von Laura Camprubi, Stefanie Gieche, Steffi Kochtrotz, Doris Paas und Julia Stüber
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Interesse haben wir Ihren Marktcheck zu laktosefreien Lebensmitteln
gelesen. Wir sind mehrere Bloggerinnen und Autorinnen, die alle selbst von Laktose-Intoleranz
und anderen Allergien und Unverträglichkeiten betroffen sind. Leider finden
wir – aus Betroffenensicht –, dass Ihr Artikel an einigen Stellen nicht
hilfreich ist.
Zum einen entsteht durch Ihren Marktcheck und der nachfolgenden Berichterstattung
der Eindruck, als wären nahezu alle laktosefreien Produkte unnötig und
dass wir Betroffenen uns nur »anstellen« würden. Aber allein am
Beispiel der Butter sieht man, dass dem nicht so ist. Sicherlich, wenn man nur
ein wenig Butter aufs Brot schmiert, wird es den wenigsten Menschen mit Laktose-Intoleranz
schlecht gehen. Aber: Butter hat einen Laktosegehalt von 0,7 – 0,8g auf 100g
und wenn diese in Soßen oder süßen Backwaren verarbeitet wird,
bleibt es eben nicht bei dieser geringen Menge. Mozzarella hat je nach Sorte sogar
1g Laktose auf 100g, was eindeutig zu viel für die meisten von uns ist!
Zum anderen vergleichen Sie aus unserer Sicht Äpfel mit Birnen. Natürlich
empfinden auch wir einige Preise als zu hoch. Aber Sie vergleichen den Preis eines
Markenprodukts mit dem einer supermarkteigenen Marke! Da ist es klar, dass ein
medienwirksamer Preisunterschied von über 200% herauskommt.
Würden Sie mit einem Betroffenen einkaufen gehen, würden Sie feststellen,
dass ein laktosefreier Einkauf gar nicht so einfach ist. Es gibt Brote – u.a.
auch die von Ihnen erwähnten Knäckebrote – die Milch enthalten.
Es gibt Wurst – auch Leberwurst – die Laktose enthält. Und wenn
Sie dann noch einen Menschen dabei hätten, der sowohl eine Zöliakie als
auch eine Laktoseintoleranz hat (was gar nicht so selten vorkommt), würden
Sie merken, wie sinnvoll die Kennzeichnung der von Ihnen kritisierten Brote sind!
Beim Käse, sofern dieser nicht die Aufschrift »laktosefrei« trägt, muss
man als Betroffener die Nährwerttabelle am besten mit einer Lupe studieren,
denn es gibt selbst Goudasorten, die noch zuviel Laktose enthalten (Mai-Gouda).
Anstatt also die zu verdammen, die ihre Produkte als laktosefrei kennzeichnen,
sollten Sie alle Firmen angehen, die Milchbestandteile dort verwenden, wo man keine
Laktose erwartet, z.B. in gekörnter Brühe, fertigen Reismischungen oder
Fruchtbonbons. Außerdem sollten Sie sich gegenüber dem Gesetzgeber und
der Firmen dafür einsetzen, dass die neue Kennzeichnungspflicht der
Hauptallergene endlich umgesetzt wird, so dass wir Verbraucher auf einen Blick
erkennen können, welche der Stoffe in einem Produkt enthalten sind. Dies gilt
natürlich ganz besonders für unverpackte Lebensmittel.
Wir wünschen uns von den Verbraucherzentralen, dass sie auch die Interessen
von Laktoseintoleranten und Allergikern im Blick haben, denn auch wir sind Verbraucher!
Im Rahmen eines Marktchecks sollten die Produkte nicht nur unter monetären
Gesichtspunkten betrachtet werden.
Vielen Dank für Ihre Zeit und viele Grüße
Laura Camprubi, Stefanie Gieche, Steffi Kochtrotz, Doris Paas, Julia Stüber
Hier gelangen Sie zu den Websites der genannten Mitverfasserinnen:
www.einfach-laktosefrei-leben.de
www.ich-bin-intolerant.de
www.anies-delight.eu
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