Der Titel »Vom Verzehr wird abgeraten« nimmt die Schussfolgerung des Autors
zum Thema schon vorweg und unterstreicht die Gewichtigkeit des Themas. Auch der
Untertitel »Wie uns die Industrie mit Gesundheitsnahrung krank macht«
lädt zum Kauf des Buches ein, und spätestens der Klappentext »Gesunde
Ernährung kann Ihre Gesundheit gefährden – wenn Sie der Werbung
vertrauen ... « macht den kritischen Konsumenten noch neugieriger. Und er wird
nicht enttäuscht: Das Buch informiert über die diversen Praktiken der
Nahrungsmittelproduzenten, uns mit Gesundheitsversprechen für dumm zu verkaufen.
Im ersten Kapitel allerdings war zumindest ich dann doch überrascht, dass
es tatsächlich Verbraucher gibt (geben soll), die bei Biokost – denn
um diese handelt es sich im ersten Teil des Buches – tatsächlich meinen,
Fertiggerichte wie beispielsweise Tütensuppen gäbe es in »Bio«-Qualität.
Hier würde ein nachdenkender (Bio-)Konsument schon den Widerspruch in sich bemerken.
Und die ganzen Gesundheitsversprechen, die mit den Healthclaims vorgegaukelt werden,
glaubt ein aufgeklärter Konsument (hoffentlich) auch nicht. Somit dürfte
zumindest der erste Teil des Buches bei all den Lesern, die sich bisher schon Gedanken
um ihre Gesundheit gemacht haben und um das, was sie verzehren, die sprichwörtlichen
Eulen nach Athen tragen. Trotzdem fand ich es sehr interessant, hier Vieles bestätigt
zu bekommen, was (mir) schon bekannt war. Vielleicht hätte ich mir an dieser
Stelle gewünscht, dass ein paar mehr Beispiele als die immer wieder zitierten
Becel Pro.activ Margarine, Actimel und wenige andere Produkten angeführt werden
– aber als abschreckende Modelle sind diese natürlich prädestiniert.
In den folgenden Kapiteln wird nicht nur Biokost unter die kritische Lupe genommen,
es werden auch natürliche Lebensmittel und völlig neu »erfundene«
Substanzen gegenübergestellt: »… völlig neue Berufsgruppen mischen
mit im Geschäft mit der gesunden Ernährung. [...] Sie bringen völlig
neue Substanzen ins Spiel. Es ist auch ein bisschen Spiel mit der Gesundheit.
Denn die Wirkung der neuen Produkte auf den menschlichen Körper wurde
niemals […] untersucht. Bei den Früchten der Natur ist das anders: Die
sind über Jahrtausende erprobt. Es sieht also so aus, als ob bei den beiden
Modellen für das Geschäft mit der Gesundheit bei dem einen eher das
Geschäft im Vordergrund steht und bei dem anderen die Gesundheit.«
Auch dieser Ausspruch überrascht mich nicht wirklich, es ist jedoch (leider)
auch für den aufgeklärtesten Verbraucher immer wieder fesselnd, wie mit
unserer Gesundheit aus reiner Gewinnsucht ein »Spiel« getrieben wird!
Ein »Muss« sollte das Buch auf jeden Fall für all diejenigen sein,
die von diesen Praktiken der Nahrungsmittelhersteller noch nichts gehört
haben – ich will es mal vorsichtig »Verschaukel-Praktiken« nennen,
um die mir eigentlich eher auf der Zunge liegende Bezeichnung »gesundheitsschädigender
bis sogar (lebens)-gefährlicher Betrug« zu vermeiden.
Und erst recht ein »Muss« sollte dieses Buch für jeden Politiker
sein, der in den Gesundheits- oder Verbraucher-Ministerien entscheidet – und
natürlich auch für jedes Mitglied des Europaparlaments, in dem nicht nur
in Gesundheitsfragen immer wieder der kleinste gemeinsame Nenner für die
Gesundheit vieler Millionen Menschen gefunden wird.
Jeder Leser – Konsument und Politiker – egal ob er sich bisher mit den
Hintergründen der Herstellungsverfahren und Inhalten seiner Nahrung bzw. der
Nahrung seiner Schutzbefohlenen beschäftigt hat oder nicht, wird nach der
Lektüre dieses Buches zu dem Schluss kommen müssen, dass es überlebenswichtig
ist, sich mehr Gedanken um das Essen und damit um die Gesundheit zu machen.
Dass aber etwa die Nahrungsmittelhersteller Lehren aus diesem Buch ziehen werden,
wage ich kaum zu hoffen – höchstens, dass die sich nach der Aufdeckung
ihrer Praktiken nun zum eigenen finanziellen Nutzen neue Fallen ausdenken, in die
wir tappen (sollen)!
Fazit: Der Verbraucher wird aber nach der Lektüre dieses sehr
empfehlenswerten Buches hoffentlich eines gelernt haben, dass es nämlich
zwingend erforderlich ist, in Zukunft die Augen aufzuhalten und sich eben nicht
ein X für ein U vormachen zu lassen. Und dass offensichtlich nur eines hilft:
selbst die Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen und genau
hinzuschauen, was von den Politikern (im Interesse und in Eintracht mit der Industrie)
als »ungefährlich« deklariert und uns von den sich dadurch legitimiert
sehenden Herstellern als »Lebens«-mittel verkauft wird.
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