Letzte Aktualisierung: 2.12.2022

Gallenfunktionsstörungen

als Ursache von Verdauungsbeschwerden
Oftmals können Verdauungsprobleme, die denen der Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten gleichen, von einer unzureichenden Gallenfunktion oder sogar von Gallensteinen verursacht oder zumindest verstärkt werden.

Es ist bekannt, dass viele Menschen mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten oder -Allergien häufig auch eine gestörte Gallenfunktion haben und oftmals sogar Gallensteine haben, die eine geregelte Verdauung verhindern.

Physiologische Vorgänge

Die Gallenblase (siehe Abbildung, Nr. 5), die als Anhängsel an der Leber hängt, sammelt den in der Leber produzierten Gallensaft, der u.a. aus Gallensäuren besteht. Der Gallensaft, der über den Gallengang in den Zwölffingerdarm fließt, ist zur Fettverdauung erforderlich, denn er emulgiert das verzehrte Fett und macht es somit wasserlöslich, so dass es über die Dünndarmschleimhaut ins Blut aufgenommen und dem Stoffwechsel zugeführt werden kann.

Bei einer mangelhaften Produktion von Gallensaft kann das Nahrungsfett nicht ausreichend verarbeitet werden. Es gelangt zum Teil in den Dickdarm und verursacht die oben beschriebenen Verdauungsprobleme.

Wenn die Gallenblasen-Peristaltik zu schwach ist, können sich Gallensteine (Konkremente) bilden, denn dann wird bei Fettverzehr der Gallensaft nicht mehr gründlich und gänzlichin in den Zwölffingerdarm entleert. Es verbleiben dann Reste in der Gallenblase, die auskristallisieren können – zuerst zu kleineren »Steinchen« (auch als »Grieß« bezeichnet), die aber über Jahre hinweg größer werden können.

Kleinere Steine können in den Gallengang gelangen und diesen verstopfen – dies ist dann eine so genannte »Gallenkolik«, ein äußerst schmerzhaftes Ereignis mit heftigsten Krämpfen, Übelkeit und Erbrechen. Größere Steine passen nicht mehr in den Gallengang, können diesen jedoch durchaus auch verlegen. Darüber hinaus können sie eine sehr rauhe Oberfläche haben (vergleichbar mit einem Pfirsichkern) und einen ständigen Reiz auf die Gallenblasenwand ausüben und dadurch zu einem dauerhaften, unangenehmen Druckgefühl im rechtem Oberbauch führen.

Glücklicherweise verursachen Gallensteine nur in seltenen Fällen Koliken, die meisten verbleiben über Jahre oder sogar Jahrzehnte unerkannt in der Gallenblase. Trotzdem können sie für Verdauungsprobleme verantwortlich sein, denn sie beeinträchtigen den ungehinderten Abfluss des Gallensaftes in den Darm.
 
Behandlung

Lassen Sie deshalb bei ungeklärten Verdauungsbeschwerden auch immer von einem qualifizierten Arzt abklären, ob die Gallenblase bei Ihnen ausreichend arbeitet oder ob Sie u.U. sogar Gallensteine haben. Diese können mit Hilfe einer Sonographie (Ultraschall) diagnostiziert werden.

In den meisten Fällen – insbesondere, wenn Sie bereits eine Gallenkolik hatten – muss bei Gallensteinen die Gallenblase entfernt werden. Lediglich bei sehr kleinen Steinen kann ein erfahrener Homöopath versuchen, sie mit geeigneten Mitteln aufzulösen. Es kann auch versucht werden, mit gallentreibenden Heilpflanzen (z.B. Artischocke) die Steine über den Darm auszuscheiden.
Achtung: Dies darf nur bei sehr kleinen Steinen (Mikrolithen) und nur unter Begleitung eines Arztes oder Heilpraktikers durchgeführt werden, um keine Gallenkolik auszulösen! Sie dürfen hier keinesfalls in Eigenregie versuchen, ihre Gallensteine loszuwerden!

Auch wenn ich meistens natürliche Heilmethoden bevorzugen würde, sollten Gallensteine nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Eine möglicherweise daraus resultierende Rückstauung der Gallensäfte kann zu irreparablen Leberschäden führen. Somit gehören Patienten mit Gallensteinen immer in ärztliche Beobachtung und Behandlung.

Auch nach einer Gallenblasenentfernung (Cholezystektomie) ist die Verdauung noch reibungslos möglich. Die Leber produziert ja weiterhin Gallensaft, der nun allerdings nicht mehr gespeichert werden kann. Man sollte nun nur keine größeren Fettmengen mehr verzehren, weil diese mit dem normalen, stetigen Gallensaftstrom nicht mehr ausreichend emulgiert werden können. Da unsere Nahrung aber im Allgemeinen zuviel Fett enthält, ist es ohnehin günstig, den Fettkonsum zu reduzieren und zu kontrollieren.

In seltenen Fällen (ca. 2 – 4%) kommt es auch nach einer Gallenblasenentfernung noch zu kolikartigen Schmerzen im rechten Oberbauch mit Üblkeit und Erbrechen, für die bei oberflächlicher Diagnostik scheinbar keine Ursache gefunden wird. Hierbei kann es sich dann um eine mangelhafte Funktion des Schließmuskels am Ende des Gallengangs (Sphincter oddi) handeln. Dieses kleine Ventil soll verhindern, dass Stuhl aus dem Zwölfingerdarm in den Gallengang zurück fließt und dort zu Entzündungen führt. Vor allem, wenn einmal Gallensteine dieses Ventil blockiert haben, kann es zu einer so genannten Dysfunktion kommen. Die Patienten, die glauben, mit der Operation nun ein für allemal ihre Beschwerden los zu sein, sind häufig verzweifelt und die Ärzte manchmal ratlos. Hier muss dann genau hingeschaut werden, ob eventuell weitere kleine Steinchen den Gallengang verstopfen oder ob tatsächlich eine Sphincter oddi Dysfunktion vorliegt und der Schließmuskel geweitet oder durchtrennt werden muss.
 
Vorbeugung

Eine insgesamt gesunde Ernährung mit wenig Fett und ausreichend Ballaststoffen unter Beachtung von eventuellen Unverträglichkeiten und/oder Allergien bietet die größtmögliche Sicherheit für eine gesunde Gallenfunktion. Zusätzlich führen ausreichend Bewegung und frische Luft zu einer optimalen Durchblutung des gesamten Verdauungstrakts und helfen somit ebenfalls, Gallenfunktionsstörungen vorzubeugen.

Weiterhin können Sie möglichst häufig bitterstoffhaltige Nahrungsmittel (z.B. Artischocke, Spargel, Löwenzahn) oder Tees (z.B. Wermut, Enzian) zu sich nehmen, um die Gallenfunktion anzuregen. Leberwickel können darüber hinaus die Leber- und somit auch die Gallenfunktion unterstützen.

Gallensteine treten familiär gehäuft auf, d.h. die Anlage ist vererbbar. Sollten Sie betroffene Familienangehörige haben, so ist es immer ratsam, bei ungeklärten Verdauungsbeschwerden auch an die Galle zu denken.


 
Beratung

Gerne biete ich Ihnen eine individuelle Beratung an – auf Wunsch auch telefonisch oder per Zoom oder Skype.
Bitte informieren Sie sich unter dem Menüpunkt »Praxis«.





Bitte lesen Sie hierzu folgende Beiträge:
• Verdauungsbeschwerden durch Schilddrüsenfunktionsstörungen
• Verdauungsbeschwerden durch Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse
• Parasiten- und Pilzbesiedelung des Darms
• Die Verdauungsdrüsen und ihre Bedeutung für die Verdauung

nach oben