Noni, Goji- und Aronia-Beeren, Chlorella- und Spirulina-Algen, Baobab, Acerola-Kirschen,
Gerstengras und Chia-Samen … – diese Liste ließe sich noch sehr viel weiter
ergänzen mit all den Lebensmitteln, die als so genanntes »Superfood«
beworben werden und uns wahre Wunderwirkungen in Bezug auf unsere Gesundheit versprechen.
Hintergründe
Was ist dran an diesen Produkten und wo sollte man aufmerken?
Es soll gar nicht angezweifelt werden, dass viele dieser als Superfood gehandelten
Pflanzen, Früchte und Gemüse gesunde Inhaltsstoffe haben. Den meisten gemein ist,
dass sie von weit her zu uns kommen und zuerst einmal exotisch und damit auch
verlockend klingen. Da muss doch was dran sein, wenn die Ureinwohner vieler Länder
damit ihre Krankheiten kurieren bzw. diesen Erkrankungen vorbeugen. Tatsächlich leiden die wenigsten
der Aborigines in Australien oder auch die Buschleute in Botswana in Afrika, die
wirklich noch ursprünglich leben und sich ernähren, an Diabetes,
Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder dem metabolischen Syndrom – um nur einige
unserer »Zivilisationskrankheiten« zu nennen. Da ist viel zu schnell
und viel zu unüberlegt ein Zusammenhang mit den angeblichen Geheimmitteln hergestellt,
die vorgeblich die Menschen in diesen Regionen vor unseren Krankheiten schützen.
Viele Menschen auch in unseren Landstrichen waren früher – also ohne unsere
so genannte Zivilisation – sehr viel gesünder, als wir es großteilig heute
sind, ohne die Segnungen der fremden Superfoods zu kennen. Die durchschnittlich
geringere Lebenserwartung ergab sich aus einer wesentlich höheren Säuglingssterblichkeit,
einem größeren Verletzungsrisiko und dem Fehlen von Medikamenten und Operationstechniken,
die heute im Ernstfalle Leben retten können.
Selbst wenn tatsächlich einige der oben aufgeführten Produkte als Frischware auch bei uns als »gesund«
eingestuft würden, ist aber grundsätzlich die Betrachtung einzelner, isolierter
Stoffe in einem Lebensmittel wenig sinnvoll – übrigens genauso wenig, wie auch bei
unseren einheimischen Lebensmitteln. Eine gesunde Ernährung ergibt sich zwar auch
(!) aus der Auswahl der einzelnen Lebensmittel, insgesamt muss aber immer die
Kombination von allen verzehrten Lebensmitteln betrachtet werden. Ein Lebensmittel
mag wertvolle Stoffe enthalten, wird es jedoch im Übermaß verzehrt und dabei nicht
auch auf alle anderen Nahrungsmittel geachtet, ist der angebliche »Supereffekt«
schnell dahin.
Aufgrund langer Transportwege und -zeiten mindert sich zudem natürlich auch die
Frische der Lebensmittel! Ein ach so hochgelobter Vitamingehalt kann dann sicherlich
um einen nicht unbeträchtlichen Anteil schrumpfen – und schon hat das
angebliche Superfood in dieser Beziehung kaum noch etwas zu bieten. Weiterhin
kann der Verderb, der nach der Ernte auch bei bester Kühlung bei jedem Lebensmittel
rasch einsetzt, insbesondere Menschen mit einer Histamin-Intoleranz (Histaminose)
zu schaffen machen: aufgrund unkalkulierbarer Lagerzeiten und -bedingungen kann
der Histamingehalt drastisch ansteigen und ein an sich verträgliches Lebensmittel
größere Probleme auslösen. In der »
DorisPaas.de
– Lebensmittel-Datenbank«
gibt es aus diesen Gründen bei solchen Lebensmitteln immer einen entsprechenden
Hinweis in der Beschreibung, und auch die Kennzeichnung ist dahingehend angepasst.
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker
Hinzu kommt, dass einige dieser »fremden« Lebensmittel für den uninformierten
Laien durchaus größere Risiken darstellen können.
Wussten Sie zum Beispiel, dass Chia-Samen ebenso effektiv wirken können wie ein
blutverdünnendes Medikament? Hier reicht schon der regelmäßige Verzehr von etwa
zwei Teelöffeln pro Tag – und diese Menge mischen sich viele Gesundheitsbewusste
täglich in ihr Müsli.
Unter »normalen« Umständen ist das selten ein
Problem, aber bei Menschen, die aus verschiedenen Gründen blutverdünnende Medikamente
einnehmen müssen, kann der zusätzliche Verzehr der Chia-Samen die Wirkung dieser
Arzneien mit der Folge von schweren Nebenwirkungen vervielfachen.
Und falls z.B. eine Operation ansteht, bei der zwar auf die
Notwenigkeit des rechtzeitigen Absetzens entsprechender Medikamente hingewiesen
wird, können die Chia-Samen zu unkalkulierbaren Nebenwirkungen führen.
Solche Warnungen ließen sich fortsetzen,
das eine Beispiel soll aber genügen, für mögliche Problematiken sensibilisieren.
Der einheimische Konsument weiß aus jahrhundertelanger Tradition, welche Lebensmittel
in welchen Mengen guttun und ggf. auch, welche Heilwirkungen aber auch Nebenwirkungen
sie haben können. Wir kennen »unsere« pflanzlichen Heilmittel auch und
wissen (hoffentlich) um mögliche Nebenwirkungen. Bei exotischen Lebensmitteln muss
diese kritische Betrachtungsweise jedoch noch erlernt werden, weder Ärzte noch
Apotheker wissen hier in der Regel Bescheid – und verschreiben oder verkaufen
Ihnen diese Lebensmittel ja auch nicht.
Unkalkulierbarer Schadstoffgehalt
Oft auch unkalkulierbar ist gerade bei Produkten aus ärmeren Ländern der Schadstoffgehalt.
Hier gibt es (noch) weniger Garantien für eine schadstoffarme Produktion. Die Gesetze
in diesen Ländern sind kaum nachzuvollziehen und noch viel weniger deren Einhaltung.
Somit kann aus einem eigentlich recht gesunden Lebensmittel rasch eine Schadstoffbombe
werden, mit der man seiner Gesundheit mehr schadet als nützt.
Gerade bei diesen Lebensmitteln, die häufig auch als Extrake in Nahrungsergänzungsmitteln
angeboten werden, ist der Bezug über das Internet und hier zu einem nicht unbeträchtlichen
Teil aus mehr oder weniger dubiosen Quellen sehr verbreitet. So lässt sich scheinbar
eine Menge Geld sparen, denn wer prüft und vergleicht schon die enthaltenen Mengen oder gar Herkunft
und Produktionsbedingungen des Inhalts in den Kapseln und Pülverchen – zumal
in diesen Produkten meist unübersichtlich und verwirrend viele Inhaltsstoffe
verpanscht sind, oft nach dem Motto »viel hilft viel«.
Wirkungen auf die Umwelt
Darüber hinaus ist es für die Umwelt und in der Folge dadurch auch für uns
Menschen ganz bestimmt nicht zuträglich, wenn Lebensmittel über viele Tausend
Kilometer per Flugzeug, Schiff, Bahn und LKW transportiert werden. Dabei wird
unnötig viel Energie verbraucht und unmäßig viele Schadstoffe werden ausgestoßen,
die Luft, Wasser und Erdreich verpesten. Das kann nicht der Sinn von als Superfood
angepriesenen Lebensmitteln sein.
Förderung von Einkommensmöglichkeiten von Menschen in ärmeren Ländern
Es gibt aber natürlich auch eine andere Seite der Medaille: Der Anbau und die
Produktion einiger dieser Lebensmittel kann Menschen in ärmeren Regionen dieser
Welt ein Einkommen ermöglichen. Voraussetzung ist dabei selbstverständlich ein
fairer Handel! Werden die Arbeiterinnen und Arbeiter, die diese Produkte erzeugen,
ausgebeutet, wäre dies ein weiterer Hinderungsgrund, solche Lebensmittel bei uns
zu kaufen und damit die Profitmacher zu unterstützen. Darüber hinaus gilt es
natürlich auch, darauf zu achten, dass die Lebensbedingungen der Einheimischen
nicht durch das Abschöpfen von Nahrungsmitteln und Recourcen verschlechtert werden.
Faustregeln für Superfood
Was macht also ein Lebensmittel zu einem Superfood? Zum einen sind es die Inhaltsstoffe.
Das gilt aber natürlich nicht nur für Exoten, sondern genauso gut auch für viele
unserer einheimischen Lebensmittel. Weiterhin gibt es einige einfache Faustregeln:
1. Je frischer ein Lebensmittel ist, desto mehr Vitamine enthält es.
2. Je schonender es zubereitet wird, desto höher sind Vitamin- und Mineralstoffgehalte.
3. Je reichhaltiger Ihre Lebensmittel-Palette ist, desto gesünder ist die Ernährung.
4. Bevorzugen Sie biologisch erzeugtes Gemüse, Obst und Fleisch, um den Schadstoffgehalt
zu minimieren.
5. Je regionaler Sie einkaufen, desto kürzer werden die Transportwege.
6. Je mehr Sie Lebensmittel nach Jahreszeit und Anbauzyklus auswählen, desto
weniger Energie muss für die Lagerung aufgewendet werden.
Klug entscheiden
Wenn Sie neben einheimischen Lebensmitteln, die Sie möglichst abwechslungsreich
und ggf. abgestimmt auf eventuelle Unverträglichkeiten auswählen sollten, auch
ab und an (!) das eine oder andere exotische Lebensmittel hinzufügen, bei dem Sie
so weit wie möglich auf einen schadstoffarmen Anbau und fairen Handel achten,
können Sie bei allen Bedenken vielleicht doch den Spagat hinbekommen: Eine gesunde
Ernährung für Sie selbst, die Erweiterung Ihres Speisezettels, einen größtmöglichen
Schutz der Umwelt und die Unterstützung von Menschen aus ärmeren Ländern.
Zu einem Superfood gehört also vor allem Köpfchen! Guten Appetit.
Empfehlung:
Eine zusätzliche Hilfe bei der Ermittlung geeigneter Lebensmittel ist die
»DorisPaas.de – Lebensmittel-Datenbank«
Informieren Sie sich hier.
nach oben