Sie fragen sich, warum das Wort »Behandlung« in der Überschrift in
Anführungszeichen gesetzt wurde? Wie Sie auf der Seite »
Was
ist Laktose-Intoleranz?« lesen können, ist die primäre Laktose-Intoleranz,
um die es sich in der großen Mehrzahl der Fälle handelt, keine Krankheit,
sondern der von der Natur vorgesehene Normalfall. Somit kann diese Form der Laktose-Intoleranz
weder geheilt noch wie eine Krankheit »behandelt« werden.
Es gibt jedoch drei verschiedene Ansätze, mit einer Laktose-Intoleranz umzugehen,
um auch in einem Umfeld von überwiegend laktosetoleranten Menschen und damit
einer hier typischen, laktosehaltigen Ernährungsweise beschwerdefrei leben zu können:
Zum einen ist das die Umstellung auf eine konsequent laktosefreie Ernährung.
Zum anderen kann man nach Laktoseverzehr die im Darm fehlende oder dem Nahrungsangebot
entsprechend unzureichend produzierte Laktase durch Enzym-Präparate zu ergänzen.
Als dritte Möglichkeit kann man versuchen, die Darmflora mit Milchsäurebakterien
anzureichern, deren eigener Stoffwechsel die Laktosespaltung unterstützt.
Lesen Sie hier, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Möglichkeiten haben
und welches Fazit daraus gezogen werden kann.
Laktosefreie Ernährung
Der »Goldstandard« für eine beschwerdefreie Ernährung bei
Laktose-Intoleranz ist das konsequente Meiden von Milchzucker. Wenn der Körper
keine oder nur noch eine unzureichende Menge Laktase zum Aufspalten des Milchzuckers
herstellt, wäre es natürlich, dass man keinen Milchzucker mehr verzehrt.
Bei dem überwiegenden Anteil der Weltbevölkerung in den meisten Ländern
der Erde ist es natürlich und normal, dass nach dem Abstillen der Säuglinge
nach und nach die Laktase-Produktion im Darm zurückgeht. Und deshalb enthält
der Speisezettel in diesen Ländern auch keine nennenswerten Milchzuckerbestandteile.
Nur in den nördlichen, lichtärmeren Ländern, in denen die Menschen
überwiegend Träger einer Erbgutänderung sind, wodurch bis ins
höhere Alter Laktase im Dünndarm produziert wird, werden viele Milchprodukte
angeboten. Darüber hinaus wird dort vielen Speisen aus diversen Gründen
Laktose beigemengt, was den Gesamtverzehr von Milchzucker drastisch erhöht –
für laktoseintolerante Menschen, die hier leben, ist es deshalb nicht ganz einfach,
sich laktosefrei zu ernähren.
Somit ergeben sich folgende Vor- und Nachteile: Der konsequente Verzicht auf laktosehaltige
Nahrungsmittel garantiert einen absoluten Schutz vor allen Beschwerden, die durch
den unverträglichen Milchzucker hervorgerufen werden. Da es jedoch bei uns
trotz einer Deklarationspflicht von Laktose in verpackten Lebensmitteln nicht so
ganz einfach ist, eine absolute Abstinenz zu garantieren, kann es durchaus sein,
dass trotz aller Bemühungen noch Probleme auftreten.
Einnahme von Enzym-Präparaten
In den Apotheken, Reformhäusern und Drogeriemärkten werden mittlerweile
diverse Präparate angeboten, die das Laktase-Enzym enthalten, das die fehlende
oder unzureichende eigene Laktase-Produktion unterstützen oder ersetzen kann.
Es gibt Tabletten zum Schlucken oder Kauen, Kapseln oder Pulver, die jeweils
mit dem ersten Bissen der Mahlzeit eingenommen werden müssen. Die Mittel
vermengen sich je nach Art bereits im Magen oder aber erst im Dünndarm mit
den verzehrten Speisen und kommen so mit dem enthaltenen Milchzucker in Berührung
und können ihn aufspalten.
Vorteil ist, dass mit der Einnahme der Laktase-Präparate trotz Laktose-Intoleranz
Milchprodukte und laktosehaltige Speisen – zumindest in Maßen –
verzehrt werden können.
Nachteil ist zum einen, dass es erforderlich ist, vorzuplanen und die nicht ganz
preiswerten Präparate mit sich zu führen. Eine nachträgliche Einnahme
ist nicht wirksam, die Präparate müssen immer mit dem ersten Bissen bzw.
teilweise bei längeren Mahlzeiten zusätzlich noch während des Essens
genommen werden. Darüber hinaus sind die Präparate nicht genauso wirksam
wie die körpereigene Laktase – eine gänzliche Beschwerdefreiheit
ist nicht unbedingt gewährleistet. Die Mittel müssen grundsätzlich
selbst bezahlt werden, die Kosten werden nicht durch die Krankenkassen übernommen.
Lesen Sie hierzu auch den Beitrag zum Thema »
Informationen
zu Laktase-Präparaten«
Unterstützung der Darmflora mit Pro- und Präbiotika
Als Probiotika bezeichnet man Darmbakterien, die für den Menschen günstige
Wirkungen entfalten. Hier sind insbesondere Milchsäurebakterien zu nennen,
die selber Laktase produzieren, da sie Milchzucker für ihren
eigenen Stoffwechsel nutzen. Somit kann eine hohe Besiedelung des Darmes mit den
verschiedenen Stämmen von Milchsäurebakterien neben allen anderen positiven
Wirkungen dieser Bakterienarten zu einer Aufspaltung von Milchzucker trotz
Milchzucker-Unverträglichkeit beitragen. Es ist also insbesondere für
laktoseintolerante Menschen wichtig und günstig, die Darmflora mit
Milchsäurebakterien anzureichern. Hierzu eignet sich der verstärkte
Verzehr von milchsauer eingelegtem Gemüse wie Sauerkraut, Roter Beete, Mixed
Pickles u.Ä. Darüber hinaus gibt es Präparate aus der Apotheke
und dem Reformhaus, die Milchsäurebakterien enthalten und die Darmflora damit
anreichern.
Als Präbiotika werden Stoffe bezeichnet, die eigentlich für den Menschen
unverdaubar sind, jedoch als »Futter« für
die vorteilhaften Darmbakterien dienen können. Mit dem Verzehr von präbiotischen
Nahrungsbestandteilen wird die Vermehrung der günstigen Darmbakterien unterstützt –
die Darmflora wird somit mit diesen für den Menschen vorteilhaften Bakterienarten
angereichert, die ungünstiger wirkenden oder gar krank machenden werden zurückgedrängt.
Viele pflanzliche Nahrungsmittel wie
z.B. Chicoree, Schwarzwurzeln oder auch die Topinamburknolle enthalten einen hohen
Anteil an präbiotischen Inhaltsstoffen. Präbiotika werden auch als
Präparate zum Einnehmen in Apotheken oder Reformhäusern angeboten. Hier
ist insbesondere das Inulin zu nennen, das eine günstige, verstärkende
Wirkung auf Probiotika haben kann (nicht zu verwechseln mit dem Insulin, das
für die Zuckerverwertung besonders den Diabetikern bekannt ist).
Oftmals werden Kombipräparate
aus Pro- und Präbiotika angeboten. Für empfindliche Menschen sei jedoch
der Hinweis angebracht, dass Präbiotika u.U. selber Unverträglichkeitsreaktionen
hervorrufen können. Eine vorsichtige Dosierung ist also angeraten.
Grundsätzlich ist es immer ein großer Vorteil, wenn die Darmflora viele
Milchsäurebakterien enthält. Auch für die Laktoseverwertung ist
eine hohe Dichte günstig. Vorteilhaft ist auch, dass Milchsäurebakterien
prophylaktisch eingenommen werden, d.h. sie müssen regelmäßig
zugeführt werden. Somit entfällt eine Einnahme direkt vor einer
milchzuckerhaltigen Mahlzeit. Nachteilig ist jedoch, dass die Methode mit
Milchsäurebakterien nur unterstützenden Charakter hat – ein
gänzlich unbegrenzter Verzehr von Milchzucker ist nicht möglich, denn
die Stoffwechselleistung der Bakterien ist auf jeden Fall begrenzt.
Darmgymnastik
Bei der Behandung und zur Vorbeugung unangenehmer Symptome einer Laktose-Intoleranz (wie auch einer jeden anderen Nahrungsmittel-Unverträglichkeit
und bakteriellen Fehlbesiedelungen der verschiedenen Darmabschnitte) ist neben allen oben beschriebenen Maßnahmen
grundsätzlich die kontinuierliche
Bewegung eine unverzichtbare Komponente. Hier und bei allen Verdauungsbeschwerden ist wichtig, dass der
Transport des Speisebreis durch den
Darm so gleichmäßig wie möglich abläuft. Dies wird am besten erreicht mit einer kontinuierlichen Anregung der Verdauungsdrüsen und des Darms.
Dazu eignen sich weniger die wenigen sportlichen Aktivitäten am Abend oder am Wochenende, sondern in möglichst engmaschigen zeitlichen
Abständen durchgeführte Atem- und Bewegungsübungen.
In dem Buch
»Darmgymnastik & mehr
gegen Verdauungsbeschwerden« finden Sie viele Anregungen dazu. Zusätzlich sind Akupressurpunkte aufgeführt, deren Stimulation bei allen
Verdauungsbeschwerden wirksam sind. Weiterhin werden zusätzliche Hilfsmaßnahmen und Hilfsmittel vorgestellt, die die Behandlung von
Verdauungsproblemen effektiv unterstützen können. Und last, but not least, gibt es ein Kapitel mit Fragen, die in meiner Praxis immer wieder
zu diesem Themenkomplex gestellt werden.
Fazit
Jede der hier aufgezählten Methoden hat ihre Vor- und Nachteile, und für
die allerwenigsten Menschen mit Laktose-Intoleranz wird eine einzige Methode für
sich allein das Nonplusultra sein. Am besten fährt man sicherlich immer, alle
Methoden sinnvoll zu kombinieren.
Grundsätzlich sollte man bemüht sein, den Laktoseverzehr so weit wie
möglich zu meiden, damit der Darm nicht unnötig gereizt wird. Je konsequenter
man auf den Milchzucker verzichtet, umso weniger Beschwerden treten auf.
Für den Notfall ist es sicherlich sinnvoll, ein hoch dosiertes Laktase-Präparat
dabei zu haben, denn es kann bei aller Bemühung um Konsequenz leider eben doch
ab und an vorkommen, dass sich laktosehaltige Mahlzeiten nicht umgehen lassen oder
man auch nicht verzichten möchte.
Darüber hinaus sollte man immer für eine gesunde Darmflora mit einer
hohen Dichte von Milchsäurebakterien sorgen, denn sie begünstigen nicht
nur die Laktosespaltung, auch für das Immunsystem und das Wohlbefinden insgesamt
ist eine günstig zusammengesetzte Darmflora wichtig. Auch der Verzehr von
Nahrungsmitteln mit einem hohen Anteil an präbiotischen Inhaltsstoffen wirkt
sich in den meisten Fällen günstig auf eine gesunde Verdauung aus.
Und besonders wichtig ist die kontinuierliche Bewegung – am besten durch in engmaschigen
Abständen durchgeführte Darmgymnastik, um einen zügigen und gleichmäßigen Transport des
Speisebreis durch den Darm zu gewährleisten und größere Gasansammlungen zu verhindern.
Somit ergibt sich, dass es meist nicht nur
die eine Möglichkeit zum
richtigen Umgang mit der Laktose-Intoleranz gibt – der Königsweg besteht
(zumindest für mich) aus der durchdachten Kombination aller aufgeführten Bausteine.
Empfehlung:
Eine zusätzliche Hilfe bei der Ermittlung geeigneter Lebensmittel stellt die
»
DorisPaas.de – Lebensmittel-Datenbank« dar.
Informieren Sie sich hier.
Lesen Sie auch folgende Beträge:
Was ist Laktose-Intoleranz?
Diagnose-Methoden zur Ermittlung einer Laktose-Intoleranz
Behandlungsgrundsätze bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
Karenz
Informationen über Milch
Informationen zu Laktase-Präparaten
Probiotika statt Laktase?
Käse – alles Käse?
Empfehlenswerte Literatur:
Das Laktose-Intoleranz Buch
Kurz und klar: Milchzucker-Unverträglichkeit
Darmgymnastik & mehr gegen Verdauungsbeschwerden
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