieder:
der Health to go-Gedanke!
Stressmanagement
In einer Stress-Situation schüttet unser Körper haufenweise Stresshormone aus. Dies rührt noch aus der Zeit unserer Vorfahren, als es wichtig war,
z.B. bei der Begegnung mit dem Säbelzahntiger schnell weglaufen zu können oder den Tiger anzugreifen und zur Strecke zu bringen – eine
Situation auf Leben oder Tod. Mit dem Laufen oder Kämpfen wurden die Stresshormone wieder abgebaut, die Gefahr verringerte sich und der
Urmensch kam wieder zur Ruhe.
Ähnlichen Gefahrensituationen sind wir heute glücklicherweise nur noch sehr selten ausgesetzt, aber Stress haben viele von uns. Leider
aber bauen wir die gebildeten Stresshormone nicht mehr durch Bewegung ab, sondern tun wenig, um uns richtig zu beruhigen. Wenn dann alsbald
die nächsten vergleichbaren Umstände eintreten, reichern sich die schädlichen Stresshormone immer mehr an, was uns unser Organismus auf
Dauer mit Nervosität, Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen, Sodbrennen und vielem anderen mehr »dankt«.
Wir haben keine Taktgeber mehr: natürlich schwindendes Tageslicht wird durch Lampenlicht ersetzt, durch Arbeitsverdichtung, ständige
Erreichbarkeit, Internet und Smartphone haben wir keinen Feierabend und oft auch kein Wochenende mehr. Natürlich haben diese Errungenschaften
durchaus ihre Vorteile, aber es scheint das rechte Maß verloren gegangen zu sein. Wir ordnen unsere körperlichen und seelischen Bedürfnisse
mehr und mehr dem Arbeitsalltag unter. Im Bedarfsfalle nehmen wir eine Beruhigungs- bzw. Aufputschtablette, um »funktionsfähig«
zu bleiben – eben »Health« to go.
Es stimmt schon, dass, wenn uns der Chef ärgert, wir nicht so einfach weglaufen oder gar ihn angreifen können. Aber wir können versuchen,
wenigstens in der Mittagspause oder spätestens abends den Ärger durch Bewegung abzubauen. Oder aber wir kompensieren diesen Stress durch
aktive Entspannung – sei es durch gezielte Entspannungsübungen oder einfach durch Aktivitäten, die uns guttun. Hier sind Ihrer
Phantasie keine Grenzen gesetzt: Sie allein wissen, was für Sie das richtige ist.
Lohnend kann es zudem sein, sich in einer ruhigen Stunde zu überlegen, welchen Stress Sie schon im Vorfeld umgehen können. Nicht jede
Situation ist vermeidbar, einige vielleicht aber doch.
Auch hier ist wieder der Weg das Ziel – gehen Sie schrittweise voran und erweisen Sie mit einem vernünftigen
Stressmanagement Ihrer Gesundheit einen großen Dienst.
Rauchen und Co.
Natürlich sollte man die Finger vom Rauchen lassen – einer der am negativsten auf den Organismus wirkenden
Verhaltensweise – und auch von exzessivem Alkoholgenuss absehen. So weit wie möglich sollte man auch Umweltgifte
meiden, was Sie zumindest in der eigenen Wohnung mit der Auswahl der Farben, Heimtextilien und Putzmitteln mehr oder
weniger in der Hand haben.
Wenn Ihre Wohnung an einer belebten Straßenkreuzung in der Großstadt liegt, haben Sie natürlich schlechtere Karten.
Vielleich können Sie aber ab und an während eines Spaziergangs im Wald frische Luft tanken.
Alles, was Sie selber tun können, führt Sie einen Schritt weiter. Und worauf Sie keinen Einfluss haben, kann
vielleicht mit klugem Nachdenken minimiert oder langfristig vielleicht doch geändert werden.
Fazit
Es gibt keine schnelle Lösung für Gesundheit, kein Health to go! Jedenfalls nicht in dem Sinne, wie die (Nahrungsmittel-)Industrie
diesen Begriff verwendet! Keine Tablette der Welt macht Sie dauerhaft gesund. Sie müssen sich schon selbst darum bemühen –
und dies jeden Tag neu – um gesund zu bleiben und für Ihren Körper und ein robustes
Immunsystem
mit einer angemessenen Ernährung, mit ausreichender
Bewegung, einem vernünftigen Stressmanagement und einem klugen Verhalten beste Voraussetzungen zu schaffen.
Vor allem aber gehen Sie achtsam mit sich um. Essen Sie achtsam, d.h. genießen Sie die Mahlzeit und ihre Zubereitung.
Entschleunigen Sie Ihren Tagesablauf und überlegen Sie, welches Arbeitspensum erforderlich ist oder wo Sie Ihre Ressourcen
schonen können. Bewegen Sie sich ausreichend und finden Sie Spaß daran. Und last, but not least: genießen Sie so oft wie
möglich das Miteinander mit anderen Menschen.
Keine Mahlzeit to go und keine Medizin to go verhilft Ihnen zu einer dauerhaften Gesundheit. Wenn Sie aber den To go-Begriff
nicht im Sinne von »Mitnehmen« verstehen, sondern im Sinne von »laufen«, sprich: im Sinne von bewegen
von Körper und Geist, dann gibt es sie doch:
Health to go – Gesundheit durch Bewegung.
Alles Gute!
Bitte lesen Sie auch folgende Beiträge:
Kluges und faires Verhalten in der Corona-Pandemie
Was ist »gesunde Ernährung«?
Stuhlgang – Probleme und Lösungen
Bewegung und Sport
Entspannung
Avocado-Brotaufstrich
Chlor im Trinkwasser
Das Immunsystem – ganzheitlich betrachtet
nach oben