Letzte Aktualisierung: 6.6.2024

Entspannung

Was ist das eigentlich – Entspannung? Wenn wir sagen, wir müssten uns entspannen, meinen wir nicht nur die Entspannung unserer Muskeln, sondern auch die Entspannung unseres Nervenkostüms. Beides hängt eng zusammen. Es reicht nicht, sich nur körperlich zu entspannen, wir müssen gleichzeitig auch unseren Geist entspannen, um uns wirklich wohlzufühlen, denn beides beeinflusst sich gegenseitig: ein entspannter Körper beruhigt Seele und Geist, und eine entspannte Psyche wirkt wohltuend auf den Körper. Und nebenbei: Entspannung wirkt sich auch auf das Verdauungssystem aus. Viele Verdauungsprobleme werden ganz entscheidend positiv beeinflusst, wenn Körper und Psyche insgesamt entspannt sind. Aus diesem Grunde lohnt es sich vor allem auch für Menschen mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, dem Reizdarm-Syndrom, einer Dünndarmfehlbesiedelung, Verstopfung, Durchfall oder sonstigen, unklaren Verdauungsproblemen, diesem Thema ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Was ist Entspannung?

Entspannung ist das Gegenteil von Anspannung. Man kann die Muskeln einzelner Körperteile (z.B. der Arme oder der Hände) anspannen. Lässt man diese Muskeln wieder locker, entspannt man den entsprechenden Körperteil.

Man kann sich aber auch insgesamt angespannt fühlen – und hier sind es eher die Nerven, die angespannt und gestresst sind. Stress – gemeint ist hier der negative, der sogenannte »Disstress« – ist nichts anderes als eine Anspannung der Nerven, wobei Anspannung hier in übertragenem Sinne gemeint ist, denn die Nervenfasern an sich sind natürlich nicht wirklich gespannt wie ein Gummiband.

Entspannen kann man sowohl seine Muskulatur als auch seine Nerven, und das Schöne dabei ist, dass sich – wie gesagt – das eine auf das andere auswirkt. Sind die Muskeln entspannt, wirkt dies auch beruhigend auf die nervliche Verfassung. Und wenn wir unseren Geist entspannen, entkrampfen wir auch unsere Muskeln.
 
Warum ist es wichtig, sich zu entspannen?

Im Gegensatz zum Disstress, also dem negativen Stress, ist positiver Stress, der sogenannte »Eustress«, lebenswichtig. Ohne eine gewisse Anregung könnten wir nicht leben, uns nicht weiterentwickeln. Erst wenn Körper, Geist und Seele Impulse aufnehmen, werden wir angeregt und haben Freude am Leben. Eustress ist unser Lebenselixier.

Wenn der Druck jedoch zunimmt, und wir diesen nicht mehr als positiv und anregend, sondern als negativ, belastend und (er)drückend empfinden, wirkt sich Stress hemmend und gesundheitsschädlich aus. Nicht nur unser Wohlbefinden leidet, Stress hat auch echte körperliche Folgen, denn jedes unserer Organe inklusive unserer Verdauung wird durch diesen Stress beeinträchtigt.

Für unsere Vorfahren, die noch »echten« Gefahren ausgesetzt waren, waren diese körperlichen Reaktionen lebenswichtig. Begegnete ihnen eine Gefahr – beispielsweise ein Säbelzahntiger, hatten sie nur zwei Möglichkeiten: so schnell wie möglich weglaufen und sich in Sicherheit bringen oder aber, sofern sie gerade Waffen zur Verfügung hatten, anzugreifen und zu kämpfen. Dazu mussten lebensrettende Körperfunktionen wie u.a. die Mobilisierung von Kraftreserven aktiviert werden, und unwichtige Funktionen wie z.B. die Verdauung konnten zur Ressourcenschonung heruntergefahren werden. Für beide Vorgänge sind Stresshormone erforderlich, die die Organsteuerung übernehmen. Glukose wird aus der Leber freigesetzt, um die großen (Bein)Muskeln mit Energie zu versorgen, und Atmung und Pulsschlag werden beschleunigt. Die Versorgung des Gehirns mit Energie wird im Gegenzug heruntergefahren – komplexe Denkvorgänge sind nicht wichtig, wenn die Hormone die automatische Steuerung übernehmen. Auch die Verdauung wird verlangsamt, denn sie ist in diesem Moment zum Überleben nachrangig – die Energie wird an anderen Stellen benötigt.

Die Stresshormone werden durch die körperliche Aktivität (Weglaufen oder Angreifen) abgebaut, so dass sich die Körperfunktionen normalisieren, sobald die Gefahr vorüber ist.

Glücklicherweise begegnen uns heute keine Säbelzahntiger mehr, aber unser Körper reagiert noch genauso, wie vor vielen tausend Jahren: Stresshormone werden immer noch reichlich ausgeschüttet, wenn wir eine Situation als bedrohlich empfinden. Dies mag z.B. »nur« der schimpfende Chef sein, kann aber auch jede unnötige Überflutung mit den verschiedensten Reizen und vieles mehr sein. Fatal ist, dass es keinen guten Eindruck macht, wenn wir vor unserem Chef weglaufen, und noch viel weniger, wenn wir ihn angreifen. Wir erstarren eher zur Salzsäule und geben unserem Körper keine Gelegenheit, die ausgeschütteten Stresshormone durch Bewegung abzubauen.

Wenn wir nun abends nach Hause kommen, lähmen die Stresshormone weiter Geist und Verdauung, weil uns die Bewegung fehlt, die zum Stressabbau erforderlich ist. Trotzdem haben wir Hunger und plündern den Kühlschrank, um die Energiereserven (die wir ja gar nicht verbraucht haben) aufzufüllen. Insgesamt fühlen wir uns wie gerädert. Die beste Methode, den Stress abzubauen wäre, eine Runde ums Karree zu joggen oder sich auf das Fahrrad zu setzen. Leider hindert uns jedoch der mit den Stresshormonen gut gefütterte, innere Schweinehund daran, und wir fallen aufs Sofa und tun nichts dergleichen. Die Stresshormone oder deren Reste verbleiben in unserem Körper – und wenn sich solche Ereignisse täglich wiederholen, trägt unser Organismus auf Dauer Schaden davon. Stressbedingte Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, Übergewicht, Diabetes und viele andere sind die Folgen.

Aber auch unsere Verdauung ist langanhaltend gestört: die Durchblutung der Muskeln rund um den Darm ist mangelhaft, so dass der Speisebrei nicht mehr kontinuierlich weiterbefördert wird. Die gesamten Verdauungsfunktionen sind behindert und auch die Verdauungsdrüsen (Magen, Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse) sind in ihrer Funktion eingeschränkt, so dass es an sämtlichen Verdauungsenzymen mangelt. Darüber hinaus bedeutet solcher Zustand z.B. auch ein »Fest für unfreundliche Darmbakterien«, die nun ausreichend Zeit haben, Unheil anzurichten, sich überproportional zu vermehren und den freundlichen das Leben schwer zu machen. Solange der sogenannte »Fight-and-Flight-Modus« eingeschaltet ist, der uns auf Angriff oder Weglaufen programmiert, bleiben die Verdauungsfunktionen heruntergefahren. Erst wenn wir nach dem Abbau der Stresshormone in den »Rest-and-Digest-Modus« kommen, können wir ausruhen und verdauen.
 
Leider kein Sonderfall mehr: Krisen

Eine wirkliche Bedrohung stellen in der heutigen Zeit die zahlreichen aufeinanderfolgenden Krisen dar: vor wenigen Jahren war es die Corona-Pandemie, die zu Recht als starke, ja lebensbedrohende Zeit empfunden wurde und einschneidende Veränderungen im Lebensablauf bedeutete. Kaum »zu Ende« begann Putins Angriffskrieg auf die Ukraine und eineinhalb Jahre später der Überfall der Hamas auf Israel. Da gerät die sich immer weiter zuspitzende Klimakrise und deren Brisanz mit Starkregenereignissen, extremen Hitzeperioden, Waldbränden und vielen bedrohlichen Vorkommnissen fast in den Hintergrund. Alles zusammen sind ständige Gefahrenszenarien, deren verstörende Bilder uns täglich in den Nachrichten gezeigt werden. Und da diese Vorfälle ja zum Teil gar nicht mehr so weit entfernt sind, sondern wie z.B. die Überschwemmungen im Ahrtal immer näher rücken und die Klimakrise uns ohnehin weltweit und ganz akut betrifft, lassen sie sich auch nicht mehr verdrängen (und selbstverständlich sollten sie auch nicht verdrängt werden!).

Alle diese Bedrohungen bedeuten Dauerstress, wir sind ständig im »Fight-and-Flight-Modus«. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen wirkt sich dies sehr negativ auf die Gesundheit aus – kein Wunder, dass die Verdauungsbeschwerden rasant zunehmen! Aus diesem Grunde ist es (überlebens-)wichtig, sich klarzumachen, welches Gewicht die Situation für einen persönlich hat und ob und ggf. welche individuellen Gegenmaßnahmen es gibt. Bitte lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Verdauung in der Corona-Krise und in anderen problematischen Lebenssituationen«.
 
Stressmanagement

Mit ein wenig Nachdenken können wir viele (selbstgemachte) Stressereignisse vermeiden. Einige aber lassen sich nicht immer verhindern (wie eben die erwähnten Krisen, deren Auswirkungen und deren Dauer wir nicht in der Hand haben). Umso wichtiger ist es, Stress zu kompensieren, um ihn mit einem vernünftigen Stressmanagement zumindest zum Teil unschädlich zu machen.

Je mehr Stress Sie haben und nicht vermeiden können, desto mehr sollten Sie darauf achten, ihn auf körperlicher und auch auf seelischer Ebene abzubauen.
 
Bewegung

Zuerst einmal sollte man sich so viel wie möglich bewegen, denn Bewegung baut Stresshormone ab. Suchen Sie sich die zu Ihnen passende Sportart aus, denn Spaß machen sollte die Bewegung auf jeden Fall (lesen Sie hierzu bitte auch den Beitrag »Bewegung und Sport«). Wird Sport übertrieben oder als gar Belastung empfunden, erzeugt dies zusätzlichen Stress – Sie erweisen sich also einen Bärendienst. Ggf. reicht nach einem stressigen Tag auch ein ausgiebiger Spaziergang – das entspannt nicht nur die Muskulatur, Sie können dabei auch die Seele baumeln lassen und sich mental entspannen.
 
Darmgymnastik

(Nicht erst) wenn Verdauungsprobleme vorliegen – und Stress kann dabei, wie dargelegt, einer der ganz entscheidenden Auslöser sein – ist es sicherlich förderlich, auch diesen Symptomen mit Sport entgegenzuwirken. Aber das reicht nicht immer, denn Sport wird bestenfalls am Abend, wenn nicht sogar nur ein oder zweimal pro Woche ausgeführt. Gegen Verdauungsprobleme, die in der Regel immer mit einem zu wenig aktiven Darm zusammenhängen, helfen regelmäßige und kontinuierliche, kleine Bewegungsübungen: die Darmgymnastik.

Wenn wir uns vorstellen, wie unsere Vorfahren gelebt hatten, fällt vor allem auf, dass diese Menschen ständig in Bewegung gewesen sind. Sie liefen große Strecken, um ihre Nahrung zu sammeln, denn es gab weder Supermarkt noch Kühlschrank. Alles musste gesammelt oder später – nach der Erfindung der Waffen – auch gejagt werden. Beim Sammeln wurde sich gebückt und gereckt, um die Wurzeln, Beeren, Schösslinge und die vielen anderen Pflanzenteile zusammenzutragen. Beim Jagen mussten die Menschen sich hinter Büschen verstecken, hinter den flüchtenden Tieren herlaufen, die Waffen mit Kraft werfen und die schwere Beute nach Hause schleppen. Alles in allem also schwerste körperliche Arbeit und der Einsatz von allen Körper- und Atemmuskeln. Bei einer solchen Lebensweise kam kein Darm auf »die Idee«, faul zu sein, sondern wurde kontinuierlich von außen angeregt. Und durch die überwiegend pflanzliche Nahrung – Fleisch gab es ja nur, wenn mal ein Tier gefangen werden konnte – wurden selbstverständlich auch genügend Ballaststoffe verzehrt (sehr viel mehr, als wir dies heute selbst bei gesündester Ernährung tun), so dass durch den ausreichenden Volumendruck die Darmperistaltik auch von innen angeregt wurde. Das Thema »Verstopfung« dürfte also unseren Vorfahren unbekannt gewesen sein.

Ganz anders als unsere Vorfahren bewegen wir uns heute kaum noch. Zur Fortbewegung benutzen wir das Auto, und die allermeisten Menschen sitzen viel zu viel. »Das Sitzen ist das neue Rauchen« – also das neue »Gift«, heißt es heute unglücklicherweise. Dies hat leider nicht nur für unsere Haltung, für unsere Muskulatur und unsere Knochen sehr nachteilige Folgen, sondern auch für unsere Verdauung, und viele Krankheiten und Probleme – sei es die oben erwähnte Verstopfung oder Fehlbesiedelungen von Dünn- oder Dickdarm und viele andere mehr – könnten durch eine ausreichende und vor allem kontinuierliche Bewegung verhindert bzw. in ihrer Ausheilung günstig beeinflusst werden.

Für den Darm aber zählen stündliche oder sogar halbstündliche Übungen. Und diese müssen auch keineswegs schweißtreibend und zeitraubend sein, etwa 3 Minuten pro Übung reichen, nachdem Sie die Übung etwas intensiver erlernt haben und Ihnen die Ausführung geläufig ist. Es gibt Atemübungen, Dehnungs- und Lockerungsübungen, entblähende und Stärkungsübungen, aber auch entspannende Übungen. Ich empfehle Ihnen das Buch Darmgymnastik – Bewegung & mehr gegen Verdauungsbeschwerden.

 
Atemtechniken

Ganz wichtig zur Entspannung ist auch das korrekte Atmen. Nicht nur der Brustkorb ist dabei der Atemraum, wir können auch tief in den Bauch hinein atmen. Dieses tiefe Luftholen und natürlich auch das sorgfältige Ausatmen versorgt uns zum einen mit viel lebenswichtigem Sauerstoff und transportiert das schädigende Kohlendioxid aus dem Körper. Zum anderen aber fördert es die Durchblutung aller Muskeln und durch die Aktivität des Zwerchfells auch eine gesunde Verdauung (lesen Sie hierzu bitte auch den Beitrag »Atem und Verdauung«). Nur mit gesundem tiefem Atmen können Stresshormone abgebaut und ausgeschieden und alle Abfallprodukte unseres Stoffwechsels entsorgt werden.
 

Akupressur und Klopftechnik

Hilfreich zur Entspannung kann gerade für Menschen mit Verdauungsproblemen auch die Akupressur sein. Wahrscheinlich hat jeder schon einmal von der der Akupunktur gehört, einer in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) verankerten Methode. Dabei werden feine Nadeln in bestimmte Punkte auf unserer Körperoberfläche gestochen, um den Energiefluss zu harmonisieren oder auch um die Produktion körpereigener Stoffe zu produzieren. Für die Selbstanwendung zu Haus empfiehlt es sich, geeignete Punkte aufzufinden und mit den Fingern zu pressen (Akupressur) oder auch zu klopfen (Kopftechnik). Auf diese Weise können ähnliche Effekte erzielt werden wie bei der Akupunktur, ohne jeweils einen Therapeuten aufsuchen zu müssen. Lesen Sie hierzu auch den Beitrag »Akupressur zur Beeinflussung von Magen-/Darmproblemen«.

Auch in dem Buch Darmgymnastik – Bewegung & mehr gegen Verdauungsbeschwerden finden Sie eine umfangreiche Palette von insbesondere bei Verdauungsproblemen geeigneten Akupressurpunkten und die Anleitung, sie richtig zu nutzen.
 
Schlafhygiene

Damit wir uns im Schlaf wirklich entspannen können, müssen einige wichtige Faktoren berücksichtigt werden. Dies nennt man »Schlafhygiene«.

Zuerst einmal benötigen wir ausreichend Schlaf. Was jedoch für den einen ausreichend ist, kann für den anderen bereits zu viel oder aber auch zu wenig sein. Erwachsene sollten im Schnitt täglich 7-8 Stunden schlafen, um sich regenerieren zu können. Über- oder unterschreitet man diese Zeitspanne nennenswert und dauerhaft, kann dies ebenfalls zu Stress führen.

Weiterhin sollte das Schlafzimmer gut belüftet sein. Es sollte nicht zu kalt und nicht zu warm sein – die optimale Temperatur beträgt im Allgemeinen zwischen 18 und 19°C.

Bett und Bettzeug müssen ebenfalls den Bedürfnissen angepasst sein: Sowohl eine zu harte als auch eine zu weiche Unterlage sind nicht schlafförderlich. Kissen und Decke sollten als angenehm empfunden werden – weder zu warme noch zu dünne Decken und Kissen sind schlafförderlich. Die Bezüge müssen ausreichend Schweiß aufsaugen – Naturfasern ist hier auf jedem Fall der Vorzug vor Kunstfasern zu geben.

Das Schlafzimmer sollte möglichst weitgehend abgedunkelt sein, um den natürlichen Schlaf-/Wachrhythmus nicht zu beeinträchtigen.

Auch das Verhalten tagsüber und am Abend beeinflusst den Schlaf. Insbesondere am Vormittag sollte möglichst viel Tageslicht auf die Augen treffen, um so unsere »zirkadiane Uhr« auf Tag zu programmieren. Abends kommt dann der Körper durch die Reduktion des Tageslichts zur Ruhe, so dass unser Schlafhormon Melatonin gebildet werden kann. Sitzen wir bis spät in den Abend vor dem PC, bekommen wir über die Augen viel zu viel blaue Lichtwellen ab, die das Merkmal des Tageslichts sind. Die Abenddämmerung ist rötlicher – nur das rötliche Licht oder die Dunkelheit erlauben die Bildung des Melatonins, das für den Schlaf erforderlich ist.

Auch sollte dafür gesorgt sein, so ungestört wie möglich zu schlafen. Wenn Sie die Wahl haben, stellen Sie Ihr Bett im ruhigsten Raum in der Wohnung auf. Wenn Sie kleine Kinder haben, lassen sich nächtliche Störungen natürlich nicht immer vermeiden – suchen Sie hier nach möglichst guten Lösungen.

Schließen Sie den Tag auch mental ab, d.h. lassen Sie noch einmal Revue passieren, was Sie den Tag über geleistet und erledigt haben. Versuchen Sie ggf., Probleme nicht mit in die Nacht zu nehmen, sondern (gedacht oder vielleicht sogar real) in einen Korb neben dem Bett zu legen. Am nächsten Morgen können Sie das Problem wieder herausnehmen und bearbeiten – sofern es sich nicht über Nacht von alleine gelöst hat.
 
Sonderfall Winterschlaf

Viele Tiere halten Winterschlaf wie z.B. die sprichwörtlichen Murmeltiere oder Siebenschläfer. Sie senken ihre Körpertemperatur ab und reduzieren so ihren Energieverbrauch, um mit den im Herbst angefressenen Fettreserven bis zum nächsten Frühjahr überleben zu können. Andere Tiere, wie u.a. die Bären oder die Eichhörnchen halten zumindest eine Winterruhe, aus der sie nur sporadisch für kurze Zeit aufwachen, um ein wenig Futter zu sich zu nehmen.

Für uns Menschen ist der Begriff »Winterschlaf« meist positiv besetzt. Auch wir sehnen uns danach, uns in der kalten Jahreszeit unter eine warme Decke zu kuscheln, einen dampfenden Tee zu genießen oder zu dösen. Auch haben wir vermehrt das Bedürfnis, kalorienreiche Winterspezialitäten zu essen, und ein frischer, kühler Salat steht jetzt seltener auf dem Speiseplan.

All dies ist ganz tief in unseren Genen verankert: die Sehnsucht nach nährenden Speisen, wärmender Kleidung oder Decken oder auch nach Ruhe – auch für uns eine kleine Winterruhe.

Vieles in unserem Umfeld steht dem entgegen. Angefangen mit dem trotz der zurückgestellten Uhren (zu) frühen Aufstehen, Wegen zur und von der Arbeit im Dunkeln und der Kälte – draußen, weil die Sonne seltener scheint und in der Wohnung, weil wir (berechtigterweise) Energie sparen und die Thermostaten um ein paar Grad herunterdrehen.

Natürlich können Sie sich nicht den ganzen Winter lang in »Ihre Höhle« zurückziehen und nicht mehr Ihren Pflichten nachgehen. Sie sollten aber immer dort, wo es möglich ist, Ihren Bedürfnissen folgen und ggf. den Tagesablauf dem natürlichen Biorhythmus anpassen. So können auch Sie Ihren »kleinen Winterschlaf« bekommen.

Auch beim Essen haben wir unsere Gewohnheiten, um nicht zu viel Gewicht zuzulegen oder weil wir aufgrund von eventuellen Erkrankungen nur einen eingeschränkten Speisezettel haben. Trotzdem überfällt uns jetzt mit (weniger) schöner Regelmäßigkeit die Lust auf Süßen und Fettiges – und schon bald beschwert sich der Bauch, wenn wir dem (zu) oft nachgeben. Und tun wir dies nicht, bedeutet es Stress, der sich leider ebenfalls über unseren Bauch melden kann.
 
Ernährung

Ganz wichtig für einen entspannten Körper und Geist ist auch die richtige Ernährung. Was aber ist richtig für Sie? Nicht jeder verträgt alles, manche Menschen haben Probleme mit bestimmten Nahrungsmitteln. Achten Sie darauf, möglichst viele »gesunde Lebensmittel« zu verzehren, aber beachten Sie auch Ihre individuellen Erfordernisse.

Am einfachsten beherzigen Sie folgende Faustregeln:
1. Je mehr verschiedene Lebensmittel Sie essen (können), desto besser ist das für Ihr Verdauungssystem.
2. Beachten Sie dabei aber Ihre persönlichen Bekömmlichkeiten, um eventuelle Symptome zu minimieren.
3. Je frischer und unverfälschter ein Lebensmittel ist, desto gesünder ist es.

Die letzte, leichte Mahlzeit sollte möglichst spätestens 3 Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen werden, denn mit vollem Bauch schläft man unruhiger.

Da auch die Zeit des Verzehrs bestimmter – eventuell manchmal unverträglicher – Lebensmittel über die Bekömmlichkeit (mit) entscheidet, empfehle ich Ihnen den Beitrag »Zeitmanagement bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten – Steigerung der Verträglichkeit durch die Wahl der richtigen Verzehrzeit».

Bei aller Konsequenz möchte ich Ihnen aber auch den Beitrag »Genießen? Ja bitte – auch bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten!« ans Herz legen: Nicht nur im Winter (während Ihrer »kleinen Winterruhe« oder in der Weihnachtszeit dürfen Sie gerne auch einmal alle Fünfe gerade sein lassen und ein wenig über die Stränge schlagen. Das ist zwar auf den ersten Blick nicht ganz so optimal für die Verdauungsprobleme, aber da Sie damit Ihrer Seele guttun (vorausgesetzt, Sie haben kein schlechtes Gewissen und genießen Ihre »Sünde«, wirkt sich dies dann auch wieder positiv auf den Darm aus und kann sehr entspannend sein. Eine Ausnahme sollte es aber schon bleiben.
 
Berührung

Ganz wichtig sind auch Berührungen – nicht nur in Bezug auf die Entspannung, sondern insgesamt für ein gesundes menschliches Wohlbefinden. Kein Baby kann sich ohne die Berührungen seiner Eltern gesund entwickeln (was sehr böse Experimente in der Nazizeit bewiesen haben), und jedes Kleinkind braucht Berührungen nicht nur, wenn es sich wehgetan hat.

In der Pubertät ist das Kuscheln dann vorübergehend nicht mehr ganz so angesagt, aber in den Momenten, wo die Jugendlichen sich erlauben, dann doch noch einmal Kind zu sein, spielen auch hier die Brührungen eine gern gesehene Rolle.

Aber auch Erwachsene brauchen die Berührung – das sogenannte »social distancing«, das während der Corona-Krise erforderlich war, hat große Schäden an den Seelen der Menschen hinterlassen. Viel zu viele Bewohner der Senioren-Einrichtungen, die durch diese Maßnahme zwangsweise separiert wurden, litten sehr darunter, ihre Verwandten nur noch von Ferne sehen zu dürfen und nicht mehr liebevoll in den Arm genommen zu werden. Glücklicherweise ist das jetzt wieder anders. Aber auch alle anderen Erwachsenen gewöhnen sich mehr oder weniger mühsam daran, wieder Nähe zuzulassen – und merken dann sehr schnell, wie gut das tut.

Umarmungen entspannen, Streicheln ist Labsal für die Seele. Jede liebevolle Berührung fördert die Bildung von Oxytozin, unserem so wichtigen Bindungs-, Kuschel- und Wohlfühl-Hormon. Ohne dieses Hormon verarmen und versteinern wir – kein gesunder und entspannter Zustand.

Deshalb ist es wichtig, Berührungen mit anderen Menschen (wieder) zuzulassen und zu genießen. Gehen Sie liebevoll nicht nur mit Ihren Verwandten und Freunden, sondern auch freundlich mit dem eigenen Körper um – alles fördert die Oxytozin-Bildung und trägt ganz entscheidend zu einem entspannten Wohlbefinden bei.
 
Entspannungstechniken

Um Körper und Nerven zu entspannen, eigenen sich nicht nur alle oben angeführten Maßnahmen. Manchmal können spezielle Entspannungstechniken hilfreich sein, Stress, der sich nicht vermeiden lässt, zu kompensieren. Hier eignen sich vor allem »Autogenes Training«, die »Progressive Muskelentspannung« nach Jacobson, aber auch Yoga, Meditation spezielle Atemtechniken und vieles mehr. Schauen Sie z.B. einmal in das Programm der Volkshochschule in Ihrer Nähe, dort werden zu den meisten Entspannungsmethoden Kurse angeboten. Nachdem Sie vielleicht in die eine oder andere Methode hineingeschnuppert und sie erlernt haben, können Sie dann für sich zu jedem geeigneten Termin gezielt entspannen.
 
Ein Tipp noch zum Schluss ...

Ja, das waren viele verschiedene Ansätze, die zu einer körperlichen und seelischen Entspannung beitragen können. Ganz kontraproduktiv wäre es, wenn Sie jetzt die »eierlegende Wollmilchsau« anstreben und versuchen würden, alle diese Bausteine für sich zu verwirklichen – und das möglichst alles gleichzeitig. Das wäre die pure Belastung und dazu geeignet, Ihr Stresslevel ganz gewaltig zu erhöhen, statt es zu reduzieren.

Deshalb mein Tipp: am besten suchen Sie sich einen ersten Baustein aus dieser Palette aus, der Ihnen am sympathischsten ist und von dem Sie meinen, dass Sie ihn am ehesten einmal ausprobieren können. Wenn Ihnen diese neue Vorgehensweise gut gefällt und diese Maßnahme gut zu Ihnen passt, können Sie eine weitere hinzunehmen.

Hat das aber nicht so gut geklappt, beenden Sie den Versuch und wählen Sie stattdessen eine andere Maßnahme, die Sie ausprobieren wollen. Ich bin davon überzeugt, dass Sie sich Ihr ganz individuelles Programm zusammenstellen können. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.


 
Beratung

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Bitte informieren Sie sich unter dem Menüpunkt »Praxis«.

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