Letzte Aktualisierung: 12.10.2019

Darmpflege

Gesunder Darm – gesunder Mensch
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Ein gesunder Darm ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen unerlässlich. Ein großer Teil des Immunsystems befindet sich im Darm, insbesondere in der intestinalen Mikrobiota (früher als »Darmflora« bezeichnet) und in der Darmschleimhaut. Bei einer geschädigten Darmschleimhaut oder einer unausgeglichenen Mikrobiota können sich Infektionskrankheiten oder auch Nahrungsmittel-Allergien und Nahrungsmittel-Intoleranzen sehr viel schneller und intensiver ausbreiten, als wenn die Mikrobiota sich im Gleichgewicht befindet. Jeder Versuch, die eigene Gesundheit in den Griff zu bekommen, steht und fällt mit dem Zustand des Darmes, der Darmschleimhaut und der Mikrobiota.

Die Darmschleimhaut

Der gesamte Darm ist auf der Innenseite mit einer Schleimhaut, der Mucosa, ausgekleidet. Diese Schleimhaut ist mehrschichtig aufgebaut: sie beginnt außen mit einer feinen Muskelschicht, darunter (in Richtung Darmlumen, also dem Raum mit dem Darminhalt) liegt Bindegewebe und dann das so genannte Zylinderepithel mit den Drüsenzellen. Es ist zum Schutz mit der Glycocalyx, einer dünnen Kohlenhydratschicht überzogen, damit sich die Darmschleimhaut nicht selbst verdaut.

Um die Nahrung optimal aufnehmen zu können, ist die Schleimhaut in so genannte Darmzotten aufgefaltet, damit eine möglichst große Oberfläche mit dem Speisebrei in Berührung kommt. Ein unaufgefalteter, glatter Darm könnte die aufwändige Verdauungsarbeit nicht verrichten. Die Darmzotten bilden ausgebreitet eine Fläche von 12 m2. Um diese Fläche noch weiter zu vergrößern, faltet sich das Zylinderepitel selbst auch noch zu winzigen Mikrozotten (Mikrovilli) auf, dem Bürstensaum. Dadurch ergibt sich eine Gesamtoberfläche von ca. 240 m2. In den Drüsenzellen des Bürstensaumes werden Enzyme und Transportproteine gebildet, die die Nahrungsbestandteile soweit aufbereiten, dass sie durch die Zwischenräume der Schleimhautzellen in das Blut übernommen werden können. Hierdurch erklärt sich auch, dass jede großflächige Schädigung der Darmschleimhaut, beispielsweise durch entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie oder auch durch Bestrahlungen, Fehlfunktionen wie u.a. Nahrungsmittel-Intoleranzen nach sich ziehen kann, weil nicht mehr ausreichend Enzyme gebildet werden können.

Gesunde Darmschleimhautzellen sind üppig prall und liegen eng beieinander. Sind sie alt und schlapp, vergrößern sich die Zwischenräume zwischen den Zellen, und Krankheitserreger oder auch Allergene können leichter ins Blut gelangen, wodurch der gesamte Organismus zusätzlich geschwächt und geschädigt werden kann. Darüber hinaus verengt eine gesunde Darmschleimhaut das Darmlumen, also den Innenraum des Darmes. Dadurch kann der Speisebrei mithilfe der Darmperistaltik wesentlich effektiver durchmischt und vorwärts bewegt werden, was eine bessere Ausnutzung der Nährstoffe und einen erfolgreicheren Stuhlgang bewirkt. Sind die Zellen mangelernährt und zusammengeschrumpft, verbleibt der Speisebrei mit all seinen giftigen Schadstoffen viel zu lange im Darm, was zu Darmerkrankungen oder im Ernstfalle sogar zu Darmkrebs führen kann.

Ist die Darmschleimhaut durch jahrelange falsche Ernährung, übermäßigen Verzehr von Genussgiften, Stress, mangelnde Bewegung oder auch durch Nahrungsmittel-Allergien oder -Intoleranzen, Krankheiten oder langfristige Einnahme von Arzneimitteln geschädigt, so verkümmern die Schleimhautzellen und können ihre eigentlichen Funktionen nicht mehr ausüben: die Nährstoffe werden nicht mehr richtig verwertet und die Immunabwehr bricht zusammen. Die Produktion von Enzymen ist nicht mehr ausreichend gewährleistet, weil nur gut durchblutete, junge Zellen für ausreichenden Materialnachschub sorgen können. Da der Nahrungsbrei aus gesunden, vollwertigen Lebensmitteln u.a. harte und rauhe Pflanzenfasern enthält, werden abgestorbene oder alte Zellen, die im Gewebeverbund nicht mehr so gut verankert sind, wie bei einem Peeling mechanisch abgeschliffen und werden durch neue ersetzt. Die Darmschleimhaut wird auf diese Weise zu einer ständigen, gesunden Erneuerung gezwungen, und die Zellen haben nur einen kurzen Lebenszyklus von einigen, wenigen Tagen.
 
Die Darmflora

Die Darmflora ist unverzichtbar für das menschliche Immunsystem. Die Darmschleimhaut bildet die größte Kontaktfläche zur Außenwelt und wäre ungeschützt ein verletzliches Organ, denn mit der Nahrung werden ständig Krankheitserreger aufgenommen. Sie hat jedoch ein Immunsystem gebildet, das verhindert, dass unverträgliche Fremdstoffe aus der Nahrung in die Darmwände eindringen können. Sie verfügt durch ein ausgeklügeltes Verteidigungssystem über zusätzliche immunologische (Abwehrzellen und Antikörper) und nicht-immunologische Abwehrmechanismen. Schädliche Keime, die nicht von der Magensäure und den Gallensekreten vernichtet wurden und in den Darm gelangen, treffen dort auf einen Wall von nützlichen Bakterien, beispielsweise die Familien der Lacto- und Bifidobacillen, die die Darmschleimhaut besetzen. Wie ein Großaufgebot von Polizisten verhindern sie, dass die Krankheitserreger in die Darmwand eindringen und den Organismus schädigen können. Eine gesunde Darmflora kann schädliche Bakterien und Darmpilze in Schach halten, so dass diese ihr krankmachendes Potential nicht entfalten können.

Darüber hinaus helfen die etwa 100 – 400 Billionen (1012) Mikroorganismen mit ihrem Stoffwechsel u.a., für den Menschen unverdauliche Bestandteile der Nahrung, wie beispielsweise die Zellulose, also die Zellwände der Pflanzen verwertbar zu machen oder produzieren für unseren Organismus unverzichtbare Stoffe, die unser Körper nicht oder nur unzureichend selbst herstellen kann. Dies ist z.B. das Vitamin K, das zur Blutgerinnung notwendig ist. Weil der Mensch aus diesen Gründen ohne die Darmflora nicht überlebensfähig wäre, wird sie auch als eigenständiges Organ betrachtet. Alle Darmbakterien zusammen wiegen mehr als ein Kilo. Unser Darm bildet mit den guten Bakterien eine Symbiose, d.h. jeder der Beteiligten hat Vorteile von diesem Zusammenleben, deshalb toleriert der Darm diese Lebewesen in seinem Inneren.

Die Darmbakterien werden ständig erneuert, tote ausgeschieden. Etwa 1/3 des Stuhls besteht aus abgestorbenen Bakterien. Es gibt etwa 200 verschiedene Bakterienarten im Darm, die bekannteste ist Escherichia coli (e-coli), aber auch die Milchsäurebakterien Lakto- und Bifidobacillus dürften von den so genannten probiotischen Nahrungsmitteln bekannt sein, die diese Bakterienarten beinhalten. Die Darmflora kann durch vielerlei Einwirkungen ge- oder sogar zerstört werden, beispielsweise medikamentöse Behandlungen, insbesondere mit Antibiotika oder Chemotherapeutika, die das Ziel haben, Krankheitskeime und Zellen zu zerstören oder zu inaktivieren. Hierbei können die Medikamente jedoch nicht unterscheiden, ob dies krankmachende Keime oder die notwendigen Darmbakterien sind.

Die meisten Darmbakterien sind im Dickdarm angesiedelt, einige haben jedoch auch im Dünndarm wichtige Funktionen. Und nicht nur im Darm, sondern im gesamten Verdauungs-System, angefangen im Mund, sorgen Bakterien auf den Schleimhäuten für die Abwehr von schädlichen Erregern. Eine gesunde Mundflora ist notwendig, um beispielsweise Zahnfleischentzündungen zu verhüten. Ebenso entscheidend ist es, dass jede der Bakterienarten an dem Ort wirken kann, an den sie gehört. Steigen beispielsweise Bakterien, die im Dickdarm zum Einsatz kommen sollten, in den Dünndarm auf, so kann ihre Tätigkeit hier teilweise kontraproduktiv wirken (Dünndarmfehlbesiedelung). Dies kann passieren, wenn ständige Blähungen, die beispielsweise durch Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten erzeugt werden, die Ventilfunktion (Ileozökalklappe) zwischen Dünn- und Dickdarm außer Kraft setzen, weil die Gase die Dichtungen zwischen den beiden Darmteilen aufblähen und durchlässig machen. Auch vermehrter Zuckerkonsum lockt Dickdarmbakterien in den Dünndarm und schädigt so die Darmgesundheit. Aus allen diesen Gründen ist es nicht nur wichtig, die Konsistenz der Verdauung unter Kontrolle zu haben, sondern auch die Darmflora zu pflegen, um sich vor der Wirkung von krankmachenden Keimen zu schützen. Ist die Darmflora geschädigt, ist sie unbedingt mit geeigneten Maßnahmen wieder aufzubauen.

Da sich der Zustand der Darmschleimhaut und der Darmflora gegenseitig bedingen – eine kranke Darmschleimhaut ist eine schlechte Herberge für die Darmbakterien, und eine mangelhaft zusammengesetzte Darmflora schädigt im Gegenzug die Darmschleimhaut – ist es einsehbar, dass sich beide Systeme in einem optimalen Gesundheitszustand befinden sollten.




 
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