Ein gesunder Darm ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen unerlässlich.
Ein großer Teil des Immunsystems befindet sich im Darm, insbesondere
in der intestinalen Mikrobiota (früher als »Darmflora« bezeichnet) und in der Darmschleimhaut.
Bei einer geschädigten Darmschleimhaut oder einer
unausgeglichenen Mikrobiota können sich Infektionskrankheiten oder auch
Nahrungsmittel-Allergien und Nahrungsmittel-Intoleranzen sehr viel schneller und intensiver
ausbreiten, als wenn die Mikrobiota sich im Gleichgewicht befindet. Jeder
Versuch, die eigene Gesundheit in den Griff zu bekommen, steht und fällt
mit dem Zustand des Darmes, der Darmschleimhaut und der Mikrobiota.
Die Darmschleimhaut
Der gesamte Darm ist auf der Innenseite mit einer Schleimhaut, der Mucosa,
ausgekleidet. Diese Schleimhaut ist mehrschichtig aufgebaut: sie beginnt
außen mit einer feinen Muskelschicht, darunter (in Richtung Darmlumen, also dem Raum mit dem Darminhalt)
liegt Bindegewebe und dann das so genannte Zylinderepithel mit den
Drüsenzellen. Es ist zum Schutz mit der Glycocalyx, einer dünnen
Kohlenhydratschicht überzogen, damit sich die Darmschleimhaut nicht
selbst verdaut.
Um die Nahrung optimal aufnehmen zu können, ist die Schleimhaut in so
genannte Darmzotten aufgefaltet, damit eine möglichst große
Oberfläche mit dem Speisebrei in Berührung kommt. Ein unaufgefalteter,
glatter Darm könnte die aufwändige Verdauungsarbeit nicht verrichten.
Die Darmzotten bilden ausgebreitet eine Fläche von 12 m
2. Um diese Fläche
noch weiter zu vergrößern, faltet sich das Zylinderepitel selbst
auch noch zu winzigen Mikrozotten (Mikrovilli) auf, dem Bürstensaum.
Dadurch ergibt sich eine Gesamtoberfläche von ca. 240 m
2. In den
Drüsenzellen des Bürstensaumes werden Enzyme und Transportproteine
gebildet, die die Nahrungsbestandteile soweit aufbereiten, dass sie durch die
Zwischenräume der Schleimhautzellen in das Blut übernommen werden
können. Hierdurch erklärt sich auch, dass jede großflächige
Schädigung der Darmschleimhaut, beispielsweise durch entzündliche Erkrankungen wie
Morbus Crohn oder Zöliakie oder auch durch Bestrahlungen, Fehlfunktionen wie u.a.
Nahrungsmittel-Intoleranzen nach sich ziehen kann, weil nicht mehr ausreichend
Enzyme gebildet werden können.
Gesunde Darmschleimhautzellen sind üppig prall und liegen eng beieinander.
Sind sie alt und schlapp, vergrößern sich die Zwischenräume
zwischen den Zellen, und Krankheitserreger oder auch Allergene können
leichter ins Blut gelangen, wodurch der gesamte Organismus zusätzlich
geschwächt und geschädigt werden kann. Darüber hinaus verengt
eine gesunde Darmschleimhaut das Darmlumen, also den Innenraum des Darmes.
Dadurch kann der Speisebrei mithilfe der Darmperistaltik wesentlich effektiver
durchmischt und vorwärts bewegt werden, was eine bessere Ausnutzung der
Nährstoffe und einen erfolgreicheren Stuhlgang bewirkt. Sind die Zellen
mangelernährt und zusammengeschrumpft, verbleibt der Speisebrei mit
all seinen giftigen Schadstoffen viel zu lange im Darm, was zu Darmerkrankungen
oder im Ernstfalle sogar zu Darmkrebs führen kann.
Ist die Darmschleimhaut durch jahrelange falsche Ernährung,
übermäßigen Verzehr von Genussgiften, Stress, mangelnde
Bewegung oder auch durch Nahrungsmittel-Allergien oder -Intoleranzen,
Krankheiten oder langfristige Einnahme von Arzneimitteln geschädigt,
so verkümmern die Schleimhautzellen und können ihre eigentlichen
Funktionen nicht mehr ausüben: die Nährstoffe werden nicht mehr
richtig verwertet und die Immunabwehr bricht zusammen. Die Produktion von
Enzymen ist nicht mehr ausreichend gewährleistet, weil nur gut durchblutete,
junge Zellen für ausreichenden Materialnachschub sorgen können.
Da der Nahrungsbrei aus gesunden, vollwertigen Lebensmitteln u.a. harte und
rauhe Pflanzenfasern enthält, werden abgestorbene oder alte Zellen, die
im Gewebeverbund nicht mehr so gut verankert sind, wie bei einem Peeling
mechanisch abgeschliffen und werden durch neue ersetzt. Die
Darmschleimhaut wird auf diese Weise zu einer ständigen, gesunden
Erneuerung gezwungen, und die Zellen haben nur einen kurzen Lebenszyklus
von einigen, wenigen Tagen.
Die Darmflora
Die Darmflora ist unverzichtbar für das menschliche Immunsystem.
Die Darmschleimhaut bildet die größte Kontaktfläche zur
Außenwelt und wäre ungeschützt ein verletzliches Organ,
denn mit der Nahrung werden ständig Krankheitserreger aufgenommen.
Sie hat jedoch ein Immunsystem gebildet, das verhindert, dass unverträgliche
Fremdstoffe aus der Nahrung in die Darmwände eindringen können. Sie
verfügt durch ein ausgeklügeltes Verteidigungssystem über
zusätzliche immunologische (Abwehrzellen und Antikörper) und
nicht-immunologische Abwehrmechanismen. Schädliche Keime, die nicht
von der Magensäure und den Gallensekreten vernichtet wurden und in
den Darm gelangen, treffen dort auf einen Wall von nützlichen Bakterien,
beispielsweise die Familien der Lacto- und Bifidobacillen, die die Darmschleimhaut
besetzen. Wie ein Großaufgebot von Polizisten verhindern sie, dass
die Krankheitserreger in die Darmwand eindringen und den Organismus
schädigen können. Eine gesunde Darmflora kann schädliche
Bakterien und Darmpilze in Schach halten, so dass diese ihr krankmachendes
Potential nicht entfalten können.
Darüber hinaus helfen die etwa 100 – 400 Billionen (10
12) Mikroorganismen
mit ihrem Stoffwechsel u.a., für den Menschen unverdauliche Bestandteile
der Nahrung, wie beispielsweise die Zellulose, also die Zellwände der
Pflanzen verwertbar zu machen oder produzieren für unseren Organismus
unverzichtbare Stoffe, die unser Körper nicht oder nur unzureichend selbst
herstellen kann. Dies ist z.B. das Vitamin K, das zur Blutgerinnung notwendig
ist. Weil der Mensch aus diesen Gründen ohne die Darmflora nicht
überlebensfähig wäre, wird sie auch als eigenständiges
Organ betrachtet. Alle Darmbakterien zusammen wiegen mehr als ein Kilo.
Unser Darm bildet mit den guten Bakterien eine Symbiose, d.h. jeder der
Beteiligten hat Vorteile von diesem Zusammenleben, deshalb toleriert der
Darm diese Lebewesen in seinem Inneren.
Die Darmbakterien werden ständig erneuert, tote ausgeschieden.
Etwa 1/3 des Stuhls besteht aus abgestorbenen Bakterien. Es gibt etwa 200
verschiedene Bakterienarten im Darm, die bekannteste ist Escherichia coli (e-coli),
aber auch die Milchsäurebakterien Lakto- und Bifidobacillus dürften
von den so genannten probiotischen Nahrungsmitteln bekannt sein, die diese
Bakterienarten beinhalten. Die Darmflora kann durch vielerlei Einwirkungen
ge- oder sogar zerstört werden, beispielsweise medikamentöse
Behandlungen, insbesondere mit Antibiotika oder Chemotherapeutika, die das
Ziel haben, Krankheitskeime und Zellen zu zerstören oder zu inaktivieren.
Hierbei können die Medikamente jedoch nicht unterscheiden, ob dies
krankmachende Keime oder die notwendigen Darmbakterien sind.
Die meisten Darmbakterien sind im Dickdarm angesiedelt, einige haben jedoch
auch im Dünndarm wichtige Funktionen. Und nicht nur im Darm, sondern im
gesamten Verdauungs-System, angefangen im Mund, sorgen Bakterien auf den
Schleimhäuten für die Abwehr von schädlichen Erregern. Eine
gesunde Mundflora ist notwendig, um beispielsweise Zahnfleischentzündungen
zu verhüten. Ebenso entscheidend ist es, dass jede der Bakterienarten an
dem Ort wirken kann, an den sie gehört. Steigen beispielsweise Bakterien, die
im Dickdarm zum Einsatz kommen sollten, in den Dünndarm auf, so kann ihre
Tätigkeit hier teilweise kontraproduktiv wirken (Dünndarmfehlbesiedelung).
Dies kann passieren, wenn ständige Blähungen, die beispielsweise durch
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten erzeugt werden, die Ventilfunktion (Ileozökalklappe)
zwischen Dünn- und Dickdarm außer Kraft setzen, weil die Gase die
Dichtungen zwischen den beiden Darmteilen aufblähen und durchlässig
machen. Auch vermehrter Zuckerkonsum lockt Dickdarmbakterien in den Dünndarm
und schädigt so die Darmgesundheit. Aus allen diesen Gründen ist es
nicht nur wichtig, die Konsistenz der Verdauung unter Kontrolle zu haben,
sondern auch die Darmflora zu pflegen, um sich vor der Wirkung von krankmachenden
Keimen zu schützen. Ist die Darmflora geschädigt, ist sie unbedingt
mit geeigneten Maßnahmen wieder aufzubauen.
Da sich der Zustand der Darmschleimhaut und der Darmflora gegenseitig bedingen
– eine kranke Darmschleimhaut ist eine schlechte Herberge für die
Darmbakterien, und eine mangelhaft zusammengesetzte Darmflora schädigt
im Gegenzug die Darmschleimhaut – ist es einsehbar, dass sich beide
Systeme in einem optimalen Gesundheitszustand befinden sollten.
Lesen Sie auch folgende Beträge:
Grundsätzliches über die Darmflora
Gesunde Verdauung
Pflege der Darmschleimhaut
Pflege der Darmflora
Sanierung der Darmflora
Sodbrennen und Reflux
Atem und Verdauung
Probiotische Gärgetränke
Dünndarmfehlbesiedelung und ihre Behandlung
nach oben