Es mag sein …
Es mag sein, dass der Spiegel in seinem Beitrag über das »Industrieprodukt
Schwein« die Begriffe »Schweinesystem«, »Schlacht-Plan«
und »große Sauerei« ungewollt zweideutig benutzt wurden – allein,
mir fehlt dazu der Glaube! Diesen sehr empfehlenswerten Artikel in der Ausgabe 43/2013
sollten Sie auf jeden Fall lesen.
Es mag sein, dass es ja nach solch drastischen Vergleichen doch den einen oder
anderen eingeFleischten Schweineesser gibt, der danach endlich ans Überlegen kommt
– das wäre schön!
Es mag sein, dass wir Menschen unsere Vorstellungen von einem erfüllten Sexualleben
nicht auf die Tiere übertragen dürfen, die vielleicht künstliche (Zwangs-)Befruchtungen
nicht so empfinden wie wir. Und es mag sein, dass der Zuchteber, der den ganzen
Tag ein so genanntes »Phantom« besteigen darf (muss), sein Leben ganz
toll findet.
Es mag auch sein, dass es den Sauen noch einigermaßen gut geht, solange sie in
Gruppenställen untergebracht sind. Spätestens aber, wenn sie eine Woche vor ihrer
Niederkunft in einen engen Abferkelstall gesperrt werden, in dem sie sich nicht
einmal herumdrehen können, werden sie weniger begeistert sein.
Es mag sein, dass diese engen Boxen geeignet sind, um zu verhindern, dass die Sauen
ihre Jungen versehentlich erdrücken – den süßen Ferkelchen darf doch nichts
passieren, sie sind schließlich viel Geld wert! Und es mag auch sein (aber ich glaube
daran nicht wirklich), dass der eine oder andere tatsächlich meint, dass es ihnen
nichts ausmacht, wenn ihnen bei lebendigem Leibe die Zähne abgeschliffen und die
Schwänze abgeschnitten werden, damit sie sich diese in den engen Ställen nicht
gegenseitig abbeißen. Und es mag sein, dass es auch die ganz Ahnungslosen gibt,
die glauben, dass es den männlichen kleinen Ferkeln nichts ausmacht, wenn ihnen
(ebenfalls unbetäubt) die Hoden abgezwackt werden, damit das Fleisch später nicht
»nach Eber« schmeckt. Es mag sein, dass diese Schweineesser dies und
vieles mehr aus der Schweineindustrie ja gar nicht wahrhaben wollen, wenn nur das
Schnitzel auf dem Teller liegt.
Es mag sein, dass es sie ja doch gibt, die Idylle vom Landleben, von den
»glücklichen« Schweinen in ihrer Suhle, und die Schweineesser wollen
daran nur zu gerne glauben, während sie im Laufe ihres Lebens sehr viel mehr als
die durchschnittlichen 46 pro-Kopf-Schweine verzehren, denn meinen Anteil essen
sie ja auch noch mit – und das bitte schön – zu billigsten Preisen
(Geiz ist ja bekanntlich nicht nur bei Elektrogeräten geil).
Es mag deshalb auch sein, dass sie es auch ausreichend finden, wenn die Schlachter
für einen nervenbelastenden Knochenjob einen Hungerlohn kriegen und in
Sammelunterkünften wie die Schweine, die sie schlachten müssen, zusammengepfercht
werden, nur weil die Schweineesser für das Kilo Schweinefleisch noch einige Cent
weniger bezahlen wollen.
Und es mag sein, dass es denen auch egal ist, wenn die Felder mit Hektolitern an
Schweinegülle gedüngt werden – sie essen ja kaum was davon – nur die Alibibeilage
zu ihrem Schnitzel, da ist das vielleicht nicht so schlimm. Und es mag sein, dass
sie ja auch nicht das nitratverseuchte Wasser trinken müssen, weil es ja Alternativen
gibt.
Es mag sein, dass die Raucher auch nicht wissen, dass die Filter ihrer Glimmstängel
Schweineblut enthalten. Und es mag sein, dass man bei den Gummibärchen, die man
genüsslich verzehrt, auch gar nicht daran denken will, aus welchen Schweinereien
die Gelatine hergestellt wird.
Es mag sein, dass sie auch nicht wissen, dass durch den exzessiven Gebrauch von
Antibiotika in den Massen-Mastställen nach und nach immer mehr Keime resistent
werden oder auch schon geworden sind gegen diese wirksame Waffe, die auch im Kampf
gegen menschliche Erkrankungen eingesetzt wird. Es mag sein, dass sie ja ans
Überlegen kommen, wenn sie selbst mit einem MRSA-Keim zu kämpfen haben.
Es mag sein, dass Ihnen bereits nach diesen wenigen Sätzen schlecht geworden ist?
Trotzdem empfehle ich Ihnen, den in meinen Augen sehr umfassenden und sehr viele
Bereiche beleuchtenden Beitrag im Spiegel Nr. 43 vom 21.10.2013 zu lesen, und auch
die App über die Verwertung des Schweins (http://video.spiegel.de/flash/1303393_1024x576_H264_HQ.mp4)
möchte ich Ihnen ans Herz legen.
Es mag sein, dass ja noch Zeit zum Umdenken ist, damit die Schweine und auch wir
alle doch noch eine Chance haben … die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt!
Hoffnungsvolle Grüße
Doris Paas
Zum Xing-Beitrag vom 23.10.2013
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