Es gibt verschiedene Methoden, um eine Laktose-Intoleranz sicher zu diagnostizieren.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie bestimmte Nahrungsmittel nicht vertragen,
könnte eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit oder aber auch ein Reizdarm-Syndrom
vorliegen.
Bevor Sie einen Arzt aufsuchen, können Sie mit einem Fragebogen einen
Selbsttest
durchführen. Sie können ihn unter dem Menüpunkt »Shop/Downloads«
herunterladen, ausdrucken und ausfüllen.
Sollte sich Ihr Verdacht bestätigen, suchen Sie mit dem ausgefüllten
Formular einen qualifizierten Hausarzt oder einen Gastroenterologen auf, der auf
die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Verdauungstraktes spezialisiert ist.
Der Arzt wird Sie auffordern, zunächst über einige Wochen ein Ernährungstagebuch
zu führen. Anhand der Ergebnisse kann er dann ggf. verschiedene Untersuchungen
durchführen, um eine qualifizierte Diagnose zu stellen.
Im Folgenden sind die verschiedenen Methoden beschrieben. Lesen Sie diese aufmerksam
durch, damit Sie sich auf den Arztbesuch vorbereiten und Sie als aufgeklärter
Patient dem Arzt Rede und Antwort stehen können.
Verzehr- und Symptomtagebuch (Ernährungstagebuch)
Die einfachste Methode, die Sie selbst anwenden können, ist das
Führen eines Verzehr- oder Ernährungstagebuches über mehrere Wochen. Hierbei muss
alles und jedes aufgeschrieben werden, was wann gegessen und getrunken wird.
In einer weiteren Spalte wird das Befinden aufgeführt, d.h. Sie tragen
hier eventuell auftretende Beschwerden ein. Anhand dieses
Tagebuches können recht schnell die Verursacher von Beschwerden dingfest
gemacht werden. Die Symptome können schon recht kurz nach dem Verzehr
eines unverträglichen Nahrungsmittels auftreten, vielleicht auch erst
nach mehreren Stunden, seltener sogar erst mit einem zeitlichen Versatz von
einem ganzen Tag. Aus diesem Grunde ist es wichtig, das Tagebuch über
einen längeren Zeitraum zu führen. Beachtet werden muss dabei, dass
sich laktosehaltige Nahrungsmittel allein oder gar auf nüchternen Magen
schneller bemerkbar machen, als wenn sie mit anderen Dingen zusammen verzehrt
werden. Weiterhin gilt die Regel: je flüssiger milchzuckerhaltige Speisen
sind, desto schneller zeigen sich Beschwerden. Man entwickelt bald ein Gefühl
für die zeitlichen Zusammenhänge. Stellt sich heraus, dass
Blähungen, Bauchschmerzen oder sogar Durchfall grundsätzlich in
einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Genuss von laktosehaltigen Nahrungsmitteln,
Getränken oder auch Medikamenten stehen, ist die Diagnose klar. Verfestigt
werden kann dieser Verdacht jetzt noch mit einer Eliminations-Diät.
Als Hilfestellung können Sie sich hier ein
Formular für ein Verzehrtagebuch
downloaden und ausdrucken, in dem Sie Ihre Eintragungen ganz einfach vornehmen können.
Eliminations-Diät und Provokationstest
Die Eliminations-Diät nimmt einen Zeitraum von mehreren Wochen in Anspruch.
Hierbei wird meistens mit einigen Fastentagen begonnen, bis man vollkommen
beschwerdefrei ist. Dann fängt man mit einem Lebensmittel an, das über
1-2 Tage verzehrt wird. Treten keine Beschwerden auf, kann man dieses und ein
weiteres Lebensmittel zu sich nehmen. Auf diese Weise steigert man die Anzahl
der Lebensmittel. Sobald Beschwerden auftreten, weiß man sicher, welches
Lebensmittel diese verursacht hat. So kann man die Auslöser für
Unverträglichkeiten und Allergien einkreisen. Bei bestimmten Verdachtsmomenten
kann man nach einer Enthaltsamkeits-Phase, bei der bewusst auf das verdächtige
Lebensmittel verzichtet wird, einen speziellen Provokationstest durchführen,
also hier der gezielte Verzehr von Milch und Milchprodukten bzw. all den
Nahrungsmitteln, die im Tagebuch als Beschwerdeverursacher in Erscheinung
getreten sind. Treten unter dieser Provokation die Beschwerden wieder auf,
gibt es keinen Zweifel mehr an der Ursache.
H2-Atemtest
Beim H
2-Atemtest (Wasserstoff-Atemprüfung) wird nach der Einnahme von
einer bestimmten Menge Laktose der Wasserstoffgehalt des Atems gemessen.
Wenn bei laktoseintoleranten Menschen durch das Fehlen oder den Mangel von
Laktase die Laktose unaufgespalten in den Dickdarm gelangt, zersetzen die
dort angesiedelten Bakterien den Milchzucker unter anderem zu Wasserstoff.
Dieses Gas gelangt über die Darmschleimhaut und das Blut in die Lungen
und wird dort abgeatmet. Wird also im Atem ein erhöhter Wasserstoffgehalt
festgestellt, ist die Diagnose Laktose-Intoleranz so gut wie sichergestellt.
Beim H
2-Atemtest, der in Kliniken oder speziell ausgerüsteten
Arztpraxen durchgeführt wird, wird auf nüchternen Magen
die erste Wasserstoffkonzentration im Atem
als Referenzwert gemessen. Dieser Referenz- oder Nüchernwert sollte 20ppm
(besser 10) nicht überschreiten. Anderenfalls sollte der Test gar nicht erst
begonnen, sondern zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden. In diesem Falle
muss noch besser auf den vor dem Test liegenden Laktose-Verzehr geachtet werden.
Nach der Ermittlung des Referenzwertes müssen 50g in 250ml Wasser gelöste
Laktose getrunken werden (bei Kindern 2g je kg Körpergewicht, jedoch nicht mehr als 50g).
Sie brauchen keine Angst zu haben, das Personal kennt die Probleme, eine
Toilette ist in greifbarer Nähe! Im Abstand von jeweils 30 Minuten
werden dann mindestens 4 (besser 6) weitere Tests der Wasserstoffkonzentration vorgenommen. Aus dem
Anstieg des Gehaltes von Wasserstoff in der Atemluft und der Protokollierung
und Bewertung der Beschwerden – wann und wie heftig treten Blähungen,
Durchfall etc. auf – kann das Ergebnis zweifelsfrei ausgelegt werden.
Es gibt auch Praxen, die statt 50g nur 25g Laktose verabreichen, um die
Belastung möglichst gering zu halten (z.B. der auf Atemtests spezialisierte
Dr. Maximilian Ledochowski). Hier sind dann die moderater ausfallenden Werte
zu beachten.
Fehlinterpretationen gibt es in seltenen Fällen nur, wenn entweder
durch eine Besiedelung mit »falschen« Bakterien Wasserstoff produziert wird,
obwohl die Darmschleimhaut Laktase bilden kann. Andererseits kann das Ergebnis
bei einem geringen Prozentsatz der Bevölkerung auch verfälscht werden,
wenn der Darm mit Bakterien besiedelt ist, die gar keinen Wasserstoff produzieren
können. Dann zeigt sich im Atemtest kein Wasserstoff, obwohl keine Laktase
zum Abbau der Laktose im Darm bereitsteht. Diese so genannten »non H
2
responder« entlarvt ein zusätzlicher Atemtest mit Laktulose für
Non-Responder.
Diese Sonderfälle sind selten. Hier können jedoch zusätzlich
die auftretenden Durchfälle und Blähungen zur Auswertung herangezogen
werden. In diesem Falle wird man einen weiteren Diagnose-Sicherungstest empfehlen,
beispielsweise den
Bluttest.
Der H
2-Atemtest darf nicht nach Antibiotika-Therapien oder Darmspiegelungen
durchgeführt werden, da diese die Darmflora beeinflussen und deshalb
ebenfalls das Ergebnis beeinträchtigen. Hier ist eine Wartefrist von
etwa 4 Wochen einzuhalten.
Der H
2-Atemtest eignet mit den entsprechenden Testlösungen auch
zur sicheren Diagnose einer Fruktose- bzw. Sorbit-Intoleranz. Hierbei werden
statt der 50g in Wasser gelösten Laktose entweder 25g Fruktose bzw. 10g
Sorbit in Wasser gelöst und getrunken. Die
Interpretation der Messergebnisse
ist mit der beim Laktose-Test identisch.
Wichtiger Hinweis:
Einige Ärzte
bzw. ihre Mitarbeiter(innen) sind bei der Anwendung der Atemtests nicht
sehr geübt, weil sie diese Tests nur selten durchführen. So verabreichen
sie manchmal bei den verschiedenen Atemtests nicht die jeweils
vorgeschriebene Menge der Testsubstanzen. Dies kann das Untersuchungsergebnis
entscheidend beeinträchtigen: Gibt man beispielsweise beim Atemtest zur Diagnose
einer Fruktose-Intoleranz 50g statt der vorgeschriebenen 25g in Wasser gelösten Fruchtzucker
(weil diese Menge ja auch beim Laktose-Atemtest gegeben wird), so wird fast jeder
Kandidat mit einer erhöhten Wasserstoffkonzentration im Atem reagieren.
Die für die Verarbeitung der Fruktose im Dünndarm zur Verfügung
stehenden Transportproteine sind auch bei Menschen ohne Unverträglichkeit
begrenzt, und unverarbeitete Fruktose gelangt bei einem Überangebot immer
in den Dickdarm, wo sie von den wasserstoffproduzierenden Bakterien verstoffwechselt
wird. Eine Fehldiagnose ist die unweigerliche Folge, ebenso, wie wenn Sie eine
zu große Menge Sorbitlösung einnehmen. Bitte lassen Sie sich vom
Praxispersonal bestätigen, wieviel der Testsubstanz Sie einnehmen sollen,
um Fehldiagnosen mit all ihren negativen Begleiterscheinungen zu vermeiden. Ggf.
stehe ich Ihnen im Rahmen einer Beratung gerne zur Verfügung.
Häufig gestellte Frage
Immer
wieder werde ich gefragt, ob man in der Wartezeit bis zum H
2-Atemtest
unverändert Laktose verzehren sollte oder schon auf den Milchzucker verzichten darf,
um eine eventuelle Besserung der Beschwerden herbeizuführen.
Es ist in Bezug auf das Testergebnis fast gänzlich unerheblich, ob und in
welcher Menge Sie in diesem Zeitraum Laktose verzehren, da vor dem Test ein
Nüchtern-Referenzwert ermittelt wird, auf dessen Basis die weiteren Werte
eingeordnet werden. Ist der Nüchtern-Wert aufgrund zuvor verzehrter Laktose
hoch, so bewegt sich die ermittelte Kurve insgesamt auf einem höheren Niveau,
als wenn Sie zuvor keinen Milchzucker gegessen hätten. Aber der Anstieg (oder
der ausbleibende Anstieg) bleibt derselbe. Und nur dieser wird zur Diagnose herangezogen.
Einzig die Tatsache, dass durch einen dauerhaften Laktose-Verzehr bei bestehender
Laktose-Intoleranz die Darmflora geschädigt wird, kann einen kleinen Einfluss
auf die Messergebnisse haben, denn eine gesündere Darmflora, die mehr
Milchsäurebakterien enthält, kann geringe Mengen Laktose abbauen.
Da jedoch die Darmflora im Laufe des bisherigen Leidensweges, aufgrund dessen
man den Test durchführen lässt, ohnehin meist schon größeren
Schaden genommen hat, beeinflusst eine leichte Verbesserung der Bakterienzusammensetzung
in der Wartezeit ein Testergebnis keinesfalls in dem Maße, dass eine Fehldiagnose
gestellt würde.
Deshalb empfehle ich auf jeden Fall, sobald wie möglich – d.h. auch schon
in der Wartezeit – auf Laktose zu verzichten, um der Darmflora und auch
der Darmschleimhaut die Gelegenheit zur Regeneration zu geben.
Interpretation der Messergebnisse
Kein oder nur ein geringer Anstieg des Wasserstoff-Gehaltes im Atem:
a) Es liegt keine Intoleranz gegenüber dem getesteten Stoff vor.
b)
Non-Responder
Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird bis ca. 60 Minuten erreicht
und fällt danach wieder ab:
Die Testsubstanz ist nicht bis zum Dickdarm gelangt. Im Dünndarm hingegen
besteht eine Besiedelung mit Bakterien, die die getestete Zuckerart verstoffwechseln
(Dünndarmfehlbesiedelung). Dieser Fall kann mit einem
Wasserstoff-Atemtest
mit Glukose-Testlösung gesichert werden.
Die höchste Wasserstoff-Konzentration wird im Zeitraum von 60 bis 120 Minuten erreicht:
Es liegt eine Intoleranz gegenüber der Testsubstanz vor.
Je eine Spitze der Anstiegskurven in der ersten und in der zweiten Stunde
nach dem Trinken der Testlösung:
Es liegt sowohl eine Dünndarmfehlbesiedelung (Anstieg innerhalb der ersten Stunde)
als auch eine Intoleranz gegenüber der Testsubstanz vor (Anstieg innerhalb der zweiten Stunde).
Non-Responder-Atemtest
Der Wasserstoff-Atemtest oder H
2-Atemtest wird mit 50g Laktose-,
25 g Fruktose- bzw. 10g Sorbit (in Wasser gelöst) durchgeführt, um
eine entsprechende Unverträglichkeit festzustellen oder auszuschließen.
Besteht eine Unverträglichkeit, so gelangt der Stoff, der sonst mit den
entsprechenden Enzymen oder Transportproteinen im Dünndarm verarbeitet
und über die Schleimhaut aufgenommen würde, unverarbeitet in den Dickdarm.
Dort wird er von den Dickdarmbakterien verstoffwechselt. Die üblicherweise
in der Darmflora enthaltenen Darmbakterien sondern dabei Wasserstoff ab, der
über das Blut in die Atemluft gelangt und dort als Wasserstoff-Anstieg
gemessen werden kann.
Bei manchen Menschen gibt es trotz einer vorliegenden Intoleranz keinen messbaren
Wasserstoff-Anstieg – sie sind sogenannte Non-Responder. Der Grund ist
eine Besiedelung der Darmflora mit Bakterien, die keinen Wasserstoff produzieren
können, wenn sie Zucker verdauen. Ein Wasserstoff-Atemtest mit Laktose-,
Fruktose- bzw. Sorbitlösung würde hier also auf jeden Fall negativ
ausfallen, auch wenn eine Intoleranz vorliegt.
Wird beim H
2-Atemtest mit Laktose, Fruktose oder Sorbit kein oder
ein nur sehr geringer Wasserstoff-Anstieg gemessen, obwohl aufgrund von typischen
Beschwerden eine Unverträglichkeit vermutet wird, so kann mit Laktulose
(Lactulose) zuverlässig getestet werden, ob der Grund eine Fehlbesiedelung
des Darmes ist.
Steigt nach dem Trinken der Testlösung mit 10g Laktulose der Wasserstoffgehalt
im Atem an, so liegt keine Fehlbesiedelung vor – diese Menschen sind Responder:
Es existieren wasserstoffproduzierende Darmbakterien. In den ersten 30-120 Minuten
nach dem Trinken der Testlösung zeigt sich ein meist deutlich höherer
Anstieg des Wasserstoffgehaltes als 20ppm (parts per million) im Vergleich zum
Nüchternwert.
Steigt nach dem Trinken der Laktulose-Testlösung der Wasserstoffgehalt
im Atem nicht oder nur sehr gering an, so liegt eine Fehlbesiedelung vor. Es existieren keine
oder nur sehr wenige wasserstoffproduzierenden Darmbakterien. Diese Menschen sind sogenannte Non-Responder.
Bei einer Fehlbesiedelung liegt der Nüchternwert meist um 0 und nach dem
Trinken der Testlösung zeigt sich ein meist deutlich geringerer Anstieg als 20ppm im Vergleich
zum Nüchternwert.
Fällt bei Menschen mit einer korrekten Bakterienbesiedelung (Respondern)
ein Test mit Laktose-, Fruktose- bzw. Sorbitlösung negativ aus, liegt keine
Intoleranz vor und die Ursachen für vorhandene Beschwerden müssen
woanders gesucht werden.
Hintergrund-Informationen zur Laktulose:
Laktulose wird mit hohen Temperaturen aus Milchzucker künstlich erzeugt.
Sie ist ein Zweifachzucker (Disaccharid), der aus je einem Baustein Galaktose
und Fruktose hergestellt wird. Laktulose kommt in der Natur nicht vor. Deshalb
gibt es auch kein zugehöriges Enzym, das diesen Zweifachzucker in seine
Bestandteile aufspalten könnte. Laktulose kann deshalb im Dünndarm
des menschlichen Verdauungssystems nicht verwertet werden – unabhängig,
ob eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit vorliegt oder nicht. Laktulose
gelangt grundsätzlich in den Dickdarm, wo sie zum einen Wasser bindet und
den Stuhl je nach Dosis breiig bis dünnflüssig macht. Diese Eigenschaft
der Laktulose wird genutzt und der Stoff von der Pharmaindustrie als Abführmittel
(Laxanz) vermarktet.
Darüber hinaus wird Laktulose von den Darmbakterien verstoffwechselt. Dabei
entstehen – wie bei Verzehr von Laktose bei Laktose-Intoleranz – Säuren
und Gase, die zu Beschwerden führen und die die Darmperistaltik anregen.
Neben dem Einsatz als Abführmittel wird Laktulose – wie oben beschrieben –
als Testlösung genutzt, um eine eventuelle Fehlbesiedelung des Darmes mit
nicht wasserstoffproduzierenden Bakterien feststellen zu können.
Übrigens: Da auch ultrahocherhitze Milch bei der Haltbarmachung mit hohen
Temperaturen behandelt werden, enthält auch H-Milch geringe Mengen
Laktulose – neben den unverträglichen Bestandteilen der Milch kann
sich insbesondere für laktoseintolerante Menschen die abführende
Laktulose nachteilig auf die Verdauung auswirken.
Wasserstoff-Atemtest mit Glukose
zur Diagnose oder zum Ausschluss einer Dünndarmfehlbesiedelung (DDFB)
Der Wasserstoff-Atemtest wird zur Diagnose bzw. zum Ausschluss einer Dünndarmfehlbesiedelung
durchgeführt. Bei der Besiedelung des Dünndarmes mit »normalen«,
Bakterienarten wird Glukose komplett über die Dünndarm-Schleimhaut aufgenommen.
Besteht eine Dünndarmfehlbesiedelung, also eine Besiedelung mit wasserstoffproduzierenden
Bakterienarten im Dünndarm, so steigt der Wasserstoffgehalt beim Glukose-Test
stark an.
Der Glukose-Atemtest, bei dem 50g in Wasser gelöste Glukosegetrunken werden,
wird durchgeführt, wenn bei Laktose-, Fruktose- oder Sorbit-Atemtests der
stärkste Anstieg der Kurve bereits nach 30 bis 60 Minuten auftritt.
Um bei Verdacht auf eine Dünndarmfehlbesiedelung
und eine Kohlenhydrat-Unverträglichkeit
zu vermeiden, dass die Darmflora mit mehreren Testsubstanzen belastet
wird, können bei einem Test mit Laktose, Fruktose oder Sorbit sehr viel engmaschiger
Proben entnommen werden, d.h. in
10-Minuten-Abständen und dies vor allem auch
bereits in der ersten halben Stunde. Ist bei diesen ersten Proben bereits ein
deutlicher Anstieg zu erkennen, ist dies ein Hinweis auf eine Fehlbesiedelung
des Dünndarms. Bitten Sie Ihren Arzt bereits bei der Terminvereinbarung, dass
ein Test ggf. in dieser Weise durchgeführt wird.
Wichtiger Hinweis zu allen Atemtests:
Selbstverständlich können Tests mit den verschiedenen Lösungen
(Laktose, Fruktose, Sorbit, bzw. Laktulose oder Glukose) nicht ohne eine
Zwischenzeit von etwa 2 Wochen
durchgeführt werden! Zuckerreste der jeweiligen Testlösung müssen komplett
verarbeitet bzw. ausgeschieden worden sein, und Darm und Darmflora müssen
sich von der erneuten Belastung erholen.
Bluttest
Wie beim Atemtest müssen beim Laktose-Belastungstest nach Abnahme des
Referenz-Blutzuckerwertes auf nüchternen Magen 50g in 250 ml Wasser gelöste
Laktose getrunken werden. Danach werden in 30minütigen Abständen 6
Blutproben genommen. Achten Sie bitte darauf, dass der Arzt die Blutproben aus
der Armbeuge entnimmt – die Messungen aus Kapillarblut aus der Fingerspitze
sind zu ungenau. Wenn der Milchzucker bei einem
vorliegenden Laktasemangel nicht in Glukose und Galaktose aufgespalten wird,
geht kein Zucker in das Blut über. Der Mehrfachzucker Laktose ist zu
groß, um die Darmschleimhaut passieren zu können, dies können
nur die kleineren Einfachzucker-Moleküle Glukose und Galaktose. Fehlt
die Aufspaltung, kann kein oder nur ein geringer Anstieg des Blutzuckers
gemessen werden. Beträgt der Anstieg weniger als 20 ml/dl Blut, kann von
einem Laktasemangel ausgegangen werden. Die Diagnose Laktose-Intoleranz ist
gesichert.
Der Vorteil des Bluttestes gegenüber dem Atemtest ist, dass er von jeder
Praxis durchführbar ist und dass er wesentlich weniger Geld kostet.
Gentest
Beim Gentest, der seit kurzem auch freiverkäuflich in Apotheken angeboten
wird, wird mit einem Wattestäbchen ein Schleimhautabstrich der Mundschleimhaut
entnommen. Das Erbmaterial der so erhaltenen Zellen wird in einem Labor untersucht.
Auf diese Weise kann festgestellt werden, ob eine genetische Veranlagung für Laktose-Intoleranz
(primäre Laktose-Intoleranz) vorliegt oder nicht. Somit kann der Test zum einen
eine absolut sichere Aussage über die Veranlagung zur primären Laktose-Intoleranz
machen und zum anderen ist dieser Test vollkommen belastungsfrei für den
Patienten, denn es muss keine Testlösung wie beim
H2-Atemtest
getrunken werden, die meist mit Blähungen und Durchfällen vorübergehend
unangenehme Folgen nach sich zieht.
Keine Aussage kann der Gentest jedoch darüber erteilen, ob die Laktose-Intoleranz
bereits ausgebrochen ist und wie weit die Laktase-Produktion bereits herunter
gefahren wurde. Ebenfalls keine Aussagekraft hat der Test bei sekundärer
(erworbener) Laktose-Intoleranz, denn hier liegt keine genetische Veranlagung vor,
die mit diesem Test ermittelt werden könnte.
Da der Test selbst bezahlt werden muss (der Apotheken-Test kostet rund 70 Euro)
und nur begrenzt verwendbare
Befunde liefern kann, empfiehlt sich der H
2-Atemtest immer noch als
aussagekräftigster Test bei Laktose-Intoleranz.
Dünndarmschleimhaut-Biopsie
Zur Diagnose der Laktose-Intoleranz kann eine Gewebeprobe herangezogen werden,
die mithilfe einer Biopsie aus der Dünndarmschleimhaut entnommen wird.
Da die Laktase in den Zellen der Dünndarmschleimhaut gebildet wird, kann
eine Probe, die während einer Darmspiegelung entnommen wird, begutachtet
werden. Unter dem Mikroskop kann der Spezialist erkennen, ob und in welchem
Maße noch Laktase gebildet wird.
Es gibt jedoch zwei Gründe, warum diese Untersuchungsmethode allein zur
Diagnostik einer Laktose-Intoleranz nicht herangezogen wird:
Zum einen ist es nicht möglich, mit einer Darmspiegelung den gesamten
Dünndarm zu erfassen: Lediglich der obere Teil (bis in den Zwölffingerdarm)
kann im Zuge einer Magenspiegelung erfasst werden. Der untere Teil des
Dünndarms kann bei einer Spiegelung des Dickdarms miterfasst werden.
Der große Hauptteil des Dünndarmes kann von oben oder von unten
nicht mit Sehgeräten und auch nicht mit Werkzeugen zur Probenentnahme
erreicht werden. Es ist zwar heute technisch möglich, mit einer winzigen
Kamera, die wie eine Kapsel geschluckt wird, Bilder des Dünndarmes zu
erfassen, eine Biopsie ist jedoch damit (noch) nicht möglich.
Somit können zwar aus den oberen und unteren Dünndarmabschnitten
Gewebeproben entnommen und untersucht werden, welche Laktase-Aktivität
jedoch im restlichen Dünndarm stattfindet, kann so nicht ermittelt werden.
Zum anderen sind Magen- und Darmspiegelungen eine aufwändige, teure und
vor allem auch für den Patienten sehr belastende Diagnose-Methode. Demzufolge
wird kein verantwortungsvoller Arzt allein zur Feststellung oder zum Ausschluss
einer Laktose-Intoleranz eine Dünndarmschleimhaut-Biopsie durchführen,
da es hier andere Methoden gibt, die die gleiche Aussagekraft haben wie der
Wasserstoff-Atemtest oder der Bluttest (siehe oben).
Sollte diese Untersuchungsform jedoch aus anderen Gründen – beispielsweise
zur Abklärung einer Zöliakie oder anderer entzündlicher Darmerkrankungen,
die häufiger mit einer Laktose-Intoleranz einhergehen – durchgeführt
werden, so ist es sinnvoll, bei einem Verdacht hier eine Probe entnehmen und
untersuchen zu lassen.
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Was ist Laktose-Intoleranz?
»Behandlung« der Laktose-Intoleranz
Informationen über Milch
Informationen zu Laktase-Präparaten
Fragen und Antworten zur Diagnose einer Laktose-Intoleranz
Empfehlenswerte Literatur:
Das Laktose-Intoleranz Buch
Kurz und klar: Milchzucker-Unverträglichkeit
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