Der Mensch benötigt jeden Tag Flüssigkeit. Etwa 1,5 – 2 Liter sind neben
der in der Nahrung enthaltenen Flüssigkeit erforderlich, um die Stoffwechselfunktionen
aufrecht zu erhalten. Am besten eignet sich hier einfaches Wasser – eventuell
aufbereitet zu Teegetränken, denn alle anderen Getränke wie Fruchtsäfte oder gar
Limonaden, Colagetränke oder auch Milch sind durch ihren Gehalt an zusätzlichen
Nährstoffen weniger Getränke als Nahrungsmittel.
Unser Trinkwasser ist nicht nur unser wichtigstes, sondern
auch eines der am besten kontrollierten Lebensmittel. Obwohl
die Qualität durch die Trinkwasserverordnung gesetzlich
garantiert sein sollte, heißt dies aber nicht, dass es
zwangsläufig auch immer förderlich für unsere Gesundheit ist.
Trinkwasser wird entweder über Brunnen aus dem Grundwasser
entnommen, es kann aber auch aus Quellen oder Oberflächengewässern
gewonnen werden. Dieses Wasser wird in den Wasserwerken aufbereitet
und in mehreren Filterstufen von groben Schwebstoffen gereinigt,
auf Keime untersucht, ggf. entkeimt und erst nach dem Nachweis
einer Unbedenklichkeit ins Leitungsnetz eingespeist.
Leitungswasser hat immer Trinkwasserqualität, d.h. es sollte
unbedenklich getrunken werden können. Auch das Wasser, das
wir zum Kochen, Duschen, Wäschewaschen oder auch für die
Toilettenspülung benutzen, ist Trinkwasser. Es gibt also
keine Unterschiede, wofür wir das Wasser, das wir aus der
Leitung zapfen, verwenden. Dies mag sich zwar übervorsichtig
und teuer anhören, ist aber unumgänglich, da es ja nur eine
Art von Wasserleitungen gibt. Jeder Tropfen könnte getrunken
werden und muss somit unbedenklich für unsere Gesundheit sein.
Eigentlich!
In letzter Zeit ist immer häufiger vor allem in der Presse
zu lesen, dass das Trinkwasser keineswegs frei von Keimen
ist und sogar Krankheitserreger wie u.a. Fäkalbakterien
enthalten sein können, die die Gesundheit – insbesondere
für Kranke und/oder Kleinkinder – stark gefährden können.
Auch andere Schadstoffe, wie z.B. Nitrat oder die Schwermetalle
Blei, Kupfer oder Nickel dürfen eigentlich nur bis zu bestimmten
Höchstgrenzen enthalten sein, können aber wie auch der Gehalt
an Krankheitskeimen nur bis zum sogenannten »Übergabepunkt«
– also dem Punkt, an dem das Wasser von den städtischen
Leitungen an die Hausleitung übergeben wird – garantiert
werden. Danach ist der Hauseigentümer für die Reinheit des
Trinkwassers verantwortlich, die sich aber hier beispielsweise
durch alte Bleirohre drastisch verschlechtern kann.
Auch kann sich eine vor dem Übergabepunkt vielleicht nur
kleine Population mit Krankheitserregern im Hausleitungsnetz
stark vermehren, wenn hier nicht regelmäßig Wasser entnommen
wird und so das Wasser über längere Zeit steht. Auch kann
sich in Wasser, das in den Leitungen nur mäßig warm ist –
beispielsweise weil wir alle bestrebt sind, Energie zu sparen
– eine starken Vermehrung von Keimen wie u.a. Legionellen
entwickeln (ein guter Schutz ist hier das regelmäßige
kurzfristige Erwärmen auf mindestens 60°C).
Somit sind die Wasserwerke daran interessiert, diese minimalen
Verkeimungen im gelieferten Trinkwasser so gering wie möglich
zu halten, wozu sie ja auch durch die Trinkwasserverordnung
verpflichtet sind.
Da eine biologische Entkeimung aber teuer ist, greift man
im Wasserwerk lieber zur chemischen Keule in Form von Chlor.
Wir kennen den scheußlichen Geruch von Chlor z.B. aus den
öffentlichen Hallenbädern, in denen das Schwimmwasser stark
chloriert wird, um allen Keime, die durch die Badegäste ins
Becken gelangen, den Garaus zu machen. Das muss wohl auch
so sein, denn die Dichte von Menschen ist in den Schwimmhallen
sehr viel größer als in einem Badesee, der natürlicherweise
nicht gechlort wird oder werden kann, und darüber hinaus ist
im Hallenbad das Wasser meist mehr oder weniger stark erwärmt,
wodurch es rasch zur Brutstätte für Krankheitserreger werden
könnte. Dies heißt aber nicht, dass dieses Wasser, das ja
auch in den Mund und damit in unseren Körper gelangen kann,
unbedenklich wäre, auch wenn es natürlich nicht als Trinkwasser
deklariert wird.
Auch Trinkwasser wird gechlort – nicht in jeder Gemeinde,
die meisten Städte kommen glücklicherweise ohne Chlorierung aus.
Mir als gebürtiger Berlinerin ist von früher, als noch die
übervorsichtigen Amerikaner in ihrer Besatzungszone für eine
drastische Chlorierung des Trinkwassers sorgten, der unangenehme
Chlorgeruch in der Nase, und ob hier nicht bei vielen Menschen
eine der Ursachen für »zivilisationsbedingte«
Erkrankungen zumindest mit zu suchen ist, kann man natürlich
nicht beweisen.
Nach meinem Umzug ins Rheinland habe ich hier das schöne,
ungechlorte Wasser zu schätzen gelernt, und mein tägliches
Trinkwasser kam meist aus der Leitung und nicht aus einer
Flasche. Seit dem Jahr 2017 ist dieses Vergnügen allerdings
vorbei, denn mir fiel irgendwann auf, dass auch an meinem
Troisdorfer Wohnort das Wasser nach Chlor stank. Mein Anruf
bei den Stadtwerken ergab, dass wegen einer Verkeimung als
Vorsichtsmaßnahme für einige Wochen das Trinkwasser gechlort
würde. Als Endzeitpunkt wurde der Herbst angegeben. Als
dieser vorüber war und das Wasser unverändert chloriert
wurde, wurde ich auf das Jahresende vertröstet. Nun sollte
der Grund eine vom Gesundheitsamt vorgeschriebene Vorsichtsmaßnahme
wegen Arbeiten am städtischen Leitungsnetz sein. Aber auch
der Jahreswechsel verlief ohne eine Veränderung. Auf die
erneute Nachfrage bekam ich zur Antwort, dass die Chlorierung,
die angeblich nur noch mit der halben Konzentrationsmenge
durchgeführt würde, nun noch bis zum Frühjahr beibehalten
würde. Bei jedem meiner Telefonate wurde mir aber versichert,
dass dies »völlig unbedenklich für meine Gesundheit« wäre.
Selbst wenn unser Trinkwasser nicht mit der gleichen Konzentration
wie in einem Schwimmbad gechlort wird, werden eben doch
ausreichende Mengen benutzt, eben um die Keime im Leitungswasser
abzutöten. Und dies hat selbstverständlich auch Folgen für
unsere Gesundheit – auch wenn die Mitarbeiter in den
Wasserwerken oder vom Gesundheitsamt das Gegenteil behaupten.
Mit Chlor werden Keime abgetötet. Auch in unserer Darmflora
(Mikrobiota) befinden sich Keime – teils schädliche,
in einer gesunden Mikrobiota aber wesentlich mehr nützliche
Keime. Diese haben vielfältige Aufgaben wie vor allem die
Stärkung des Immunsystems. Die Darmkeime unterstützen uns
aber auch bei der Verarbeitung eigentlich unverdaulicher
Stoffe oder produzieren bestimmte Vitamine, die unser eigener
Körper nicht herstellen kann. Ohne unsere Mikrobiota hätten
wir keine normale Verdauung, ja wir wären überhaupt nicht
lebensfähig!
Wenn wir nun mit dem Trinkwasser größere Mengen Chlor aufnehmen,
wirkt sich dies auch auf die Zusammensetzung unserer Darmflora
aus. Natürlich werden nicht gleich sämtliche Keime abgetötet
– immerhin beherbergt unsere Mikrobiota 10 – 100
mal mehr einzelne Bakterien, als wir Körperzellen haben! Es
findet aber doch eine dauerhafte Belastung der Keime durch
das Trinken chlorhaltigen Wassers statt. Und leider sind
die »guten« Keime wesentlich empfindlicher als
die »schädlichen«, so dass sich eine gesunde
Balance der Darmkeime immer mehr zuungunsten der nützlichen
Keime verschiebt (ein Effekt, den wir übrigens auch bei
einer Behandlung mit Antibiotika beobachten können). Das
ist ein schleichender Vorgang, wir werden nicht von heute
auf morgen krank. Aber im Laufe der Zeit verschlechtert
sich die Qualität der für unsere Gesundheit so wichtigen
Mikrobiota immer mehr.
Leider können wir nicht verhindern, dass die Wasserwerke
unser Trinkwasser chlorieren – außer vielleicht,
dort und ggf. auch bei dem zuständigen Gesundheitsamt
unsere Bedürfnisse immer wieder durch Telefonanrufe vorzubringen!
Somit müssen wir schauen, wie wir die Aufnahme an darmfloraschädlichem
Chlor für uns selbst minimieren können. Es ist grundsätzlich
zu begrüßen, statt Mineralwasser Leitungswasser zu trinken.
Vorausgesetzt eben, dass es wirklich rein und eben nicht
chloriert ist.
Mineralwasser wird meist mit großen Rohstoffkapazitäten
produziert und nicht selten von weither mit Lastwagen durch
die ganze Republik transportiert. Auch wird es, z.B. wegen
des Gewichts, lieber in Plastik- als in Glasflaschen gekauft
und nach Hause getragen. Unabhängig davon, ob es sich um
Pfand- oder Einwegflaschen handelt, geben diese Kunststoffe
Weichmacher an das in der Flasche enthaltene Wasser ab und
die wir mittrinken. Diese Weichmacher sind leider keineswegs
– und vor allem nicht auf Dauer – förderlich
für unsere Gesundheit. Wenn Sie also Flaschenwasser trinken,
dann bitte wenigstens aus Glasflaschen!
Besser ist es, das (unchlorierte) Leitungswasser zu trinken,
das man ggf. mit einem Sprudelgerät lecker aufbereiten kann.
Was kann man nun aber tun, wenn Ihnen Ihr Wasserwerk mitteilt,
dass das Trinkwasser an Ihrem Heimatort chloriert wird?
Da man beim Trinkwasser im Gegensatz zum Energielieferanten
den Zulieferer leider nicht wechseln kann, ist es empfehlenswert,
einen der im Handel üblichen Trinkwasserfilter zu verwenden,
die meist mit Aktivkohlepatronen, die in einen zugehörigen
Krug eingesetzt werden, nicht nur das Chlor, sondern gleichzeitig
auch Schwermetalle und andere Schadstoffe binden und so
aus dem Wasser filtern. Diese Patronen sind zwar auch nicht
ganz billig, denn sie müssen regelmäßig erneuert werden,
aber im Vergleich zu Mineralwasserflaschen kostet hier der
Liter sehr viel weniger.
Bitte entscheiden Sie sich für einen Filtertyp, bei dem
»nur« unerwünschte Stoffe herausgefiltert werden.
Es gibt auch Filtersysteme, bei denen das Trinkwasser beim
Filtervorgang z.B. mit Magnesium angereichert wird. Solche
Zusätze – gleich welcher Art – haben meiner
Meinung nach im Trinkwasser nichts zu suchen. Mit gutem
Grunde hatte man sich in Deutschland z.B. gegen eine
Fluoridierung des Trinkwassers entschieden – eben
weil die Zufuhr eines u.U. nützlichen Stoffes über das
Trinkwasser, von dem wir heute mehr und morgen weniger zu
uns nehmen, nicht sicher dosiert werden kann. Eine gesunde
Ernährung führt uns alle Stoffe zu, die wir benötigen. Sie
müssen nicht künstlich über das Trinkwasser substituiert werden.
Mit dem Filtern des Trinkwassers mit empfehlenswerten
Filtersystemen erreichen Sie zwar keine hundertprozentige
Entfernung, aber zumindest eine deutliche Reduzierung des
Chlors und anderer Schadstoffe, so dass Sie dieses Wasser
mit weniger Bedenken trinken können. Ihre Darmflora und
damit Ihre Gesundheit werden es Ihnen danken.
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