Die sogenannte »intestinale Fruktose-Intoleranz« (Fruktose = Fruchtzucker,
intestinal = innen liegend, den Darm betreffend) – korrekter spricht man
von »Fruktose-Malabsorption« (FMA) liegt vor, wenn das Verdauungssystem
den verzehrten Fruchtzucker nicht oder nicht komplett verdauen kann.
Fruktose-Malabsorption – was ist das?
Fruchtzucker ist zwar ein Einfachzucker, der nicht aufgespalten werden muss, er benötigt
jedoch ein Transportprotein, um zwischen den Zellen der Dünndarmschleimhaut
hindurch ins Blut geschleust zu werden. Dieses Transportprotein trägt den Namen
GLUT5. Steht nur eine der verzehrten Fruchtzuckermenge nicht angepasste GLUT5-Menge
zur Verfügung, so gelangt der nicht verarbeitete Fruchtzucker in den Dickdarm,
wo er zu Beschwerden führt.
Fruchtzucker ist in den meisten Früchten, aber auch in vielen Gemüsesorten,
Honig, Marmeladen und Fruchtsäften enthalten, und somit ist Fruchtzucker ein
natürlicher Bestandteil in unserer Nahrung. Auch kommt Fruchtzucker in gebundener
Form in den Nahrungsmitteln vor – beispielsweise besteht unser Haushaltszucker
zur Hälfte aus Fruchtzucker, der während der Verdauung freigesetzt und
verarbeitet werden muss.
»Moderne« Ernährung begünstigt die Fruktose-Malabsorption
Nicht nur durch unsere immer süßer werdenden Nahrungsvorlieben, auch durch
den industriellen Zusatz von Fruchtzucker in unseren Nahrungsmitteln (insbesondere
in süßen Getränken) steigt die Gesamtmenge des aufgenommenen Fruchtzuckers
stetig an, wodurch rasch eine Schwelle erreicht wird, die sogar Menschen
ohne eine Fruktose-Malabsorption häufig überschreiten – die begrenzte
Menge an GLUT5 reicht nicht mehr aus, um den gesamten Fruchtzucker verarbeiten zu
können. Der Körper kann nun nicht mehr den kompletten Fruchtzucker
aufnehmen (absorbieren), und eine Malabsorption (malus = gering, lat.) entsteht.
Hereditäre Fruktose-Intoleranz
Meist nimmt die Fähigkeit, Fruchtzucker verdauen zu können, mit fortschreitendem
Alter ab. Es gibt jedoch auch einige wenige Säuglinge, die überhaupt
keinen Fruchtzucker verwerten können. Sie leiden an der so genannten hereditären
(ererbten) Fruktose-Intoleranz (HFI). Dieser angeborene Enzymdefekt ist lebensbedrohlich, wenn
er nicht konsequent mit einer fruchtzuckerfreien Diät behandelt wird, denn
diese Säuglinge bekommen nach dem Abstillen gravierende Beschwerden, wenn
sie mit fruchtzuckerhaltigen Nahrungsmitteln gefüttert werden.
Die physiologische Vorgänge bei der HFI sind jedoch völlig anders als
bei der Fruktose-Malabsorption und mit dieser überhaupt
nicht zu vergleichen. Bei der Fruktose-Malabsorption mangelt es an einem Transportsystem
in der Dünndamschleimhaut. Bei der HFI hingegen fehlt ein Enzym in der Leber
– die Aldolase-B, mit der Folge, dass dort der Furchtzucker nicht verarbeitet
werden kann. Diese Erkrankung ist nicht heilbar. Die physiologischen Vorgänge
bei der Fruktose-Malabsorption sind im
nächsten Abschnitt
näher beschrieben.
Physiologische Vorgänge
Gelangt der unverdaute Fruchtzucker in den Dickdarm, wird er dort von Darmbakterien
verstoffwechselt (»gefressen«). Diesen Vorgang kennen Sie bereits von der
Laktose-Intoleranz, wo ähnliches passiert: Bei der Verstoffwechselung entstehen
als Abfallprodukte Gase und kurzkettige Säuren. Erstere führen zu Bauchgrummeln
und Bauchschmerzen und natürlich auch zu Blähungen, denn nicht alle Gase
werden über die Darmwände ins Blut aufgenommen und über die Lunge
abgeatmet. Zum Teil verbleiben die Gase im Darm, wo sie die Darmwände überdehnen
und Schmerzen verursachen. Und natürlich ist es auch unangenehm, wenn die
Gase den Darm auf dem natürlichen Wege verlassen.
Die Säuren reizen nicht nur die Darmwände, sie führen auch dazu,
dass die Darmschleimhaut vermehrt Flüssigkeit in den Darm abgibt, um auf der
einen Seite die Säuren zu verdünnen und auf der anderen Seite dafür
zu sorgen, dass die im wahrsten Sinne des Wortes reizende Fracht so schnell wie
möglich herausgespült wird. Zusätzlich werden die Darmbewegungen
angeregt, um den Abtransport zu beschleunigen. Dies alles führt zu den beschriebenen
Beschwerden und natürlich zu Durchfällen.
Auch Depressionen und Heißhungerattacken treten häufig im Zusammenhang mit einer
Fruktose-Malabsorption auf. Die diesbezüglichen Zusammenhänge finden Sie im Beitraqg
»
Fruktose-Malabsorption und Depressionen«.
Lesen Sie auch folgende Beträge:
Diagnose-Methoden zur Ermittlung einer Fruktose-Intoleranz
Behandlung der Fruktose-Malabsorption
Ernährung bei Fruktose-Intoleranz
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Fragen und Antworten zum Thema Fruktose von Dr. H.-J. Thon
Zeitmanagement bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
Multiple Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
Empfehlenswerte Literatur:
Kurz und klar: Fruchtzucker-Unverträglichkeit
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