Facebookeintrag vom 12.2.2014
Genmais 1507 – Chance zum Farbe bekennen verpasst
Brüssel hat abgestimmt – über die Erlaubnis, den gentechnisch veränderten
Mais 1507 in der EU anbauen zu dürfen. Das Ergebnis dieser Abstimmung: 1507 darf
in Zukunft angebaut werden.
Deutschland hat sich bei dieser Abstimmung enthalten. In den Medien bedauern die
meisten Politiker unserer Regierung diese Stimmenthaltung: »Man selber wäre
selbstverständlich – wie ja auch die große Mehrheit der Bevölkerung (!) –
gegen eine solche Anbaugenehmigung. Aber leider leider wäre es üblich, sich im Falle
von Uneinigkeit enthalten ZU MÜSSEN«.
Zugegeben: Die 29 Stimmen der Bundesrepublik hätten »den Kohl auch nicht fett gemacht«,
und das Ergebnis wäre auch mit einer Ablehnung von Deutschland nicht anders ausgefallen.
Trotzdem ist wieder einmal die Gelegenheit verpasst worden, dass die von uns gewählten
Vertreter so für uns gesprochen hätten, wie sie die Stimmen aus dem Volke laut und
deutlich vernehmen.
Was kann wohl der Grund dafür sein, dass nicht Wohl und Wille der Bevölkerung –
des Wahlvolks – entscheidend für diese EU-weite Entscheidung war? Wie leider
immer wieder schmerzhaft zu erfahren, sind es offensichtlich eher die Begehrlichkeiten
der Wirtschaft, die unsere Vertreter zu solchen Verhalten verleiten.
Und warum halte ich den Anbau von 1507 für bedenklich? Diese Maissorte ist mit
Teilen des Genoms einer Bakterienart so verändert, dass er widerstandfähig gegen
den Unkrautvernichter Glufonisat ist. Ich frage mich hier, ob es unschädlich für
uns ist, wenn eine solche Chemikalie in unsere Nahrungskette gelangt – aber
das war ja nicht Frage dieser Entscheidung. Außerdem ist 1507 giftig für die Larven
des Maiszünzlers. Auch hier meine Bedenken, ob, was für den Maiszünzler giftig ist,
für uns Menschen oder die Tiere, die diesen Mais (fr)essen, wohl so zuträglich
oder zumindest unbedenklich ist. Das aber wird sich erst in den kommenden Jahren
zeigen, wenn Mensch und Tier als Versuchskarnickel den genveränderten Mais verzehren.
Neben den vielen Politikern, die angeblich gegen die Anbaugenehmigung von 1507 seien,
seien es u.a. die Forschungsministerin und er Gesundheitsminister gewesen, die
sich für eine Genehmigung ausgesprochen hätten. Dass eine Forschungsministerin
gegen Beschneidungen für die »Fortschritte« der Wissenschaft ist,
bedauere ich zwar, kann es aber in gewisser Weise noch nachvollziehen (was nicht
heißt, dass ich das akzeptiere!). Dass aber unser GESUNDHEITSminister, der sich
doch wenigstens der Unversehrtheit der ihm anvertrauten Menschen – genau
genommen aber der GESUNDHEIT dieser Menschen – verpflichtet fühlen sollte,
für das Rumfrickeln mit nicht kalkulierbaren Gesundheitsgefahren ausspricht, gibt
mir sehr zu denken.
Und dass unsere Bundeskanzlerin, die allein durch die Stimmen der von uns gewählten
Vertreter in ihr Amt gekommen ist, die »deutliche Stimme des Volkes« –
des Volkes, für das sie Verantwortung tragen sollte – vom Tisch wischt, ist
mehr als schade!
Leider haben wir diese Regierung mehrheitlich gewählt (ich zugegebenermaßen nicht –
ich bekenne mich hier stolz und ausdrücklich zu meiner grünen Seele!) und müssen
nun noch 3/12 Jahre damit leben. Aber die nächste Wahl kommt ja wieder. Die Hoffnung
stirbt zuletzt, dass wir in Zukunft sorgsamer mit unserer Wahlstimme umgehen.
Unser Landwirtschaftsminister hat bereits verkündet, dass er den Anbau von 1507
ggf. im Alleingang für Deutschland stoppen will. Vorausgesetzt, er schafft dies
wirklich, ist das ja ganz nett – ich denke aber, die Bienen, die die Pollen
des in unseren Nachbarstaaten angebauten Genmais sammeln, an den Grenzen ebenso wenig
Halt machen werden wie die Strahlung der in den dortigen Randgebieten stehenden
störanfälligen Atommeiler. Und Handelsbeschränkungen für Genmais aus anderen
EU-Staaten wird es sicherlich auch nicht geben. Ebenso wenig wie eine ehrliche
Deklaration – das wird die Nahrungs- und Futtermittelindustrie schon zu
verhindern wissen.
Trotzdem: Es wäre besser als nichts.
Lieber Herr Friedrich, ich wünsche Ihnen zu Ihrem Vorhaben von Herzen Mut und die
Portion Durchsetzungsvermögen, die es bei ihrer dem Genmais sehr zugeneigten Chefin
braucht. Meine Unterstützung haben Sie.
Herzliche Grüße
Doris Paas
nach oben