Jeder kennt das: Im Supermarktregal schauen wir, das frischeste Produkt auszuwählen.
Wir erwarten – und das im Allgemeinen nicht zu Unrecht – dass wir
dann ein möglichst lange haltbares Lebensmittel mit nach Hause nehmen, das wir ggf.
noch einige Zeit im Kühlschrank lagern können. Dies ist legitim.
Für den Händler bedeutet dieses Verhalten jedoch, dass er oftmals Nahrungsmittel,
bei denen der Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums kurz bevor steht, entweder
entsorgen oder aber zu einem verbilligten Preis verkaufen muss. Für den Händler
ist dies eine Umsatzeinbuße und – im Falle der Entsorgung – eine
Verschwendung von Ressourcen. Und das muss nicht so sein.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verfallsdatum. Letzteres finden wir z.B. bei
Medikamenten, die nicht mehr nach Ablauf dieser Frist verwendet werden dürfen,
weil dann entweder die Wirksamkeit nicht mehr gewährleistet werden kann oder die
Wirkstoffe sogar verdorben sein können.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum bei Lebensmitteln bedeutet, dass diese bei korrekter
Lagerung garantiert noch bis zu diesem Tag zum Verzehr geeignet sind. Aber auch
danach können Sie noch genießbar sein, und im Allgemeinen ist dies auch je nach
Art des Lebensmittels noch einige Tage der Fall. Lediglich Fleisch – vor
allem Hackfleisch – trägt ein Verbrauchsdatum, bis zu dem das Produkt verzehrt
werden soll, da hier der Verderb schneller einsetzt.
Für Menschen mit Laktose-Intoleranz ist es sogar empfehlenswert, beispielsweise
Käse zu wählen, bei dem das Mindesthaltbarkeitsdatum kurz bevor steht, denn hier
haben die enthaltenen Milchsäurebakterien mehr Zeit gehabt, eventuell enthaltene
Restlaktose während der Lagerung weiter aufzuspalten, so dass diese Produkten gegenüber
den ganz frischen Vergleichsprodukten einen noch niedrigeren Laktose-Gehalt aufweisen.
Ganz anders hingegen stellt sich die Sachlage für Menschen mit einer Histamin-Intoleranz
dar: Hier ist man grundsätzlich auf größtmögliche Frische angewiesen, denn je
länger ein Lebensmittel gelagert hat und je höher die Temperatur in dieser Zeit,
desto höher ist grundsätzlich der Histamin-Gehalt.
Selbst bei eigentlich unproblematischen Lebensmitteln steigt der Histamin-Gehalt,
je länger das Produkt gelagert hat. Dramatisch wird es, wenn die Kühlkette
unterbrochen und die Lagertemperatur überschritten wurde, dann kann es aufgrund
von extrem hohen Histamin-Gehalten zu den heftigsten Reaktionen kommen.
Leider erkennt der Verbraucher aber nicht, ob die vorgeschriebene Kühlung auch
wirklich immer gewährleistet gewesen ist. Bisher blieb deshalb als einzige Möglichkeit,
tatsächlich das frischeste Produkt mit dem längst möglichen Mindesthaltbarkeitsdatum
zu wählen und ein wenig im Regal zu kramen.
Seit einiger Zeit gibt es für alle Betroffenen und überhaupt für alle Menschen
eine Alternative: Das intelligente Verpackungs-Etikett, das zuverlässig als Frische-Indikator
wirkt. Hierbei werden besondere Druckfarben mit photochromen Pigmenten gewählt,
die sich bei längerer Lagerdauer und bei höheren Temperaturen verfärben. Diese
Etiketten heißen TTI-System (Time-Temperature-Indikator-System). Bleibt die Temperatur
dauerhaft unterhalb der erforderlichen Grenze, verfärbt sich der Aufdruck am Etikett
erst zu einem im Voraus festgelegten Zeitpunkt. Wird jedoch die Lagertemperatur
dauerhaft oder auch nur zeitweise überschritten, tritt die Verfärbung bereits zu
einem früheren Termin auf. Je ungünstiger die Lagerung gewesen ist, desto schneller
und intensiver die Verfärbung. Und parallel dazu kann rückgeschlossen werden, je
tiefer die Verfärbung, desto fortgeschrittener der Verderb des Lebensmittels.
Eigentlich gibt es diese intelligenten Etiketten schon seit einiger Zeit –
nur finden wir Sie noch nicht auf den Lebensmitteln im Supermarkt. Warum ist das so?
Wahrscheinlich ist, dass diese Kennzeichnung von Lebensmitteln für Verbraucher
– vor allem Menschen mit einer Histamin-Intoleranz – eine große Hilfe
darstellen könnten. Das Wühlen nach der frischesten Packung könnte wegfallen,
wenn mit einem solchen Etikett zweifelsfrei der Frischegrad festgestellt werden
könnte.
Händler jedoch befürchten, dass bereits bei nur ganz leicht verfärbten Etiketten
der Kunde die Finger von dieser Packung lassen würde und noch mehr aussortiert würde.
Da bisher kaum Erfahrungswerte vorliegen, meine ich, dass es sowohl für die
Verbraucher als auch für die Händler einen Versuch wert sein könnte, die TTI-Etiketten
auszuprobieren.
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