Letzte Aktualisierung: 14.4.2018

Blog

Xing-Beitrag vom 23.10.2013
»Es mag sein ...«

Es mag sein …

Es mag sein, dass der Spiegel in seinem Beitrag über das »Industrieprodukt Schwein« die Begriffe »Schweinesystem«, »Schlacht-Plan« und »große Sauerei« ungewollt zweideutig benutzt wurden – allein, mir fehlt dazu der Glaube! Diesen sehr empfehlenswerten Artikel in der Ausgabe 43/2013 sollten Sie auf jeden Fall lesen.

Es mag sein, dass es ja nach solch drastischen Vergleichen doch den einen oder anderen eingeFleischten Schweineesser gibt, der danach endlich ans Überlegen kommt – das wäre schön!

Es mag sein, dass wir Menschen unsere Vorstellungen von einem erfüllten Sexualleben nicht auf die Tiere übertragen dürfen, die vielleicht künstliche (Zwangs-)Befruchtungen nicht so empfinden wie wir. Und es mag sein, dass der Zuchteber, der den ganzen Tag ein so genanntes »Phantom« besteigen darf (muss), sein Leben ganz toll findet.

Es mag auch sein, dass es den Sauen noch einigermaßen gut geht, solange sie in Gruppenställen untergebracht sind. Spätestens aber, wenn sie eine Woche vor ihrer Niederkunft in einen engen Abferkelstall gesperrt werden, in dem sie sich nicht einmal herumdrehen können, werden sie weniger begeistert sein.

Es mag sein, dass diese engen Boxen geeignet sind, um zu verhindern, dass die Sauen ihre Jungen versehentlich erdrücken – den süßen Ferkelchen darf doch nichts passieren, sie sind schließlich viel Geld wert! Und es mag auch sein (aber ich glaube daran nicht wirklich), dass der eine oder andere tatsächlich meint, dass es ihnen nichts ausmacht, wenn ihnen bei lebendigem Leibe die Zähne abgeschliffen und die Schwänze abgeschnitten werden, damit sie sich diese in den engen Ställen nicht gegenseitig abbeißen. Und es mag sein, dass es auch die ganz Ahnungslosen gibt, die glauben, dass es den männlichen kleinen Ferkeln nichts ausmacht, wenn ihnen (ebenfalls unbetäubt) die Hoden abgezwackt werden, damit das Fleisch später nicht »nach Eber« schmeckt. Es mag sein, dass diese Schweineesser dies und vieles mehr aus der Schweineindustrie ja gar nicht wahrhaben wollen, wenn nur das Schnitzel auf dem Teller liegt.

Es mag sein, dass es sie ja doch gibt, die Idylle vom Landleben, von den »glücklichen« Schweinen in ihrer Suhle, und die Schweineesser wollen daran nur zu gerne glauben, während sie im Laufe ihres Lebens sehr viel mehr als die durchschnittlichen 46 pro-Kopf-Schweine verzehren, denn meinen Anteil essen sie ja auch noch mit – und das bitte schön – zu billigsten Preisen (Geiz ist ja bekanntlich nicht nur bei Elektrogeräten geil).

Es mag deshalb auch sein, dass sie es auch ausreichend finden, wenn die Schlachter für einen nervenbelastenden Knochenjob einen Hungerlohn kriegen und in Sammelunterkünften wie die Schweine, die sie schlachten müssen, zusammengepfercht werden, nur weil die Schweineesser für das Kilo Schweinefleisch noch einige Cent weniger bezahlen wollen.

Und es mag sein, dass es denen auch egal ist, wenn die Felder mit Hektolitern an Schweinegülle gedüngt werden – sie essen ja kaum was davon – nur die Alibibeilage zu ihrem Schnitzel, da ist das vielleicht nicht so schlimm. Und es mag sein, dass sie ja auch nicht das nitratverseuchte Wasser trinken müssen, weil es ja Alternativen gibt.

Es mag sein, dass die Raucher auch nicht wissen, dass die Filter ihrer Glimmstängel Schweineblut enthalten. Und es mag sein, dass man bei den Gummibärchen, die man genüsslich verzehrt, auch gar nicht daran denken will, aus welchen Schweinereien die Gelatine hergestellt wird.

Es mag sein, dass sie auch nicht wissen, dass durch den exzessiven Gebrauch von Antibiotika in den Massen-Mastställen nach und nach immer mehr Keime resistent werden oder auch schon geworden sind gegen diese wirksame Waffe, die auch im Kampf gegen menschliche Erkrankungen eingesetzt wird. Es mag sein, dass sie ja ans Überlegen kommen, wenn sie selbst mit einem MRSA-Keim zu kämpfen haben.

Es mag sein, dass Ihnen bereits nach diesen wenigen Sätzen schlecht geworden ist?

Trotzdem empfehle ich Ihnen, den in meinen Augen sehr umfassenden und sehr viele Bereiche beleuchtenden Beitrag im Spiegel Nr. 43 vom 21.10.2013 zu lesen, und auch die App über die Verwertung des Schweins (http://video.spiegel.de/flash/1303393_1024x576_H264_HQ.mp4) möchte ich Ihnen ans Herz legen.

Es mag sein, dass ja noch Zeit zum Umdenken ist, damit die Schweine und auch wir alle doch noch eine Chance haben … die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt!

Hoffnungsvolle Grüße
Doris Paas

Zum Xing-Beitrag vom 23.10.2013

nach oben