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Laktose-Intoleranz eine Modeerscheinung? Zeit zu handeln!
Gestern habe ich einen Vortrag zum Thema »Placebo – Nocebo« gehört.
Ein guter Vortrag, in dem der Neurologe (selbst ausgewiesener »Schulmediziner«),
dessen Name hier nichts zur Sache tut, eindrücklich geschildert hat, wie der
Placebo- bzw. Noceboeffekt die Wirkung von Medikamenten und/oder Therapien beeinflussen
kann. So weit, so gut.
Zur Veranschaulichung des Themas blendete er bei seiner Präsentation auch
die den meisten von uns sicherlich bekannte Karte der Weltverteilung der Laktose-Intoleranz
ein und informierte tatsächlich korrekt über die Entstehung der LI und
auch darüber, dass diese Unverträglichkeit der Normalfall und eben keine
Krankheit ist. Soweit immer noch gut.
Nun aber führte er an, dass allein schon wegen der überbordend in den
Geschäften (sein Beispiel war Rewe) angebotenen laktosefreien Produkten immer
mehr Menschen zu der Überzeugung kämen, dass laktosefrei auch gesünder
sei. Allein dadurch bekämen viele Menschen nach dem Genuss »normaler«
Milch Bauchschmerzen und würden sich ihre Intoleranz nur einbilden. Laktosefreie
Produkte seien außerdem viel zu teuer (das haben wir doch schon mal irgendwo
gehört!), was aber die Einbildung »teuer = gut = gesund = gesund und gut
für mich« noch verstärken würde.
Als Beispiele zeigte er hier nicht nur laktosefreie Produkte, sondern auch noch
glutenfreie, die ebenso überflüssig seien. Auf meinen Hinweis, dass es
zwar wirklich für Menschen mit LI nicht erforderlich sei, glutenfrei zu essen,
sehr wohl aber für Menschen mit Zöliakie, versuchte er seine Überlegenheit
(und mein Unwissen) damit zu verdeutlichen, dass er die Gluten-Unverträglichkeit
ins Spiel brachte, bei der ebenso wie bei der LI diese Nahrungsmittel nicht
erforderlich wären.
Als Lösung empfahl er dringend, einen Test beim Arzt machen zu lassen, um
eine Laktose-Intoleranz zweifelsfrei feststellen (oder wohl eher ausschließen)
zu lassen und eben nicht der Einbildung anheim zu fallen. Er äußerte
seinen Ekel (!) über den Geschmack laktosefreier Milch: »Es ist in den
allermeisten Fällen gar nicht nötig, sich so etwas anzutun!«. Übrigens
würde auch das »Reisbrot geradezu scheußlich« schmecken und
darüber hinaus auch wesentlich ungesünder sein, weil nicht aus Weizen!
Ich hab es dann aufgegeben, hier die Zusammenhänge auseinanderzudröseln,
denn dies war ja gar nicht das Thema des Vortrags. Soweit gar nicht mehr gut!
Es ist für mich immer ärgerlicher, wie das Thema »Laktose-Intoleranz«
inflationär missbraucht wird – und sei es nur, weil man mit diesem
»Modethema« ein völlig anderes Thema so herrlich bebildern kann.
Inflationär zu missbrauchen aber auch, um immer wieder zu zeigen, dass alle
(oder doch zumindest der weitaus überwiegende Teil) der vermeintlich
Laktoseintoleranten sich ihre Probleme nur einbilden.
Dass es endlich (!) erforderlich ist, den laktosepanschenden Nahrungsmittelproduzenten
ebenso das Handwerk zu legen wie den Gestaltern der horrenden Preise für
laktosefreie Produkte, die – weil es ja noch viel gesünder ist (sprich:
weil sich hier noch viel mehr Geld abschöpfen lässt), diese auch noch
gleich in der glutenfreien Variante anbieten, wird leider nie erwähnt, nicht
in solchen Vorträgen, nicht in Veröffentlichungen der Verbraucherzentrale
(siehe unten), nicht in Zeitschriften und Fernsehen (siehe auch unten) und vielen
anderen Quellen mehr. Immer ist der eingebildete Laktose-Hypochonder der Dumme –
und die eigentlichen Verursacher des Problemkreises bleiben ungeschoren.
Mir scheint, dass es schnellstens erforderlich ist, eine größer angelegte
Kampagne zu starten, in der wir allen Schulmedizinern, allen Verbraucherzentralen,
allen Krankenkassen, allen Frauenzeitschriften und allen weiteren Institutionen,
die ständig ihr »gefährliches Halbwissen« verbreiten, mal
nachdrücklich und wirksam zeigen, was es mit der Laktose-Intoleranz und allen
ihren Begleitumständen wirklich auf sich hat. Zum Wohle und zur echten
Orientierungshilfe aller Betroffenen oder Interessierten.
Ich freue mich auf Ideen und Vorschläge.
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