Grundsatz einer jeden ganzheitlichen Betrachtung ist es, die Ursache(n) einer
Erkrankung zu ermitteln und möglichst zu beheben. Wenn dies nicht oder nicht
in Gänze möglich ist, können Symptome einer Erkrankung behandelt
werden. Aber auch, wenn eine ursächliche Behandlung vorgenommen wird, kann
es erforderlich sein, begleitend während einer gewissen Übergangszeitspanne
die Symptome der Erkrankung zu lindern, um Schmerzen oder sonstige unangenehme
Begleiterscheinungen erträglich zu machen.
Diese Vorgehensweise unterscheidet die ganzheitliche Betrachtungsweise von der
Schulmedizin, die häufig nur ein isoliertes Symptom sieht und dieses behandelt.
Ganz oft bleibt die ursächliche und umfassende Betrachtung des Menschen als
Ganzes unberücksichtigt oder erhält zumindest nicht immer das angemessene
Gewicht.
So werden bei Magen- und/oder Darm-Beschwerden sehr oft lediglich eben nur der
Magen oder der Darm betrachtet. Dass hier oft auch viele andere Zusammenhänge
gesehen werden sollten – beispielsweise Fehlernährung und in den allermeisten
Fällen auch Stress – wird häufig viel zu wenig beachtet. Somit setzen
die ganzheitliche Betrachtung und die sich daraus ergebende Behandlung immer bei
der Ermittlung möglichst aller in Frage kommenden Ursachen an – ist aber
natürlich dadurch – zumindest auf kurze Sicht – auch sehr viel
aufwändiger als die »rasche Verabreichung einer Tablette«.
Selbstverständlich kann eine Website nicht die Ursachensuche Ihrer individuellen
Probleme übernehmen! Es können jedoch Anstöße gegeben werden,
welche Bereiche Sie mit besonderer Aufmerksamkeit betrachten sollten, wenn Sie
Magen- und/oder Darmbeschwerden haben.
Symptome
Die häufigsten Symptome von Magen- und/oder Darmproblemen sind folgende
(alphabetisch geordnet):
Abgehende Winde
Aufstoßen
Durchfall
Erbrechen
Koliken
Krampfartige Magen- und/oder Darmschmerzen
Magenschmerzen
Sodbrennen
Stuhldrang
Übelkeit
Versetzte Blähungen
Verstopfung
Völlegefühl
Zu harter Stuhl
Zu weicher (breiiger) Stuhl
Mögliche Ursachen
Ganz oben auf der Liste der möglichen Ursachen von Magen-/Darmbeschwerden
jeder Art steht die Ernährung. Ungesunde Ernährung, einseitige Ernährung
mit zu wenig Ballaststoffen, jedoch auch zu viele Ballaststoffe mit gleichzeitiger
geringer Trinkmenge können problematisch sein. Aber auch der Verzehr von
eigentlich gesunden und im Großen und Ganzen verträglichen Nahrungsmitteln
kann zu ganz normalen Verdauungsbeschwerden führen, die allerdings aus
gesellschaftlichen Gründen unterdrückt werden (müssen). Der Verzehr
von Hülsenfrüchten führt bei den meisten Menschen zu Blähungen,
die aber in der Öffentlichkeit (leider) nicht herausgelassen werden dürfen.
Somit entwickeln sich schnell unangenehme Bauchschmerzen, wenn die Luft im Darm
bleibt und diesen aufbläht.
Von Martin Luther kennen wir den Spruch »Ihr rülpset nicht, ihr furzet
nicht – hat es euch nicht geschmacket?« Früher galt es also als
Anerkennung der Köchin, wenn man die Luft hörbar herausließ.
Heute zählt dies nicht mehr zum »feinen Benehmen« – man
muss also eigentlich ganz natürliche Verdauungsvorgänge unterdrücken,
was dann letztendlich richtige Beschwerden verursachen kann.
Zusätzlich zur Speisenauswahl können hektisches Essen zum Verschlucken
größerer Luftmengen oder auch nachlässiges Kauen dazu beitragen,
dass die Verdauung in Magen und Darm nicht reibungslos abläuft. Und natürlich
spielt auch die Essenszeit eine große Rolle: Wenn spät abends noch schwere,
große Mahlzeiten verzehrt werden, ist meist an einen guten Schlaf nicht mehr zu
denken, weil das Essen »im Magen liegt«.
Auch Unverträglichkeiten oder Allergien der verschiedensten Nahrungsmittel
können Ursache für Probleme sein, ebenso natürlich schwerere
Erkrankungen wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn,
Colitis ulcerosa), Zöliakie, Divertikulitis oder aber auch bösartige
Erkrankungen und viele weitere vom Arzt zu diagnostizierende Erkrankungen können
belastende Probleme verursachen.
Und natürlich – und damit wären wir bei der ganzheitlichen Betrachtungsweise
– kommen viele andere Bereiche in Frage, die das höchst empfindliche
Verdauungssystem stören können: Hier sind vor allem seelische Belastungen
zu nennen, Stress, der nicht ausreichend kompensiert werden kann, Zeitmangel auf
der einen Seite genauso wie auf der anderen Seite Langeweile und/oder ein unbefriedigendes
soziales Umfeld und viele weitere, für das seelische Gleichgewicht negative Faktoren.
Das Verdauungssystem ist mit höchst sensiblen Nervenrezeptoren ausgestattet,
die Störungen sofort weiter melden: Das so genannte Bauchhirn, also das
Nervengeflecht rund um den Darm, registriert die verschiedensten Vorgänge
und meldet diese an das Kopfhirn. Im besten Fall bekommen wir gar nichts von unseren
Verdauungsvorgängen mit, aber wenn etwas aus dem Ruder läuft, nehmen wir
die eigentlich völlig »im Dunklen« ablaufenden Abläufe wahr.
Bewegungsmangel ist eine weitere, sehr häufige Ursache von Verdauungsbeschwerden,
denn wenn die äußere (Bauch-)Muskulatur nicht ausreichend bewegt und
beansprucht wird, wird auch der Darm faul und kann seine Verdauungsarbeit nicht
korrekt verrichten. Eine gute Verdauung basiert auch immer auf Bewegung: Der
Darm ist ein muskulöser Schlauch, der sich rhythmisch bewegt, um so den
Nahrungsbrei immer in Richtung Ausgang zu transportieren. Wird diese Muskulatur
nicht (auch) von außen angeregt, stagniert die Darmperistaltik (Darmbewegungen)
und der Darm »schläft ein«. Somit ist eine ausreichende körperliche
Bewegung unbedingt erforderlich, um eine gesunde Verdauung zu gewährleisten.
Durch die körperliche Bewegung atmet man auch ganz automatisch richtig und
tiefer, was eine bessere Sauerstoffversorgung zu Folge hat. Mangelnde Sauerstoffversorgung
kann nämlich auch einer der Gründe für eine »schlechte«
Verdauung sein.
Und ganz wichtig und nicht zu vergessen ist auch ein richtiges Trinkverhalten.
Wenn Sie nicht genügend trinken – gemeint sind hier natürlich
kalorienfreie oder -arme Getränke wie Wasser, Kräuter- und/oder Früchtetees
oder auch Fruchtsaftschorlen – kann auch die Verdauung nicht richtig funktionieren.
Bei einer unzureichenden Flüssigkeitsversorgung dürfen Sie sich nicht wundern,
wenn der Stuhl hart und fest wird und Sie Verstopfung haben. Leider geht im Alter
das Durstgefühl verloren, so dass gerade alte Menschen sehr häufig mit
Verstopfungen zu kämpfen haben.
Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle auch der Missbrauch von Abführmitteln:
Abführmittel führen immer zur Gewöhnung des auf diese Weise angetriebenen
Darms. Nach und nach werden immer größere Mengen erforderlich, um die
Verdauung auf diese Weise zu zwingen. Hier gibt es nur einen Rat: Finger weg von
Abführmitteln! Eine gesunde, vollwertige Ernährung mit genügend
Ballaststoffen, ausreichende Trinkmengen und ein vernünftiges Bewegungspensum
reichen eigentlich immer aus, um zu einer gesunden Verdauung zu führen.
Lediglich in ganz besonderen Ausnahme- und Krankheitsfällen kann die kurzfristige
Gabe eines pflanzlichen Abführmittels auf Basis von Quellstoffen sinnvoll sein.
Dies sollte ein verantwortungsvoller Arzt entscheiden. Einer Selbstverordnung von
Abführmitteln sollte immer der Versuch der oben angeführten Ernährungs-
und Verhaltensumstellung vorgezogen werden.
Auch Störungen im gesunden Gleichgewicht der Darmflora können rasch
teilweise schwerwiegende Verdauungsprobleme hervorrufen. Insbesondere der Dickdarm
ist von einer schier unbeschreiblichen Menge von Darmbakterien besiedelt –
der so genannten Darmflora. Wenn also die verschiedensten Versuche erfolglos
verlaufen, Verdauungsbeschwerden zu bessern, ist immer auch an eine Entgleisung
der Darmflora zu denken, die dann mit geeigneten Mitteln saniert werden muss.
Insbesondere kann dies der Fall nach einer Einnahme von Antibiotika sein, weil
diese (an sich ja sehr segensreichen Medikamente) die Darmflora in Gänze
stören oder sogar zerstören können. Nach einer solchen Therapie
ist immer die Darmflora mit geeigneten Lebensmitteln und ggf. auch mit
Nahrungsergänzungsmitteln (Probiotika) wieder zu sanieren.
Viele Medikamente führen sehr häufig zu Verdauungsbeschwerden. Schauen
Sie immer auf die Packungsbeilage, ob dort unter den Nebenwirkungen Verdauungsbeschwerden
angegeben sind. Wenn es sich um selbstverordnete Mittel handelt, sollten Sie genau
abwägen, ob der Einsatz wirklich erforderlich und sinnvoll ist. Wenn es sich
um eine Verordnung Ihres Arztes handelt, weisen Sie ihn beim nächsten Besuch
auf Ihre Verdauungsbeschwerden hin und überlegen gemeinsam, ob hier eine
Ursache liegen könnte und ob für das Medikament ggf. eine Alternative
gefunden werden kann.
Warnhinweis: Häufig sind auch bakterielle Infektionen Ursache für
Verdauungsbeschwerden, denn Bakterien können im Verdauungssystem Giftstoffe
freisetzen, die den Darm zu heftigen Gegenreaktionen veranlassen. Jeder kennt mit
Sicherheit »Montezumas Rache«, wenn man im Urlaub unsaubere Lebensmittel
gegessen hat. Hier ist es ganz natürlich, dass der Darm versucht, diese
schädlichen Stoffe schnellstmöglich und mit heftigen, teils wässrigen
Durchfällen aus dem Körper zu entfernen. Diese »natürlichen
Durchfälle« sind eine wichtige und richtige Reaktion des Körpers,
die möglichst nicht unterdrückt werden sollte. Sie können jedoch
versuchen, mit Aktivkohle oder Heilerde die Giftstoffe zu binden und unschädlich
zu machen. Wenn jedoch – insbesondere bei Kindern – als Folge sehr heftiger
Durchfälle die Dehydrierung (Austrocknung) und/oder Ausschwemmung von
lebenswichtigen Mineralien droht, müssen sofort Gegenmaßnahmen getroffen
werden. Solche Durchfälle gehören immer in die Hand eines Arztes.
Mögliche Behandlungsansätze
Es ist sehr häufig nicht einfach, einem bestimmten Beschwerdenkreis auch
bestimmte Ursachen zuzuordnen. Oftmals können es die verschiedensten Ursachen
sein, die ganz unterschiedliche Beschwerden auslösen. Manche Menschen reagieren
auf ein und dieselbe Ursache mit ganz unterschiedlichen Symptomen, und das gleiche
Symptom kann bei verschiedenen Menschen auch ganz unterschiedliche Ursachen haben.
Somit können Sie Ihren Blick immer nur auf sich selbst richten und nur für
sich selbst schauen, was eine mögliche Ursache für Ihre Beschwerden sein
könnte, und welche Behandlungsmöglichkeiten für Sie die richtigen
sind.
Aus dem Vorhergegangenen ergeben sich jedoch bereits viele mögliche
Behandlungsansätze, aus denen Sie auswählen können, was Ihnen gut
tut und was Ihnen vor allem auch Entspannung und Spaß bringt.
Führen eines Verzehrtagebuches
Wenn Ihre Verdauungsbeschwerden länger andauern, ist es hilfreich, ein
Verzehrtagebuch zu führen. Sie können sich aus dem Downloadbereich kostenlos
einen
Vordruck herunterladen.
Tragen Sie dann jedes Nahrungsmittel, alle Getränke und ggf. auch die Medikamente,
die Sie einnehmen, in dieses Formular ein. Vergessen Sie nicht die kleinen
Zwischenmahlzeiten und Snacks – alles muss protokolliert werden. Dazu
vermerken Sie, zu welcher Uhrzeit und in welchen Mengen Sie gegessen oder getrunken
haben. Sollten Beschwerden auftreten, tragen Sie diese bitte ebenfalls ein.
Beachten Sie bei der Herstellung eines Zusammenhangs zwischen Beschwerden und
verzehrten Nahrungsmitteln, Getränken oder Medikamenten einen möglichen
zeitlichen Versatz von 1/2 – 3 Stunden (ggf. sogar bis zu einem oder auch
zwei Tagen).
Führen Sie dieses Tagebuch über einen Zeitraum von mehreren Wochen,
damit Sie eine fundierte Grundlage für die Ursachensuche Ihrer Verdauungsbeschwerden
haben. Auch bei einem Beratungs- oder Diagnose-Gespräch mit Ihrem Arzt kann
dieses Tagebuch eine wertvolle Hilfe darstellen.
Denken Sie bei allen diesen Maßnahmen daran, dass Sie der/die Verantwortliche
für Ihre Gesundheit und für Ihr Wohlergehen sind. Kein Arzt, Heilpraktiker,
Ernährungs- oder Gesundheitsberater kann Ihnen diese Verantwortung abnehmen.
Und es ist doch ein wunderbares Gefühl, dass Ihre Gesundheit in Ihren eigenen
Händen liegt. Betrachten Sie Ihren Behandler als willkommenen Ratgeber –
die Verantwortung und Entscheidungsgewalt liegt jedoch in Ihrer Hand. Somit sollten
Sie natürlich auch alle Möglichkeiten und Instrumente nutzen, die Sie
selbst haben. Das Führen eines Verzehrtagebuches und eine gründliche
Selbstbeobachtung sind hier die vorrangigen Mittel, auf Grundlage derer Sie dann
eine kompetente Beratung auf Augenhöhe einholen können. Entwickeln Sie
dabei ein gutes Verhältnis und Vertrauen zu Ihrem eigenen Körper.
Abklärung organischer Ursachen
Bei länger andauernden Beschwerden – gleich welcher Art – sollte
immer ein Arzt aufgesucht werden, der abklärt, ob schwerwiegende Ursachen
vorliegen könnten. In den meisten Fällen wird er Sie beruhigen können,
auch durch die Aussage, dass eben nichts »Schlimmes« vorliegt.
Immer hilfreich ist hier das Mitbringen eines Verzehrtagebuches, das Sie über
einige Wochen geführt haben. Der Arzt kann hier wertvolle Hinweise finden,
die ihm die Diagnose oder auch den Ausschluss von Krankheiten erleichtern.
Sollten tatsächlich schwerwiegende Erkrankungen vorliegen, wird der Arzt die
schulmedizinisch erforderlichen Behandlungen vorschlagen und verordnen.
In der überwiegenden Mehrheit jedoch wird der Arzt keine schlimmen Erkrankungen
diagnostizieren und Sie vielleicht mit mehr oder weniger allgemeinen Ratschlägen
nach Hause schicken. Wenn Sie Glück haben, empfiehlt er Ihnen pflanzliche
Naturarzneimittel oder Naturheilmethoden. Diese müssen Sie übrigens immer
selber bezahlen, denn die Krankenkassen übernehmen keine Mittel gegen
»Befindlichkeitsstörungen«, als die teilweise auch schwerere
Magen-/Darm-Probleme eingestuft werden. Seltener wird der Arzt wirklich nach den
Hintergründen forschen, somit bleibt die Suche nach den Ursachen Ihrer Beschwerden
meist in Ihrer eigenen Hand.
Ernährung betrachten
Da eine der häufigsten Ursachen von Verdauungsbeschwerden eine unangepasste
Ernährung ist, gilt es, Ihre Nahrung daraufhin abzuklopfen, ob und in welchem
Umfang Ihre Lebensmittel für die Verdauungsprobleme verantwortlich sein
könnten. Dazu ist es hilfreich ein Verzehrtagebuch zu führen (siehe oben).
Mit diesem Aufzeichnungen werden Zusammenhänge rasch klar, und Sie können
durch eine Umstellung Ihrer Ernährung austesten und letztendlich erreichen,
beschwerdefrei zu werden.
Priorität bei der Auswahl der Kostform hat in den allermeisten Fällen
eine gesunde, vollwertige Kostform mit möglichst vielen naturbelassenen,
vollwertigen Lebensmitteln. Am günstigsten für eine gesunde Verdauung
sind überwiegend pflanzliche Nahrungsmittel, teils schonend gegart, teils
aber auch roh verzehrt. Zusätzlich können Fisch, Milch, Eier und ein
wenig hochwertiges Fleisch wertvolle Eiweißlieferanten sein. Die von der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) propagierte Maxime »Fünf
am Tag« hat ihre Berechtigung: Verzehren Sie jeden Tag neben anderen vollwertigen
Nahrungsmitteln fünf Portionen (Hände voll) Obst und Gemüse –
dies ist im Allgemeinen der beste Garant für Ihre Gesundheit und beschwerdefreie
Verdauung.
Aber nicht immer ist hier die landläufig unter »gesunder Ernährung«
verstandene Kostform das Richtige. Es gibt Fälle von Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
oder Nahrungsmittel-Allergien, wo eben gerade solche Nahrungsmittel Beschwerden verursachen.
Um diese Fälle auszuschließen, lassen Sie sich im Verdachtsfall zu einem
qualifizierten Gastroenterologen (Facharzt für Magen- und Darmerkrankungen)
überweisen, der mit standardisierten Tests abklären kann, ob Unverträglichkeiten
oder Allergien vorliegen. Auch hier gilt übrigens immer, dass ein zuvor geführtes
Verzehrtagebuch sehr hilfreich ist.
Oftmals sind es jedoch nicht bestimmte Lebensmittel, die Probleme machen, sondern
die Zubereitungsform oder auch die Menge, in der bestimmte Lebensmittel verzehrt
werden. Auch kann die Tageszeit, zu der ein und dasselbe Lebensmittel gegessen wird,
ausschlaggebend sein, ob und in welcher Ausprägung Beschwerden auftreten.
Auch bestimmte Vorlieben können (mit) verantwortlich sein, ob und wie Lebensmittel
vertragen werden. Diese Vorlieben sind typabhängig, und nicht jeder mag alle
als »gesund« geltenden Lebensmittel. Hören Sie in einem gewissen
Rahmen auch auf sich und Ihren Appetit. Dabei ist es natürlich sinnvoll, aus
der Palette der »gesunden« Nahrungsmittel zu wählen, jedoch darf
auch ab und an eine »kleine Sünde« erlaubt sein. Auch das seelische
Wohlbefinden muss gestreichelt werden, und jeder verkniffene Fanatismus (»das
ist aber verboten!«) kann auch Verdauungsbeschwerden erzeugen. Schauen Sie
jedoch genau hin, ob und in welchem Ausmaß eine solche vereinzelte, aber
genossene »Sünde« Folgen nach sich zieht.
Entwickeln Sie ein Fingerspitzengefühl dafür, was Ihnen gut tut oder
Ihnen Probleme bereitet und haben Sie Vertrauen in sich und Ihre Beobachtungsgabe.
Kein Arzt kann Ihnen diese Selbstbeobachtung abnehmen.
Darmsanierung
Wie bereits oben erwähnt, gibt es in unserem Darm Millionen von Mitbewohnern:
nützliche, aber auch krank machende Darmbakterien und Pilze, manchmal sogar
unerbetene Würmer oder sonstige Parasiten. Für eine robuste Gesundheit
und ein funktionierendes Immunsystem (80% unseres Immunsystems befindet sich im Darm)
ist eine gesunde Balance zwischen den »guten« und den »bösen«
Mikroorganismen erforderlich. Die guten sorgen dafür, dass die bösen nicht
überhand nehmen, besetzen die Darmschleimhaut und verwehren den bösen den
Durchtritt zwischen den Schleimhautzellen hindurch ins Innere des Körpers.
Somit kann eine ausgewogene Darmflora verhindern, dass wir ernstlich erkranken.
Entgleist dieses Gleichgewicht und nehmen die schädlichen Keime überhand,
hat dies ernsthafte Folgen für unsere Gesundheit. Leider sind die krankmachenden
Keime wesentlich robuster als die gesundheitsfördernden – bei einer
Antibiotikatherapie beispielsweise gehen vorrangig die nützlichen Keime
zugrunde. Dann haben die schädlichen Keime »Oberwasser«: auch
diese wurden zwar dezimiert, aber erstens nicht in einem angemessenen Maße
und zweitens sind sie schneller in der Lage, sich aus eigener Kraft zu regenerieren.
Auch verschiedenste Krankheiten können dafür verantwortlich sein, dass
die Darmflora entgleist – bei Verdauungsstörungen sollte deshalb immer
auch an die Darmflora gedacht werden.
Ein einmal entstandenes Ungleichgewicht zwischen guten und schlechten Mikroorganismen
braucht lange Zeit sich zu regenerieren, d.h. bis die förderliche Balance einer
gesunden Darmflora wieder hergestellt ist. Bitte lesen Sie hierzu die Beiträge
»
Pflege der Darmflora« und
»
Sanierung der Darmflora«.
Stress ausschalten oder kompensieren
Unser Darm ist ein höchst empfindlicher Empfänger für seelische
Probleme: Kinder, die noch zu klein sind, Schmerzen oder Probleme genau zu
beschreiben, haben immer »Bauchschmerzen«, und auch wir sprechen im
übertragenen Sinne davon, dass uns ein Problem »Bauchschmerzen bereitet«.
Somit muss nicht immer die Ernährung oder eine Darmerkrankung daran Schuld
sein, wenn wir Verdauungsprobleme haben. Stress – und damit ist der so
genannte Disstress gemeint, also der schlechte Stress (im Gegensatz zu gutem Eustress,
der uns Anregung und Anreiz ist) – kann sich ganz gewaltig auf unsere Verdauung
und damit auf unser Wohlbefinden auswirken: »Wir machen uns vor Angst in die
Hosen« ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie sich Angst auf unsere
Verdauung auswirken kann. Aber nicht nur Durchfall oder zumindest Stuhldrang
können Folge von Stress sein, auch Verstopfung oder eben Bauchschmerzen
können Folgen von übermäßigem Stress sein. Nicht jede unangenehme,
kurzfristige Überlastung muss gleich automatisch zu Verdauungsproblemen
führen, bei lang andauerndem Stress jedoch ist dies sehr häufig der Fall.
Es ist deshalb sehr wichtig, auf sich zu achten, Stress nach Möglichkeit
zu minimieren und erträglich zu machen. Falls dies nicht möglich ist,
sorgen Sie dafür, größeren Stress zu kompensieren. Hier bieten
sich diverse Entspannungstechniken an: Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung,
Chi Gong (Quigong), Atemübungen und viele andere Techniken, die Sie beispielsweise
in Volkshochschulkursen erlernen können, sind gut geeignet, Stress entgegenzuwirken.
Aber auch jede Art von Bewegung baut Stress ab: Spaziergänge, Radfahren,
Schwimmen, (Nordic) Walking oder Joggen und viele andere Sportarten helfen,
Stresshormone unschädlich zu machen. Aber denken Sie daran: Sport soll
immer Spaß machen. Suchen Sie sich also »Ihre« Sportart aus und
betreiben Sie diese moderat, denn Leistungssport oder Überanstrengung bewirken
das genaue Gegenteil: noch mehr Stress.
Seelische Problemfelder betrachten
Neben Stress, der (zeitlich begrenzt) auf Sie und Ihre Darmgesundheit einwirken
kann, gibt es auch seelische Belastungen, die – akut oder in der Vergangenheit
– Spuren hinterlassen, die auch das Verdauungssystem beeinträchtigen.
Hören Sie hier in sich hinein, ob solche Gründe vorliegen könnten
und versuchen Sie, diese aufzuarbeiten, ggf. auch mit professioneller Hilfe.
Schwere Traumata aus der Vergangenheit, u.U. tief in Ihrem Inneren vergraben,
können sich ganz gravierend (auch) auf die Verdauung auswirken. Ziehen Sie
eine solche Möglichkeit immer in Betracht und schämen Sie sich nicht,
hier Hilfe einzufordern. Es ist nicht ehrenrührig, seelische Probleme zu
haben und stellt Sie nicht in die »Psycho-Ecke«.
Schade wäre es nur, wenn Sie sich die Chance zur Aufarbeitung und damit zur
Gesundung von Körper und Seele versagen würden.
Naturheilmethoden zur Linderung von Symptomen
Es gibt auch bei der ganzheitlichen Betrachtungsweise von Magen-/Darmproblemen
Situationen, in denen eine ursächliche Behandlung nicht (gänzlich)
möglich oder sofort wirksam ist. Somit kann es auch bei der ganzheitlichen
Herangehensweise erforderlich sein, Störungen symptomatisch zu behandeln und
zu lindern, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem die ursächliche Behandlung
Wirkung zeigt.
Für diese Linderung von Symptomen sind viele Naturheilmethoden ganz hervorragend
geeignet. Dabei muss natürlich die Art der Symptome betrachtet werden: Durchfall
wird anders bekämpft als Verstopfung, und bei Bauchschmerzen sollten Sie
genau in sich hinein hören, wo ein Grund liegen könnte: Haben Sie zuviel
oder das Falsche gegessen oder haben Sie Blähungen, die die Darmwände
dehnen und zu Schmerzen führen?
Es gibt einige probate Mittel, die Ihnen in vielen Fällen helfen können,
wobei Sie immer nur das Mittel oder die Methode anwenden sollten, die Ihnen gut tut.
Es gibt neben verschiedenen pflanzlichen Mitteln (Phytotherapeutika) auch Wärme-
oder Kälteanwendungen, aber auch die Nahrungskarenz, also das vorübergehende
komplette Weglassen von Nahrung kann in vielen Fällen eine Besserung bewirken.
Und natürlich gibt es viele weitere Anwendungen, die die Symptome von
Verdauungsbeschwerden lindern können.
Hinweis: Bei der Auswahl von homöopathischen Mitteln, die frei in
Apotheken verkäuflich sind, kommt es immer auf die Begleitumstände und
die genaue Konstitution an. Lassen Sie sich hier von einem spezialisierten Arzt
oder auch einem Heilpraktiker beraten. Mit einiger Erfahrung ist es auch möglich
zu versuchen, das »passende« Mittel selbst herauszufinden. Eine empfehlenswerte
Website ist die
www.homoeopathie-liste.de.
Es gibt allerdings ein paar Standard-Mittel, die sich in vielen Fällen als
hilfreich erwiesen haben. Legen Sie die hier gemachten Vorschläge am besten
Ihrem Behandler vor.
Hinweis: Alle aufgeführten Naturheilmittel und -methoden sind nur zur
vorübergehenden Linderung von Symptomen geeignet. Zur Dauerbehandlung und
Therapie der Ursachen sind diese Mittel nicht gedacht. Bei länger andauernden
Beschwerden suchen Sie unbedingt einen Arzt auf.
Im Folgenden werden einige Mittel vorgeschlagen und diese nach den bereits
aufgeführten (alphabetisch geordneten) Symptomen sortiert:
Abgehende Winde
Phytotherapeutika: Tee von Fenchel, Kümmel und Anis
Sonstiges: Bewegung
Aufstoßen
Sonstiges: Nahrungskarenz, Heilerde
Durchfall
Homöopathika: Okoubaka D6
Sonstiges: Nahrungskarenz, Heilerde, Aktivkohle, viel trinken
Wichtig: Bei Ausbleiben einer Besserung zum Arzt gehen!
Erbrechen
Sonstiges: Nahrungskarenz, ggf. schluckweises Trinken von kaltem oder lauwarmem
Wasser (je nach Verlangen), Wärmeanwendung auf dem Bauch, Ruhe
Wichtig: Bei Ausbleiben einer Besserung zum Arzt gehen!
Koliken
Homöopathika: Okoubaka D6
Sonstiges: Nahrungskarenz, Atemtechniken, Ruhe!
Wichtig: Bei Ausbleiben einer Besserung zum Arzt gehen!
Krampfartige Magen- und/oder Darmschmerzen
Phytotherapeutika: Kamillentee, Kümmel- uns/oder Fenchelsamen (als Tee oder gekaut), Pfefferminztee
Homöopatika: Atropinum sulfuricum D4, Magnesium carbonicum D6
Sonstiges: Nahrungskarenz, Wärmflasche, warme Leibwickel, ggf. sanfte
Bauchmassage (immer im Uhrzeigersinn!)
Wichtig: Bei Ausbleiben einer Besserung zum Arzt gehen!
Magenschmerzen
Phytotherapeutika: Leinsamenschleim (Reformhaus), Kamillentee
Sonstiges: Warme Leibwickel, Wärmflasche, ggf. sanfte Bauchmassage, Heilerde
Sodbrennen
Phytotherapeutika: Haferschleim, Essen von 5 Haselnüssen, Leinsamenschleim
(Reformhaus), Kartoffelpresssaft
Sonstiges: Wasser trinken
Stuhldrang
Sonstiges: Stuhltraining (immer gleiche Uhrzeit wählen und genügend Zeit lassen)
Übelkeit
Phytotherapeutika: lauwarmer, dünner Schwarztee (ungezuckert, schluckweise trinken),
Ingwer (als Tee oder gekaut - Vorsicht, scharf!), Muskat
Homöopathika: Nux vomica D6
Sonstiges: Nahrungskarenz
Versetzte Blähungen
Phytotherapeutika: Fenchel-, Kümmel- und Anissamen (als Tee oder gekaut), Kurkuma, Muskat
Sonstiges: Bewegung, ggf. sanfte Bauchmassage
Verstopfung
Phytotherapeutika: Flohsamen, 1-3 ungeschwefelte Backpflaumen
Sonstiges: Bewegung, viel trinken, Bauchmassage, bei hartnäckiger Verstopfung
Einlauf oder Soleklistier (Apotheke)
Wichtig: kein Abführmittel!
Völlegefühl
Phytotherapeutika: Artischockensaft, Enzianwurzeltinktur, Kurkuma
Sonstiges: Nahrungskarenz
Zu harter Stuhl
siehe Verstopfung
Zu weicher (breiiger) Stuhl
Phytotherapeutika: Flohsamen
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