Oftmals können Verdauungsprobleme, die denen der Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
gleichen, von einer unzureichenden Gallenfunktion oder sogar von Gallensteinen
verursacht oder zumindest verstärkt werden.
Es ist bekannt, dass viele Menschen mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
oder -Allergien häufig auch eine gestörte Gallenfunktion haben und
oftmals sogar Gallensteine haben, die eine geregelte Verdauung verhindern.
Physiologische Vorgänge
Die Gallenblase (
siehe Abbildung, Nr. 5),
die als Anhängsel an der Leber hängt, sammelt den in der Leber produzierten
Gallensaft, der u.a. aus Gallensäuren besteht. Der Gallensaft, der über
den Gallengang in den Zwölffingerdarm fließt, ist zur Fettverdauung
erforderlich, denn er emulgiert das verzehrte Fett und macht es somit
wasserlöslich, so dass es über die Dünndarmschleimhaut ins Blut
aufgenommen und dem Stoffwechsel zugeführt werden kann.
Bei einer mangelhaften Produktion von Gallensaft kann das Nahrungsfett nicht
ausreichend verarbeitet werden. Es gelangt zum Teil in den Dickdarm und verursacht
die oben beschriebenen Verdauungsprobleme.
Wenn die Gallenblasen-Peristaltik zu schwach ist, können sich Gallensteine (Konkremente)
bilden, denn dann wird bei Fettverzehr der Gallensaft nicht mehr gründlich
und gänzlichin in den Zwölffingerdarm entleert. Es verbleiben dann
Reste in der Gallenblase, die auskristallisieren können – zuerst zu
kleineren »Steinchen« (auch als »Grieß«
bezeichnet), die aber über Jahre hinweg größer werden können.
Kleinere Steine können in den Gallengang gelangen und diesen verstopfen –
dies ist dann eine so genannte »Gallenkolik«, ein äußerst
schmerzhaftes Ereignis mit heftigsten Krämpfen, Übelkeit und Erbrechen. Größere
Steine passen nicht mehr in den Gallengang, können diesen jedoch durchaus auch
verlegen. Darüber hinaus können sie eine sehr rauhe Oberfläche haben
(vergleichbar mit einem Pfirsichkern) und einen ständigen Reiz auf die Gallenblasenwand
ausüben und dadurch zu einem dauerhaften, unangenehmen Druckgefühl im
rechtem Oberbauch führen.
Glücklicherweise verursachen Gallensteine nur in seltenen Fällen Koliken,
die meisten verbleiben über Jahre oder sogar Jahrzehnte unerkannt in der Gallenblase.
Trotzdem können sie für Verdauungsprobleme verantwortlich sein, denn sie
beeinträchtigen den ungehinderten Abfluss des Gallensaftes in den Darm.
Behandlung
Lassen Sie deshalb bei ungeklärten Verdauungsbeschwerden auch immer von einem
qualifizierten Arzt abklären, ob die Gallenblase bei Ihnen ausreichend arbeitet
oder ob Sie u.U. sogar Gallensteine haben. Diese können mit Hilfe einer
Sonographie (Ultraschall) diagnostiziert werden.
In den meisten Fällen – insbesondere, wenn Sie bereits eine Gallenkolik hatten
– muss bei Gallensteinen die Gallenblase entfernt werden. Lediglich
bei sehr kleinen Steinen kann ein erfahrener Homöopath versuchen, sie
mit geeigneten Mitteln aufzulösen. Es kann auch versucht werden, mit
gallentreibenden Heilpflanzen (z.B. Artischocke) die Steine über den Darm
auszuscheiden.
Achtung: Dies darf nur bei sehr kleinen Steinen (Mikrolithen) und nur
unter Begleitung eines Arztes oder Heilpraktikers durchgeführt werden, um
keine Gallenkolik auszulösen! Sie dürfen hier keinesfalls in Eigenregie
versuchen, ihre Gallensteine loszuwerden!
Auch wenn ich meistens natürliche Heilmethoden bevorzugen würde, sollten
Gallensteine nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Eine möglicherweise
daraus resultierende Rückstauung der Gallensäfte kann zu irreparablen
Leberschäden führen. Somit gehören Patienten mit Gallensteinen
immer in ärztliche Beobachtung und Behandlung.
Auch nach einer Gallenblasenentfernung (Cholezystektomie) ist die Verdauung noch
reibungslos möglich. Die Leber produziert ja weiterhin Gallensaft, der nun
allerdings nicht mehr gespeichert werden kann. Man sollte nun nur keine größeren
Fettmengen mehr verzehren, weil diese mit dem normalen, stetigen Gallensaftstrom
nicht mehr ausreichend emulgiert werden können. Da unsere Nahrung aber im
Allgemeinen zuviel Fett enthält, ist es ohnehin günstig, den Fettkonsum
zu reduzieren und zu kontrollieren.
In seltenen Fällen (ca. 2 – 4%) kommt es auch nach einer Gallenblasenentfernung
noch zu kolikartigen Schmerzen im rechten Oberbauch mit Üblkeit und Erbrechen,
für die bei oberflächlicher Diagnostik scheinbar keine Ursache gefunden
wird. Hierbei kann es sich dann um eine mangelhafte Funktion des Schließmuskels
am Ende des Gallengangs (Sphincter oddi) handeln. Dieses kleine Ventil soll verhindern,
dass Stuhl aus dem Zwölfingerdarm in den Gallengang zurück fließt
und dort zu Entzündungen führt. Vor allem, wenn einmal Gallensteine dieses
Ventil blockiert haben, kann es zu einer so genannten Dysfunktion kommen. Die
Patienten, die glauben, mit der Operation nun ein für allemal ihre Beschwerden
los zu sein, sind häufig verzweifelt und die Ärzte manchmal ratlos. Hier
muss dann genau hingeschaut werden, ob eventuell weitere kleine Steinchen den Gallengang
verstopfen oder ob tatsächlich eine
Sphincter oddi Dysfunktion vorliegt und
der Schließmuskel geweitet oder durchtrennt werden muss.
Vorbeugung
Eine insgesamt
gesunde Ernährung mit
wenig Fett und
ausreichend Ballaststoffen
unter Beachtung von eventuellen Unverträglichkeiten und/oder Allergien bietet
die größtmögliche Sicherheit für eine gesunde Gallenfunktion.
Zusätzlich führen
ausreichend Bewegung und
frische Luft zu einer optimalen
Durchblutung des gesamten Verdauungstrakts und helfen somit ebenfalls,
Gallenfunktionsstörungen vorzubeugen.
Weiterhin können Sie möglichst häufig
bitterstoffhaltige
Nahrungsmittel (z.B. Artischocke, Spargel, Löwenzahn) oder Tees (z.B. Wermut,
Enzian) zu sich nehmen, um die Gallenfunktion anzuregen.
Leberwickel können
darüber hinaus die Leber- und somit auch die Gallenfunktion unterstützen.
Gallensteine treten familiär gehäuft auf, d.h. die Anlage ist vererbbar.
Sollten Sie betroffene Familienangehörige haben, so ist es immer ratsam, bei
ungeklärten Verdauungsbeschwerden auch an die Galle zu denken.
Bitte lesen Sie hierzu folgende Beiträge:
Verdauungsbeschwerden durch Schilddrüsenfunktionsstörungen
Verdauungsbeschwerden durch Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse
Parasiten- und Pilzbesiedelung des Darms
Die Verdauungsdrüsen und ihre Bedeutung für die Verdauung
nach oben