Facebookeintrag vom 19.2.2013
Ich beziehe Stellung!
Mit Geld spielt man nicht ...
dieser Werbespruch einer großen Versicherungsgesellschaft hat sich eingeprägt.
Aber mit der Gesundheit ganzer Völker darf man offensichtlich spielen –
oder zumindest wird den immer wieder erfolgreichen Versuchen geldgieriger Hersteller
von Nahrungsmitteln (die diese Bezeichnung kaum verdienen) nicht der wirksame
Riegel vorgeschoben.
So wundert es (zumindest mich) wenig, dass Pferdefleischskandale, Dioxinskandale,
Gammelfleischskandale und diverse weitere Skandale nicht abreißen: Jeder
Politiker, der meint, etwas dazu zu sagen zu haben (wie viel das immer auch sei)
– allen voran die diversen Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz – legen hektischen Aktionismus an den
Tag und verkünden, welche Maßnahmen sie ergreifen werden, damit solchen
Machenschaften ein für alle Mal ein Riegel vorgeschoben wird.
Und was passiert? Ich will es mal vorsichtig ausdrücken und so formulieren:
nicht genug, denn bisher zumindest folgte der jeweils nächste Skandal so
sicher wie das Amen in der Kirche.
Aber die Verbraucher sind zuerst einmal ruhig gestellt – und schließlich
sind die Skandale dann doch allesamt recht rasch wieder in Vergessenheit geraten
– zumindest so rasch, dass das liebe Wählervolk dann doch wieder brav
den gleichen Parteien die Legitimation zum immer wieder gleichen Spiel gab.
Und wir lassen uns Fertiggerichte, Eier und Gammelfleisch immer noch oder immer
wieder richtig schmecken – denn wir sind ja nicht bereit, adäquate
Summen dafür zu bezahlen: Geiz ist geil!
Und es brauchen ja noch nicht einmal Nahrungsmittel sein, die durch Ekel-Skandale
in Verruf gekommen sind – nein, wir nehmen auch Fleisch von Tieren, die
aufgrund von Subventionsausnutzung ganz legal quer durch die Lande gekarrt werden
– z.B. Krabben, die in der appetitlich sauberen Nordsee gefangen, dann nach
Was-weiß-ich-wo (z.B. Marokko) geschafft werden zu Pulen, um dann in
Ich-weiß-auch-nicht-wo verpackt werden, um dann als frische Nordseekrabben
in den deutschen Einkaufskorb zu gelangen. Der Nordseefischer bekommt für
seine Arbeit fast nichts, die Pulerinnen bekommen fast nichts und alle anderen
auch nur unangemessen wenig. Und umwelttechnisch haben sie riesige Mengen an
Energie verschlungen, um von A über B nach C transportiert zu werden.
Der uninformierte Verbraucher denkt trotzdem, wie teuer diese Krabben sind.
»Aber sie sind ja schließlich regional und aus deutschen Landen«.
Aus deutschen Landen, ja, ähnlich wie der Schwarzwälder Schinken, der
zwar in Deuschland verpackt (und vielleicht auch noch ein wenig bearbeitet) wurde
– aber die Schweine sind aus Belgien, den Niederlanden oder sonst wo her.
Unser Deutsches Recht lässt es zu, dass Produzenten uns dermaßen an
der Naser herumführen (dürfen).
Wie kann es überhaupt zu solchen Skandalen (und all denen, von denen wir
gar nichts mitkriegen) überhaupt kommen?
Viel zu viele Menschen (ehrliche und unehrliche) sind an den Herstellungsprozessen
von Nahrungsmitteln beteiligt. Und da bekanntlich viele Köchen den Brei
verderben, kommt auch selten etwas Gutes bei solchen Gemengelagen heraus. Vor
allem aber hat je niemand Klarheit über die gesamte Produktionskette –
jeder Bearbeiter kennt gerade mal seinen Lieferanten. Woher der seine Ware bekommen
hat, liegt bereits im Dunkeln. Selbst wenn wir voraussetzen, dass die meisten
Glieder in dieser Kette bei der Herstellung eines Nahrungsmittels keine unlauteren
Absichten haben (Geld verdienen wollen ist ja an sich nichts Unehrenhaftes), so
ist vor allem der direkte Kontakt zwischen Erzeuger und Verbraucher nicht mehr
gegeben. Und damit fehlt die wirkungsvolle Möglichkeit, dem Produzenten eine
Rückmeldung und damit Ansporn zu geben, hochwertige Produkte herzustellen.
Dem Bauern, der mir seine eigenen Produkte ab Hof verkauft, kann ich sagen:
»das schmeckt oder das schmeckt nicht, oder das hält mich gesund oder
ich bin krank geworden«. Diese Rückmeldungen geben zum einen dem
Hersteller die Möglichkeit, seine Produktionsmethoden ggf. zu überdenken
(z.B. weil er mich sonst als Kunden verliert) und mir die Möglichkeit zu sehen
(oder zu erfragen), was ich für Qualität kaufe und/oder zu entscheiden,
ob ist so etwas kaufen will.
Bei den langen und anonymisierten Herstellungsverfahren hat man diese Möglichkeiten
nicht – der Prodzent hat den Kontakt zum Verbraucher verloren – dieser
ist ihm somit mit größerer Wahrscheinlichkeit ebenso egal wie dann
leider auch die Qualität der eigenen Produkte. Ausschlaggebend für
seine Motivation ist lediglich der Gewinn – und dieser lässt sich mit
diversen (appetitlichen und leider auch unappetitlichen) Methoden trefflich steigern.
Was können wir selber tun, damit sich edlich etwas bewegt? Natürlich
können wir bei der nächsten Bundestagwahl die richtige Partei
wählen – nur welche ist das? Selbstverständlich habe ich meine
Favoriten, von denen ich mir eine bessere Verbraucherpolitik verspreche, aber
eine Garantie habe ich nicht, dass diese Partei die gegebenen Versprechen auch
einhält.
Somit bleibt nur die Abstrafung unlauterer Herstellermethoden durch Verweigerung:
Jedes Produkt, das auch nur den Anschein erweckt, seine Herkunft oder seine
Inhaltsstoffe verschleiern zu wollen, sollte nicht mehr in den Einkaufskorb gelegt
werden. Das ist schwer, vielleicht sogar sehr schwer, aber wenn wir alle erst
einmal mit einem ersten Schritt in diese Richtung gebinnen, werden die Hersteller
hoffentlich anfangen, ihre Machenschaften zu überdenken.
Mir persönlich ist meine Gesundheit und die meiner Kinder und Enkel jedenfalls
wichtig genug, als dass ich diese Gesundheit zum Spielball freigeben würde.
Ich werde in Zukunft nur noch das kaufen und essen, wovon ich weiß (oder
zumindest doch sehr überzeugt bin), dass es meiner Gesundheit zumindest
nicht schadet, ja hoffentlich eher nutzt.
Ich würde mich freuen, wenn ihr diesen Beitrag teilt.
Eure Doris Paas
P.S. hier ist ein Link zum sehr vergnüglichen Radiokabarett im WDR 2 mit Volker
Pispers vom heutigen Tage mit dem Titel »
Etikettenschwindel«
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