Facebookeintrag vom 25.8.2014
Glosse
Mein Versuch, laktosefreie Brötchen zu kaufen
kürzlich erlebt auf einer Berlinreise
Ort: ein Bäckereigeschäft im Vorraum eines Supermarktes
Mitwirkende: eine Bäckereifachverkäuferin (wobei ich natürlich keine Garantie für
die Ausbildung der Dame übernehmen kann und will), weiterhin ich als Kundin
(wobei ich mir über meine Rolle als wirkliche Kundin nicht sicher bin –
vielleicht war ich auch einfach nur ein Störenfried)
Ich: »Guten Tag, können Sie mir bitte sagen, ob die Laugenstangen und die
Mehrkornfrischlinge Laktose enthalten?«
Verkäuferin: »Da müüsn se dahinten guckn, da hängt ne Liste.«
Ich gehe zu der Liste, die in gefühlten 2 Metern über dem Boden als Klappliste
an der Wand befestigt ist. Auf ebenfalls gefühlten 20 Seiten sind etwa in Schriftgröße
8 Punkt die zahlreichen Inhaltsstoffe eines jeden Brot und Brötchens aufgelistet.
Nachdem ich herausgefunden habe, dass auf den vorderen Seiten die Brotsorten und
weiter hinten die Brötchen aufgelistet sind, suche ich unter den (wieder gefühlten)
50 Brötchensorten die Laugenstangen. Toll, sie sind (für mich) essbar. Nun die
Mehrkornfrischlinge. Schon nach relativ kurzer Suchzeit kann ich erkennen, dass
dort ein »Molkereierzeugnis« aufgeführt ist – also Finger weg.
Zurück zur Theke und geschaut, welche Brötchensorten mich denn sonst noch ansprechen.
Ich suche mir zwei weitere Sorten aus, gehe wieder zur Liste und finde tatsächlich
die eine Sorte – leider enthält auch diese das bereits bekannte »Molkereierzeugnis«.
Bei der nicht ganz kurzen Suche mit krampfhaft in den Nacken gelegtem Kopf habe
ich leider den Namen der 2. Brötchensorte vergessen, denn die Bezeichnungen sind
größtenteils sehr einfallsreich.
Also noch einmal zur Theke und noch einmal geschaut – diesmal habe ich schon
ein wenig Probleme, zwischen den mittlerweile recht zahlreichen anderen Kunden,
die vor der Theke stehen, eine Blick auf die Brötchen werfen zu können. Aber es
klappt, und ich lese den Namen ab, der auf dem Schild bei den entsprechenden Brötchen
in der Theke geschrieben steht. Platz für die Inhaltsstoffe wäre dort auch, denke
ich mir.
Leider enthält auch diese Sorte das leckere (?) Molkereierzeugnis. Also (nicht mehr
ganz so) munter weitere Sorten ausgewählt und teilweise gefunden. Um es kurz zu
machen: keine ist essbar für mich.
Einige andere Sorten wie z.B. die Mohnbrötchen, finde ich erst gar nicht. »Da
müüsn se unta Brötchen nachguckn« – ok, Entschuldigung, das wusste ich
ja nicht.
Zugegeben, ich bin jetzt etwas entnervt und will nicht mehr meine Nackenmuskulatur
überanspruchen. Ich bitte die Verkäuferin, mir doch eine Sorte aus der Liste zu
suchen, die keine Laktose enthalten. Und auch zugegeben, das ist etwas gemein von
mir, denn die Verkäuferin ist etwa einen Kopf kleiner als ich.
Sie hat echte Probleme, die Liste entziffern zu können, denn eigentlich bräuchte
sie ein Fußbänkchen –– das steht aber in diesem Laden nicht bereit. Immerhin
schafft sie es im Gegensatz zu mir, mit zusammengekniffenen Augen die Bezeichnungen
der Brötchen richtig zuordnen zu können – ein laktosefreies findet sie aber
auch nicht.
Nun habe ich keine Lust, mein Ferienfrühstück nur aus einer Laugenstange bestehen
zu lassen und verabschiede mich. Dabei bitte ich sie, an die Zentrale weiterleiten,
ob dort eventuell erwogen werden könnte, das Molkereierzeugnis aus den Brötchen
wegzulassen, wo es nicht hineingehört, und ob die Liste vielleicht so angebracht
werden könnte, dass man sie auch lesen kann. Sie drückt mir eine leere Brötchentüte
in die Hand: »Hiea is ne Telefonnummer druff, da könn se selba anrufen.«
Nicht nur, weil die Telefonnummer eine kostenpflichtige 0180er Nummer ist, werde
ich davon absehen – wahrscheinlich wäre ein Anruf ohnehin vergeudete Liebesmüh.
Außerdem brauchen die Geschäfte die Angaben über die Inhaltsstoffe erst ab dem
13. Dezember 2014 anzugeben – und wir haben ja erst August. Somit ist diese
Liste doch ein großartiger freiwilliger Service – und sich über einen solchen
Kundenservice auch noch zu beschweren, wäre sicherlich ungerecht.
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